Ein Gottesdienst über Schmerz, Selbst-Erniedrigung und die beständige Hoffnung auf unseren Retter und König, Jesus Christus
Aus Biblische Bücher und Predigten
Von John Piper
Über Terrorismus
Teil der n/a-Serie
Übersetzung von Thorsten Wiediger
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Röm 8,35-39
35 Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: "Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden." 37 Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, 39 weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Als sich die pastoralen Mitarbeiter am Dienstag Morgen wenige Minuten nach den ersten Anschlägen gegen das World Trade Center trafen, stellten wir das Radio mitten auf den Tisch. Wir hörten zu, stellten es ab, beteten - und planten. Der kurzfristige Plan sah drei Gottesdienste vor unter dem einen Titel: »Schmerz, Selbst-Erniedrigung und die beständigen Hoffnung auf unseren Retter und König, Jesus Christus«. Zusätzlich würden wir sofort ein neues Spruchband für unser Gemeindehausdach entwerfen mit der Aufschrift »Christus, wenn alles erschüttert wird.«
In dem Abendgottesdienst am Dienstag richteten wir unser Augenmerk auf den Schmerz. Am Mittwochabend legten wir den Schwerpunkt auf Selbst-Erniedrigung. Heute Morgen liegt der Fokus auf der beständigen Hoffnung auf unseren Retter und König, Jesus Christus.
Also, wie soll ich Sie heute Morgen in Ihrer Hoffnung bestärken?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in die Politik zu stärken und Sie damit trösten, dass Amerika langlebig ist und in einer grossen parteiübergreifenden Einheit zusammenkommen wird, um zu beweisen, dass das demokratische System stark und unerschütterlich ist?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in das Militär zu stärken und sie damit trösten, dass die Kampfkraft der amerikanischen Armee unübertroffen ist und jede zerstörerische Macht gegen die Nation abwenden kann?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in die Wirtschaft zu stärken und sie damit trösten, dass, wenn der Markt am Montag öffnet, er stabil sein und wachsen wird, sodass es zu keinem Wertverlust all Ihrer Investitionen kommen wird?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in die geographische Lage zu stärken und sie damit trösten, dass Sie im oberen Teil des Mittleren Westens leben, weit entfernt von den bedeutenden politischen, militärischen und wirtschaftlichen Zielen, die Feinde auswählen könnten?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in die Psychologie zu stärken und Sie auf die Internetseite mit folgendem Titel verweisen »Selbstfürsorge und Selbsthilfe nach Unglücken«, damit Sie dort lesen können, dass »Menschen, die schwierige Situationen gut meistern können, sich selbst als kompetent ansehen und Reue über vergangene Entscheidungen ausklammern«?
• Soll ich versuchen, Ihre Hoffnung in die Endzeit zu stärken und sie damit trösten, dass Sie sowieso nicht auf dieser Erde sein werden, wenn brennendes Feuer auf eine Stadt in Ihrer Nähe fällt?
Die Antwort auf diese sechs Fragen ist sehr leicht für mich: NEIN. Ich werde nicht versuchen, Ihre Hoffnung in diese sechs Möglichkeiten zu stärken. Und der Grund, weshalb ich das nicht tun werde, ist genauso einfach. Keine von diesen ist wahr.
• Das amerikanische politische System ist nicht unvergänglich.
• Die amerikanische Armee kann uns nicht vor jeder zerstörerischen Macht beschützen.
• Die wirtschaftliche Zukunft ist ungewiss und Sie könnten Ihre Investitionen verlieren.
• Der Mittlere Westen ist nicht sicher vor einem nächsten terroristischen Anschlag, der viel umfangreicher sein und viel mehr Menschen das Leben kosten könnte.
• Die psychologischen Bestrebungen, sich kompetent zu fühlen und Reue zu vermeiden, sind nicht heilsam, sondern fatal.
• Und Endzeitszenarien, die versprechen, dass wir unter Gottes endzeitlicher Vorsehung allem Leiden entrinnen, funktionierten nicht bei den Christen im World Trade Center letzten Dienstag. Und sie werden auch bei Ihnen nicht funktionieren.
Inhaltsverzeichnis |
Sie sollten sich verletzbarer fühlen als bisher
Deshalb werde ich nicht meiner Berufung als Diener des Evangeliums widersprechen, Ihre Hoffnung in diese Möglichkeiten zu stärken. Ich möchte Ihre Hoffnung stattdessen dadurch stärken, dass ich zuerst einmal sicher stelle, dass Sie sich angesichts der Terroranschläge von letzter Woche verletzbarer fühlen als bisher.
Es gibt zwei Gründe dafür. Der eine ist, dass wir verletzbarer sind als wir meinen. Die nächste terroristische Phase wird voraussichtlich nicht eine Wiederholung der Vorgehensweise von letzter Woche sein. Es könnte stattdessen ein chemischer Anschlag sein, der tödliche Gase freisetzt oder die städtische Wasserversorgung vergiftet, um nur einmal ein paar realistische Möglichkeiten zu nennen. Dies würde nicht bloß 5000 Tote bedeuten, sondern Hunderttausende. Vielleicht Millionen. Darum sind wir verletzbarer als wir meinen.
Der zweite Grund, Sie auf diese Weise zu ernüchtern, ist, dass die Bibel vielerlei Arten von Leiden für das Volk Gottes beschreibt, die über das, was vergangene Woche passiert ist, weit hinausgehen. Vielleicht braucht es solch ein Unglück, um uns zu helfen, die Heilige Schrift so zu lesen, wie sie wirklich redet. Vielleicht braucht es solch ein Unglück, um uns in Bezug auf irdische Dinge etwas unsicherer zu machen, damit wir sicherer in unserem Retter und König, Jesus Christus, sein können.
1. Petrus 4,12-19 sagt zum Beispiel:
12 Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes;13 sondern freut euch, insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freut! 14 Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.8 15 Denn niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; 16 wenn er aber als Christ leidet, schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen! 17 Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? 18 Und wenn der Gerechte mit Not gerettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen? 19 Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Gutestun.
Darum möchte ich Sie heute Morgen nicht auf eine Weise in Ihrer Hoffnung bestärken, die die völlige Verletzbarkeit unserer irdischen Existenz beschönigt oder indem ich Ihre Aufmerksamkeit von der biblischen Wahrheit weg lenke, dass Gottes Gericht auf Gläubige und Ungläubige gleichermaßen fällt, in manchen Fällen zur Reinigung, in manchen Fällen zur Bestrafung, abhängig davon, ob wir umgekehrt und Christus statt der Götzen dieser Welt zu unserem Schatz gemacht haben. Ich möchte gemeinsam mit Ihnen dieser Realität unserer Verletzbarkeit direkt ins Auge blicken und Ihnen wirkliche, feste, biblische Hoffnung geben. Nicht bloß hoffnungsvolle Gefühle, die auf blauäugigen Vorstellungen über irdischen Halt oder einem Ausweg vor schmerzhaften, reinigen und disziplinierenden Gerichten gründen.
Was also ist diese Hoffnung und welchen Grund haben wir dafür? Ich gebe Ihnen zuerst meine Antwort und zeige Ihnen dann, von woher aus Gottes Wort ich sie habe.
• Unsere Hoffnung ist, dass uns nichts von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Jesus Christus ist, kein Leiden und nicht einmal der Tod.
Und die zwei Gründe für diese Hoffnung sind der Tod Jesu und die Souveränität Gottes.
• Unser Retter und König, Jesus Christus, starb und stand [von den Toten] auf, um unsere Sünden zu tragen, ein Fluch für uns zu werden, unsere Verdammnis zu ertragen, unsere Schuld zu beseitigen und unsere ewige Freude in der Gegenwart des völlig zufriedenstellenden Gottes zu sichern.
• Und die Souveränität Gottes über alle Menschen und Ereignisse ist die Garantie dafür, dass das, was Jesus Christus durch sein eigenes Blut für uns erkauft hat, ganz sicher unser Erbe werden wird.
Lassen Sie uns nun zu unserem Bibeltext gehen und diese Dinge in Gottes Wort sehen.
Unsere beständige Hoffnung: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi
Erstens, worin besteht unsere Hoffnung in den besten und in den schlimmsten Zeiten? Wenn ringsherum unsere Seele zusammenbricht? Unsere Hoffnung ist, dass nichts uns von der Liebe Gottes in Christus scheiden kann, nicht einmal Leiden und Tod. Unsere Hoffnung besteht nicht in einem einfachen, bequemen oder sicheren Leben hier auf dieser Erde. Unsere Hoffnung besteht darin, dass Gottes Liebe uns Freude in dem völlig zufriedenstellenden Gott schenkt, die durch den Tod hindurch reicht und zunimmt bis in alle Ewigkeit.
35 Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: "DEINETWEGEN WERDEN WIR GETÖTET DEN GANZEN TAG; WIE SCHLACHTSCHAFE SIND WIR GERECHNET WORDEN." 37 Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, 39 weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Römer 8,35-39)
Ihre beständige, feste Hoffnung an diesem Morgen - und dies ist die einzige, bleibende Hoffnung - ist, dass, wenn Sie Christus als Ihren kostbaren Retter und höchst geschätzten König vertrauen, Sie in die Liebe Gottes eingebunden werden, die kein Terrorist, keine Folter, keine Dämonen, keine Unglücke, keine Krankheiten, keine Menschen, keine Mikroben, keine Regierung und kein Grab zerstören kann. Das ist die Hoffnung in diesem Text. Das ist die Hoffnung eines Lebens als Christ. Es ist keine Hoffnung in die Politik oder das Militär oder die Wirtschaft oder auf eine besondere geographische Lage oder in die Psychologie oder eine realitätsferne Hoffnung. Es ist eine mit Blut erkaufte, vom Geist gefertigte, Christus erhöhende, Gott zentrierte, Angst zerschlagende, Tod besiegende Hoffnung.
Und was ist die Grundlage?
Die erste Grundlage: Der Tod Christi für uns
Die erste Antwort lautet: der Tod Jesu an unserer Stelle. Schauen Sie sich Vers 32 an: »32 Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat - wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?« Die Grundlage unserer Hoffnung, dass Gott uns großzügig alles geben wird, was wir brauchen, um für immer völlig zufrieden in ihm zu sein, ist, dass er seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat. Er gab ihn. Für uns. Gott tat dies. Und er tat dies für uns. Vers 32 sagt außerdem, dass der Tod diese Grundlage unserer Hoffnung ist, weshalb er uns alles großzügig geben wird, was wir brauchen, um für immer völlig zufrieden in ihm zu sein.
Ich sage es bewusst genau so: dass er uns alles geben wird, was wir brauchen, um völlig zufrieden zu sein in der Liebe Gottes für immer. Denn in Vers 35 wird völlig klar, dass Gottes Souveränität keine Garantie dafür ist, dass wir jedem Leiden entrinnen werden. Sie garantiert uns nicht, dass wir nicht in einem entführten Flugzeug oder in einem World Trade Center sein werden - oder dass wir nicht vergiftetes Wasser trinken oder tödliches Gas einatmen werden. »35 Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?« Diese Worte umfassen jedes nur erdenkliche Unglück. Bedrängnis und Angst sind Begriffe mit einer weiten Bedeutung für Gefahren aller Art. Christen sind für all diese angreifbar. Wenn Ihre Hoffnung darin besteht, diesen zu entrinnen, ist Ihre Hoffnung unbegründet.
Und ich möchte Ihnen heute Morgen keine unbegründete Hoffnung machen. Sondern eine klar begründete. Die christliche Hoffnung ist nicht, dass wir diesen Dingen entrinnen, sondern dass sie uns nicht von der Liebe Gottes in Christus scheiden können.
Die zweite Grundlage unserer Hoffnung: Gottes Souveränität über uns
Sie können es nicht, weil - erstens - Christus mit seinem Leben bezahlt hat, um uns für sich selbst für immer in Sicherheit zu bringen. Und der zweite Grund dafür, dass uns nichts von der Liebe Gottes scheiden kann, ist, dass Gott souverän ist. Und die Souveränität Gottes über alle Menschen und Ereignisse ist die Garantie dafür, dass das, was Jesus Christus für uns mit seinem eigenen Blut erkauft hat, wir ganz sicher erben werden.
Wo sehe ich das in dem Text? Schauen Sie sich Vers 36 genauer an: »Wie geschrieben steht: "Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden."« Nun, dies ist ein Zitat aus Psalm 44,22. Paulus zitiert es aus demselben Grund, warum ich heute so predige wie ich es tue. Ich habe es von ihm gelernt. Er möchte mit biblischer Autorität deutlich machen, dass die christliche Hoffnung nicht darin besteht, einer Schlachtung zu entrinnen. Die christliche Hoffnung besteht nicht darin, dass wir nie in einem entführten Flugzeug oder einem einstürzenden Haus sein werden.
Und dies liegt nicht daran, dass Gott nicht souverän wäre über alle Menschen und Ereignisse und nicht alles nach dem Rat seines Willens wirke (Epheser 1,11). Warum sage ich das? Wenn wir nämlich zurück gehen zu Psalm 44 und genau lesen, dann lesen wir, dass Gott nicht hilflos daneben steht, während sein Volk unter die Schlachtschafe gerechnet wird. Er übergibt sie diesem Leiden. Hier die Verse 11-13:
Du ließest uns zurückweichen vor dem Bedränger… 12 Du gabst uns hin wie Schlachtvieh, und unter die Nationen hast du uns zerstreut. 13 Du verkauftest dein Volk um ein Geringes… 14 Du machtest uns unseren Nachbarn zum Hohn, zu Spott und Schimpf denen, die uns umgeben… 20 dass du uns so zermalmt hast am Ort der Schakale und uns bedeckt mit Finsternis.
Wenn Paulus also in Vers 36 sagt: »Wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.«, Dann meint er nicht, dass Gott die Kontrolle über diese Welt oder über sein Volk verloren hat. Er meint darum nicht, dass Gott nicht etwa heilige Absichten oder gnädige Pläne oder barmherzige Vorhaben oder vielversprechende Entwürfe in diesem dunklen und entsetzlichen und von Gott verordneten Schmerz haben könnte.
Nein. Was er meint ist, dass Gott, der uns in seiner Souveränität solchen Unglücken übergibt, diese Unglücke in eben seiner Souveränität gebrauchen wird, damit Leben und Tod und Engel und Gewalten und Gegenwärtiges und Zukünftiges und Mächte und Höhe und Tiefe und jedes Geschöpf zu unserer ewigen Freude in Gott dienen.
Oh, in den schwierigen Tagen, die folgen werden, gebe Ihnen Gott einen süßen Schmerz und Selbst-Erniedrigung und eine beständige Hoffnung auf unseren leidenden Retter und souveränen König, Jesus Christus. Möge der Herr Sie in dem vollkommenen Frieden bewahren, dessen Sinn allein auf ihn gerichtet ist, weil Sie auf ihn vertrauen. »Vertraut auf den HERRN für immer! Denn in Jah, dem HERRN, ist ein Fels der Ewigkeiten.« (Jesaja 26,4).