König aller Könige
Aus Biblische Bücher und Predigten
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Das Lukasevangelium endet mit einer überraschenden Feststellung: “50 Er führte sie aber hinaus bis gegen Betanien und hob seine Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel. 52 Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; 53 und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Kapitel 24, 50-53) | Das Lukasevangelium endet mit einer überraschenden Feststellung: “50 Er führte sie aber hinaus bis gegen Betanien und hob seine Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel. 52 Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; 53 und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Kapitel 24, 50-53) |
Aktuelle Version vom 28. Januar 2010, 18:38 Uhr
Von R.C. Sproul
Über Jesus Christus
Teil der Article-Serie
Übersetzung von Ingeborg Gowans
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Das Lukasevangelium endet mit einer überraschenden Feststellung: “50 Er führte sie aber hinaus bis gegen Betanien und hob seine Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel. 52 Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; 53 und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Kapitel 24, 50-53)
Das Erstaunliche an dieser Aussage besteht in der Antwort Seiner Jünger, als Lukas über das Wegscheiden Jesu von dieser Welt berichtet: sie kehrten nach Jersusalem „mit großer Freude“ zurück. Was würde beim Wegscheiden Jesu von dieser Welt bei ihnen solch eine freudige Erregung auslösen? Es ist umso erstaunlicher, wenn wir bedenken, wie die Jünger reagierten, als ihnen Jesus zuvor Sein bevorstehendes Abscheiden ankündigte. Diese Nachricht, dass ihr Herr vor ihren Augen verschwinden würde, hatte sie in ihrem Geist zutiefst betrübt. Es scheint also, als ob es nichts Traurigeres geben könnte als dass ihr Herr von ihrer Gegenwart scheiden würde. Und doch wurde diese Traurigkeit in ganz kurzer Zeit in unbeschreibliche Freude verwandelt.
Wir müssen uns [nun] fragen, was denn diese radikale Veränderung der Gefühle in den Herzen der Jünger Jesu hervorgerufen hat. Diese Antwort findet sich in klarer Form im Neuen Testament. In dem Zeitraum zwischen Jesu Ankündigung Seiner Himmelfahrt und dem tatsächlichen Geschehen haben die Jünger zwei Dinge begriffen. Zunächst einmal verstanden sie, warum Jesus gehen mußte. Zum zweiten begriffen sie, wohin Er ging. Jesus ging, nicht um sie allein und ohne jeden Trost zurück zu lassen, sondern Er stieg auf in den Himmel. Der Begriff der Himmelfahrt im Neuen Testament ist viel bedeutungsschwerer als in den Himmel aufzusteigen oder sogar in den himmlischen Orten seinen Sitz zu haben. Mit Seiner Himmelfahrt ging Jesus an einen ganz spezifischen Ort aus einem ganz spezifischen Grund.Er stieg in den Himmel auf, um sein Amt und Seine Krönung als König aller Könige und Herr aller Herrn anzutreten. Dieser Titel im Neuen Testament beschreibt Jesus in Seiner königlichen Rolle als „König aller Könige“ und ebenfalls den Titel “Herr aller Herrn“. Diese besondere literarische Formulierung beinhaltet mehr als Jesus’ Anerkennung in Seiner Autoritätsherrschaft, mit der Er über weniger wichtige Könige regiert. Es beinhaltet die Souveränität Jesu in Seiner Majestät als Alleinherrscher. Seine Position als König ist in dem höchsten Sinne von Königsherrschaft zu verstehen.
Im biblischem Verständnis ist es undenkbar, einen König ohne Königreich zu haben. Da Jesus in den Himmel aufgestiegen ist, um als König gekrönt zu werden, wird Ihm durch den Vater mit dieser Krönung auch ein Reich zugeteilt, über das Er regiert. Dieses Reich ist die ganze Schöpfung.
Es gibt heute in der modernen Theologie zwei schwerwiegende Irrtümer, was das biblische Konzept des Königreiches Gottes angeht. Der erste besteht darin, dass angenommen wird, das Königreich hätte sich schon vollzogen so dass es nun keine Manifestation mehr der Herrschaft Christi bedarf. Diese Auffassung könnte man als „über-verwirklichte“ Eschatologie (Lehre der letzten Dinge) bezeichnen.Die Verwirklichung der Erfüllung der Königsherrschaft bedeutet, dass es keine frohe Erwartung des Triumphes Christi geben kann. Der andere Irrtum, an dem viele Menschen festhalten, besteht darin, dass das Königreich Gottes ganz in der Zukunft liegt und in keiner Form auch schon heute existiert. Diese Auffassung ist dermaßen extrem in der Beziehung zur Zukunft, dass sogar Stellen aus dem Neuen Testament wie z.B. die Bergpredigt aus Matthäus 5-7 keinerlei Relevanz für die heutige Kirche hat, da sie in den Bereich des zu erwartenden Königreiches fällt, was noch nicht begonnen hat.
Beide Standpunkte verstossen gegen die klare Lehre des Neuen Testamentes, dass das Königreich Gottes in der Tat begonnen hat. Der König sitzt schon auf dem Thron. Er hat schon seine Vollmacht im Himmel und auf Erden inne. Das bedeutet, dass jetzt in diesem Moment alle Herrschaft über alle Königreiche dieser Welt und des gesamten Kosmos in den Händen Jesu Christi liegt. Es gibt nicht ein Fleckchen Erde, kein Symbol der Macht in dieser Welt, das Ihm nicht untersteht und gehört. In Paulus’ Philipperbrief, im 2. Kapitel, in der sogenannten Kenosis (Entäusserung Seiner Gottheit) wird uns gesagt, dass Jesus der Name gegeben ist, der über allen Namen steht. Der Name, der Ihm verliehen wurde, der sich über alle Titel erhebt, die je einer innehaben könnte, ist der Name, der für Gott bestimmt ist. Es ist Gottes Titel Adonai, was „Der Eine, der absolut souverän ist“, bedeutet. Es muss nochmals gesagt werden, dass sich dieser Titel auf die höchste Regierung, die dem Einen zukommt, der König der ganzen Welt ist, bezieht.
Die Übersetzung des Begriffs Adonai aus dem Alten Testament wird im Neuen Testament mit Herr wiedergegeben. Wenn Paulus sagt, dass in diesem Jesunamen einmal alle niederknien sollen und alle anbetend bekennen, dass Jesus Christus Herr ist – heißt das, dass Er der Alleinherrscher ist. Das war das erste Glaubensbekenntnis der Urkirche.
Danach versuchte Rom in törichter Weise und in heidnischer Tyrannei, dem Kaiserkult zu frönen, der von seinen Untertanen absolute Treue verlangte, und sie wurden dazu angehalten, kaisar kurios zu rezitieren – „Caesar ist Herr.“ Die Antwort der Christen dazu bestand darin, dass sie in jeder möglichen Form zivilen Gehorsam anstrebten, ihre Steuern bezahlten, den König ehrten, indem sie sich als vorbildliche Bürger zeigten; aber mit gutem Gewissen konnten sie sich nicht dazu bringen, dem Mandat zu folgen, Caesar als Herrn anzuerkennen. Ihre Antwort zu dem [gewünschten] Treueeid, kaisar kurios war in den Auswirkungen bedeutungsvoll und einfach im Ausdruck, Jesus ho kurios, Jesus ist Herr. Die Herrschaft Jesu ist nicht einfach eine Hoffnung der Christen, die irgendwann einmal Realität wird, sondern eine Wahrheit, die schon jetzt begonnen hat. Es ist die Aufgabe der Kirche, Zeugnis über das unsichtbare Königreich Christi abzulegen oder, wie Calvin es ausgedrückt hat, das unsichtbare Königreich Christi sichtbar zu machen. Wenn auch unsichtbar, so ist es trotzdem wahr.