Von der Pflicht zur Freude/Was bedeutet das für die Mission?

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English: The Dangerous Duty of Delight/What Does It Mean for Missions?

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 10 des Buches Von der Pflicht zur Freude

Übersetzung von Desiring God


Durch das, was wir beim Geld gesehen haben, wurde deutlich, dass der Schlachtruf des christlichen Hedonismus die Weltmission ist – die Annehmlichkeiten und Sicherheiten zu Hause für die unerreichten Völker der Welt zu opfern. Paradoxerweise ist hier, wo die Opfer am größten sind, auch die Freude am tiefsten. Und das Streben nach dieser Freude ist die treibende Kraft der Weltmission.

Als Jesus Seinen Jüngern sagte, dass es für die Reichen schwer sei, in das Reich Gottes zu kommen (Markus 10,23), erwiderte Petrus: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt« (Vers 28). Offenbar stellte Jesus eine Spur von Selbstmitleid dabei fest. Was Er Petrus antwortete, hat Tausende von Missionaren dazu gebracht, alles zu Hause zu verlassen und Christus zu den schwierigsten Gegenden dieser Welt zu folgen. Jesus sagte:

»Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben« (Markus 10,29-30).

Das bedeutet nicht, dass man reich an materiellen Dingen wird, indem man Missionar wird. Wenn wir mit dieser Vorstellung in den Missionsdienst gehen, wird der Herr uns mit folgenden Worten konfrontieren: »Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlege« (Lukas 9,58).

Es geht stattdessen um etwas anderes. Wenn man auf seine irdische Familie im Dienst für Christus verzichten muss, erfährt man hundertfache Entschädigung in der geistlichen Familie, der weltweiten Gemeinde. Was aber ist mit den Missionaren auf einsamen Posten, die jahrelang arbeiten, ohne von Hunderten von Geschwistern und Müttern und Kindern im Glauben umgeben zu sein? Gilt die Verheißung auch für sie?

Ja. Christus meint damit, dass Er selbst jedes Opfer ausgleicht. Wenn man die Liebe und Fürsorge einer Mutter aufgibt, wird man sie hundertfach in der Liebe und Fürsorge des allgegenwärtigen Christus wiederbekommen. Wenn man die herzliche Kameradschaft eines Bruders aufgibt, wird man sie hundertfach in der Nähe Christi wiederbekommen. Wenn man sich im eigenen Haus wohlfühlt und dieses aufgibt, bekommt man hundertfach Trost und Sicherheit zurück im Bewusstsein, dass alles auf dieser Erde dem Herrn gehört: Häuser und Länder und Flüsse und Bäume. Jesus verspricht künftigen Missionaren, bei ihnen zu sein (Matthäus 28,20). »Ich werde für dich so viel arbeiten und so sehr für dich da sein, dass du nicht sagen kannst, du hättest etwas geopfert.« 

Im Wesentlichen sagt Jesus, dass wenn man »sich selbst verleugnet« seinetwegen und um des Evangeliums willen, man damit ein kleineres Gut für ein größeres eintauscht. Mit anderen Worten: Jesus möchte, dass wir so über Opfer denken, dass jedes Selbstmitleid ausgeschlossen ist. In den Abschnitten über die Selbstverleugnung geht es genau darum.

»Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer sein Leben erretten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es erretten.« (Markus 8,34-35)

Jesus erwartet nicht von uns, dass es uns gleichgültig ist, ob wir vernichtet werden. Im Gegenteil: Er setzt voraus, dass die Sehnsucht nach echtem Leben uns dazu bewegt, auf all die kleineren Vergnügungen und Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten. Der Maßstab für unsere Sehnsucht nach wirklichem Leben lautet: Was geben wir auf, um es zu bekommen? Das Geschenk des ewigen Lebens in der Gegenwart Gottes wird verherrlicht, wenn wir bereit sind, unser Leben in dieser Welt zu hassen, um das ewige Leben zu ergreifen (Johannes 12,25). Darin liegt der Wert einer auf Gott bezogenen Selbstverleugnung.

Deshalb haben so viele Missionare nach einem Leben voller großer Opfer gesagt: »Ich habe nie ein Opfer gebracht.« Am 4. Dezember 1857 hielt der große Pioniermissionar in Afrika, David Livingstone, vor den Studenten von Cambridge eine bewegende Ansprache, die zeigt, dass er in vielen Jahren durch Erfahrung gelernt hatte, was Jesus Petrus lehren wollte:

Man redet vom Opfer, das ich gebracht habe, weil ich so viele Jahre meines Lebens in Afrika verbracht habe … Weg mit diesem Wort und solch einer Ansicht, solch einem Gedanken! Es ist keineswegs ein Opfer. Es ist eher ein Vorrecht. Angst, Krankheit, Leiden oder Gefahr, mit dem Verzicht auf die üblichen Annehmlichkeiten und Wohltaten dieses Lebens, mögen uns ab und zu innehalten, den Geist schwanken und den Mut sinken lassen, aber nur für einen Augenblick. All das ist nichts im Vergleich mit der Herrlichkeit, die in uns und für uns offenbar werden wird [Römer 8,18]. Ich habe nie ein Opfer gebracht.[1]

Der große Ansporn für den Einsatz eines Lebens für die Sache der Mission liegt in der 10.000-fachen Verzinsung der Investition. Viele Missionare haben das von Anfang an bezeugt – angefangen beim Apostel Paulus.

Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja wirklich, ich achte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne …, um ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden zu erkennen, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde. (Philipper 3,7-8.10)

Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit. (2. Korinther 4,17; vgl. Römer 8,18)

Es ist einfach erstaunlich, wie sich die Zeugnisse von Missionaren gleichen, die für das Evangelium gelitten haben. Praktisch alle bezeugen die ungeheure Freude und die unermessliche Entschädigung.[2]

Die Mission hat ihre Ursache in der Liebe zu Christus. In ihr fließt diese Liebe über. Wir freuen uns daran, unsere Freude an Ihm zu vergrößern, indem wir sie an andere weitergeben. So sagte Lottie Moon: »Es gibt sicher keine größere Freude als die, Seelen zu retten.«[3]

1897 segelte Samuel Zwemer mit seiner Familie an den Persischen Golf, um unter den Muslimen in Bahrain zu arbeiten. Ihre Verkündigung war weitgehend fruchtlos. Im Juli 1904 starben seine beiden Töchter, vier und sieben Jahre alt, im Abstand von acht Tagen. Trotzdem schrieb Zwemer im Rückblick auf diese Zeit fünfzig Jahre später: »Die reine Freude des Ganzen kommt wieder. Ich würde es gern wieder tun.«[4]

Missionare sind keine Helden, die sich großer Opfer für Gott rühmen könnten. Sie sind wahre christliche Hedonisten. Sie wissen, dass der Schlachtruf des christlichen Hedonismus die Mission ist. Sie haben ihr Leben ganz Christus und dem Evangelium gewidmet und hundertmal mehr Freude und Befriedigung gefunden, als es in einem Leben voller Bequemlichkeiten und Vergnügungen und einer weltlichen Karriere möglich gewesen wäre. Leid, Enttäuschung, Verlust – ja. Aber das alles wurde mehr als ausgeglichen, denn Gott hat ihnen das große Versprechen gegeben, für sie in Jesus alles zu sein. Sie haben sich die Zurechtweisung zu Herzen genommen: »Hütet euch vor einem Geist des Selbstmitleids und des Opfers!« Mission ist Gewinn! Hundertfacher Gewinn!

Am 8. Januar 1956 töteten fünf Indianer aus dem Stamm der Auca in Ecuador Jim Elliott und seine vier Mitmissionare, als sie versuchten, ihnen das Evangelium zu bringen. Vier junge Frauen verloren ihre Männer und neun Kinder ihre Väter. Elisabeth Elliott schrieb, dass die Welt es einen tragischen Albtraum nannte. Dann fügte sie hinzu: »Die Welt erkannte nicht die Wahrheit im zweiten Satz von Jim Elliotts ›Credo‹«:

Der ist kein Tor, der hingibt, was er nicht behalten kann, auf dass er gewinne, was er nicht verlieren kann.[5]

Gott hat Jim Elliott, Samuel Zwemer und Lottie Moon nicht nur in die Welt gestellt, damit sie ihre Freude im Leid zeigen, sondern um unsere Leidenschaft zu wecken, sie nachzuahmen. In Hebräer 13,7 sagte er: »Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach«, und in Hebräer 6,12: »[Seid] Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißung erben.« Deshalb, wenn Sie in Ihrer Seele eine Sehnsucht nach dieser Art von Zufriedenheit in Gott spüren, die diese Gläubigen zum Opfer der Liebe befreite, genießen Sie sie, fachen Sie die Glut mit Gebet an, ehe Satan sie ausbläst. Das könnte ein entscheidender Augenblick in Ihrem Leben sein.


  1. Zitiert in Samuel Zwemer, »The Glory of the Impossible «, in Perspectives on the World Christian Movement, 3. Aufl., Hrsg. Ralph Winter und Steven Hawthorne, Pasadena: William Carey Library 1999, S. 315.
  2. Weitere Geschichten über freudiges Leiden von Missionaren s. John Piper, Let the Nations Be Glad: The Supremacy of God in Missions, Grand Rapids: Baker Book House 1993, S. 71-112.
  3. Zitiert in Ruth Tucker, From Jerusalem to Irian Jaya, Grand Rapids: Zondervan, 1983, S. 237. Charlotte Diggs (Lottie) Moon wurde 1840 in Virginia geboren und reiste als baptistische Missionarin 1873 nach China. Sie ist nicht nur wegen ihrer Pionierarbeit in China bekannt, sondern auch dafür, dass sie die Frauen der Southern Baptist Church für die Sache der Mission gewann.
  4. Zitiert in From Jerusalem to Irian Jaya, S. 277.
  5. Elisabeth Elliott, Shadow of the Almighty: The Life and Testament of Jim Elliott, New York: Harper and Brothers 1958, S. 19. Deutsch: Im Schatten des Allmächtigen, Bielefeld: CLV, 1991, S. 8.