Ganz aus Gnaden/Wie läßt sich der Glaube erklären?

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English: All of Grace/How May Faith Be Illustrated?

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Von Charles H. Spurgeon Über Konversion
Kapitel 9 des Buches Ganz aus Gnaden

Übersetzung von Oncken Verlag/Helmut Pohl

Um noch deutlicher zumachen, was Glaube ist, will ich ein paar Beispiele anführen. Obwohl der Heilige Geist allein dem Leser zum Sehen verhelfen kann, ist es doch meine Pflicht und meine Freude, so viel Licht zu spenden, wie ich kann, und den göttlichen Herrn zu bitten, dass er blinde Augen öffnet. Und ich wünsche sehr, dass mein Leser dasselbe für sich von Gott erbittet. Rettenden Glauben können wir mit dem menschlichen Körper vergleichen. Er ist das Auge, das sieht. Mit dem Auge nehmen wir Dinge wahr, die weit entfernt sind. Damit können wir uns die Sonne und die fernsten Sterne bewußt machen. Ähnlich bringen wir uns durch Vertrauen den Herrn Jesus nahe. Obgleich er weit weg im Himmel ist, kommt er doch in unser Herz hinein. Blicke nur auf Jesus! Denn es stimmt genau, was in einem Lied gesagt wird: In einem Blick auf den Gekreuzigten liegt für uns das Leben. Glaube ist die Hand, die zugreift. Wenn unsere Hand irgend etwas festhält, dann tut sie genau das, was der Glaube tut, wenn er sich Christus und die Segnungen seiner Erlösung zu eigen macht. Der Glaube sagt: „Jesus ist mein!“ Der Glaube hört von dem Blut der Vergebung und ruft: „Ich nehme es an zu meiner Vergebung.“ Der Glaube nennt die Vermächtnisse und Zusagen des sterbenden Jesus sein eigen. Mit Recht; denn wer glaubt, ist ein Erbe Christi, der sich selbst und alles, was er hat, dem Glaubenden geschenkt hat. Nimm an, mein Freund, was die Gnade dir bereitet hat! Wenn du das tust, bist du kein Dieb, denn Gott selbst gibt dir die Erlaubnis: „Wer da will, der trinke das Wasser des Lebens umsonst!“ (vgl. Offenbarung 22, 17). Wer einen Schatz einfach dadurch gewinnen kann, dass er zugreift, ist in der Tat töricht und dumm, wenn er arm bleibt. Der Glaube ist der Mund, der Christus als Speise aufnimmt. Bevor eine Speise uns nähren kann, müssen wir sie in uns aufgenommen haben. Es ist eine ganz einfache Sache, dieses Essen und Trinken. Wir nehmen unsere Speise willig in unseren Mund auf und lassen zu, dass sie in unseren Körper hinabwandert, von ihm aufgenommen und absorbiert wird. Paulus sagt im Brief an die Römer: „Das Wort ist dir nahe, nämlich in deinem Munde“ (Römer 10, 8). Alles, was du also zu tun hast, ist, die Speise zu schlucken und in dich aufzunehmen. dass doch die Menschen Hunger hätten! Denn wer hungrig ist und Speise vor sich sieht, den braucht man nicht zu belehren, wie er essen soll. Jemand sagte: „Gib mir ein Messer, eine Gabel und eine Chance.“ Für das übrige wollte er schon sorgen. Wahrhaftig, ein Herz, das nach Christus hungert und dürstet, braucht nur zu wissen, dass er eine freie Gabe ist, und es wird ihn sofort aufnehmen. Ist das bei dir der Fall, so zögere nicht, Jesus anzunehmen. Niemand wird dir dafür einen Vorwurf machen, denn: „Wie viele ihn aufnahmen, denen gab der Macht, Gottes Kinder zu werden“ (Johannes 1, 12). Jesus Christus weist keinen ab, er gibt allen, die zu ihm kommen, das Recht, für immer Kinder zu sein. Unser Alltag ist voll von Beispielen für den Glauben. DerBauer senkt guten Samen in die Erde und erwartet, dass er nicht nur leben, sondern sich auch vermehren wird. Er glaubt an die Verheißung des Bundes, den Gott mit Noah machte: dass Saat und Ernte nicht aufhören werden — und sein Glaube wird belohnt. Ein Kaufmann deponiert sein Geld bei einer Bank und vertraut ganz auf ihre Redlichkeit und Krisenfestigkeit. Er vertraut sein Kapital fremden Händen an und ist ruhiger dabei, als wenn er das Geld bei sich aufbewahrte. Der Schwimmer vertraut sich dem Meer an. Er nimmt die Füße vom Boden und überläßt sich völlig der Tragfähigkeit des Wassers. Er könnte gar nicht schwimmen, wenn er sich nicht einfach ins Wasser werfen würde. Der Goldschmied hält kostbares Metall in das Feuer, und es sieht so aus, als würde das Feuer es gierig verzehren. Aber in der Hitze geläutert, kommt es aus dem Schmelzofen zurück. Wohin du auch schaust, überall wird sichtbar, wie der Glaube von Mensch zu Mensch oder im Verhältnis des Menschen zum Naturgesetz wirksam ist. Und so, wie wir im täglichen Leben vertrauen, wollen wir Gott vertrauen, der sich offenbart hat in Christus Jesus. Die verschiedenen Menschen haben ein unterschiedliches Maß an Glauben, je nach dem Grad ihrer Erkenntnis oder des Wachstums in der Gnade. Zuweilen ist der Glaube nicht viel mehr als ein Sich-Anklammern an Christus, als ein Gefühl der Abhängigkeit und die Bereitschaft, von Christus abhängig zu sein. Am Strand siehst du Napfschnecken, die an Felsen oder an Geröll haften. Gehst du leise und vorsichtig auf den Felsen zu und schlägst rasch mit einem Stock gegen eine Schnecke, so fällt sie ab. Versuchst du es aber mit einer benachbarten Napfschnecke, so ist sie gewarnt. Sie hörte den Schlag, der ihrer Nachbarin galt, und hängt nun mit aller Kraft am Felsen. Es wird dir nie gelingen, sie abzuschlagen. Versuch es, sooft du willst, du wirst eher den Felsen zerschlagen. Unsere kleine Freundin, die Napfschnecke, versteht nicht viel, aber sie klammert sich an. Sie hat keine Ahnung von der Zusammensetzung des Felsens, doch sie klebt daran. Sie kann sich anklammern und hat etwas gefunden, woran sie sich anklammert: Darin besteht ihr ganzes Wissen, und sie nützt es für ihre Sicherheit und Bewahrung. Das Leben der Napfschnecke hängt davon ab, dass sie sich am Felsen festhält, und das Leben des Sünders hängt davon ab, dass er sich an Jesus hält. Tausende unter Gottes Kindern haben nur diesen Glauben. Sie wissen genug, um sich von ganzem Herzen und von ganzer Seele an Jesus zu hängen, und das genügt, damit sie jetzt Frieden und in Ewigkeit Sicherheit haben. Jesus ist für sie ein starker und mächtiger Heiland, ein unbeweglicher und unerschütterlicher Fels. Um ihres Lebens willen hängen sie sich an ihn, und dieses Anklammern rettet sie. Glaube wird sichtbar, wenn ein Mensch sich auf den anderen verlässt, weil er seine Überlegenheit anerkennt. Das ist eine höhere Form des Glaubens, ein Glaube, der den Grund seiner Abhängigkeit kennt und entsprechend handelt. Ich glaube nicht, dass die Napfschnecke viel von dem Felsen und seiner Beschaffenheit weiß. Aber je mehr der Glaube wächst, desto verständiger wird er. Ein Blinder vertraut sich seinem Führer an, weil er weiß, dass dieser sehen kann, und geht in diesem Vertrauen, wohin ihn der Führer leitet. Wenn ein bedauernswerter Mensch blind geboren ist, so weiß er nicht, was Sehen ist. Aber er weiß, dass es ein Sehvermögen gibt und dass sein Freund es besitzt, und deshalb reicht er dem Sehenden freiwillig seine Hand und vertraut sich seiner Führung an. „Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauer“ (2. Korinther 5, 7). „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Johannes 20, 29). Ein besseres Bild für den Glauben gibt es nicht. Wir wissen, dass Jesus Verdienst, Macht und Segen hat, die wir nicht besitzen, darum vertrauen wir uns ihm fröhlich an, damit er für uns das ist, was wir uns selbst nicht sein können. Wir vertrauen ihm, wie der Blinde seinem Führer vertraut. Jesus enttäuscht unser Vertrauen niemals, denn „er ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung“ (1. Korinther 1, 30). Jedes Kind, das zur Schule geht, muss sich im Glauben üben, während es lernt. Sein Lehrer erteilt ihm Erdkundeunterricht und unterrichtet es über die Gestalt der Erde, über große Städte und Reiche. Das Kind weiß von sich aus nicht, ob diese Dinge stimmen, wenn es nicht seinem Lehrer glaubt und den Büchern, die ihm in die Hand gedrückt werden. So musst du es mit Christus machen, wenn du errettet werden willst. Du weißt, weil er es dir sagt; du glaubst, weil er dir versichert, dass es so ist, und vertraust dich ihm an, weil er verheißt, dass du infolgedessen gerettet wirst. Fast alles, was wir wissen, haben wir uns im Glauben angeeignet. Eine wissenschaftliche Entdeckung wurde gemacht; wir halten sie für gesichert. Warum? Auf Grund der Autorität gewisser wohlbekannter Gelehrter, deren Ruf gefestigt ist. Wir haben ihre Experimente nicht gesehen und sie auch nicht selber gemacht, aber wir glauben ihren Berichten. So mußt du es auch mit Jesus machen. Weil er dich wohlbegründete Wahrheiten lehrt, sollst du sein Schüler sein und dich ihm anvertrauen. Weil er gesicherte Tatsachen geschaffen hat, sollst du sein Klient sein und ihm dein Vertrauen schenken. Er ist dir unendlich überlegen und erweist sich deinem Vertrauen gegenüber als dein Meister und Herr. Wenn du ihn und seine Worte annimmst, wirst du gerettet werden. Eine andere und noch höhere Form des Glaubens ist die, die aus der Liebe erwächst. Warum vertraut ein Kind seinem Vater? Weil es ihn liebt! Gesegnet und glücklich sind die Menschen, die einen innigen Glauben an Jesus haben, verbunden mit tiefer Zuneigung zu ihm; denn das ist ein vertrauensvolles Ruhen. Menschen, die Jesus liebhaben, sind ganz angetan von seiner Persönlichkeit, freuen sich über seine Sendung und sind gepackt von der Liebe und Freundlichkeit, die er bewiesen hat. Sie können gar nicht anders als ihm vertrauen, weil sie ihn so sehr bewundern, verehren und lieben. Ein Beispiel für das Vertrauen zu dem Heiland aus Liebe: Eine Dame, die Gattin eines hervorragenden Arztes, wird von einer gefährlichen Krankheit befallen. Aber sie ist erstaunlich gelassen und ruhig, denn ihr Mann hatte dieser Krankheit Spezialstudien gewidmet und Tausende davon geheilt. Sie ist nicht im geringsten beunruhigt, denn sie fühlt sich vollkommen sicher in den Händen dessen, der ihr so teuer ist und in dem sich ärztliche Kunst und Liebe in so vollkommener Weise verbinden. Ihr Glaube ist vernünftig und ganz natürlich; ihr Mann hat dieses Vertrauen in jeder Hinsicht verdient. Das ist der Glaube, wie ihn die fröhlichsten Gläubigen Christus gegenüber haben. Es gibt keinen Arzt wie ihn, niemand kann so retten wie er. Wir lieben ihn, er liebt uns, darum überlassen wir uns seinen Händen, nehmen an, was er uns verschreibt, und gehorchen allen seinen Anweisungen und Befehlen. Wir spüren, dass uns nichts Falsches verordnet werden kann, weil er Herr ist über unsere Angelegenheiten. Er liebt uns viel zu sehr, um uns umkommen zu lassen oder auch nur einen Schmerz zuzufügen, der nicht nötig wäre. Glaube ist die Wurzel des Gehorsams, auch dafür hat das Leben Beispiele. Wenn ein Kapitän dem Lotsen zutraut, dass er sein Schiff heil in den Hafen bringt, dann richtet er sich nach dessen Anordnungen. Wenn ein Tourist sich dem Bergführer anvertraut, der ihn über einen schwierigen Paß bringen soll, dann geht er den Pfad, den der Führer zeigt. Wenn ein Kranker Vertrauen hat zum Arzt, dann hält er sich sorgfältig an die Vorschriften und Anweisungen desselben. Glaube, der sich weigert, den Befehlen des Heilands zu gehorchen, ist ein Scheinglaube, der niemals rettende Kraft besitzt. Wir vertrauen Jesus, damit er uns rettet. Er gibt uns Anweisungen, wie wir gerettet werden können. Wir folgen diesen Anweisungen und werden gerettet. Möge mein Leser dies nicht vergessen! Vertraue Jesus und stelle dein Vertrauen unter Beweis, indem du tust, was er befiehlt. Besonders zu beachten ist der Glaube, der sich auf Erkenntnis gründet, die sich schon bewährt hat. Er entspringt dem Wachstum in der Gnade, glaubt an Christus, weil er ihn kennt, und vertraut ihm, weil er sich als zuverlässig und glaubwürdig erwiesen hat. Eine alte Christin hatte die Angewohnheit, ein „v“ und ein „e“ auf den Rand ihrer Bibel zu schreiben, wenn sie eine Verheißung Gottes „versucht“ und „erprobt“ hatte. Wie leicht ist es doch, einem Erlöser zu vertrauen, mit dem man es versucht und den man erprobt hat! Vielleicht bist du dazu jetzt noch nicht in der Lage, aber eines Tages wirst du es auch können. Alles muß einmal begonnen werden. Mit der Zeit wird dein Glaube wachsen. Der gereifte Glaube verlangt nicht nach Zeichen und Wundern, sondern glaubt unerschrocken. Schau dir den Glauben eines bewährten Steuermanns an — ich habe ihn oft bewundert. Er lichtet den Anker und läßt die Küste hinter sich. Tage-, wochen- und sogar monatelang erblickt er kein Segel und keine Küste. Und doch setzt er unermüdlich und furchtlos seinen Kurs fort, bis er eines Morgens genau vor dem Hafen liegt, den er ansteuerte. Wie hat er seinen Weg über die Meeresabgründe gefunden, der durch nichts gekennzeichnet ist? Er hat seinem Kompaß, seiner Schiffskarte, seinem Fernglas und den Sternen vertraut. Unter ihrer Führung hat er, ohne Land zu sehen, so genau Kurs gehalten, dass er den Hafen ohne Kursberichtigung anlaufen konnte. Es ist eine wunderbare Sache — dieses Segeln oder Zur-See-Fahren, ohne das Ziel sehen zu können. Geistlich gewendet: Es ist ein Segen, wenn man die Ufer des Sehens und Fühlens dahintenläßt und den Gefühlen, Zeichen, Hinweisen, Mut machenden Fügungen und anderem auf Wiedersehen sagt. Es ist herrlich, weit draußen zu sein auf dem Meer der göttlichen Liebe, Gott zu vertrauen und unter der Anweisung des Wortes Gottes geraden Kurs zu halten. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Johannes 20, 29). Ihnen soll „reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich“ (2. Petrus 1, 11) und eine gute Reise dorthin Willst du, mein lieber Leser, dein Vertrauen nicht um Jesu Christi willen auf Gott setzen? Ich bin zuversichtlich und geborgen. Bruder, komm mit mir und schenke unserem Vater und Erretter dein Vertrauen! Komm sofort!