Von der Pflicht zur Freude/Freude als Pflicht – eine umstrittene Sache

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English: The Dangerous Duty of Delight/Treating Delight As Duty Is Controversial

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 2 des Buches Von der Pflicht zur Freude

Übersetzung von Desiring God


»Christlicher Hedonismus« ist eine umstrittene Bezeichnung für eine »altmodische« Lebensweise.

Sie geht auf Mose zurück, der die ersten Bücher der Bibel schrieb und uns Schreckliches androhte, wenn wir nicht glücklich wären: »Dafür dass du dem Herrn, deinem Gott, nicht mit Freude und mit fröhlichem Herzen gedient hast …, wirst du deinen Feinden … dienen« (5. Mose 28,47-48).

… und auf David, den König von Israel, der Gott seine »Jubelfreude« nannte (Psalm 43,4) und sagte: »Dient dem Herrn mit Freuden« (Psalm 100,2) und: »Habe deine Lust an dem Herrn« (Psalm 37,4), der betete: »Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir … uns freuen in allen unseren Tagen« (Psalm 90,14), und der uns wissen lässt, dass vollkommene und dauerhafte Freude nur in Gott zu finden ist: »Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar« (Psalm 16,11).

… und auf Jesus, der sagte: »Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen. … Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln« (Matthäus 5,11-12) und: »Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde« (Johannes 15,11), und der das Kreuz erduldete »um der vor ihm liegenden Freude willen« (Hebräer 12,2) und der versprach, dass am Ende treue Diener die Worte hören werden: »Geh hinein in die Freude deines Herrn« (Matthäus 25,21).

… und auf Jakobus, den Bruder Jesu, der sagte: »Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet« (Jakobus 1,2).

… und auf den Apostel Paulus, der sich und seine Mitarbeiter »als Traurige, aber allezeit uns freuend« (2. Korinther 6,10) bezeichnete und der den Dienst seines Teams mit den Worten umschrieb: »Wir sind Mitarbeiter an eurer Freude« (2. Korinther 1,24), und der die Christen dazu aufforderte, sich »allezeit im Herrn« zu freuen (Philipper 4,4) und sich sogar »in den Trübsalen« zu rühmen (Römer 5,3).

… und auf den Apostel Petrus, der sagte: »… freut euch, insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freut« (1. Petrus 4,13).

… und auf Augustinus, der 386 die Befreiung von Lust und Begierden in der Freude an Gott fand, die viel höher ist. »Wie süß war es auf einmal für mich, die fruchtlosen Freuden los zu sein, die ich früher zu verlieren fürchtete! … Du hast sie mir ausgetrieben, der du die wahre, souveräne Freude bist. Du triebst sie mir aus und nahmst ihre Stelle ein, der du süßer als alles Vergnügen bist.«[1]

… und auf Blaise Pascal, der sah, »dass alle Menschen das Glück suchen. Das gilt ohne Ausnahme. Welch unterschiedliche Mittel sie auch anwenden, alle dienen diesem Ziel. … Der Wille macht nicht den kleinsten Schritt ohne dieses Ziel. Das ist das Motiv jedes Handelns jedes Menschen, sogar derer, die sich erhängen.«[2]

… und auf die Puritaner, deren Ziel es war, Gott so kennenzulernen, dass »uns an ihm zu freuen unsere Lebensaufgabe sein möge«[3], weil sie wussten, dass diese Freude »uns schützen wird gegen die Angriffe durch unsere geistlichen Feinde und unseren Mund unempfänglich für solches Vergnügen machen wird, mit dem der Versucher seinen Angelhaken bestückt«.[4]

… und auf Jonathan Edwards, der wie kein anderer entdeckte und lehrte, dass »das Glück des Geschöpfes darin besteht, sich an Gott zu erfreuen, wodurch auch Gott erhoben und verherrlicht wird«.[5] »Das Ziel der Schöpfung ist, dass die Schöpfung [Gott] verherrlicht. Was heißt nun Gott verherrlichen, wenn nicht, sich an der Herrlichkeit zu freuen, die er gezeigt hat?«[6]

… und auf C.S.Lewis, der entdeckte, dass wir »viel zu leicht zufriedenzustellen sind«.[7]

… und auf Tausende von Missionaren, die alles für Christus verlassen haben und am Ende mit David Livingstone sagten: »Ich habe nie ein Opfer gebracht. «[8]

Christlicher Hedonismus ist nichts Neues.

Wenn nun christlicher Hedonismus so alt ist, warum ist er dann so umstritten? Ein Grund dafür besteht darin, dass er lehrt, dass Freude nicht nur ein Abfallprodukt des Gehorsams gegenüber Gott ist, sondern ein Bestandteil desselben. Es scheint, als akzeptiere man die Freude gern als Nebenprodukt unserer Beziehung zu Gott, aber nicht als wesentlichen Bestandteil. Irgendwie fühlt man sich unwohl, wenn man sagt, es sei unsere Pflicht, nach Freude zu streben.

Man sagt etwa Folgendes: »Strebe nicht nach Freude, strebe nach Gehorsam.« Doch der christliche Hedonismus antwortet: »Das ist, als würde man sagen: ›Iss keine Äpfel, iss Obst.‹« Denn Freude ist ein Gehorsamsakt. Wir werden dazu aufgefordert, uns an Gott zu erfreuen. Wenn Gehorsam bedeutet, das zu tun, was Gott gefällt, dann ist Freude nicht nur ein Abfallprodukt des Gehorsams, sie ist Gehorsam. Die Bibel fordert uns immer wieder auf, Freude zu suchen: »Freut euch an dem HERRN, und frohlockt, ihr Gerechten, und jubelt, alle ihr von Herzen Aufrichtigen « (Psalm 32,11). »Es sollen sich freuen und jubeln die Völkerschaften« (Psalm 67,5). »Habe deine Lust am HERRN« (Psalm 37,4). »Freut euch, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind« (Lukas 10,20). »Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!« (Philipper 4,4).

Die Bibel lehrt nicht, dass wir die Freude nur als Nebenprodukt der Pflicht ansehen sollen. C.S. Lewis hatte recht, als er einem Freund schrieb: »Weißt du, es ist eine christliche Pflicht für jeden, so glücklich wie möglich zu sein.«[9] Ja, das ist riskant und umstritten. Aber es ist einfach wahr. Wir sind verpflichtet, nach höchstem Glück zu streben, sowohl qualitativ als auch quantitativ.

Ein weiser Christ beschrieb das Verhältnis zwischen Pflicht und Freude so:

Nehmen wir an, ein Mann fragt seine Frau, ob er ihr einen Gutenachtkuss geben muss. Ihre Antwort ist: »Du musst, aber nicht so ein Muss.« Was sie meint, ist Folgendes: »Wenn nicht spontane Zuneigung zu mir deine Motivation ist, sind deine Annäherungsversuche ohne jeden Wert.«[10]

Mit anderen Worten: Wenn der Kuss kein Vergnügen bereitet, ist die Kusspflicht nicht erfüllt. Freude am Partner drückt sich im Kuss aus und ist Teil der Pflicht, nicht ihr Nebenprodukt.

Aber wenn das stimmt – wenn die Freude am Gutestun zum Gutestun gehört –, dann gehört das Streben nach Freude zum Streben nach Tugend. Hier sieht man, wo die Kontroverse anfängt. Sie liegt im Ernst der Sache. »Sie meinen das wirklich so?«, fragt jemand. »Sie meinen: Der Hedonismus ist nicht nur ein Trick, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Damit wird etwas vollkommen umwerfend Wahres darüber ausgesagt, wie wir leben sollten. Das Streben nach Freude gehört tatsächlich dazu, wenn man ein guter Mensch sein will.« Genau das meine ich! Die Bibel meint es. Gott meint es. Es ist ganz ernst gemeint. Wir machen keine Wortspiele.

Es soll noch einmal ganz klar gesagt werden, dass es um die Freude an Gott geht. Auch die Freude am Gutestun ist letztlich Freude an Gott, weil das Gute, das wir immer im Blick haben, die Herrlichkeit Gottes zeigen soll und unsere eigene Freude an Gott andere erreichen soll. Jede andere Freude wäre für die Sehnsucht unserer Seele qualitativ unzureichend und würde quantitativ unsere ewigen Bedürfnisse nicht stillen. Nur in Gott gibt es Fülle an Freude und ewige Freude.

»Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar« (Psalm 16,11).


  1. Augustinus, Confessions, S. 181 (IX, 1).
  2. Blaise Pascal, Pascal’s Pensées, übersetzt von W.F. Trotter. New York: E.P. Dutton, 1958, S. 113 (Gedanke 425).
  3. Richard Baxter, The Saints’ Everlasting Rest, Grand Rapids: Baker Book House, 1978, S. 17.
  4. Matthew Henry, Commentary on the Whole Bible, Bd. 2, Old Tappan: Fleming H. Revel, o.J., Original von 1708, S. 1096.
  5. Jonathan Edwards, The End for Which God Created the World, in: John Piper, God’s Passion for His Glory, Wheaton: Crossway Books 1998, S. 158, Abschnitt 72.
  6. Jonathan Edwards, The »Miscellanies« (Entry Nos. a-z, aa-zz, 1-500), Hrsg. Thomas Schafer, The Works of Jonathan Edwards, Bd. 13, New Haven: Yale University Press 1994, S. 199 (Miscellany
    1. 3).
  7. C.S. Lewis, The Weight of Glory and Other Addresses, Grand Rapids: Eerdmans, 1965, S. 1-2.
  8. Zitiert aus Samuel Zwemer, »The Glory of the Impossible«, in Perspectives on the World Christian Movement, 3. Aufl., Hrsg. Ralph Winter und Steven Hawthorne, Pasadena: William Carey Library, 1999, S. 315.
  9. Aus einem Brief an Sheldon Vanauken in Vanauken, A Severe Mercy, New York: Harper and Row, 1977, S. 189.
  10. E.J. Carnell, Christian Commitment, New York: Macmillan, 1967, S. 160-161.