Von der Pflicht zur Freude/Was bedeutet das für den Gottesdienst?

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English: The Dangerous Duty of Delight/What Does It Mean for Worship?

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 7 des Buches Von der Pflicht zur Freude

Übersetzung von Desiring God


Die moderne Ablehnung des »altmodischen« christlichen Hedonismus hat den Geist der Anbetung in vielen Gemeinden und Herzen abgetötet. Die weitverbreitete Ansicht, dass ethisch hochstehendes Handeln frei von Eigeninteresse sein müsse, ist ein großer Feind wahrer Anbetung. Anbetung ist die höchste moralische Handlung, die ein Mensch tun kann. Deshalb können sich viele Menschen als einzige moralische Grundlage und Motivation dafür nur eine uneigennützige Pflichterfüllung vorstellen. Aber wenn Anbetung und Gottesdienst auf uneigennützige Pflicht reduziert werden, hören sie auf, echte Anbetung und echter Gottesdienst zu sein. Denn Anbetung nährt sich von den herrlichen Vollkommenheiten Gottes in Christus.

Gott wird nicht geehrt, wenn wir die Festtage unserer Beziehung aus einem bloßen Pflichtgefühl begehen. Er wird geehrt, wenn wir uns an solchen Tagen freuen! Wenn wir also Gott anbeten wollen, dürfen wir Ihm nicht gleichgültig nahen, aus Furcht davor, Freude aus dem Gottesdienst zu schöpfen und so den moralischen Wert zu verderben. Stattdessen sollen wir Ihn hedonistisch suchen, so wie ein durstiger Hirsch nach dem Wasser lechzt, eben wegen der Freude, Gott zu sehen und Ihn zu genießen! Anbetung ist nichts anderes als Gehorsam dem Gebot Gottes gegenüber: »Habe deine Lust am HERRN« (Psalm 37,4).

Fehlgeleitete Tugend erstickt den Geist der Anbetung. Wer die unbestimmte Vorstellung hegt, dass es eine Tugend sei, das Eigeninteresse zu überwinden, und dass es ein Laster sei, die Freude zu suchen, wird kaum in der Lage sein, wirklich anzubeten. Denn Anbetung ist die hedonistischste Sache im Leben und darf auf keinen Fall durch irgendeinen Gedanken der Gleichgültigkeit verdorben werden. Das größte Hindernis für Anbetung ist nicht, dass wir vergnügungssüchtige Leute wären, sondern dass wir bereit sind, uns mit so erbärmlichen Vergnügungen zufriedenzugeben.

Jeden Sonntagmorgen tritt Hebräer 11,6 in Widerstreit mit gängigen Vorstellungen von selbstloser Tugend. »Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.« Man kann Gott nicht gefallen, wenn man nicht wegen der Belohnung zu Ihm kommt! Deshalb ist ein Gottesdienst, der Gott gefällt, die hedonistische Suche nach Gott. Er selbst ist unsere außerordentlich große Belohnung! In Seiner Gegenwart gibt es vollkommene Freude und zu Seiner Rechten immerwährendes Vergnügen. Dass wir zufrieden sind mit allem, was Gott für uns in Jesus ist, gehört zum Wesen authentischer Anbetung. Anbetung ist das Festmahl des christlichen Hedonismus.

Kommen wir zu drei Konsequenzen für den Gottesdienst.

Erstens: Die wahre Diagnose eines schwachen Gottesdienstes ist nicht, dass die Gläubigen kommen, um etwas zu bekommen, anstatt etwas zu geben. Nicht wenige Pastoren tadeln die Gläubigen und meinen, die Gottesdienste wären lebendiger, wenn sie kämen, um zu geben, anstatt etwas zu bekommen. Es gibt eine bessere Diagnose.

Die Gläubigen sollten zum Gottesdienst kommen, um etwas zu bekommen. Sie sollten mit einem Hunger nach Gott kommen. »Wie eine Hirschkuh lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott« (Psalm 42,2). Gott wird hoch geehrt, wenn Menschen wissen, dass sie vor Hunger und Durst sterben, bis sie Gott haben. Und meine Aufgabe als Prediger ist es, für sie ein Buffet aufzubauen. Ich muss ihnen aus der Schrift zeigen, wonach sie wirklich hungern – nach Gott –, und ihnen dann genug zu essen geben, bis sie »Ahh« sagen. Das ist Gottesdienst.

Wenn man zweitens sieht, dass das Wesen von Anbetung und Gottesdienst in der Zufriedenheit in Gott besteht, wird dies den Gottesdienst radikal auf Gott ausrichten.

Nichts rückt Gott so sehr an die höchste Stelle und ins Zentrum, als wenn Menschen völlig davon überzeugt sind, dass nichts – weder Geld noch Prestige, weder Freizeit noch Familie, weder Beruf noch Gesundheit, Sport, Spiele oder Freunde – ihr Herz zufriedenstellen kann außer Gott. Diese Überzeugung bringt Menschen hervor, die Gott am Sonntagmorgen von ganzem Herzen suchen.

Wenn sich der Schwerpunkt von Gott als dem, der sich selbst für uns gibt, auf unser Geben für Gott verschiebt, dann trägt das unmerklich mit dazu bei, dass Gott nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern unser Geben. Ist unser Singen des Herrn würdig? Spielen die Instrumentalisten so, dass es eine würdige Gabe für den Herrn ist? Ist die Predigt ein passendes Opfer für den Herrn? Das alles sieht auf den ersten Blick edel aus. Aber Stück für Stück verschiebt sich der Schwerpunkt weg von der vollkommenen Unentbehrlichkeit des Herrn selbst auf die Qualität unserer Leistung. Und wir fangen sogar an, die Kraft und Stärke der Anbetung mit Begriffen der fachlichen Qualität unserer künstlerischen Beiträge zu definieren.

Nichts hält Gott so sehr im Mittelpunkt des Gottesdienstes wie die biblische Überzeugung, dass das Wesen der Anbetung in tief empfundener Zufriedenheit in Ihm liegt, und der Überzeugung, dass die Suche nach dieser Zufriedenheit der Grund dafür ist, weshalb wir zusammenkommen.

Drittens wahrt der christliche Hedonismus die Vorrangstellung der Anbetung, denn er zwingt uns zu der Erkenntnis, dass die von Herzen kommende Anbetung selbst das Ziel ist.

Wenn das Wesen der Anbetung die Zufriedenheit in Gott ist, dann kann Anbetung kein Mittel zum Zweck sein. Man kann einfach nicht zu Gott sagen: »Ich möchte in Dir zufrieden sein, damit ich etwas anderes bekomme.« Denn das würde bedeuten, dass man nicht ganz mit Gott zufrieden ist, sondern mit etwas anderem. Und damit würde man Gott entehren, statt Ihn anzubeten.

Aber tatsächlich verstehen viele Gläubige, sogar auch Pastoren, den Gottesdienst am Sonntagmorgen als Mittel, um etwas anderes als Anbetung zu erreichen. Wir feiern »Gottesdienst«, um Geld zu sammeln, wir feiern »Gottesdienst«, um viele Menschen anzuziehen, wir feiern »Gottesdienst«, um menschliche Verletzungen zu heilen, wir feiern »Gottesdienst«, um Mitarbeiter zu gewinnen, wir feiern »Gottesdienst«, um das geistliche Klima in der Gemeinde zu verbessern, wir feiern »Gottesdienst«, um begabten Musikern eine Gelegenheit zu bieten, ihrer Berufung nachzukommen, wir feiern »Gottesdienst «, um unsere Kinder den Weg der Gerechtigkeit zu lehren, wir feiern »Gottesdienst«, um Ehen zu stärken, wir feiern »Gottesdienst«, um die Verlorenen unter uns mit dem Evangelium zu erreichen, wir feiern »Gottesdienst«, um unseren Gemeinden ein Zusammengehörigkeitsgefühl wie in einer Familie zu geben usw. usw.

In alldem würdigen wir Gott und die Anbetung herab. Echte Zuneigung zu Gott ist ein Wert an sich. Ich kann nicht zu meiner Frau sagen: »Ich empfinde eine starke Zuneigung dir gegenüber – damit du mir ein leckeres Essen zubereitest.« So funktioniert Zuneigung nicht. Das wäre ihr Ende. Sie hat nicht das schöne Essen im Blick. Ich kann nicht zu meinem Sohn sagen: »Ich spiele gerne Ball mit dir – damit du den Rasen mähst.« Wenn es dir wirklich Spaß macht, mit ihm zu spielen, kann dieses Vergnügen nicht als Mittel zum Zweck benutzt werden.

Ich streite nicht ab, dass ein lebendiger Gottesdienst Hunderte von guten Auswirkungen auf das Gemeindeleben haben kann. Er wird wie die Liebe in einer guten Ehe alles besser machen. Ich möchte aber betonen, dass in dem Maße, wie wir aus diesen Gründen »Gottesdienst« feiern, dieser aufhört, wahre Anbetung zu sein. Wenn wir die Zufriedenheit in Gott in den Mittelpunkt stellen, werden wir vor dieser Tragödie bewahrt.