Der Botschafter
Aus Biblische Bücher und Predigten
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Aktuelle Version vom 1. Dezember 2014, 13:09 Uhr
Von R.C. Sproul
Über The Bible
Teil der Article-Serie
Übersetzung von Dominique Lottes
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Das allgegenwärtige Logo, welches die Schaufenster beinahe aller Blumengeschäfte in den USA ziert, weist auf den Service FTD (Floral Telegraph Delivery) hin. Dieses Logo zeigt eine antike Gottheit, die von den Römern Merkur, und von den Griechen Hermes genannt wurde. Die Darstellung von Merkur (oder Hermes) zeigt diesen mit Flügeln an seinem Helm und seinen Füßen. Er benötigte diese Flügel, um eine übermenschliche Geschwindigkeit zu erreichen. Der Gott benötigte diese Fähigkeit, um als "Götterbote" zu fungieren.
Der Begriff der Hermeneutik entstammt der selben Wurzel, wie der Name des griechischen Gottes Merkur oder Hermes. Die Wurzel des Wortes beinhaltet die Bedeutung "Überbringung einer Nachricht". Beim Lesen der Bibel, stoßen wir nicht auf die Weisheit des Zeus oder des Jupiters - wir stoßen auf die Weisheit des Allmächtigen. Die Bibel repräsentiert das Wort oder die "Botschaft" Gottes. Es ist die Botschaft Gottes, da sie aus ihm entstammt. Das orthodoxe Christentum bestätigt die Unfehlbarkeit der göttlichen Botschaft und die Inspiration der menschlichen Autoren, die Gott als Medium für seine Botschaft nutzte. Die Propheten und Aposteln waren nicht die Erschaffer der Botschaft. Sie waren viel mehr die Überbringer der Botschaft, oder Gottes auserwählte Botschafter. (Es ist nur ironisch, dass der Apostel Paulus selbst, mit dem Götterboten Hermes verwechselt wurde).
Das Problem der Interpretation und Auslegung der Bibel ist folgendes; Obwohl die Botschaft an sich unfehlbar ist und die Überbringer beseelt von göttlicher Inspiration waren, sind die Empfänger der Botschaft weder unfehlbar noch inspiriert (außer man glaubt an die Unfehlbarkeit der Kirche, was das Problem nur einen Schritt herauszögen würde). Früher oder später erreicht uns die Botschaft und es kann passieren, dass wir diese oder auch die Botschafter falsch verstehen.
Aus diesem Grund haben wir die Hermeneutik. Diese soll uns helfen die richtige Interpretation der Bibel zu finden. Merkt auf, denn ich sagte, die richtige Interpretation und nicht eine Interpretation. Ich verwende den bestimmten Artikel, nicht den Unbestimmten. Meine Vermutung ist, dass es nur eine wahre Bedeutung gibt, obwohl tausende Auslegungen für einen Text existieren können. Wir behaupten diese Tatsache, weil wir nicht daran glauben, dass die Bibel eine Wachsfigur ist, welche nach Belieben geformt werden kann.
Die klassische Hermeneutik sucht nach der objektiven Bedeutung eines Textes bevor dieser an dem subjektiven Leser weitergegeben wird. In den letzten Jahrzehnten wurde das Thema der objektiven Bedeutung zu einem wichtigen Bestandteil der Diskussion unter Bibelgelehrten. Im Moment herrscht ein hermeneutischer Krieg über diesen Punkt. Rudolf Bultman, argumentierte, dass die Erkenntnis der objektiven Bedeutung der Bibel nicht nur unmöglich sein, sondern auch nicht erstrebenswert. Die Einflüsse existenzieller und subjektiver Philosophie trennten den „Körper“ der Schrift und brachten diesen an einen uns unbekannten Ort.
Die Reformation konzentrierte sich auf die Suche nach dem wörtlichen Sinn der Bibel. Diese Suche wird oft fehlinterpretiert. Mit der Aussage sensus literalis (wörtliche Bedeutung) meinte Luther, dass die Bibel als Literatur verstanden und interpretiert werden sollte. Es ist eine niedergeschriebene Botschaft, die auf viele literarische Formen und Mittel zugreift. Die Texte beinhalten den historischen Narrativ, Epistel, Poesie usw. Die Texte bedienen sich auch der Personifizierung, Sprichwörtern, Vergleichen, Aphorismen und andern sprachlichen Werkzeugen. Eine "wörtliche" Interpretation der Bibel setzt voraus, dass man den Narrativ als Narrativ, die Poesie als Poesie, Didaktik als Didaktik, Sprichwort als Sprichwort usw. ansieht. Die literarischen Regeln der Poesie auf den historischen Narrativ oder umgekehrt anzuwenden würde zu einer Verfälschung der Bedeutung führen. In Betracht dieser Tatsache muss die Bibel, obwohl sie göttlichen Ursprungs ist, wie jedes andere Buch gelesen werden. Weder verwandelt die göttliche Inspiration ein Nomen in ein Verb, noch macht sie aus dem Aktiv ein Passiv oder aus dem Konjunktiv den Indikativ. Um die Schriften verantwortungsbewusst auszulegen, benötigen wir grammatisches Grundwissen und Textverständnis.
Wir müssen uns stets vor Augen führen, dass die Bibel in viele Sprachen übersetzt wurde. Jedoch liefert keine Übersetzung eine wörtliche Übereinstimmung mit dem Hebräischen oder dem Griechischen. Aus diesem Grund setzen die meisten Seminare das Studium der Bibel in einer ihrer Quellsprachen voraus.
Zudem wurde die Bibel in einem historischen Kontext verfasst. Der historische Kontext kann dem ernsthaft Studierenden eine Hilfe sein. Er sollte verhindern, dass wir unseren eigenen kulturellen oder historischen Kontext in die Interpretation der Bibel mit einbeziehen, denn in Bezug auf Kultur, Geschichte und Sprache trennen uns tausende Jahre von den Originaltexten.
Ein weiteres Problem bei der Interpretation spielt die Logik. Selbst wenn wir die alten Sprachen beherrschen und Experten auf dem Bereiche altertümliche Geschichte und Kultur werden, heißt dies nicht, dass wir in der Lage sind die Bibel korrekt auszulegen. Eine häufige Fehlinterpretation ergibt sich aus fehlerhaften Schlüssen, die man aus den Texten zieht. Wir ziehen unberechtigte Schlüsse und machen Fehler in der Logik und unserem Denken. Die elementaren Gesetze der Logik spielen für eine verlässliche Interpretation eine wichtige Rolle. Zum Beispiel ist es notwendig, zwischen einer möglichen und einer notwendigen Schlussfolgerung unterscheiden zu können. Ich will es verdeutlichen. Hatte Jesus nach seiner Auferstehung die Fähigkeit mit seinem Körper durch Wände oder Türen zu gehen? Die Antwort hängt womöglich davon ab, wie man die Bibelstelle interpretiert, in der Jesus seinen Jüngern in dem oberen Raum erschien, wo sie sich versammelt hatten. Die Schriften sagen uns, dass die Tür verschlossen war "aus Angst vor Juden". Welchen Grund hatte der Autor für die Erwähnung dieses Details über den Zustand der Türe? Wollte er uns etwas über den Zustand des Körpers Jesu erzählen, oder wollte er unsere Aufmerksamkeit auf die Angst der Jünger lenken? In der Bibel steht nicht ausdrücklich, dass Jesus durch die geschlossene Tür gegangen war. Es steht nur geschrieben, dass er in ihrer Mitte erschien. Vielleicht will uns der Text zu verstehen geben, dass Jesus durch die geschlossene Tür gegangen ist, aber er besteht nicht darauf. Die Schlussfolgerung, er möge durch die geschlossene Tür gegangen sein ist eine mögliche, aber sie ist keine notwendige.
Dies ist nur ein Beispiel aus einer Vielzahl an Texten, die heran genommen werden, um Auslegungen oder Schlussfolgerungen zu ermöglichen, die nur schwer möglich oder gar inkorrekt sind.
Der vorsichtige und gewissenhafte Schüler wird deshalb Kommentare nutzen, die ihm helfen subjektive Schlüsse zu vermeiden, welche den Inhalt der Schriften verzerren.
Die letztendliche Auslegung der Bibel gibt die Bibel selbst. Die erste Regel in der biblischen Hermeneutik ist "Vertrauen". Vertrauen, dass die Bibel sich selbst offenbart und interpretiert. Niemals dürfen wir den Geist Gottes beleidigen, oder durch unsere schädliche Auslegung die Schriften verzerren.