Brüder, verherrlicht die Bedeutung der Taufe
Aus Biblische Bücher und Predigten
Von John Piper Über Seelsorge
Übersetzung von Thomas Menz
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Ich erinnere mich an einen wunderschönen Tag im Jahre 1973. Prof. Leonhard Goppelt hatte sein Universitätsseminar über die Taufe zu einigen Einkehrtagen südlich von München am Fuße der Bayerischen Alpen eingeladen. Er war Lutheraner und ich war der einzige Amerikaner – und ein Baptist. Wir trafen uns in einem Kloster und diskutierten für einige Stunden über die Kindertaufe und die Glaubenstaufe. Es war eine Zwei-Mann Show, die etwas von dem Kampf David gegen Goliath an sich hatte. Es waren nur keine israelischen Baptisten anwesend, die mich anfeuerten, noch fiel Professor Goppelt um. Aber bis zu diesem Tag glaube ich, dass der Flug meiner Steine echt war und dass nur die unerschütterliche Macht einer 17 Jahrhunderte alten Tradition diese Bastion der Kindertaufe schützte.
Aber jetzt habe ich eingesehen, dass die “Schlacht von Bayern” auf der falschen Ebene ausgetragen wurde. Seit ich zur Bethlehem Baptist Church in Minneapolis kam, habe ich um die zehn vierwöchige Mitgliedsklassen unterrichtet. Beinahe jedes Mal waren dort Lutheraner oder Katholiken oder Presbyterianer oder Covenanten (Name mehrerer Bündnisse der schottischen Presbyterianer zur Verteidigung ihres Glaubens) oder ähnliche Leute dabei, die als Kind „getauft“ worden waren und nun unserer Gemeinde beitreten wollten. Mein Verständnis, warum ich die Glaubenstaufe anerkenne, wuchs von Monat zu Monat. Und jetzt sehe ich, dass ich in Bayern nie bis zur Wurzel durchgedrungen bin.
Mein Denken hat in folgender Weise Fortschritte gemacht. Es gab drei Stufen (der Zeit der Kindheit, des Heranwachsens und des Erwachsenseins nicht unähnlich).
Zuerst sah ich, dass jede Taufe, die in der Bibel beschrieben wird, die Taufe eines Erwachsenen war, der seinen Glauben in Christus bezeugt hatte. Nirgendwo in der Bibel wird von einer Kindertaufe berichtet. Die „Taufe des Haushalts“ (erwähnt in Apg. 16:15, 33 und in 1. Kor. 1:16) stellen Ausnahmen hierzu dar, wenn jemand nur voraussetzt, dass der „Haushalt“ die Kinder mit einschloss. Aber in Wahrheit lenkt uns Lukas in Apg. 16:32 von dieser Annahme weg, wenn er sagt, dass Paulus zuerst „ihm das Wort des Herrn sagte und allen, die in seinem [des Aufsehers] Hause waren“, und sie dann taufte.
Neben der Abwesenheit einer Kindertaufe in der Bibel bemerkte ich auch (wie jeder baptistische Schuljunge weiß), dass die Reihenfolge von Petrus’s Befehl lautete: „Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg. 2:38). Ich habe keinen Grund gesehen, diese Reihenfolge jemals umzukehren.
Nach und nach erkannte ich jedoch, dass diese Beobachtungen nur suggestiv, aber nicht zwingend waren. Dass eine Kindertaufe nie schriftlich festgehalten wurde, beweist nicht, dass es keine gab. Und dass Petrus zu einer erwachsenen Zuhörerschaft sagte: „Tut Buße und lasst euch taufen“, schließt die Möglichkeit nicht aus, dass er etwas anderes über Kinder gesagt hat. Also wuchs ich in meine zweite Stufe und entschied: „Ich wende mich besser von den Beispielen der Taufe ab und der Lehre über die Taufe zu.“ Vielleicht würde die Bedeutung von Lukas’s Bericht durch die Ausführungen von Paulus und Petrus geklärt.
Natürlich dachte ich an Römer 6:1-11. Aber das war Professor Goppels Lieblingswaffe, denn es enthält nicht ein Wort über Glauben oder jegliche bewusste Antwort auf Gott bis Vers 11; und dort kam die Antwort nach der Taufe. Also benutzt er Römer 6 als die klassische Verteidigung der Kindertaufe. Für mich ist das ein anderer Weg in die Isolation.
Aber Kolosser 2:12 und 1. Petrus 3:21 erschienen mir vom Standpunkt der Kindertaufe vernichtend. Paulus vergleicht die Taufe mit der Beschneidung und sagt: „Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.“ Dies sagt deutlich: In der Taufe sind wir auferstanden durch den Glauben. Die Taufe wird wirksam als ein Ausdruck des Glaubens. Ich sehe nicht, wie ein Kind dieses Zeichen des Glaubens angemessen annehmen kann.
Dann sagt 1. Petrus 3:21: “Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Dieser Text schreckt viele Baptisten ab, denn er scheint so nah an die Meinung der Katholiken, Lutheraner und Anglikaner heranzukommen, dass der Ritus an und für sich rettet. Aber indem wir vor diesem Text fliehen, werfen wir ein wichtiges Argument für die Glaubenstaufe weg. Wie J.D.G. Dunn es ausdrückt, ist es die Definition, die dem am nächsten kommt und Glauben beinhaltet. Die Taufe ist „eine Berufung auf Gott“. Deswegen ist die Taufe der Schrei des Glaubens zu Gott. In diesem Sinne und in diesem Maß ist sie ein Teil von Gottes Mitteln der Errettung. Dies sollte uns nicht mehr verschrecken als der Satz: „Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus Herr ist… wirst du gerettet.“ Die Bewegung der Lippen in der Luft und die Bewegung des Leibes im Wasser retten nur in dem Sinne, dass sie die Berufung und den Glauben des Herzens zu Gott ausdrücken. Also erschien es mir, dass Kolosser 2:12 und 1. Petrus 3:21 den Fall gegen die Taufe von Kindern endgültig besiegelt, die noch nicht an Christus glauben oder sich auf Gott berufen können.
Aber an diesem Punkt fand meine bayerische Schlacht ein Ende. Seit damals wurde mir in einer langen Reihenfolge von Auseinandersetzungen in meinen Mitgliederkursen gezeigt, dass sogar diese Texte die Möglichkeit [entfernte!] Möglichkeit offen lassen, dass ein Kind durch die Glaubenstärke seiner Eltern und in der Hoffnung seiner eigenen, eventuellen „Bestätigung“ getauft werden kann. Es ist gerade so möglich, dass diese Abschnitte nur für den missionarischen Hintergrund Bedeutung haben, wo Erwachsene sich bekehren und getauft werden. Falls Paulus und Petrus die Frage der neuen Kinder in christlichen Häusern angesprochen hatten, hätten Sie möglicherweise als gute Presbyterianer gegolten.
Ich bezweifle das. Da scheint es nun eine dritte Stufe der Beweisführung zugunsten der Glaubenstaufe zu geben. Es gibt eine große biblische und baptistische Antwort auf den Heidelberg Katechismus, der sagt, dass die Kinder christlicher Eltern „zu dem Bund und dem Volk Gottes gehören … auch sie müssen als ein Zeichen des Bundes getauft werden, um in die christliche Kirche eingepropft zu werden und um sie von den Kindern der Ungläubigen zu unterscheiden, wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, wobei im Neuen Testament die Taufe an ihre Stelle gesetzt wird.“ Mit anderen Worten, die Rechtfertigung der Kindertaufe in den reformierten Kirchen hängt an der Tatsache, dass die Taufe das neutestamentliche Gegenstück zur Beschneidung ist.
Es gibt in der Tat einen wichtigen Zusammenhang zwischen den Zeichen der Beschneidung und der Taufe, aber die presbyterianischen Vertreter der reformierten Theologie haben die Zusammenhanglosigkeit unterbewertet. Das ist die Wurzel der Meinungsverschiedenheit zwischen Baptisten und Presbyterianern bezüglich der Taufe. Ich bin Baptist, weil ich glaube, dass wir an diesem Punkt sowohl den Zusammenhang als auch die Zusammenhanglosigkeit zwischen Israel und der Kirche und ihren entsprechenden Bundeszeichen ehren.
Der Zusammenhang wird wie folgt ausgedrückt: Wie die Beschneidung allen physischen Söhnen Abrahams zuteil wurde, die das physische Israel ausmachten, so sollte die Taufe allen geistlichen Söhnen Abrahams zuteil werden, die das geistliche Israel ausmachen, die Kirche. Aber wer sind diese geistlichen Söhne Abrahams, die als das Volk Gottes in unserem Zeitalter eingesetzt sind?
Galater 3:7 sagt: “Erkennt also: die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder.“ Die neue Sache, seit Jesus gekommen ist, ist die, dass das Bundesvolk Gottes nicht länger eine politische, ethnische Nation ist, sondern der Leib der Gläubigen.
Johannes der Täufer läutete diese Veränderung ein und führte die neuen Zeichen der Taufe ein. Indem er alle Juden aufrief, Buße zu tun und sich taufen zu lassen, erklärte Johannes mächtig und offensiv, dass die physikalische Abstammung keinen Teil von Gottes Familie ausmacht und dass die Beschneidung, die eine physische Beziehung andeutet, nun durch die Taufe ersetzt wird, die eine geistliche Beziehung andeutet. Der Apostel Paulus greift diesen neuen Schwerpunkt besonders in Römer 9 auf und sagt: „Auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder. Sondern nur »was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden« (1.Mose 21,12), das heißt: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als seine Nachkommenschaft anerkannt“ (V. 7-8).
Deswegen trat in der Erlösungsgeschichte eine wichtige Veränderung auf. Es gibt sowohl Zusammenhanglosigkeit als auch den Zusammenhang.
Zwingli und Calvin und ihre Erben behandelten die Bundeszeichen so, als wenn mit dem Kommen Christi keine bedeutenden Veränderungen stattgefunden hätten. Aber Gott formt sein Volk heute anders als damals, als er sich noch mit einem ethnischen Volk genannt Israel abmühte. Das Volk Gottes wird nicht länger durch eine natürliche Kindschaft gebildet, sondern durch die übernatürliche Bekehrung im Glauben an Christus.
Mit dem Kommen Johannes des Täufers und Jesus und den Aposteln wird jetzt betont, dass der geistliche Status Ihrer Eltern nicht die Mitgliedschaft in der Bundesgemeinschaft bestimmt. Die Begünstigten von Abrahams Segnungen sind jene, die an Abraham glauben. Das sind diejenigen, die der Bundesgemeinschaft angehören.
Und das sind diejenigen, die das Zeichen des Bunds empfangen sollten: die Glaubenstaufe. Falls ich also noch mal zurück nach Bayern in die Schlacht ziehen könnte, würde ich schnellstens zu den Wurzeln kommen. Dort wird unsere „Verteidigung und Bestätigung“ gewonnen oder verloren. Aber der Herr bringt uns aus einem Grund durch die Kindheit, die Jugend und das Erwachsenenalter. Jede Stufe der Beweisführung ist nützlich. Kennt eure Zuhörerschaft, Brüder, und verherrlicht die Bedeutung der Taufe.