Die Passion Jesu Christi/Um die Grundlage für unsere Rechtfertigung zu schaffen
Aus Biblische Bücher und Predigten
Von John Piper
Über Der Tod Christi
Kapitel 10 des Buches Die Passion Jesu Christi
Übersetzung von Desiring God
Christus litt und starb …
Um die Grundlage für unsere Rechtfertigung zu schaffen
Wir sind jetzt durch sein Blut gerechtfertigt.
RÖMER 5,9
Wir werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
RÖMER 3,24
Der Mensch wird durch Glauben gerechtfertigt, ohne Gesetzeswerke.
RÖMER 3,28
VOR GOTT GERECHTFERTIGT ZU SEIN UND VON IHM VERGEBUNG ERFAH-REN ZU HABEN SIND ZWEI VERSCHIEDENE DINGE. IM GERICHTSSAAL GERECHTFERTIGT ZU SEIN, IST NICHT DASSELBE WIE VERGEBUNG ZU BEKOMMEN. VERGEBUNG HEIßT, DASS ICH SCHULDIG BIN, ABER MEINE VERGEHEN MIR NICHT ANGELASTET WIRD. GERECHTFERTIGT ZU SEIN BEDEUTET, DASS ICH ANGEKLAGT UND FÜR UNSCHULDIG ERKLÄRT WURDE. ICH BIN FALSCH ANGEKLAGT WORDEN. ICH BIN GERECHTFERTIGT. DER Richter verkündet: »Nicht schuldig.«
Rechtfertigung ist eine juristische Handlung. Es bedeutet, jemanden für gerecht erklären. Sie ist ein Urteil. Das Urteil der Rechtfertigung macht aber keinen Menschen gerecht. Es erklärt eine Person für gerecht.
Sie besteht darauf, dass jemand wirklich gerecht ist. Am deutlichsten sehen wir das, wenn die Bibel uns berichtet, dass die Menschen, als sie Jesus zuhörten, Gott »rechtfertigten« (Lukas 7,29). Das heißt nicht, dass sie Gott gerecht machten (da er es schon längst war). Es bedeutet, dass sie Gott für gerecht erklärten.
Die moralische Veränderung, die wir erfahren, wenn wir Chris-tus vertrauen, ist nicht Rechtfertigung. Die Bibel nennt das gewöhnlich Heiligung – der Vorgang der Veränderung zum Guten. Rechtfertigung ist nicht dieser Prozess. Sie ist überhaupt kein Prozess. Sie ist eine Erklärung, die zu einem Zeitpunkt passiert. Ein Urteil: Gerechtfertigt! Gerecht!
Um vor einem weltlichen Gericht gerechtfertigt zu werden, muss man das Gesetz halten. In diesem Fall erklären die Geschwo-renen und der Richter einfach, was der Wahrheit entspricht: Sie haben das Gesetz befolgt. Dann werden sie für gerecht erklärt. Aber im Gerichtssaal Gottes haben wir das Gesetz nicht gehalten. Daher ist Rechtfertigung im herkömmlichen Sinn nicht möglich. Die Bibel sagt sogar: »Wer den Schuldigen gerecht spricht und wer den Gerechten für schuldig erklärt – ein Gräuel für den Herrn sind alle beide« (Sprüche 17,15). Trotzdem heißt es erstaunlicherweise, dass Gott durch Christus den Gottlosen, der auf seine Gnade vertraut, rechtfertigt (Römer 4,5). Gott scheint ein Gräuel zu tun.
Warum ist es aber kein Gräuel? Oder wie die Bibel es ausdrückt: wie kann Gott »gerecht sein und den rechtfertigen, der [nur!] des Glaubens an Jesus ist« (Römer 3,26)? Für Gott ist es aus zwei Gründen nicht schrecklich, den Gottlosen, der ihm vertraut, zu rechtfertigen. Der eine Grund ist, dass Christus sein Blut vergoss, um die Schuld unserer Vergehen zu tilgen. So steht es geschrieben: »Da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind« (Römer 5,9). Aber das bedeutet, unsere Schuld wurde nur weggenommen. Das erklärt uns nicht für gerecht. Unsere Schuld der Gesetzesübertretung zu löschen, ist nicht dasselbe wie uns zu Gesetzestätern zu erklären. Wenn ein Lehrer einen Test, der ein mangelhaft erhalten hat, einfach aus dem Klassenheft streicht, dann heißt das nicht, dass er den Test gut benotet hat. Wenn die Bank mir die Schulden auf meinem Konto erlassen würde, dann wäre das nicht das Gleiche, wie zu sagen, ich wäre reich. Genauso ist es mit unseren Sünden. Unsere Sünden zu löschen ist nicht das Gleiche wie uns für gerecht erklären. Es muss eine Tilgung vorgenommen werden. Das ist für die Rechtfertigung wesentlich. Aber es geht darüber hinaus. Es gibt noch einen weiteren Grund, warum es für Gott kein Gräuel ist, den Gottlosen durch seinen Glauben zu rechtfertigen. Dazu wenden wir uns dem nächsten Kapitel zu.