Ganz aus Gnaden/Bewahrt werden im Glauben

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Von Charles H. Spurgeon Über Konversion
Kapitel 18 des Buches Ganz aus Gnaden

Übersetzung von Oncken Verlag/Helmut Pohl

Beachte, welche Sicherheit Paulus zuversichtlich für alle Heiligen erwartet. Er schreibt: „Welcher auch wird euch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr unsträflich seid auf den Tag unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Korinther 1, 8). Das ist eine Sicherheit, die vor allen anderen Dingen zu wünschen ist. Wie du siehst, geht Paulus davon aus, dass die betreffenden Personen fest erhalten, d. h. rechtschaffen sind und in der Rechtschaffenheit bewahrt werden. Es wäre unverantwortlich, einen Menschen „festzuhalten“ oder zu bestärken in seiner Sünde und in seinem Irrtum. Denke an die, die der Trunksucht, dem Stehlen und dem Lügen verfallen sind. Jemand, der im Unglauben oder in der Gottlosigkeit bestärkt wird, ist wirklich beklagenswert. Nur der kann in den Genuss göttlicher Festigung gelangen, der die Gnade Gottes schon erfahren hat. Sie ist das Werk des Heiligen Geistes. Er, der den Glauben schenkt, stärkt ihn auch und macht ihn fest; er, der die Liebe in uns entzündet, bewahrt sie auch und vermehrt ihre Flamme. Was Gott uns offenbart hat in seinem Evangelium, das lässt uns der Heilige Geist immer klarer und immer gewisser erkennen durch fortgesetzte Belehrung. Heilige Handlungen werden gefestigt, bis sie Brauch werden; heilige Gefühle und Empfindungen werden gefestigt, bis sie zu bleibenden Bedingungen unseres Verhaltens und Handelns werden. Erfahrung und Übung bestärken unsere Überzeugungen und Entschlüsse. Beides, unsere Freuden und Leiden, unsere Erfolge und Misserfolge, werden zu demselben Zweck geheiligt, wie der Baum fester gewurzelt wird einmal durch sanfte Schauer und ein andermal durch rauhe Winde. Unser Verstand wird geschult, und mit wachsender Erkenntnis erscheint es ihm immer notwendiger, auf dem guten Weg zu beharren. Das Herz wird getröstet und hält sich darum immer enger an die tröstliche Wahrheit. Der Griff wird fester, der Schritt entschlossener, der ganze Mensch wird gefestigter und wesentlicher. Das ist nicht nur ein natürlicher Wachstumsvorgang, sondern ebenso sehr ein typisches Werk des Heiligen Geistes wie die Bekehrung. Der Herr wird die festigen und stärken, die ihm für alle Ewigkeit vertrauen. Indem er an unserem inneren Menschen arbeitet, macht er uns frei davon, „unbeständig wie Wasser“ zu sein, und macht uns festgewurzelt und gegründet. Es gehört zu der Errettung, dass Gott uns in das Bild Jesus Christi hineinwachsen und darin bleiben läßt. Lieber Leser, das darfst du täglich erwarten, und du wirst nicht enttäuscht werden. Gott, dem du vertraust, wird dich machen wie einen Baum, gepflanzt an Wasserbächen, dessen Blätter nicht welken (vgl. Psalm 1,3). Was bedeutet doch ein gefestigter Christ für eine Gemeinde! Er ist den Traurigen ein Trost und den Schwachen eine Hilfe. Möchtest du nicht auch ein solcher sein? Gläubige, die gefestigt sind, sind Pfeiler im Hause unseres Gottes. Sie werden nicht schwankend und unsicher durch allerlei Lehrmeinungen und lassen sich nicht umwerfen durch plötzliche Versuchungen. Sie sind eine Stütze für andere und wirken in unruhiger Zeit wie Anker. Du, der du erst am Anfang des heiligen Lebens stehst, wagst kaum zu hoffen, dass du ihnen einmal gleichst. Aber du brauchst dich nicht zu fürchten; der gütige Herr wird in dir ebenso wirken wie in ihnen. Eines Tages wirst du, der du jetzt ein Kindlein in Christus bist, ein Vater in der Gemeinde sein. Erhoffe Großes, aber erhoffe es als eine Gnadengabe und nicht als Lohn für Werke oder als ein Ergebnis eigener Anstrengungen! Der vom Heiligen Geist inspirierte Apostel Paulus sagt von solchen Menschen, dass sie festgehalten werden sollen bis ans Ende. Er erwartet, dass Gottes Gnade sie bewahrt bis ans Ende ihres Lebens, oder auch bis der Herr Jesus wiederkommt. Ja, er rechnet damit, dass die ganze Gemeinde Gottes an jedem Ort und zu jeder Zeit bewahrt bleibt bis zum Ende unseres Zeitalters, wenn der Herr Jesus als der Bräutigam kommen wird, um die Hochzeit mit seiner für ihn geschmückten Braut zu feiern. Alle, die in Christus sind, werden auch in ihm gefestigt werden bis auf diesen herrlichen Tag. Hat Christus nicht gesagt: „Denn ich lebe, und ihr sollt auch leben?“ (Johannes 14, 19). An anderer Stelle spricht er: „Ich gebe ihnen (meinen Schafen) das ewige Leben; und sie werden nimmer mehr um kommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10, 28). Der in euch ein gutes Werk angefangen hat, wird es vollenden bis auf den Tag Christi (vgl. Philipper 1, 6). Das Gnadenwerk an der Seele ist keine oberflächliche Verbesserung. Das mit der neuen Geburt eingepflanzte Leben wächst aus einem lebendigen und unvergänglichen Samen hervor, der da lebt und ewiglich bleibt. Und die den Gläubigen gegebenen Verheißungen sind nicht vorübergehender Art. Zu ihrer Erfüllung muss der Gläubige auf seinem Wege beharren, bis er in die Herrlichkeit gelangt, der keine Grenzen gesetzt sind. Durch den Glauben bewahrt uns Gottes Macht für die Seligkeit „Der Gerechte wird seinen Weg behalten“ (Hiob 17, 9). Nicht auf Grund von eigenem Verdienst und eignen Fähigkeiten, sondern geschenkweise und aus Gnaden werden die Glaubenden bewahrt in Christus Jesus. Jesus will kein Schaf seiner Herde verlieren. Kein Glied seines Leibes soll sterben. Kein Kleinod aus seinem Schatz soll fehlen an dem Tag, wo er seine Juwelen zählen wird (Maleachi 3, 17). Lieber Leser, die Errettung, die wir im Glauben empfangen, ist nicht nur eine Sache für Monate und Jahre; denn unser Herr Jesus hat „eine ewige Erlösung für uns erfunden“ (Hebräer 9, 12), und das, was ewig ist, kann auch kein Ende finden. Außerdem spricht Paulus die Erwartung aus, dass die Heiligen zu Korinth fest erhalten werden „bis ans Ende unsträflich“ (1. Korinther 1, 8). Diese Unsträflichkeit ist ein besonders kostbarer Teil unserer Bewahrung. Heilig oder unsträflich bewahrt werden ist besser als bloß sicher aufbewahrt werden. Es tut einem weh, wenn fromme Leute von einem Fehler in den anderen fallen. Sie wagen nicht zu glauben, dass unser Herr sie unsträflich machen kann. Das Leben mancher, die bekennen, Christen zu sein, ist ein fortgesetztes Stolpern; niemals liegen sie ganz darnieder, aber sie stehen auch selten richtig auf den Füßen. Das paßt nicht für einen Gläubigen! Er ist aufgefordert, mit Gott Fortschritte zu machen; und durch den Glauben kann er Stetigkeit und Ausdauer in der Heiligkeit erreichen. So sollte es sein! Der Herr kann uns nicht nur vor der Hölle bewahren, sondern auch vor dem Fallen. Wir brauchen der Versuchung nicht nachzugeben. Steht nicht geschrieben: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch?“ (Römer 6, 14). Der Herr kann die Füße seiner Heiligen bewahren; und er will es tun, wenn wir ihm vertrauen. Wir brauchen unsere Kleider nicht zu verunreinigen; wir können sie durch die Gnade unbefleckt erhalten von der Welt. Wir sind verpflichtet, es zu tun, denn ohne Heiligung kann niemand den Herrn sehen (vgl. Hebräer 12,14). Der Apostel verhieß den Gläubigen zu Korinth das, wonach sie streben sollten — dass wir bewahrt bleiben mögen „unsträflich auf den Tag unseres Herrn Jesus Christus“. Andere Übersetzungen lesen statt „unsträflich“ zum Beispiel „frei von Tadel“; möglicherweise aber wird dieses Wort noch besser wiedergegeben mit „unanfechtbar“ oder „unverklagbar“. Gott schenke es uns, dass wir an jenem letzten, großen Tag frei von aller Anklage dastehen mögen, so dass niemand in aller Welt es wagen kann, uns abzusprechen, dass wir Erlöste des Herrn sind. Wir haben Sünden und Schwachheit zu beklagen, aber sie können nicht beweisen, dass wir nicht in Christus sind. Aber wir sollen frei sein von Heuchelei, Betrug, Hass und Lust zur Sünde; denn das wären Anklagen, die uns ins Verderben brächten. Trotz unserer Mängel kann der Heilige Geist in uns so wirken, das wir vor Menschen fleckenlos sind, so dass wir wie Daniel keinen Grund zur Anklage geben außer in Fragen des Glaubens. Viele gottesfürchtige Männer und Frauen haben ein so ungetrübtes, mit ihrem Bekenntnis übereinstimmendes Leben geführt, dass niemand etwas gegen sie vorbringen konnte. Der Herr wird von manchem Gläubigen sagen können wie von Hiob: „Hast du (Satan) nicht acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse“ (Hiob 1, 8). Das ist es, wonach du streben und was du von der Hand des Herrn erwarten musst. Das ist der Triumph der Heiligen: Stets dem Lamme nachzufolgen, wohin es auch geht, und Reinheit und Lauterkeit vor dem lebendigen Gott zu bewahren. Mögen wir niemals ausbrechen, auf krummen Wegen gehen und Ursache zu berechtigten Vorwürfen geben! Von dem wahren Gläubigen heißt es: „Er bewahrt sich, und der Arge wird ihn nicht antasten“ (vgl. 1. Johannes 5,18). Möge das auch von uns gelten! Lieber Freund, der du am Anfang des göttlichen Lebens stehst, der Herr kann dich untadelig machen. Selbst wenn du dich bisher zu weit eingelassen hast mit der Sünde, kann der Herr dich ganz und gar von der Macht früherer Gewohnheiten befreien und dich zu einem Beispiel für andere machen. Er kann dich nicht nur sittlich gut machen, sondern dir auch Abscheu einflößen vor jedem falschen Weg und dich dazu bringen, dass du allem folgst, was heilig ist. Zweifle nicht daran! Der größte Sünder braucht nicht zurück zustehen hinter dem reinsten Heiligen. Glaube es nur, und dir wird geschehen nach deinem Glauben. Was für Freude wird es sein, wenn wir am Tage des Gerichtes unsträflich erfunden werden! Dann werden wir wohl singen:

Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid; damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Was für eine Seligkeit wird es sein, angesichts des Weltenrichters, wenn Himmel und Erde fliehen werden, solchen unerschütterlichen Mut zu haben! Diese Seligkeit wird jedem geschenkt, der allein auf die Gnade Gottes in Jesus Christus vertraut und es wagt, in dieser heiligen Kraft sich ständig mit der Sünde auseinander zusetzen.