Das gefährlichste Gebet für Pfarrer

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English: The Most Dangerous Prayer for Pastors

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Von Paul Tripp Über Seelsorge

Übersetzung von Ricarda Colditz


Ich glaube nicht, dass man gefährlichere Worte als die im Vater Unser sagen könnte. Ich denke, man kann kein radikaleres Gebet sprechen. Wahrscheinlich würden die meisten von uns, selbst diejenigen im Gemeindedienst, zögern diese Worte auszusprechen, wenn wir wirklich verstünden, was wir da sagen. Wir würden zumindest vor der Wiederholung dieses Gebets kurz innehalten, wenn uns klar wäre, dass wir uns tatsächlich für einen Umbruch in unserem Leben und Dienst öffnen. Dieses Gebet kann nur beantwortet werden, wenn viele Dinge in unserem Leben niedergerissen und wieder aufgebaut werden.

Hier sind die radikalen Worte, auf die ich anspiele: „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ (Matthäus 6,10). Ich muss zugeben, dass ich das Königreich Gottes nicht immer mit Freuden begrüße. Ich möchte bestimmte Dinge in meinem Leben und ich will sie nicht nur haben, sondern weiß auch wie, wann und wo ich sie haben will. Ich möchte, dass mein Leben und Dienst komfortabel sind. Ich möchte, dass mein Zeitplan vorhersehbar ist und ohne Störungen abläuft. Ich möchte, dass die Leute mich achten und schätzen. Ich möchte die Kontrolle über unvermeidbare Situationen und Beziehungen haben. Ich möchte, dass die Leute meine Meinung bestätigen und meiner seelsorgerlichen Leitung folgen. Ich möchte, dass die Initiativen, die von mir ausgehen, gut aufgenommen werden und erfolgreich sind.

Wenn ich nicht im Dienst bin, möchte ich, dass die für mich unterhaltsamen Vergnügen mir auch zur Verfügung stehen. Ich möchte, dass meine Kinder es schätzen, dass sie mit mir als ihrem Vater gesegnet sind. Ich möchte, dass meine Frau eine freudige und überzeugte Unterstützerin meiner Träume ist. Ich will nicht leiden. Ich will nicht ohne etwas leben. Ich möchte nicht mit persönlichen Niederlagen oder dem Scheitern im Dienst umgehen müssen. Es ist demütigend, das zugeben zu müssen, aber ich möchte, dass mein Königreich kommt und mein Wille geschieht.

Unser eigener Weg

Auf diese Weise kann ich jeden in der Bibel von Kain bis hin zu Petrus verstehen, der seinen eigenen Willen wollte oder seinen eigenen Weg verfolgte. Denken Sie an König David. Was für eine hohe Berufung zu einem Königreich, das nie enden würde und aus dem der Messias kommen würde. Aber in Davids klaustrophobischem, kleinem Einzel-Königreich wäre Batseba seine Frau. In Davids Königreich würde Batseba nicht bereits verheiratet sein. In Davids Königreich hätte er gleichzeitig Batseba und den Segen des Herrn für sein Königreich. Also handelte David im Eifer für sein eigenes Königreich und vergaß dabei, dass er als Botschafter eines größeren Königs gesandt war.

Leider tun Sie und ich im Leben und im Amt genau das gleiche. Ich werde wütend auf jemand, nicht etwa weil er gegen Gottes Gesetz verstoßen hat, sondern gegen meins. Wir werden ungeduldig mit anderen, weil sie die Verwirklichung unseres Königreichs zu verzögern scheinen. Oder wir werden mutlos, denn Gott bringt sehr unbequeme Dinge in unser Leben, die wir so gern vermeiden wollen.

"Dein Reich komme" ist ein gefährliches Gebet, denn es bedeutet den Tod der eigenen Souveränität. Es bedeutet, dass Ihr Leben und Ihr Dienst durch den Willen eines anderen geprägt werden. Es bedeutet, dass Sie die Vielschichtigkeit, Unannehmlichkeit und Schwierigkeit von Gottes läuternder Gnade erleben werden. Es bedeutet, das Zentrum Ihres Universums dem zu überlassen, der es allein verdient dort zu sein. Es bedeutet, Gott über alles zu lieben und Ihren Nächsten wie sich selbst. Es heißt, die Freiheit zu erleben, die nur dort gefunden wird, wo Gott Sie aus der Knechtschaft befreit. Schließlich bedeutet es auch ein Leben und einen Dienst für die Herrlichkeit, die wirklich herrlich ist, nämlich die Herrlichkeit Gottes.

Das Gebet, das Christus uns zu beten gelehrt hat, ist das Gegenmittel für Sünde. Da Sünde mit dem Herzen beginnt, werde ich nur dann innerhalb der von Gott gegebenen moralischen Grenzen leben, wenn mein Herz den Willen Gottes mehr begehrt als meine eigenen Wünsche. Keine Ansammlung von Diensten, kein wunderbar strategischer Plan und keine Reformation der Führungskultur kann ein Herz hervorbringen, das sich praktisch und mit Freude dem Reich und der Herrlichkeit Gottes unterwirft. Nur Gottes mächtige, verwandelnde Gnade kann diese Art von Herzen hervorbringen.

Nur diejenigen, die vom Tod befreit sind und die dem Zerstörung und Tod bringenden Königreich des Selbst entfliehen wollen, beten "Dein Reich komme" - Worte der Hingabe, Worte des Schutzes und Worte der Gnade. Sind Sie bereit zu sagen: „Herr, ich verpflichte mich, alles zu tun, alles zu sagen und alles zu wählen, was Deinem Königreich und nicht dem meinigen dient?" Finden Sie Freude und Hoffnung in dem Wissen, dass, während Gott Sie aufruft, für sein Königreich zu leben und zu dienen, er Sie auch aus der Knechtschaft Ihres kleinen Reiches befreit? Und verlangen Sie täglich nach der reichlich gegebenen Gnade, damit Sie auf beide Fragen „Ja“ sagen können?