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Von Sinclair Ferguson Über Heiligung und Wachstum

Übersetzung von Kerstin Braun

 

Anfang der Woche sprach ich mit einem engen Freund, der vor kurzem eine Zeit durchmachen musste, die von persönlichen Enttäuschungen, Entmutigung, ungerechter Behandlung, ja sogar unwahren Gerüchten über seinen Charakter und seinen christlichen Dienst gekennzeichnet war. Ich war bewegt und beeindruckt von seiner Reaktion. „Mein großer Trost ist einfach dies“, sagte er, „ ‚Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn' (1 Tim 6,6).“
Eine solche Reaktion auf Widrigkeit (die den Kontext darstellt, in dem christliche Genügsamkeit sowohl geprüft als auch offenbart wird) ist nie das Ergebnis der momentanen Entscheidung des Willens und wird auch nicht allein dadurch hervorgerufen, dass jemand einen wohlgeordneten und durchdachten Zeit- und Lebensmanagementplan hat, der so angelegt ist, dass er uns gegen die überraschenden Wendungen der göttlichen Vorsehung schützt. Es bedeutet, mit dem Willen Gottes in jeder Hinsicht seiner Vorsehung zufrieden zu sein. Sie ist daher eine Frage dessen, was wir sind, unseres Seins; sie kann nicht allein durch mehr Tun erreicht werden.

Tun und Sein
Genügsamkeit ist eine unterschätzte Gnade. Wie im siebzehnten Jahrhundert, als Jeremiah Burroughs sein großes Werk zu diesem Thema schrieb, ist sie auch heute noch „Das seltene Juwel“. Könnte man sie durch programmierte Mittel erzeugen („Mit fünf Schritten in einem Monat zur Genügsamkeit gelangen“), wäre sie Allgemeingut. Stattdessen müssen Christen Genügsamkeit auf althergebrachte Weise entdecken: Wir müssen sie erlernen.
Wir können Genügsamkeit daher nicht „tun“. Sie wird von Gott gelehrt; wir werden darin geschult. Sie ist ein Teil des Prozesses der Verwandlung durch die Erneuerung unseres Sinnes (Röm 12,1–2). Sie wird befohlen, doch ist sie paradoxerweise etwas, das mit uns getan wird, nicht durch uns. Sie ist kein Produkt einer Reihe von Handlungen, sondern eines erneuerten und verwandelten Charakters. Nur gute Bäume bringen gute Frucht hervor.
Kaum ein Prinzip scheint für Christen unserer Zeit schwieriger zu erfassen zu sein. Klare Anweisungen für ein christliches Leben sind für uns grundlegend wichtig. Doch leider wird meist bei den sehr programmatischen Lehren, die derzeit in der Evangeliumsgläubigkeit vorherrschen, äußeres Tun sehr stark betont, und charakterliche Entwicklung vernachlässigt wird. Besonders Christen in den USA müssen erkennen, dass sie in der pragmatischsten Gesellschaft der Welt leben (wenn irgendjemand „etwas tun“ kann, dann können wir es). Es kränkt den Stolz zu erkennen, dass das christliche Leben nicht in dem wurzelt, was wir tun können, sondern in dem, was an uns getan werden muss.
Vor einigen Jahren hatte ich eine recht unangenehme Begegnung mit einer Mentalität nach dem Motto: „Sag uns, was wir tun sollen, und wir tun es“. Bei einer christlichen Studentenkonferenz wurde ich nach der Hälfte der Zeit zu einem Gespräch mit einer Abordnung von Mitarbeitern gerufen, die es als ihre Pflicht ansahen, mich mit den Unzulänglichkeiten meiner beiden Auslegungen der Schrift zu konfrontieren. Das vorgegebene Thema lautete: Christus erkennen. „Sie haben jetzt zwei Stunden lang zu uns gesprochen“, beschwerten sie sich, „und trotzdem haben Sie noch nicht eine einzige Sache erwähnt, die wir tun können.“ Die Ungeduld, etwas zu tun, verbarg die Ungeduld mit dem apostolischen Prinzip, dass wir nur dann alles zu tun vermögen, wenn wir Christus erkennen (s. Phil 3,10; 4,13).
Wie ist dies nun anzuwenden auf die Genügsamkeit, das Hauptthema im "Tischgespräch" für diesen Monat?
Christliche Genügsamkeit bedeutet, dass meine Befriedigung von meinen Umständen unabhängig ist. Wenn Paulus in Philipper 4,11 über seine eigene Genügsamkeit spricht, verwendet er ein Wort, das in den philosophischen Schulen der Stoiker und Zyniker im antiken Griechenland häufig vorkam. In ihrem Wortschatz bedeutet Genügsamkeit Unabhängigkeit der eigenen Person, im Sinne einer Unabhängigkeit von wechselnden äußeren Umständen.
Doch für Paulus wurzelt Genügsamkeit nicht in Unabhängigkeit, sondern in der Hinlänglichkeit Christi (Phil 4,13). Paulus sagte, er vermöge alles – erniedrigt zu werden wie Überfluss zu haben – in Christus. Überlesen Sie dieses Letztere nicht. Es ist genau diese Einheit mit Christus und das Erkennen Seiner Angemessenheit, die wir nicht durch die Entscheidung eines Augenblicks einschalten können. Sie ist die Frucht einer andauernden, engen, stark entwickelten Beziehung zu Ihm.
Um mit Paulus’ Worten zu sprechen ist Genügsamkeit etwas, das wir lernen müssen. Und hier liegt die Crux der Sache: Wie lernen wir, genügsam zu sein? Wir müssen uns in der göttlichen Schule anmelden, in der wir durch biblische Lehre und Erfahrung göttlicher Vorsehung unterrichtet werden.
Ein gutes Beispiel der Lektionen in dieser Schule findet sich in Psalm 131.

Ein biblisches Beispiel
In Psalm 131 liefert König David uns eine lebendige Beschreibung dessen, was es für ihn bedeutet, Genügsamkeit zu lernen. Er beschreibt seine Erfahrung mit dem Bild eines Kindes, das von der Milch entwöhnt und an feste Nahrung gewöhnt wird: „Habe ich meine Seele nicht beschwichtigt und beruhigt? Wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie ein entwöhntes Kind ist meine Seele in mir.“ (Ps 131,2)
Stellen Sie sich die Szene bildlich vor und hören Sie aufmerksam zu. Noch lebendiger wird es, wenn Sie daran denken, dass in alttestamentarischer Zeit die Entwöhnung manchmal erst stattfand, wenn ein Kind drei oder gar vier Jahre alt war! Es ist schwer genug für eine Mutter, das unzufriedene Schreien eines Kleinkindes, die Verweigerung fester Nahrung und den Willensstreit während des Prozesses der Entwöhnung auszuhalten. Stellen Sie sich diesen Kampf nun mit einem Vierjährigen vor! So lässt sich das Ringen bemessen, das David durchmachte, bevor er Genügsamkeit lernte.

Zwei große Probleme
Doch worum ging es in dem Kampf? Wiederum hilft uns David, indem er zwei große Probleme nennt, die in seinem Leben gelöst werden mussten.
„HERR! Mein Herz will nicht hoch hinaus, meine Augen sind nicht hochfahrend.“ (Ps 131,1). Er meint damit nicht, dass Ehrgeiz an und für sich schlecht sei. Er selbst war ja schließlich für den Thron ausgesondert worden (1 Sam 16,12-13). Doch er hatte ein höheres Ziel: Gottes weiser Vorsehung, seinen Plänen in Ort und Zeit zu vertrauen.
Erinnern Sie sich an die Gelegenheiten, zu denen er Position und Macht mit Mitteln hätte an sich reißen können, die seine Hingabe an den Herrn aufs Spiel gesetzt hätten? Zuerst kam Saul genau in die Höhle, in der sich David und seine Männer sich versteckt hatten (1 Sam. 24,6). Später schlichen sich David und Abischai in das Zelt des Saul und fanden ihn schlafend (1 Sam. 26,9-11). Doch inzwischen genügte es ihm, nach den Weisungen des Wortes Gottes zu leben und geduldig auf Gottes Zeit zu warten.
Christliche Genügsamkeit erwächst deshalb direkt daraus, keine größeren Bestrebungen zu haben als dem Herrn zu gehören und Ihm voll und ganz zur Verfügung zu stehen, an dem Ort, den Er weist, zu der Zeit, die Er wählt, mit den Vorkehrungen, die Ihm zu treffen gefallen.
Der junge Robert Murray M’Cheyne schrieb daher mit reifer Weisheit: „Es war stets mein Bestreben, in Bezug auf mich selbst keine Pläne zu haben.“ „Wie ungewöhnlich!“, sagen wir. Ja, doch ungewöhnlich fanden die Menschen an M’Cheyne nicht so sehr das, was er tat oder sagte – es war das, was er war und die Art und Weise seines Seins. Das wiederum ist das Ergebnis, wenn sich jemand mit einer ihn antreibenden Bestrebung begnügt: „ Ich möchte Christus erkennen“ (Phil 3,10). Nicht zufällig entdecken wir, wenn wir Christus zu unserer Bestrebung machen, dass Er zu unserer Hinlänglichkeit wird und wir Genügsamkeit unter jedweden Umständen lernen.
„Ich gehe nicht mit Dingen um, die … zu wunderbar für mich sind“ (Ps 131,1). Genügsamkeit ist die Frucht einer Geisteshaltung, die um ihre Grenzen weiß.
David gestatte es sich nicht, sich mit etwas zu beschäftigen, das ihm zu geben Gott nicht gefiel, und er gestattete es seinem Geist auch nicht, sich auf Dinge zu fixieren, die ihm zu erklären Gott nicht gefallen hatte.
Derartiges Beschäftigtsein erstickt die Genügsamkeit. Wenn ich darauf bestehe, genau wissen zu wollen, was Gott in meinen derzeitigen Umständen tut und was er mit meiner Zukunft zu tun plant, wenn ich Seine Wege mit mir in der Vergangenheit zu verstehen verlange, kann ich niemals endgültig zufrieden sein, bis ich selbst mit Gott gleich geworden bin. Wie schwer von Begriff wir doch sind, in diesen subtilen geistigen Versuchungen den Widerhall der Schlange aus dem Paradies zu erkennen, die zischt: „Äußere deine Unzufriedenheit mit den Wegen Gottes, dem Wort Gottes, der Bestimmung Gottes!“
In unserer augustinischen Tradition ist oft gesagt worden, die erste Sünde sei superbia, Stolz. Doch dies war komplexer, denn darin war Unzufriedenheit einbegriffen. Wenn wir die Dinge in diesem Licht betrachten, erkennen wir, was für eine gottlos schreckliche Sache ein unzufriedener Geist ist.
Behalten Sie diese zwei Prinzipien im Auge, dann geraten Sie nicht so leicht in einen Strudel der Unzufriedenheit der diesseitigen Welt. Gehen Sie wieder in die Schule, in der Sie Fortschritte im Christsein machen. Lernen Sie Ihre Lektionen, lösen Sie das Problem des Ehrgeizes, dann werden Sie lernen, die Privilegien einer echten Genügsamkeit zu genießen.