Persönliche Gebetsspaziergänge
Aus Biblische Bücher und Predigten
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Aktuelle Version vom 16. Mai 2016, 02:14 Uhr
Jesus sagte uns: „Wenn du beten willst, geh in dein Zimmer, schließ die Tür, und dann bete zu deinem Vater, der auch im Verborgenen gegenwärtig ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dich belohnen.“ (Matthäus 6,6).
Er sagte dies als Schlussfolgerung um zu vermeiden, dass man angeberisch und „wie die Pharisäer“ ist, wenn man betet (Matthäus 6,5). Dieser Vers gilt seitdem als ein Grundsatz, dass man ungestört hinter verschlossener Tür beten soll. Das ist keine schlechte Idee. Sie hat 2000 Jahre lang funktioniert. Doch heutzutage nicht mehr ganz so wie früher.
2000 Jahre lang war der privateste und ungestörteste Ort hinter einer geschlossenen Tür. Heutzutage ist jedoch der Lärm nach drinnen umgezogen. Wenn unsere Computer und Geräte griffbereit in der Nähe sind, ist es der schlechteste Platz um zu versuchen zu beten. Den Times Square entlang zu laufen ist weniger ablenkend als alleine in einem Raum voll technischer Geräte zu sitzen.
Dieser Verlust des persönlichen Gebets wirkt sich auf die Gemeinde aus.
Das christliche Gebetsleben
Man sagt: wenn du einen Pastor demütigen willst, frage ihn nach seinem Gebetsleben. Die traurige Wahrheit ist, dass die meisten Christen, sogar Pastoren, mehr Zeit mit dem Lesen von Artikeln, dem Schauen von Sportsendungen oder dem Spielen von Spielen auf ihren Smartphones verbringen als mit Beten.
Wenn ich mein Gebetsleben mit dem von geistlichen Größen vergleiche, frage ich mich manchmal, ob ich tatsächlich den gleichen Gott kenne.
Die Evangelien sind voll von Berichten von Jesus’ immensem Gebetsleben. Paulus’ Gebetsleben durchdringt jeden Teil seiner Briefe. Jakobus, die bedeutendste Säule der frühen Gemeinde, wurde „der Mann mit Kamelknien“ genannt wegen des Preises, den sein unaufhörliches Gebetsleben die Haut seiner Knie zahlen ließ.
Die Schriften von Ignatius, Polykarp und Irenäus sind in Gebet gebadet. Man fragt sich, ob Augustinus oder Thomas von Aquin jemals aufhörten zu beten. Luther betete drei Stunden am Tag. Calvin betete 5 Mal am Tag an dafür reservierten Zeiten. Georg Müller betete zwei bis drei Stunden pro Tag und schrieb mehr als 50000 beantwortete Gebete in seinem Tagebuch nieder. Damit er nicht abgelenkt wurde, wachte Hudson Taylor mitten in der Nacht auf um von 2 bis 4 Uhr morgens zu beten!
Wenn Beten ein Kampf ist
Ich kämpfe um sieben Minuten lang an meinem Arbeitsplatz zu beten. Ich muss mir einen Kurzzeitwecker stellen, und wenn ich mein Telefon nicht auf „nicht stören“ stelle, brauche ich viel Glück, damit es nicht klingelt. Ich muss meinen Computer in den Ruhezustand schalten, um zu vermeiden, dass ich nicht nach der ersten Frage, die mir in den Sinn kommt, google. Oh, ich habe das Tablet vergessen. Es sieht so aus, als ob mein Freund den Tag in Chicago verbringt. Ich sollte ihm schreiben und ihm mein Lieblingscafé empfehlen. Halt. „Nicht stören“ an. Ich tue, was Jesus sagte, oder? Ich schließe meine Tür, und dann versuche ich – vergeblich – alle digitalen Türen zu schließen, die mein Gehirn entführen wollen. Warum ist es so hart?
Die Zeiten ändern sich
Verstehen Sie – acht stundenlang verbringe ich mit der Maschine und springe von einer Aufgabe zur nächsten, unaufhörlich angekoppelt an die Geräte vor mir. Tag um Tag, Jahr um Jahr. Wie kann ich dann erwarten, am gleichen Ort zu sitzen und alles auszuschalten, nachdem ich so darauf konditioniert bin? Ich kann es nicht. Ich muss meine Umgebung ändern.
Das Problem ist: während im ersten Jahrhundert der Raum hinter der geschlossenen Tür privat war, ist er in unserem modernen Zeitalter oft der Ort, der uns am meisten vom Beten ablenkt.
Im ersten Jahrhundert verbrachten die Menschen viel Zeit draußen, wenn sie nicht gerade schliefen. Draußen war man mit Ablenkungen konfrontiert. Man sah die Menschen, die man sein ganzes Leben lang schon gekannt hatte. Man sah den Markt – das Zentrum des antiken bürgerlichen Lebens. Aber wenn man heute in eine Großstadt, einen Vorort oder eine kleine Stadt rausgeht, findet man wahrscheinlich sozusagen niemand, der dort herumspaziert. Wenn man jemanden sieht, ist es sehr wahrscheinlich, dass man ihn nicht kennt.
Warum also nicht draußen beten? Machen Sie einen Gebetsspaziergang. Ja, sogar wenn es Winter ist und man im Norden wohnt. Wie die Norweger sagen: es gibt nicht so etwas wie schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Bekleidung.
Gleiche Botschaft, andere Mittel
Draußen ist man alleine, aber hinter geschlossenen Türen werden die Geräte einen bis zum Gehtnichtmehr mit konstanten Meldungen beschäftigen und das Gehirn von einem Moment zum andern in Anspruch nehmen, bis man weder gebetet noch die Zeit genossen hat, die man abgelenkt verbracht hat.
Bete ohne Ablenkung. Die Botschaft ist die gleiche, aber die Verhältnisse haben sich geändert. Eine der besten Wege im 21.Jahrhundert die Tür zu schließen ist, die Tür zu öffnen und das Haus zu verlassen und sich auf einen Gebetsspaziergang zu begeben. Das ist das Gegenteil zu sich in einem Raum einzuschließen, aber es erfüllt den gleichen Zweck in unserem Zeitalter.
Lassen Sie ihr Smartphone/Handy zu Hause, oder stellen Sie es in Ihrer Tasche auf „nicht stören“. Fangen Sie klein an und bald werden Sie es als lohnend empfinden, 20 oder 30 Minuten spazieren zu gehen während sie beten. Vielleicht werden Sie eine Gemeinschaft mit Gott erleben, wie Sie schon Jahre lang nicht mehr hatten. Sie werden annähernd nicht so abgelenkt sein. Die frische Luft und die Bewegung werden Ihnen auch gut tun. Außerdem wird Ihr Gehirn vom Lärm abschalten.