Etwas Neues unter der Sonne
Aus Biblische Bücher und Predigten
Von R.C. Sproul Jr.
Über Kultur
Teil der Tabletalk-Serie
Übersetzung von Wolfgang Heichele
Stell dir vor, du wärst die mächtigste Person der Welt. Und nun stelle dir vor, dass du auch die reichste Person der Welt wärst. Wäre dein Leben dann grundlegend anders? Würde alles Gewöhnliche in deinem Leben plötzlich zu etwas Außergewöhnlichem? Jedenfalls nicht, wenn man dem weisesten Mann der Welt glauben darf. König Solomon hat in Israel auf dem Höhepunkt seiner Macht geherrscht. Zu jener Zeit war Israel eine Weltmacht - beseelt vom starken Drang sich weiter auszudehnen. Solomon war so reich wie Krösus (jener sagenhaft reiche griechische Fabelkönig). Niemand auf der Welt war so reich wie Solomon. Viel besser als all dies aber war, dass ihn der Gott des Himmels und der Erde mit Weisheit beschenkt hatte. In seiner Weisheit und im Erkennen der Vergnügungen und Ablenkungen der Welt, sprach er diese bedeutenden Worte: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne"(Eccl 1:9).
Die schöne neue Welt mit all den leuchtenden Lichtern und inmitten der klingenden Glocken ist die gleiche Welt, die sie immer war. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht auf der Hut sein müssen in solch aufrührerischen Zeiten kulturellen Wandels. Wir sind letztendlich sogar dazu aufgerufen, diese Zeiten wahrzunehmen. Das ist aber genau der Punkt. Wir können den Wind der Veränderung nämlich nur dann begreifen, wenn wir an den erhaltenswerten Dingen festzuhalten in der Lage und auch bereit sind. Um sicheren Fußes durch den Treibsand zu gelangen, sollten wir besser gar nicht erst versuchen, diesen zu begreifen. Statt dessen sehnen wir uns danach, festen Grund unter den Füßen zu haben. Dann und nur dann werden wir gemeinsam ein neues Lied singen können.
Dass diese schöne neue Welt der alten und gefürchteten Welt so sehr gleicht, bedeutet nichts anderes, als dass wir uns stets an die alten Wahrheiten erinnern und auch an ihnen festhalten müssen. Egal wie schnell sich Technologien ändern mögen, so wenig vermögen sie die Realität zu verändern, nämlich die, dass wir alle - ja, wir selbst - Sünder im Kriege mit Gott sind. Wie immer sich das Wahrnehmen kultureller Wahrheiten darstellen mag, so ist und bleibt die einzige Wahrheit doch immer die, dass ER SEINEN Sohn schickte, der bedingungslos an IHN glaubte, auf dass er nicht untergehe, sondern ihm das ewige Leben blühe. Egal wie verrückt die Welt auch werden mag, so hält ER sie doch stets fest in seinen Händen. Und egal wie offensiv die Kulturen gegen ihren rechtmäßigen König rebellieren mögen, so sollten wir doch immer frohen Mutes sein, wenn wir uns daran erinnern, dass ER SELBST die Welt längst überwunden hat.
SEIN Sieg ist aber nicht nur der Grund für unseren guten Mut, nein, er formt auch unsere Strategien. Wenn die Räder der Welt tatsächlich abfielen und wenn diese scheinbaren Änderungen wirklich etwas Neues unter der Sonne wären, dann, ja dann könnten wir die Versuchung verstehen, den Kurs ändern zu wollen, sich neu anzupassen, zu definieren und mit der Welle schwimmen zu wollen. Wenn aber Jesus hier und jetzt herrscht und wenn er seinen kraftvollen Geist über den Globus schickt, wenn er sein Wort hält, dann können wir bei Ihm bleiben. Wir können weiter existieren, denn ER hat die alleinige Autorität über Himmel und Erde. Durch sein Souveränitat her ER uns gewiesen, Jünger der Nationen zu suchen und sie zu taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, auf dass sie über die Gebote, die ER uns gegeben, wachen mögen. Wir dürfen im Glauben leben und uns immer daran erinnnern, dass ER mit uns ist - selbst in den Zeiten der Eitelkeit en- bis ans Ende der Tage.
C. S. Lewis war nicht nur weltlicher Theologe sondern hatte auch englische Literatur studiert. Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs hat er eine Abhandlung geschrieben, in der er die Frage stellte, wer es sich - um Himmels willen - inmitten eines solch gigantischen Kampfes zwischen Gut und Böse, leisten könne, seine kostbare Zeit mit dem Studium der Literatur zu verschwenden. Dann erklärte er, dass diejenigen, die sich dagegen verweigerten, sich mit Kultur auseinanderzusetzen, bei Weitem nicht ohne - sondern am Ende lediglich mit sehr schlechter Kultur da stünden. Denn Kultur ist unvermeidlich, weder im Kriege noch im Frieden. Niemand kann sie beiseite legen, nur um sich mit vermeintlich wichtigeren Dingen zu beschäftigen. Genauso verhielte es sich, wenn wir glaubten, dass breitenkulturelle Phänomene lediglich ein störendes Hintergrundgeräusch darstellten; auf diese Art würden wir uns aus ihnen nämlich nicht heraushalten können, sondern uns im Gegenteil ihnen gar zuwenden. All diejenigen, die die Kultur ignorieren, sind dazu verdammt, zu wiederholen.
Wenn wir - im Namen des Evangeliums - nicht zur Kultur stehen und wenn wir - im Namen des Evangeliums - die Kultur ignorieren, also was tun wir dann? Wir suchen zuerst nach dem Königreich Gottes und SEINER Rechtschaffenheit. Wir bilden - um ihn herum und auf der Basis seiner Herrschaft - unsere Kultur; eine Kultur, die über den weltlichen Dingen steht. Wir leben unser Leben so gut es uns möglich ist, in frommer Stille und in Frieden mit unseren Mitmenschen, denn darin liegt die wahre Kraft SEINES Sturmes gegen die Fronten der Höllentore. Wenn wir uns sowohl der Hektik als auch der Geschwindigkeit des massenkulturellen Treibens verweigern und statt dessen ein einfaches und von der Heilsbotschaft erfülltes Leben leben; wenn wir unsere Kinder im Glauben und in der Ermahnung an den Herrn erziehen; wenn wir nach Rechtschaffenheit hungern und dürsten; wenn wir an den Tagen und in den Nächten seine Gebote achten und tags und nachts ob SEINER Gnade frohlocken. Unsere Herzen sind ruhig. Wir sind still ... und wir wissen, dass Er Gott ist.
Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Aber jeden Tag werden viele und neue Dinge zu Tage gebracht - unter der Sonne. Selbst der kleinste Samen kann wachsen. Und der Sauerteig arbeitet sich durch den Teig. Und jener Fels, unbehauen von Menschenhand, überkommt den Globus und das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi bedeckt die Erde so wie die Wasser die See bedecken.