Brüder, rettet die Heiligen

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Version vom 15. Juni 2010, 17:34 Uhr von JoyaTeemer (Diskussion | Beiträge)
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English: Brothers, Save the Saints

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Von John Piper Über Seelsorge

Übersetzung von Thomas Menz

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Ich habe immer gesagt, mein Ziel als Pastorenausbilder war die Rettung von Sündern und der Aufbau des Leibes Christi – die Verlorenen gewinnen und die Heiligen aufbauen. Aber hinter diesem Ziel gab es eine falsche Annahme. Die Annahme war, dass meine einzige Aufgabe bei der Errettung von Menschen darin bestand, den Verlorenen das Evangelium zu predigen und für sie zu beten. Wenn sie sich dann bekehrt hatten und in die Gemeinde kamen, war meine Mithilfe bei ihrer Errettung vorüber, und ich war einfach Gottes Vermittler in ihrem entsprechenden Grad der Erbauung oder Heiligung.

Mein Fehler war zu denken, dass es nur bei der Errettung der Verlorenen auf meine Predigt ankommt, nicht aber bei der Errettung der Gemeinde.

Deswegen kam es mir eine Zeit lang merkwürdig vor, dass der puritanische Pastor zu seiner Herde sprach, als hinge ihr ewiges Leben davon ab. Warum hat sich Richard Sibbes (gest. 1635), der als der “freundliche Tropfer” bekannt war, so ernsthaft für die Heiligen eingesetzt, dass sie die „Gnade in der Ausübung“ behalten sollten? Seine Antwort: „denn es sind nicht die trägen Gewohnheiten, sondern die Gnade in der Ausübung, die uns bewahrt."

Die Puritaner glaubten, dass ohne dem Ausharren im Glaubensgehorsam die ewige Vernichtung nach sich zöge und nicht weniger Heiligung. Weil deswegen die Predigt und der pastorale Dienst im Allgemeinen großartige Mittel für das Ausharren im Glaubensgehorsam sind, ist es das Ziel eines Pastors, die Heiligen nicht nur aufzubauen, sondern zu retten. Was am Sonntag morgen auf dem Spiel steht, ist nicht nur die Auferbauung der Gemeinde, sondern ihre ewige Errettung. Es ist nicht schwer zu erkennen, warum die Puritaner das so ernst genommen haben. Aber es waren nicht Sibbes, Baxter, Boston, Edwards und Spurgeon, die mich dazu bewegten, meine Ziel zu ändern. Er schrieb an Timotheus: „Hab Acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören“ (1. Tim. 4:16). Die Zuhörer, an die Paulus hier denkt, sind nicht die Menschen außerhalb der Gemeinde (wie Vers 12 zeigt). Unsere Errettung und die Errettung derer, die uns Woche für Woche hören, hängt in einem großen Maß von unserer gläubigen Aufmerksamkeit bezüglich unserer persönlichen Heiligung und der gesunden Lehre ab. Es steht mehr auf dem Spiel als ein größerer oder kleinerer Fortschritt in der Heiligung. Die Errettung der Auserwählten steht auf dem Spiel.

In 2. Tim. 2:9-10 berichtet Paulus von seinem Leiden für das Evangelium und sagt: “…für welches ich leide bis dahin, dass ich gebunden bin wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden. Darum dulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen in Christus Jesus mit ewiger Herrlichkeit.“ Wenn Paulus sagt, dass er für die Rettung der Auserwählten leidet, meint er damit nicht nur Leute, die noch nicht bekehrt sind. Denn er bemerkt in Kol. 1:24: „Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“ Nicht nur das, er sagt in dem unmittelbaren Kontext (2. Tim. 2:12): „Dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen.“ Die Errettung der Auserwählten hängt davon ab, dass sie Christus nicht verleugnen und an ihrem Aushalten im Glauben und Gehorsam.

Weil Paulus’s pastorale Arbeit ein Mittel ist, um den Auserwählten zu helfen, auszuharren, sieht er all seine Arbeit als Instrument bei ihrer Errettung. Ist es ein Wunder, dass Paulus unter „der täglichen Last“ seiner „Sorge um alle Gemeinden“ (2. Kor. 11:28) stöhnte?

In dieser wunderbaren Passage aus 2. Kor., wo Paulus lehrt, dass Gott uns tröstet, wenn wir andere trösten, geht er über den Trost hinaus und sagt: „Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden“ (2. Kor. 1:6). Nochmals, es ist die Errettung der Gemeindeglieder, für die Paulus leidet und arbeitet.

Ein Beispiel dafür, wie Paulus’s pastorale Arbeit zu der Errettung der Auserwählten führt, finden wir in 2. Kor. 7. Die Gläubigen zu Korinth waren in Sünde gefallen. Paulus schrieb ihnen einen Brief, der sie tief betrübte. Aber Paulus freute sich, denn ihre Betrübnis rief Buße hervor: „Denn die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut; die Traurigkeit der Welt aber wirkt den Tod“ (V. 10).

Was nun war Paulus’s Ziel in diesem harten, pastoralen Brief? Es war Buße unter der Rettung. Paulus’s Warnungen hatte die unschlüssigen Gläubigen dazu gebracht, Verstand anzunehmen und „ihre eigene Errettung mit Furcht und Zittern“ (Phil. 2:12) zu erarbeiten. Er hatte einen abirrenden Sünder von seinem falschen Weg abgebracht und folglich „seine Seele gerettet“ (Jak. 5:19-20). Das ewige Leben der Auserwählten hängt von der Effektivität der pastoralen Arbeit ab. Wie ernsthaft sollten wir auf uns selbst und die gesunde Lehre achten! Es ist die Aufgabe eines Pastors, sich darum zu bemühen, dass niemand seiner Brüder und Schwestern zerstört wird. Paulus’s pastorales Herz schien darüber zu zerbrechen, als er das Ausbleiben der Liebe in der Gemeinde zu Rom sah (Röm. 14:15). Die Starken stellten ihre Freiheit zur Schau, indem sie Speisen aßen, die für die Schwachen Sünde gewesen wären (V. 14). Es ist erstaunlich, was Paulus hier auf dem Spiel stehen sah: „Wenn aber dein Bruder wegen deiner Speise betrübt wird, so handelst du nicht mehr nach der Liebe. Bringe nicht durch deine Speise den ins Verderben, für den Christus gestorben ist (V. 15). Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut für den, der es mit schlechtem Gewissen isst (V. 20).“

Dieselbe Warnung erging an die Gläubigen zu Korinth, die dazu neigten, mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Fleisch zu prahlen, das zuvor den Götzen geopfert worden war. Paulus sagt zu ihnen: „Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird! Denn wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er doch schwach ist, verleitet, das Götzenopfer zu essen? Und so wird durch deine Erkenntnis der Schwache zugrunde gehen, der Bruder, für den doch Christus gestorben ist“ (1. Kor. 8:9-11).

Es gibt keine Möglichkeit, das Wort “zerstören” (apollumi) abzuschwächen. Sein Gegenteil ist die Errettung und nicht weniger, wie das in 1. Kor. 1:18 und 2. Kor. 2:15 klar zum Ausdruck gebracht wird. Falls ein Bruder zerstört wird, ist er verloren. Der Hinweis geht auf die Zerstörung über den Tod hinaus, denn Paulus benutzt dasselbe Wort, wenn er sagt: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen [gestorben] sind, verloren [zerstört – in der Hölle]“ (1. Kor. 15:17-18).

Was bei der pastoralen Warnung und der Predigt auf dem Spiel steht, ist nicht nur der Fortschritt der Gemeinde in der Errettung, sondern die Errettung.

Aber was für ein Fehler, wenn wir zu dem Schluss kommen: „Lasst uns nur Botschaften predigen, die den einfachen Plan der Errettung Woche für Woche aufzeigen.“ Dies ist ganz bestimmt nicht der Weg, die Herde zu hüten, über die „euch der Heilige Geist als Wächter eingesetzt hat“ (Apg. 20:28).

Als Petrus sagte: “Und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil“ (1. Petr. 2:2), meinte er mit „Milch“ nicht, was Hebr. 5:12 im Gegensatz zu Fleisch meint. Alles, was er meinte, war der Hunger nach dem Wort der Gnade Gottes (1:25), genauso wie ein Baby nach Milch verlangt. Nur durch die Speise mit dem Wort können Sie wachsen, und nur durch das Wachstum können Sie die endgültige Errettung erlangen. Eine ständige Diät der Botschaft des Evangeliums, die den Heiligen nicht hilft, ihren Kinderschuhen zu entwachsen, lässt nicht nur ihren Charakter verkümmern, sondern gefährdet auch ihre Errettung.

Wir müssen uns an folgendes erinnern: im Leben eines Christen gibt es keinen Stillstand. Entweder kommen wir in der Errettung vorwärts oder wir treiben ab in die Zerstörung. Falls wir unseren Leuten nicht den unerschöpflichen Reichtum Christi zeigen, indem wir für sie den „ganzen Ratschluss Gottes“ entfalten (Apg. 20:27), lenken wir sie auf die Felsen, auf denen sie mit ihrem Glauben Schiffbruch erleiden können (1. Tim. 1:19).

Das ist es, was Hebr. 2:1-4 lehrt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Auf das Wort des Herrn achten (V. 1, 3) oder davon abtreiben. Es gibt keinen Stillstand im Fluss der Gleichgültigkeit. Seine Strömung bewegt sich auf die Wasserfälle zu. Deswegen fragt Vers 3: „Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn und bei uns bekräftigt wurde durch die, die es gehört haben?“ Die Vernachlässigung unserer großartigen Errettung bedeutet, dass wir dem, was durch den Sohn offenbart wurde, keine Beachtung schenken (1:2), und das wir Jesus keine Beachtung schenken (3:1; 12:2). Das Ergebnis wird ein Abtreiben vom Wort und deswegen von der Errettung sein. „Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott“ (3:12). Der Sohn „Als er vollendet war, ist für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden [gehorsam sind – Gegenwart, Verlaufsform]“ (5:9).

Deswegen ist der Weg, Sie und Ihre Zuhörer zu erretten (1. Tim. 4:16) nicht, das Wachstum Ihrer Leute durch eine fleischlose Diät von „Errettungsbotschaften“ aufzuhalten. Dies hatte die Hebräer direkt zurück in die Zerstörung geschickt (5:11-14). Der Weg, die Heiligen zu retten, ist, sie mit der ganzen Bibel zu füttern, denn es ist die Schrift, „die dich unterweisen kann zur Seligkeit“ (2. Tim. 3:15).

Noch ein letztes Wort zur ewigen Heilsgewissheit. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt. Und das ist der Grund, warum der pastorale Dienst so äußerst ernst ist, und warum unsere Predigt nicht verspielt sondern ernsthaft sein muss. Wir predigen so, dass die Heiligen im Glauben an die Herrlichkeit festhalten können. Wir predigen nicht nur für ihr Wachstum, sondern weil sie zugrunde gehen, wenn sie nicht wachsen. Falls Sie wie ich ein Calvinist sind, dann ruhen Sie in dem souveränen Wort Christi: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Joh. 10:27-28).

Die Auserwählten werden das Wort Gottes lieben, sie werden wachsen, sie werden bereuen, und sie werden ganz gewiss gerettet werden (Röm. 8:29-30). Aber sie werden nicht abgesondert von Ihrer Lehre gerettet werden. Gott hat verfügt, dass es Pastorenlehrer geben soll, und das nicht nur zum Zweck der Erbauung, sondern auch zum Zweck der Errettung. Mögen unsere Predigten den Geschmack der Ewigkeit in sich tragen. Denn die Ewigkeit steht jede Woche auf dem Spiel.