Unser Vater

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{{info|Our Father}}<br> Meine erste Klasse in der Freie Universitaet von Amsterdam hat meine akademische Selbstzufriedenheit zerruettert. Es war ein kultureller Schock, eine Uebung in Gegensatz. Es hat dem Moment angefangen als Professor G.C. Berkouwer in die Klasse getreten war. In seiner Gegenwart, jeder Student war aufmerksam biss er auf dem Podium stand, sein Notizbuch aufschlaegte, leise sein Kopf genickt hat fuer die Studenten sich hin zusetzten. Er hat dann angefangen seinen Vortrag zu halten, und die Studenten, in einer heiligen pflichtbewussten Stille, haben fuer eine Stundte Notizen geschrieben. Niemand hat sich gewagt den Meister zu unterbrechen oder Ihn abzulenken mit der Annahme den Arm zu heben. Der Vortrag war beherrscht bei einer einzigen Stimme – die Stimme die wir alle bezahlt haben zu hoeren.  
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{{info|Our Father}}<br> Meine erste Unterrichtsstunde an der Freien Universität Amsterdam erschütterte meine akademische Selbstgefälligkeit. Es war ein Kulturschock, ein Paradebeispiel für Gegensätze. Es begann in dem Moment, als der Professor, Dr. G.C. Berkouwer, den Raum betrat. Bei seiner Erscheinung erhoben sich alle Studenten aufmerksam von ihren Stühlen, bis er die Stufen zum Podium erklommen, sein Notizbuch geöffnet und den Studenten durch ein Kopfnicken bedeutet hatte, sich zu setzen. Dann begann er mit seinem Vortrag, und die Studenten lauschten pflichtbewusst in heiligem Schweigen und schrieben ihre Notizen nieder. Niemand wagte es sich herauszunehmen, den Meister durch das Heben der Hand zu unterbrechen oder abzulenken. Der Unterricht wurde von einer einzigen Stimme dominiert – jener Stimme, der wir alle aufmerksam zuhörten.
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Als der Unterricht zu Ende war, schloss der Professor sein Notizbuch, bevor er das Podium hinunter ging und hastig den Raum verließ, wobei sich die Studenten zuvor nochmals ehrerbietig von ihren Stühlen erhoben. Es gab keinen Dialog, keine Gesprächstermine für die Studenten, keine Quatscherei. Niemals sprach ein Student jemals den Professor an – mit Ausnahme der privat geplanten, mündlichen Prüfungen.
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Meine erste Prüfung dieser Art war eine Lehrstunde in Sachen Angst. Ich ging zum Haus des Professors in Erwartung einer Tortur. Aber so streng die Prüfung auch war, sie war keine Tortur. Dr. Berkouwer war warmherzig und freundlich. In onkelhafter Manier erkundigte er sich nach meiner Familie. Er zeigte sich sehr besorgt um mein Wohlergehen und forderte mich auf ihm Fragen zu stellen.  
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In gewissem Sinne war dies ein Vorgeschmack auf den Himmel. Professor Berkouwer war natürlich sterblich. Aber er war ein Mann von gigantischem Intellekt und einem unvorstellbaren umfassenden Wissen. Ich war nicht bei ihm zu Hause, um ihn zu unterweisen oder mit ihm zu debattieren ich war der Student und er war der Meister. Es gab eigentlich nichts im Bereich der Theologie, dass er von mir hätte lernen können. Und doch hörte er mir jetzt zu, als wenn er wirklich etwas von mit lernen könnte. Er nahm die Antworten auf seine bohrenden Fragen ernst. Es war, als würde ein Sohn von seinem treusorgenden Vater gefragt.
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Dieses Ereignis ist die beste menschliche Analogie, mit der ich aufwarten kann, um die Jahrhunderte alte Frage zu beantworten: „Wenn Gott souverän ist, warum sollen wir dann noch beten?“ Jedoch muss ich gestehen, dass dieses Beispiel hinkt. Obwohl Berkouwer mir mit seinem Wissen turmhoch überlegen war, so war sein Wissen doch endlich und begrenzt. Er war in keinem Falle allwissend.
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Wenn ich im Gegensatz dazu mit Gott rede, dann spreche ich nicht nur mit einem großen Professor im Himmel. Ich rede mit jenem, der all das Wissen besitzt, jenem, der keinesfalls etwas von mir lernen kann, das Er nicht schon bereits wüsste. Er weiß alles, was es zu wissen gibt, einschließlich dessen, was in meinen Gedanken vorgeht. Er weiß, was ich Ihm sagen werde, bevor ich es ausspreche. Er weiß, was Er tun wird, bevor Er es vollbringt. Sein Wissen ist souverän, und Er ist souverän. Sein Wissen ist perfekt und unveränderlich.
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Obwohl sich die Bibel beizeiten ein wenig schwer damit tut der Idee Ausdruck zu verleihen, dass Gott Seine Ansicht ändert, dass Er nachgibt oder Seine Pläne bereut, erinnert sie uns andererseits doch daran, dass diese menschliche Ausdrucksform gerade das ist, und dass Gott kein Mensch ist, dass Er bereuen müsste. In Ihm ist kein Schatten einer Veränderung. Sein Rat ist ewig. Bei Ihm gibt es keinen Plan B. Ein Plan B bezieht sich auf unvorhergesehene Ereignisse, Gott jedoch kennt alle unvorhergesehenen Ereignisse, und Er selbst kennt nichts Unvorhergesehenes.
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Manche Leute fragen: „Verändert Gebet das Herz Gottes?” Um eine solche Frage zu stellen, müssen wir sie beantworten. Welche Art von Gott könnte durch meine Gebete beeinflusst werden? Was könnten meine Gebete tun, um ihn dazu zu bewegen, Seine Pläne zu ändern? Könnte ich Gott möglicherweise irgendeine Information über irgendetwas geben, die Er nicht schon längst hat? Oder könnte ich Ihn durch meine überlegene Weisheit zu einem noch vorzüglicheren Weg überreden? Natürlich nicht. Ich bin absolut unqualifiziert, um Gottes Mentor oder führender Ratgeber zu sein. Also lautet die einfache Antwort, dass Gebet nicht das Herz Gottes verändert.
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Als der Vortrag fertig war hat der Professor sein Notizbuch geschlossen, ist von der Podium Treppe runter gelaufen, und hat eilig die Klasse verlassen, aber nicht bevor die Studenten noch einmal in seiner Ehre aufgestanden sind. Da war kein Dialog, keine Studenten Termine, kein quatschen Fest. Kein Student hat jemals mit dem Professor geredet – ausser waehrend der privat zeitlich geplanten Mundpruefung.
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Nehmen wir aber einmal an, wir stellen die Frage nach der Beziehung zwischen Gottes Souveränität und unseren Gebeten in einer etwas anderen Weise: „Verändert Gebet Dinge und Umstände?“ Die Antwort darauf ist ein ausdrückliches „Ja!Die Bibel lehrt uns, dass „das des Gerechten Gebet viel vermag, wenn es ernstlich ist“ (Jakobus 5, 16). Dieser Text versichert, dass Gebet etwas bewirkt. Es ist keine sinnlose, fromme Übung. Etwas Sinnloses bewirkt nichts. Gebet jedoch vermag viel zu bewirken. Und das, was viel bewirkt, ist niemals sinnlos.  
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Was bewirkt Gebet? Was ändert es? Zuallererst verändern meine Gebete mich. Der Zweck des Gebetes ist nicht, Gott zu verändern. Er verändert sich nicht, da Er keine Änderung benötigt. Aber ich benötige sie. So wie die Fragen Dr. Berkouwers nicht zu seinem Vorteil, sondern zu meinem Nutzen waren, so dient meine Zeit mit Gott meiner Erbauung, nicht Seiner. Das Gebet ist eines der größten Vorrechte, das uns bei unserer Rechtfertigung mitgegeben wurde. Eine Folge unserer Rechtfertigung ist, dass wir Zugang zu Gott haben. Wir wurden in Seine Familie hinein adoptiert, und wir haben das Recht Ihn als Vater anzusprechen. Wir werden ermuntert mutig in Seine Gegenwart zu treten. (Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Mut und Arroganz).  
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Meine erster geplante Mundpruefung war eine Ausuebung in panischer Angst. Ich ging zum Professors Haus und befuerchtete eine Qual. Aber als rigoros die Pruefung war, es war keine Qual. Dr. Berkouwer war herzlich und freundlich. In onkelhafter Art und Weise, fragte er nach meiner Familie. Er zeigte grosse Interesse fuer mein Wohlsinn und hat mich eingeladen Fragen zustellen.
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Gebet jedoch kann auch Dinge ändern. Praktisch ausgedrückt sagen wir, dass Gebet funktioniert. Es ist deswegen effektiv, weil es Auswirkungen nach sich zieht. In der Theologie unterscheiden wir zwischen Ursache und Wirkung. Die Ursache ist die Kraftquelle aller Dinge. Wenn die Bibel sagt, dass „wir in Ihm leben und weben und sind“ (Apg. 17: 28), dann zeigt dies an, dass wir ohne Gottes erhaltende Vorsehung keine Kraft hätten, um zu leben, uns zu bewegen oder zu existieren. Alle unsere Kraft ist nur zweitrangig. Die letztliche Wirksamkeit hängt immer von Gott ab. Ja, es ist wirklich wahr. Gebet ist eines der Mittel, die Gott gebraucht, um alles zu dem Ziel zu bringen, das Er bestimmt. Das bedeutet, dass Gott nicht nur das Ziel bestimmt, sondern Er bestimmt auch die Mittel, die Er verwendet, um uns zu diesem Ende zu bringen.  
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Gott benötigt nicht unsere Predigten, um Sein Volk zu retten. Dennoch hat Er sich entschieden, durch unsere Predigten zu wirken. Er bevollmächtigt unsere menschlichen Predigten mit Seiner eigenen Macht. In gleicher Weise hat Er sich dazu entschlossen durch unsere Gebete zu wirken. Er bevollmächtigt unsere Gebete, sodass wir nach unseren Gebeten zurücktreten und zusehen können, wie Er seine Macht in und durch unsere Gebete freisetzt.
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In einer Richtung, diese Erfahrung war ein Geschenk vom Himmel. Professor Berkouwert war selbstverstaendlich auch nur ein Mensch. Aber er war ein Mann eines gigantisch intellekts und eines enzyklopaedisches Wissens. Ich war nicht in seinem Haus um ihm zu lehren oder mit ihm zu debattieren – Ich war der Student und er der Meister. Da war nicht viel im Bereich der Theologie die er von mir lernen koennte. Und doch hoerte er auf mich als ob er doch was von mir lernen koennte. Er nahm meine Antworten zu seinen durchdringenden Fragen ernst. Es war als ob ich ein Sohn war der von seinem fuersorglichen Vater gefragt wurde. Dieser Fall ist die beste menschliche Analogie die ich aufbringen konnte zu der historischen Fragen, ,,wenn Gott souveraen ist, warum beten wir dann?” Jedoch muss ich erkennen dass diese Analogie schwach ist. Obwohl Berkouwert ueber mich in Gelehrheit turmhoch ueberlegen war, war sein Wissen begrenzt und beschraenkt. Er war auf keinen Fall allwissend.
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Wir beten erwartungsvoll und zuversichtlich, nicht trotz der Souveränität Gottes, sondern wegen ihr. Nur das Beten zu einem Gott, der nicht souverän ist, wäre eine Verschwendung von Zeit und Atem.
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Im Gegensatz, wenn ich mich mit dem Gott unterhalte, spreche ich nicht bloss mit einem grossen Meister im Himmel. Ich sprechen mit ihm der alles weiss, wer wirklich nichts von mir lernen kann dass er nicht bereit schon weiss. Er weiss alles wass man wissen soll, einschliesslich was in meinem Gedanken sind. Er weiss was ich ihm sagen will, bevor ich es ihm sage. Er weiss was er macht bevor er is macht. Sein Wissen ist souveraen, da er souveraen ist. Sein Kenntniss ist perfekt, verstaendlich so.
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Durch dass das die Bibel von Menschen geschrieben worden ist, ist es schwer die Idea zu erkennen dass der Gott seine Plaene aendert, nachgibt, oder bereut. Die Bible erinnert es uns anderwohin, dass es menschliche Aussdruecke sind, und dass Gott kein Mensch ist der etwas bereut. In ihm ist kein Schatten der Bereuung. Sein Ratschlag ist fuer ewig. Er hat keinen Plan B. Plan Bs sind fuer “unvorhergesehene Plaene” obwohl Gott all Moeglichkeiten kennt, weiss er selbst nichts unvorhergesehenes.
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Menschen fragen, ,,Aendert beten dem Gott seine Meinung?” Solch eine Frage zu stellen ist die zu beantworten. Was fuer ein Gott koennte durch meine Gebete beeinflusst werden? Was wuerde meine Gebete tun, um seine Plaene zu aendern? Koennte ich wirklich dem Gott irgendwelche Informationen geben, die er nicht bereits schon hat? Oder koennte ich ihn ueberzeugen seine Meinung zu aendern weil ich eine hoeheres Kenntniss habe? Selbstverstaendlich nicht. Ich bin vollstandig unqualifiziert dem Gott sein Mentor oder Ratgeber zu sein. So die einfache Antwort ist dass das Gebet nicht dem Gott die Meinung aendert. Aber jetzt nehmen wir an dass die Frage zwischen dem Gottes Souveraenitaet und unsere Gebete ein bischen anders gefragt wird: ,,Tut beten Sachen aendern?” Jetzt ist die Antwort ein nachdrueckliches ,,ja!Die Heilige Schrift sagt uns ,,denn das Gebet eines Menschen, der nach Gottes Willen lebt, hat grosse Kraft” (Jakobus 5:16). Dieser Text erklaert dass das Gebet wirksam ist. Es ist keine fromme Uebung in Zwecklosigkeit. Der wer scheitert ist nutzlos. Gebete, jedoch nuetzt viel. Der wer sie nuetzt scheitert nie.  
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Was nuetzen die Gebete? Was aendern sie? An erster Stelle aendern meine Gebete mich. Der Zweck des Gebetes ist nicht den Gott zu aendern. Er aendert sich nicht weil er sich nicht aendern braucht. Aber ich muss. Wie Dr. Berkouwers Frage nicht zu seinem Nutzen war, so meine Zeit mit Gott ist fuer meine Erbauung und nicht Gottes. Gebete ist einer der groessten Vorrechte die wir haben zusammen mit unserer Rechtfertigung. Eine Konsequenz der Rechfertigung ist dass das wir Zugang zum Gott haben. Er hat uns in seine Familie adoptiert und hat uns das Recht gegeben ihn als Vater anzuspechen. Wir sind ermutigt in seine Anwesenheit mit Kuehnheit zu kommen. (Natuerlich gibt es da ein Unterschied zwischen Kuehnheit und Arroganz).  
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Aber Gebete aendern auch Sachen. Praktisch gesehen sagen wir das beten wirkt. Das was wirksam ist, ist dass die Effekte verursacht oder produziert. In der Theologie, wir underscheiden zwischen primaer und sekundaer Kausalitaet. Primaer Kausalitaet ist die Energiequelle aller Ursachen. Die Bibel schreibt:,, denn in ihm leben, weben und sind wir’” (Apostelgeschichte 17:28), zeigt es an, dass abgesehen von Gottes unterstueztender Vorsehen, sind wir machtlos zu leben, weben oder einfach sein. Jede Macht die wir haben ist in zweiter Stelle. Es haengt immer nach Gott fuer seine entscheidendeWirksamkeit ab. Jedoch ist es wahr. Gebete ist einer des Gottes Wege die Ende hervorzubringen die er ordiniert. Dass heist, Gott ordiniert nicht nur das Ende, aber auch den Weg den er braucht um zu dem Ende zu kommen.  
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Gott benoetigt nicht unser Predigen um seine Menschen zu retten. Dennoch hat er sich beschlossen durch unser Predigen zu arbeiten. Er bevollmaechtigt unser menschliches Predigen mit seiner eigenen Macht. Auf aehnlicher Art und Weise hat er beschlossen durch unsere Gebete zu arbeiten. Er bevollmaechtigt unsere Gebete damit wir nach dem beten zuruecktreten koennen und sehen wie seine Macht sich entvesselt.  
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Wir beten erwartungsvoll und mit Sicherheit, nicht trotz der Hoheit des Gottes aber wegen dem. Was fuer eine Verschwendung fuer Zeit und Atem es waer wuerden wir zu einem Gott beten der nicht souveraen ist.
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Version vom 8. Februar 2012, 14:48 Uhr

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English: Our Father

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Von R.C. Sproul Über Gebet
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Übersetzung von Thomas Menz


Meine erste Unterrichtsstunde an der Freien Universität Amsterdam erschütterte meine akademische Selbstgefälligkeit. Es war ein Kulturschock, ein Paradebeispiel für Gegensätze. Es begann in dem Moment, als der Professor, Dr. G.C. Berkouwer, den Raum betrat. Bei seiner Erscheinung erhoben sich alle Studenten aufmerksam von ihren Stühlen, bis er die Stufen zum Podium erklommen, sein Notizbuch geöffnet und den Studenten durch ein Kopfnicken bedeutet hatte, sich zu setzen. Dann begann er mit seinem Vortrag, und die Studenten lauschten pflichtbewusst in heiligem Schweigen und schrieben ihre Notizen nieder. Niemand wagte es sich herauszunehmen, den Meister durch das Heben der Hand zu unterbrechen oder abzulenken. Der Unterricht wurde von einer einzigen Stimme dominiert – jener Stimme, der wir alle aufmerksam zuhörten. Als der Unterricht zu Ende war, schloss der Professor sein Notizbuch, bevor er das Podium hinunter ging und hastig den Raum verließ, wobei sich die Studenten zuvor nochmals ehrerbietig von ihren Stühlen erhoben. Es gab keinen Dialog, keine Gesprächstermine für die Studenten, keine Quatscherei. Niemals sprach ein Student jemals den Professor an – mit Ausnahme der privat geplanten, mündlichen Prüfungen. Meine erste Prüfung dieser Art war eine Lehrstunde in Sachen Angst. Ich ging zum Haus des Professors in Erwartung einer Tortur. Aber so streng die Prüfung auch war, sie war keine Tortur. Dr. Berkouwer war warmherzig und freundlich. In onkelhafter Manier erkundigte er sich nach meiner Familie. Er zeigte sich sehr besorgt um mein Wohlergehen und forderte mich auf ihm Fragen zu stellen. In gewissem Sinne war dies ein Vorgeschmack auf den Himmel. Professor Berkouwer war natürlich sterblich. Aber er war ein Mann von gigantischem Intellekt und einem unvorstellbaren umfassenden Wissen. Ich war nicht bei ihm zu Hause, um ihn zu unterweisen oder mit ihm zu debattieren – ich war der Student und er war der Meister. Es gab eigentlich nichts im Bereich der Theologie, dass er von mir hätte lernen können. Und doch hörte er mir jetzt zu, als wenn er wirklich etwas von mit lernen könnte. Er nahm die Antworten auf seine bohrenden Fragen ernst. Es war, als würde ein Sohn von seinem treusorgenden Vater gefragt. Dieses Ereignis ist die beste menschliche Analogie, mit der ich aufwarten kann, um die Jahrhunderte alte Frage zu beantworten: „Wenn Gott souverän ist, warum sollen wir dann noch beten?“ Jedoch muss ich gestehen, dass dieses Beispiel hinkt. Obwohl Berkouwer mir mit seinem Wissen turmhoch überlegen war, so war sein Wissen doch endlich und begrenzt. Er war in keinem Falle allwissend. Wenn ich im Gegensatz dazu mit Gott rede, dann spreche ich nicht nur mit einem großen Professor im Himmel. Ich rede mit jenem, der all das Wissen besitzt, jenem, der keinesfalls etwas von mir lernen kann, das Er nicht schon bereits wüsste. Er weiß alles, was es zu wissen gibt, einschließlich dessen, was in meinen Gedanken vorgeht. Er weiß, was ich Ihm sagen werde, bevor ich es ausspreche. Er weiß, was Er tun wird, bevor Er es vollbringt. Sein Wissen ist souverän, und Er ist souverän. Sein Wissen ist perfekt und unveränderlich. Obwohl sich die Bibel beizeiten ein wenig schwer damit tut der Idee Ausdruck zu verleihen, dass Gott Seine Ansicht ändert, dass Er nachgibt oder Seine Pläne bereut, erinnert sie uns andererseits doch daran, dass diese menschliche Ausdrucksform gerade das ist, und dass Gott kein Mensch ist, dass Er bereuen müsste. In Ihm ist kein Schatten einer Veränderung. Sein Rat ist ewig. Bei Ihm gibt es keinen Plan B. Ein Plan B bezieht sich auf unvorhergesehene Ereignisse, Gott jedoch kennt alle unvorhergesehenen Ereignisse, und Er selbst kennt nichts Unvorhergesehenes. Manche Leute fragen: „Verändert Gebet das Herz Gottes?” Um eine solche Frage zu stellen, müssen wir sie beantworten. Welche Art von Gott könnte durch meine Gebete beeinflusst werden? Was könnten meine Gebete tun, um ihn dazu zu bewegen, Seine Pläne zu ändern? Könnte ich Gott möglicherweise irgendeine Information über irgendetwas geben, die Er nicht schon längst hat? Oder könnte ich Ihn durch meine überlegene Weisheit zu einem noch vorzüglicheren Weg überreden? Natürlich nicht. Ich bin absolut unqualifiziert, um Gottes Mentor oder führender Ratgeber zu sein. Also lautet die einfache Antwort, dass Gebet nicht das Herz Gottes verändert.

Nehmen wir aber einmal an, wir stellen die Frage nach der Beziehung zwischen Gottes Souveränität und unseren Gebeten in einer etwas anderen Weise: „Verändert Gebet Dinge und Umstände?“ Die Antwort darauf ist ein ausdrückliches „Ja!“ Die Bibel lehrt uns, dass „das des Gerechten Gebet viel vermag, wenn es ernstlich ist“ (Jakobus 5, 16). Dieser Text versichert, dass Gebet etwas bewirkt. Es ist keine sinnlose, fromme Übung. Etwas Sinnloses bewirkt nichts. Gebet jedoch vermag viel zu bewirken. Und das, was viel bewirkt, ist niemals sinnlos. Was bewirkt Gebet? Was ändert es? Zuallererst verändern meine Gebete mich. Der Zweck des Gebetes ist nicht, Gott zu verändern. Er verändert sich nicht, da Er keine Änderung benötigt. Aber ich benötige sie. So wie die Fragen Dr. Berkouwers nicht zu seinem Vorteil, sondern zu meinem Nutzen waren, so dient meine Zeit mit Gott meiner Erbauung, nicht Seiner. Das Gebet ist eines der größten Vorrechte, das uns bei unserer Rechtfertigung mitgegeben wurde. Eine Folge unserer Rechtfertigung ist, dass wir Zugang zu Gott haben. Wir wurden in Seine Familie hinein adoptiert, und wir haben das Recht Ihn als Vater anzusprechen. Wir werden ermuntert mutig in Seine Gegenwart zu treten. (Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Mut und Arroganz). Gebet jedoch kann auch Dinge ändern. Praktisch ausgedrückt sagen wir, dass Gebet funktioniert. Es ist deswegen effektiv, weil es Auswirkungen nach sich zieht. In der Theologie unterscheiden wir zwischen Ursache und Wirkung. Die Ursache ist die Kraftquelle aller Dinge. Wenn die Bibel sagt, dass „wir in Ihm leben und weben und sind“ (Apg. 17: 28), dann zeigt dies an, dass wir ohne Gottes erhaltende Vorsehung keine Kraft hätten, um zu leben, uns zu bewegen oder zu existieren. Alle unsere Kraft ist nur zweitrangig. Die letztliche Wirksamkeit hängt immer von Gott ab. Ja, es ist wirklich wahr. Gebet ist eines der Mittel, die Gott gebraucht, um alles zu dem Ziel zu bringen, das Er bestimmt. Das bedeutet, dass Gott nicht nur das Ziel bestimmt, sondern Er bestimmt auch die Mittel, die Er verwendet, um uns zu diesem Ende zu bringen. Gott benötigt nicht unsere Predigten, um Sein Volk zu retten. Dennoch hat Er sich entschieden, durch unsere Predigten zu wirken. Er bevollmächtigt unsere menschlichen Predigten mit Seiner eigenen Macht. In gleicher Weise hat Er sich dazu entschlossen durch unsere Gebete zu wirken. Er bevollmächtigt unsere Gebete, sodass wir nach unseren Gebeten zurücktreten und zusehen können, wie Er seine Macht in und durch unsere Gebete freisetzt. Wir beten erwartungsvoll und zuversichtlich, nicht trotz der Souveränität Gottes, sondern wegen ihr. Nur das Beten zu einem Gott, der nicht souverän ist, wäre eine Verschwendung von Zeit und Atem.