Ganz aus Gnaden/Warum die Heiligen durchhalten
Aus Biblische Bücher und Predigten
Aktuelle Version vom 24. August 2009, 16:21 Uhr
Von Charles H. Spurgeon
Über Konversion
Kapitel 19 des Buches Ganz aus Gnaden
Übersetzung von Oncken Verlag/Helmut Pohl
Die Hoffnung, die Paulus für seine Brüder in Korinth hegte, ist, wie wir schon gesehen haben, ein Trost für solche, die befürchten, nicht durchhalten zu können. Aber worauf gründet sich die Annahme des Paulus, dass seine Brüder bis ans Ende festhalten werden? Paulus nennt seine Gründe ausdrücklich: „Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi“ (1. Korinther 1, 9). Der Apostel sagt nicht: „Ihr seid treu.“ Leider ist die Treue der Menschen wenig zuverlässig; man kann nicht darauf bauen. Paulus sagt auch nicht: „Ihr habt treue Prediger, die euch führen und leiten, und deshalb hoffe ich, dass ihr bewahrt werdet.“ Nein, wenn Menschen uns behüten, dann sind wir schlecht behütet. Paulus sagt vielmehr: „Gott ist getreu.“ Wenn wir treu erfunden werden, so deshalb, weil Gott treu ist. Das ganze Gewicht unseres Heiles ruht auf der Treue unseres Bundesgottes. Alles hängt ab von dieser herrlichen Eigenschaft Gottes. Wir sind veränderlich wie der Wind, so leicht zu zerstören wie ein Spinnengewebe und nachgiebig wie Wasser. Es ist kein Verlass auf unsere natürlichen Qualitäten oder auf unsere geistlichen Vorzüge; aber Gott bleibt treu. Er ist treu in seiner Liebe, er kennt keine Veränderung, nicht eine Andeutung des Schwankens. Er ist seinem Vorsatz treu, er beginnt kein Werk, das er dann unvollendet liegen lasst. Er ist in allen Verhältnissen treu; als der Vater wird er seine Kinder nicht verstoßen, als der Freund wird er seine Freunde nicht verleugnen, als der Schöpfer wird er das Werk seiner Hände nicht aufgeben. Er ist seinen Verheißungen treu und wird keine von ihnen auch nur an einem einzigen Gläubigen unerfüllt lassen. Er ist seinem Bunde treu, den er mit uns in Jesus Christus geschlossen und mit dem Blut seines Opfers bestätigt hat. Er ist seinem Sohn treu und wird nicht zulassen, dass sein kostbares Blut vergeblich geflossen ist. Er ist seinem Volk treu, dem er das ewige Leben verheißen hat und von dem er sich nicht abwenden wird. Die Treue und Zuverlässigkeit Gottes sind die Grundlage und der Eckstein für unsere Hoffnung auf Bewahrung bis zum Ende. Die Heiligen sollen aushalten in der Heiligkeit, weil Gott festhält an seiner Gnade. Gott hört nicht auf zu segnen, darum hören die Gläubigen nicht auf, gesegnet zu werden. Gott fährt fort, die Seinen zu bewahren, deshalb halten sie unermüdlich seine Gebote. Das ist ein gutes, solides Fundament, worauf man bauen kann. So lautet auch der Titel dieses kleinen Buches: „Ganz aus Gnaden.“ So sind es die freie Gnade und uneingeschränkte Barmherzigkeit, die im Morgenrot des Heils erklingen. Und dieselben frohmachenden Glocken ertönen während des ganzen Gnadentages. Alle Gründe für die Hoffnung, dass wir bis ans Ende festhalten und zuletzt unsträflich erfunden werden, finden sich allein in unserem Gott. Es sind zahlreiche Gründe. Sie liegen zunächst in dem, was Gott getan hat. Er ist so weit gegangen, uns zu segnen, so dass er nun nicht mehr zurück kann. Paulus erinnert uns daran, dass Gott uns „berufen hat zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus“ (1. Korinther 1, 9). Hat er uns einmal berufen, so kann die Berufung nicht mehr zurückgenommen werden, denn „Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen“ (Römer 11, 29). Der Herr nimmt eine einmal wirksam gewordene Berufung aus Gnaden niemals zurück. „Welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch herrlich gemacht“ (Römer 8, 30). Das ist eine feststehende Regel, an die Gott sich hält. Es gibt eine allgemeine Berufung nach den Worten: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ (Matthäus 20, 16). Aber die Berufung, an die wir jetzt denken, ist das Zeichen besonderer Liebe und führt notwendig zu dem Ziel, zu dem wir berufen sind. In einem solchen Fall ergeht es dem Berufenen wie dem Samen (den Kindern) Abrahams, von dem der Herr sagte: „Ich habe dich berufen von der Welt Ende her und sprach zu dir: Du sollst mein Knecht sein; denn ich erwähle dich und verwerfe dich nicht.“ Starke Gründe für unsere Bewahrung und zukünftige Herrlichkeit liegen in dem, was der Herr getan hat: Er hat uns zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus berufen. Das bedeutet Partnerschaft mit Jesus Christus, und ich bitte dich, sorgfältig zu überlegen, was das heißt. Wenn du tatsächlich berufen bist durch die göttliche Gnade, so bist du in die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus eingetreten und infolgedessen Miteigentümer in jeder Beziehung. Fortan bist du eins mit ihm in den Augen des Höchsten. Der Herr Jesus hat deine Sünden an seinem Leibe auf das Kreuz getragen, wo er um deinetwegen verflucht war, und zu gleicher Zeit ist er deine Gerechtigkeit geworden, so dass du in ihm gerechtfertigt bist. Du gehörst Christus, und Christus gehört dir. Wie Adam stellvertretend dasteht für alle seine Nachkommen, so tritt Jesus stellvertretend ein für alle, die in ihm sind. So wie Eheleute eins sind, so ist Jesus eins mit denen, die durch Glauben mit ihm vereinigt sind; eins geworden durch ein Ehebündnis, das niemals gebrochen werden kann. Mehr noch: Die Gläubigen sind Glieder des Leibes Christi und darum mit ihm eins durch eine liebevolle, lebendige und dauernde Verbindung. Gott hat uns zu dieser Verbindung, zu dieser Gemeinschaft und zu dieser Partnerschaft berufen. Damit hat er uns ein Zeichen und ein Pfand gegeben, dass wir bis ans Ende bewahrt werden sollen. Von Christus getrennt, waren wir arme, vergängliche Wesen, die bald dem Untergang preisgegeben sein würden. Aber eins mit Christus, sind wir seiner Natur teilhaftig geworden und angetan mit seinem unsterblichen Leben. Unser Schicksal ist mit dem unseres Herrn verknüpft, und solange er nicht vernichtet werden kann, können auch wir nicht umkommen. Denke häufig nach über die Partnerschaft mit dem Sohn Gottes, zu der du berufen bist; denn darauf beruht deine ganze Hoffnung! Du kannst niemals arm sein, solange Jesus reich ist, weil du derselben Firma angehörst. Du kannst keinen Mangel haben, weil du Partner dessen bist, der Himmel und Erde besitzt. Du kannst niemals zahlungsunfähig werden; denn ob auch der eine Teilhaber der Firma so arm ist wie einen Kirchenmaus und ein Bankrotteur, der nicht einmal 2 Prozent seiner Riesenschuld abzahlen kann, so ist doch der andere Teilhaber unvorstellbar und unerschöpflich reich. In solcher Partnerschaft bist du sicher vor Zeiten wirtschaftlicher Not, vor Wechselfällen des Lebens und vor dem Schrecken beim Ende aller Dinge. Der Herr, hat dich in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus berufen und dich dadurch an einen Ort gestellt, wo du sicher und geschützt bist. Wenn du wirklich ein Glaubender bist, so bist du eins mit Jesus und deshalb sicher. Siehst du nicht ein, dass daran kein Zweifel bestehen kann? Es kann gar nicht anders sein, als dass du bis ans Ende bewahrt wirst, wenn du wirklich durch eine unwiderrufliche Tat Gottes eins gemacht bist mit Jesus. Christus und der gläubige Sünder sind in demselben Boot; wenn Jesus nicht sinkt, wird der Gläubige niemals ertrinken. Jesus hat seine Erlösten so sehr mit sich verbunden, dass er selbst erst geschlagen, überwunden und entehrt werden muss, bevor der Geringste derer, die er sich erworben hat, Schaden nehmen kann. Er hat den Vorsitz in der Firma, und solange er seine Ehre nicht verliert, sind wir sicher vor dem Bankrott. Solange brauchen wir nichts zu fürchten. So wollen wir nun, für immer mit Jesus verbunden, mit großer Zuversicht der unbekannten Zukunft entgegengehen. Wenn die Menschen dieser Welt fragen sollten: „Wer ist die, die heraufsteigt von der Wüste und lehnt sich auf ihren Freund?“ (Hoheslied 8, 5), so wollen wir freudig bekennen, dass wir uns an Jesus lehnen und dass wir es immer stärker tun wollen. Unser treuer Gott ist eine unversiegbare Quelle der Freude, und unsere Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes ist ein wasserreicher Strom der Freude. Wir können nicht den Mut sinken lassen, wenn wir all diese herrlichen Dinge kennen; nein, wir stimmen mit dem Apostel ein: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn?“ (vgl. Römer 8, 35. 39).