Wenn die Freudenicht mehr da ist/Der Gebrauch des Gebets im Kampf um Freude

Aus Biblische Bücher und Predigten

Version vom 25. August 2011, 15:30 Uhr von Pcain (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Verwandte Ressourcen
More Von John Piper
Autorenindex
More Über Christian Hedonism
Thema-Index
Über diese Übersetzung
English: When I Don't Desire God/The Practice of Prayer in the Fight for Joy

© Desiring God

Share this
Unsere Mission
Diese Übersetzung wird von Evangelium Übersetzungen, ein Online-Dienst, das Evangelium-zentriert Bücher und Artikel frei verfügbar in jeder Nation und Sprache.

Erfahren Sie mehr (English).
Wie Sie helfen können
Wenn Sie gut Englisch sprechen, können Sie mit uns freiwillig als Übersetzer arbeiten.

Erfahren Sie mehr (English).

Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 11 des Buches Wenn die Freudenicht mehr da ist

Übersetzung von Desiring God


Freut euch allezeit! Betet unablässig!
1. Thessalonicher 5,16-17

Als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte.
Daniel 6,11

Es war meine Gewohnheit, seit mindestens zehn Jahren, nachdem ich mich am Morgen angezogen hatte, mich dem Gebet zu widmen. Jetzt … war das Erste, was ich tat, nachdem ich mit wenigen Worten um des Herrn Segen für sein kostbares Wort bat, über das Wort Gottes nachzusinnen, danach suchend, aus jedem Vers einen Segen zu bekommen. … Als Resultat sah ich ausnahmslos, dass meine Seele nach wenigen Minuten zum Bekenntnis geführt wurde, oder zur Danksagung oder zur Fürbitte oder zum Flehen; so dass, obwohl ich mich nicht dem Gebet, sondern dem Nachsinnen widmete, dies fast sofort mehr oder weniger in Gebet umgewandelt wurde. Nachdem ich dann eine Zeit lang Bekenntnis gegeben habe, oder Fürbitte oder Flehen oder Danksagung, fahre ich mit den nächsten Worten des Verses fort, und dabei alles in ein Gebet umwandelnd, für mich oder andere, so wie es die Schrift führt.
Georg Müller
Autobiography of George Müller1

Inhaltsverzeichnis

Morgens, mittags und abends ohne Unterlass

Um so praktisch wie möglich Hilfe zu geben, möchte ich diese Frage beantworten: Wie beten wir dann für Freude? Mit »wie« meine ich die einzelnen Fragen, wann, wo und mit welchen Worten wir beten sollten. Ich hoffe, dass diese Gedanken als befähigende Ermutigungen angesehen werden – statt als begrenzende Vorschriften.

Die Quelle des fruchttragenden Lebens der Liebe

Beginnen wir damit, indem wir die einfachen Worte aus 1. Thessalonicher 5,17 betrachten: »Betet unablässig!« Die Worte scheinen innerhalb einer Reihe von Geboten zu baumeln. Aber es gibt hier einen Gedankenfluss, der diese Ermahnung relevant für den Kampf um Freude macht – und für die Liebe, die daraus fließt. Es ist ein Gedankenfluss, der dem sehr ähnlich ist, den wir im vorigen Kapitel in 2. Korinther 8,1-3 sahen, und auch dem Gedankenfluss in Psalm 1, wo die Lust am Gesetz des Herrn bei Tag und bei Nacht einen Menschen gleich einem Baum macht, der selbst in Zeiten der Dürre nahrhafte Frucht trägt. Hier ist der entsprechende Zusammenhang:

Wir ermahnen euch aber, Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle! Seht zu, dass niemand einem anderen Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle! Freut euch allezeit! Betet unablässig! Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch (1. Thessalonicher 5,14-18).

Zurechtweisen, trösten, annehmen, langmütig sein, nicht Böses mit Bösem vergelten, nach dem Guten streben – das ist ein Leben, das Frucht trägt. Paulus sagt uns, dass wir wie Bäume sein sollen, die an Wasserbächen gepflanzt sind und Frucht bringen. Das ist in Psalm 1,3 die Auswirkung, wenn man Lust am Wort Gottes hat. Schauen Sie sich all die bedürftigen Menschen an, die dabei sind, Sie zu entwässern. Die »Unordentlichen« provozieren Sie; die »Kleinmütigen« stützen sich auf Sie; die »Schwachen« erschöpfen Sie. Aber Sie sind dazu berufen, zu trösten und anzunehmen und langmütig zu sein und nicht Böses mit Bösem zu vergelten. Mit anderen Worten: Sie sind dazu berufen, geistliche Reserven zu haben, die dauerhaft und fruchtbar und nahrhaft sein können, wenn andere Menschen unordentlich und kleinmütig und schwach und gemein sind.

Wie? Woher bekommen wir die Reserven, so zu lieben? Vers 16 antwortet: »Freut euch allezeit!« Das entspricht der »Lust« aus Psalm 1. Vermutlich ist diese Freude nicht in erster Linie auf Umstände gegründet, sondern auf Gott und seine Verheißungen, denn die Menschen um uns herum sind unordentlich und kleinmütig und schwach und feindselig. Das würde einen normalen Menschen zornig, verdrossen und mutlos machen. Aber wir sollen unsere Wurzeln an einer anderen Stelle gepflanzt haben als an den Umständen. Die Wurzeln unseres Lebens sollen die Nahrung der Freude von einer Quelle nehmen, die nicht erschöpft werden kann – Gottes Bach und sein Wort. Derjenige, der seine Lust am Herrn hat, ist »wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen«.

Was ist dann der Schlüssel zu dieser Freude oder Lust? Vers 17 lautet: »Betet unablässig!« Und in Vers 18 heißt es: »Sagt in allem Dank!« Die Antwort scheint also zu sein, dass fortwährendes Gebet und Danksagung der Schlüssel zur Freude in Gott sind, der einen Menschen beständig und fruchtbar in Bezug auf alle Arten von Menschen macht.2 Deshalb ist das unablässige Gebet ein Schlüssel dazu, die Freude an Gott und an seinem Wort zu wahren.

Was bedeutet es, »unablässig« zu beten?

Wenn wir Menschen sein wollen, die Frucht tragen und nicht unter den Belastungen von unordentlichen, kleinmütigen, schwachen und verletzenden Menschen verdorren, dann müssen wir darum kämpfen, wie 1. Thessalonicher 5,16 sagt, uns »allezeit« zu freuen – oder unsere »Lust am Gesetz des HERRN … Tag und Nacht« (Psalm 1,2) zu haben. Und um das tun zu können, wie Vers 17 sagt, müssen wir »unablässig« beten. Das führt uns zu der Frage, was das eigentlich bedeutet.

Unablässig beten bedeutet mindestens drei Sachen. Zuerst bedeutet es, dass es eine Gesinnung der Abhängigkeit geben sollte, die unser ganzes Handeln durchdringt. Das ist die Gesinnung und das Wesen des Gebets. Also selbst dann, wenn wir nicht bewusst mit Gott reden, gibt es eine tiefe, bleibende Abhängigkeit von ihm, die in das Herz des Glaubens eingeflochten ist. Auf diese Weise »beten« wir fortwährend oder haben die Gesinnung des Gebets.

Zweitens – und ich denke, Paulus hatte das in erster Linie im Sinn – bedeutet unablässig beten, dass wir wiederholt und oft beten. Ich gründe das auf den Gebrauch des Wortes »unablässig« (adialeiptōs) in Römer 1,9, wo Paulus sagt: »Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist an dem Evangelium seines Sohnes diene, wie unablässig [adialeiptōs] ich euch erwähne.« Nun können wir sicher sein, dass Paulus die Römer nicht in jeder Minute seines wachen Lebens erwähnte, und noch nicht einmal in jeder Minute seiner Gebete. Er betete für viele andere Dinge. Aber er erwähnte die Römer immer wieder und oft. »Unablässig« beten bedeutet also nicht, dass wir im Kampf um Freude zu jeder Minute am Tag in Worten oder Gedanken Gebete sprechen müssen. Es bedeutet, dass wir immer wieder und oft beten sollten. Die Voreinstellung unseres geistigen Zustands sollte sein: »Oh Gott, hilf …« 

Drittens bedeutet unablässig beten, dass man nicht das Gebet aufgibt. Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass sie aufhören, überhaupt zu beten. Verlassen Sie nicht den Gott der Hoffnung, indem Sie sagen: »Beten hat keinen Zweck.« Jesus ist sehr bedacht darauf, dass wir diese Lektion lernen. Eines seiner Gleichnisse beginnt mit den folgenden Worten: »Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten« (Lukas 18,1). Er wusste, dass unsere Erfahrung im Gebet uns versuchen würde, das Gebet ganz aufzugeben. Daher sagt er, zusammen mit dem Apostel Paulus: Verlieren Sie niemals den Mut. Beten Sie weiter. Hören Sie nicht auf.

Aufgrund des Zusammenhangs in 1. Thessalonicher 5 sage ich, dass der Schlüssel zu dem Gebot »Freut euch allezeit!« in dem Gebot »Betet unablässig! « ist. Stützen Sie sich immer auf Gott für das Wunder der Freude in Ihrem Leben. Geben Sie niemals auf, ihn um Hilfe zu bitten. Kommen Sie zu ihm wiederholt am Tag und oft. Machen Sie die Voreinstellung Ihres geistigen Zustands zu einer Sehnsucht nach Gott für alles, was Sie brauchen, insbesondere für Ihr geistliches Verlangen.

Unablässiges Gebet und beharrliche Disziplin

In Kapitel 8 haben wir gesehen, dass fortwährende Gemeinschaft mit Gott in seinem Wort wichtig ist. Der rechtschaffene Mensch aus Psalm 1 sinnt über das Gesetz des Herrn »Tag und Nacht«. Wir könnten auch sagen, dass er »unablässig sinnt«. Aber wir haben auch gesehen, dass diese fortwährende, spontane Gemeinschaft mit Gott durch sein Wort teilweise auf Planung und Disziplin angewiesen ist. Mit anderen Worten: Wenn es keine bestimmten Zeiten des Bibellesens und des Nachsinnens und der Einprägung gibt, dann wird die Spontaneität und fortwährende Gemeinschaft vertrocknen. Die Pflanzen der spontanen Gemeinschaft wachsen im gut gepflegten Garten des disziplinierten Bibellesens und Einprägens.

Genauso ist es mit dem Gebet. Uns wird geboten, »unablässig« zu beten. Wir können es irgendwo und zu irgendeiner Zeit tun. Es ist die Luft, die wir atmen. Aber das wird nicht mehr der Fall sein, wenn man nicht die Disziplin hat, bestimmte Zeiten für das Gebet beiseite zu stellen und diese Zeiten auch einzuhalten. Wenn Sie eine lebendige, stündliche, spontane Beziehung mit Gott haben möchten, dann müssen Sie auch disziplinierte, regelmäßige Begegnungen mit Gott im Gebet haben. Ein Ehemann, der sagt, dass er nie besondere Zeiten allein mit seiner Frau hat, weil die tägliche Luft mit Intimität gefüllt ist, wird diese Luft nicht lange atmen. Die Pflanzen des unablässigen Gebets wachsen im Garten der beharrlichen Disziplin.

Daniels trotzige Disziplin im Gebet

Der Prophet Daniel ist ein gutes Beispiel. Er hatte eine bemerkenswerte Beziehung mit Gott, insbesondere dann, wenn sie dringend gebraucht wurde. Aber woraus wuchs diese fortwährende Beziehung? Es war die disziplinierte Regelmäßigkeit seines Gebetslebens. König Darius hatte eine Verordnung erlassen, dass niemand zu irgendeinem Gott beten sollte, sondern nur zu dem König selbst (Daniel 6,7-9). Die Strafe für Ungehorsam war der Tod.

Was tat Daniel? Er offenbart uns die Disziplin, aus der seine geistliche Kraft floss. In Daniel 6,11 lesen wir: »Als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte.« Es war Daniels Gewohnheit, dreimal am Tag am selben Ort zu beten.

Der Punkt hier ist nicht, dass dreimal am Tag die ideale Zahl ist. Andere haben öfter gebetet: »Siebenmal am Tag lobe ich dich wegen der Bestimmungen deiner Gerechtigkeit« (Psalm 119,164). Der Punkt ist folgender: Wenn wir Tag und Nacht durch unablässiges Gebet um Freude kämpfen wollen, dann müssen wir disziplinierte Zeiten des Gebets entwickeln.3

Wie wichtig ist Gebet am frühen Morgen?

Das Beispiel Jesu und das Zeugnis von Menschen, die Christus durch die Jahrhunderte liebten, zeigen uns, dass Gebet am frühen Morgen von entscheidender Wichtigkeit ist. »Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er [Jesus] auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort« (Markus 1,35). Ich empfehle den frühen Morgen als eine entscheidende Zeit für eine disziplinierte, regelmäßige Begegnung mit Gott in seinem Wort und im Gebet.

Erstens signalisiert es unserem Gewissen, dass es das Wichtigste am Tag ist. Das Zeugnis von unserem Handeln zu unserem Gewissen hat eine freudige Auswirkung auf das christliche Herz. Zweitens: Mit Gebet am frühen Morgen führen wir den ersten Schlag im Kampf des Tages aus, anstatt zu warten, bis wir von allen Seiten belagert sind. Drittens: Tägliches und frühes Gebet gestaltet den Geist unseres Sinnes und gibt uns eine Veranlagung der Demut und des Vertrauens, die bessere Frucht tragen wird als Angst oder Selbstvertrauen. Viertens: Da es entscheidend ist, den Tag mit dem Wort Gottes zu beginnen (wie wir in Kapitel 8 sahen), ist auch Gebet genauso entscheidend, weil das Wort uns seine Wunder nicht ohne Gebet zeigen wird: »Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz« (Psalm 119,18). Fünftens ist es unheimlich, wie Satan selbst gute Dinge benutzen kann, um das Gebet aus unserem Zeitplan herauszudrücken, wenn wir es in der frühen Morgenstunde verfehlen. Das sehe ich immer wieder. Wenn ich sage: »Ich werde mir später Zeit nehmen, um zu beten«, dann passiert es normalerweise nicht.

William Law (1686-1761), bekannt für sein klassisches Werk A Serious Call to a Devout and Holy Life (»Ein ernsthafter Aufruf zu einem frommen und heiligen Leben«), argumentiert nachdrücklich für »täglich frühes Gebet am Morgen«. »Sein eigener Tag, der um 5 Uhr begann, war vorsichtig geplant, damit er Zeit zum Lesen, zum Schreiben und für Taten der Nächstenliebe hatte, wie auch für das Gebet.«4 Sein Hauptargument ist, dass die Disziplin des frühen Aufstehens für das Gebet und das Wort einen geistlichen Zustand kultiviert und aufzeigt, der Christus verherrlicht und die Seele befriedigt.

Wenn unser heiliger Herr früh vor Tagesanbruch betete; wenn er ganze Nächte im Gebet verbrachte; wenn die fromme Hanna Tag und Nacht im Tempel war; wenn Paulus und Silas um Mitternacht Gott lobsangen; wenn die frühen Christen für mehrere Jahrhunderte sich, neben ihren Stunden des Gebets am Tag, öffentlich in den Gemeinden um Mitternacht versammelten, um Psalmen zu singen und zu beten; ist es nicht mit Sicherheit der Fall, dass diese Gewohnheiten den Zustand ihres Herzens zeigten? Sind dies nicht so viele deutliche Beweise für die komplette Wendung ihres Sinnes?5

Law war davon überzeugt, dass »Schlaf ein träger, dummer Zustand des Daseins ist« und dass »Gebet der naheste Zugang zu Gott und der größte Genuss von ihm ist, die wir in diesem Leben erfahren können«.6 Deshalb fließt sein Buch mit dem Nutzen des Gebets am frühen Morgen über.

Wenn Sie jeden Morgen früh aufstehen würden als Beispiel der Selbstverleugnung, als ein Verfahren, um Luxus zu entsagen, als ein Mittel, um Ihre Zeit auszukaufen und Ihren Geist für das Gebet geeignet zu machen, dann würden Sie großen Gewinn daraus ziehen. Diese Methode würde, selbst wenn sie uns als eine derartige Kleinigkeit des Lebens scheint, sehr wahrscheinlich ein Mittel zu großer Frömmigkeit sein. Sie würden es sich stets bewusst machen, dass Schlaffheit und Faulheit zu vermeiden sind und dass Selbstverleugnung Teil des Christseins ist. Es würde Sie lehren, Einfluss über sich selbst auszuüben, und Sie allmählich befähigen, anderen Vergnügungen und Stimmungen, die gegen die Seele streiten, zu entsagen. … Mehr als alles andere aber werden Sie sicherlich einen bestimmten Nutzen durch diese Methode haben: Sie würde Sie am besten geeignet machen und darauf vorbereiten, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden. Wenn Sie auf diese Weise den Tag in der Gesinnung der Religion beginnen und dabei dem Schlaf entsagen, weil Sie der Schlaffheit entsagen und die Zeit auskaufen sollen, dann wird diese Veranlagung Ihr Herz in einen guten Zustand versetzen, damit es die Hilfe des Heiligen Geistes herbeiführen kann, und das, was so gepflanzt und gewässert ist, wird Gott sicherlich zum Wachsen bringen. Sie werden dann aus Ihrem Herzen reden, Ihre Seele wird wach sein, Ihre Gebete werden Sie wie Essen und Trinken stärken, Sie werden fühlen, was Sie sagen, und Sie werden beginnen zu verstehen, was die Heiligen unter Leidenschaftlichkeit der Hingabe verstanden.7

Geplante Begegnungen mit Gott später am Tag

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die frühe Morgenstunde die einzige Zeit für regelmäßige, geplante Begegnungen mit Gott im Gebet sei. Der Kampf um Freude ist viel zu unerbittlich dafür. Daniel hielt seine Verabredungen mit Gott dreimal am Tag ein. Ich würde eine längere Zeit des konzentrierten Gebets und Nachsinnens früh am Morgen empfehlen, vielleicht eine Stunde (die Zeit mag je nach Ihrer Lebenssituation verschieden sein), und dann zwei oder drei andere kürzere Zeiten später am Tag, etwa um die Zeit des Mittagessens, Abendessens und Schlafengehens. Diese mögen nicht mehr als ein paar Minuten sein. Viel wichtiger als die Länge ist die Intensität der Konzentration.

Mit diesen späteren Zeiten meine ich nicht die Gedanken, die Sie an Gott richten, wenn Sie von der Kantine zurück zur Arbeit laufen oder wenn Sie zum Auto rennen. Diese sind gut. Sie sind Teil des unablässigen Betens. Ich denke aber an ein paar Minuten der sehr konzentrierten Stille und Einsamkeit, mit der Bibel offen vor Ihnen – oder das Gedächtnis, das Ihnen einen nahrhaften Text auf die Zunge Ihrer Seele legt. Es ist das Ziel, dass Sie sich hierbei ein paar Verse ins Gedächtnis rufen und beten, dass Gott jetzt für den nächsten Teil des Tages Ihr Herz mit ihm befriedigt und Sie von sündigem Verlangen befreit, so dass Sie Christus verherrlichen und Menschen lieben können. Auf diese Weise ist jeder Tagesabschnitt (sowie die Nacht, bevor Sie ins Bett gehen) bewusst Gott gewidmet, durch eine geweihte Handlung im konzentrierten Gebet. Es ist erstaunlich, wie selbst ein paar Minuten im Wort am Mittag und am Abend geistliche Klarheit und Kraft und friedliche Freude für die nächsten Stunden geben können, auch inmitten von großen Belastungen.

Planen Sie die Zeit im Voraus

Ich bin davon ausgegangen, dass diese Zeiten des Gebets, insbesondere die Zeit am frühen Morgen, ihren eigenen besonderen Ort und ihre eigene besondere Zeit haben. Ich dränge Sie, diese Zeiten einzuplanen. Planen Sie die genaue Uhrzeit. Holen Sie sich den Sieg am Abend zuvor, nicht am Morgen. Entscheiden Sie sich am Abend zuvor, wann der Wecker Sie vom Schlaf zum Gebet rufen wird.

Die Disziplin, früh aufzustehen, ist nicht so schwierig wie die Disziplin, ins Bett zu gehen. Das war nicht immer so. Bevor es Strom und Radio und Fernsehen und Internet gab, war es nicht schwierig, kurz nach Einbruch der Dunkelheit ins Bett zu gehen. Es gab nicht viel zu tun. Heutzutage müssen wir uns gegen die stärksten Verlockungen wenden, aufzubleiben und Unterhaltung zu haben. Deshalb muss der Kampf gegen Müdigkeit, die uns schläfrig macht, sobald wir unsere Bibel am Morgen öffnen, am Abend gekämpft werden, nicht erst am Morgen. Wenn Sie entschieden haben, wann der Wecker Sie zum Gebet rufen wird, dann entscheiden Sie, wann Sie ins Bett gehen müssen, damit Sie nicht erschöpft sind, wenn der Wecker losgeht. Wenn Sie Koffein brauchen, um am Morgen wach zu bleiben, dann werde ich das Ihrem Gewissen überlassen. Vielleicht ist das der Grund, warum Gott ihn geschaffen hat. Für das Gebet wach zu bleiben, ist auf jeden Fall ein besserer Gebrauch für Koffein, als für sonst irgendetwas wach zu bleiben.

Denken Sie kreativ über einen Ort zum Beten nach

Entscheiden Sie am Abend zuvor, nicht nur wann, sondern auch wo Sie beten und lesen werden, wenn Sie am Morgen aufstehen. Es muss ein Maß der Privatsphäre geben, damit Sie nicht abgelenkt werden und lesen und singen und weinen können. Wenn eine komplette Abgeschiedenheit nicht möglich ist, dann schaffen Sie die beste Situation, die Sie können, und erklären Sie Ihrem Ehepartner oder Ihren Kindern oder Ihren Mitbewohnern, dass Sie, wenn Sie zu dieser Stunde auf diesem Stuhl sind, nicht gestört werden möchten.

Ich schlage vor, dass Sie kreativ über den Ort des Gebets nachdenken. Ich habe mich oft gefragt, warum Christen Häuser bauen mit speziellen Räumen wie Spielzimmer, Küche, Schlafzimmer, Bad und Toilette, aber keinen Raum für die Abgeschiedenheit des Gebets und des Nachsinnens. Aber wenn wir darüber nachdenken – könnten wir nicht einen solchen Raum finden oder schaffen? Der Grund, warum wir das nicht tun, ist hauptsächlich, dass niemand darüber nachdenkt. Aber jetzt habe ich Sie dazu gebracht, darüber nachzudenken. Wo könnten Sie einen solchen Raum schaffen? Gibt es einen Platz unter der Treppe, wo man eine kleine Matte zum Hinknien und eine Gebetsbank und ein Licht unterbringen kann?

Als wir 1975 unser erstes Haus kauften, baute ich eine Gebetsbank mit einem Platz für meine Ellbogen in einer knienden Haltung und einem Platz, auf den ich meine Bibel legen konnte, sowie einem Fach darunter für die Bibel oder andere Bücher und einen Notizblock. Diese Gebetsbank war seitdem immer mit mir, in drei verschiedenen Häusern. Seit 21 Jahren leben wir in demselben Haus, und in meinem Studierzimmer gibt es eine Ecke, die durch das Anordnen der Aktenschränke geschaffen wurde, um sie von dem Rest des Raumes zu versperren. Dort begrüßt mich die Gebetsbank jeden Morgen und mehrere Male am Tag. Gott allein weiß, welche Tränen und Lieder dort zusammenkamen. Ich dränge Sie, kreativ zu denken. Erwägen Sie ernsthaft, einen Ort des Gebets zu bauen, selbst wenn es nur das Umräumen von Möbeln oder das Entrümpeln eines ungebrauchten Lagerortes ist.

Vielleicht ist es draußen am besten

Natürlich denkt man, wenn man wie ich in einem kalten Klima lebt, nicht so schnell daran, draußen zu beten und nachzusinnen. Aber für einige ist es sicherlich eine gute Idee. Georg Müller, der Pastor aus dem 19. Jahrhundert, dessen Liebe den Waisenkindern in Bristol (England) galt, ist für mich eine große Hilfe gewesen – durch die Ratschläge, die er über den Kampf um Freude durch Gebet und Nachsinnen gegeben hat. Er ist unerschrocken, wenn er sagt, dass der Kampf um Freude an erster Stelle steht:

Meiner Ansicht nach ist der wichtigste Punkt, auf den man achten muss, dieser: Über alles andere sehen Sie zu, dass Ihre Seele Freude am Herrn hat. Andere Angelegenheiten mögen Sie bedrücken, die Arbeit für den Herrn mag sogar dringende Ansprüche auf Ihre Aufmerksamkeit haben, aber ich wiederhole absichtlich: Es ist von größter und höchster Wichtigkeit, dass Sie über alles andere danach suchen, dass Ihre Seele sich an Gott selbst wahrhaftig erfreut! Versuchen Sie, dies jeden Tag zur wichtigsten Angelegenheit Ihres Lebens zu machen.8

Müller entdeckte, dass ein Spaziergang früh am Morgen mit einem Neuen Testament zur Hand ein ausgezeichneter Weg war, um den Kampf um Freude zu kämpfen.

Ich finde es sehr hilfreich für meine Gesundheit, einen solchen Spaziergang zum Nachsinnen vor dem Frühstück zu machen, und ich bin jetzt so daran gewöhnt, die Zeit dafür zu benutzen, dass ich, wenn ich im Freien bin, normalerweise ein Neues Testament mit nicht zu kleiner Schrift, das ich bei mir trage, dafür mitnehme. … Ich finde es sehr hilfreich, nicht nur für meinen Körper, sondern auch für meine Seele.9

Ob draußen oder drinnen: Orte sind nicht an sich heilig. Aber wir machen sie heilig durch das, was wir dort tun. Im Kampf um Freude können kleine Räume im Haus oder offene Räume im Freien stark strategisch werden.

Planen Sie Ihre Methode des Gebets

Wenn Zeit und Ort geregelt sind, entscheiden Sie sich für eine Methode des Gebets, die Ihren Kampf um Freude verstärken wird. Ich meine damit nicht so etwas wie eine Zwangsjacke, die Spontaneität verhindert. Ich meine einfache, geplante Strukturen, die uns davor bewahren, gedanklich abzuschweifen, inhaltsleere Worthülsen zu sprechen und weltliches Verlangen zu haben.

Die großen Vorteile beim Beten des Wortes Gottes

Die Hauptmethode des Gebets im Kampf um Freude ist, das Wort Gottes zu beten. Das heißt, das Wort zu lesen oder zu sprechen und es dabei in ein Gebet umzuwandeln. Die meisten Menschen – ich schließe mich dabei auf jeden Fall ein – haben nicht die Geisteskraft, nichts anzusehen und doch Gott bedeutsames geistliches Verlangen für eine Zeit lang darzubringen. Ich habe den Verdacht, dass das schon immer der Fall war. Um länger als ein paar Minuten auf eine Weise zu beten, die auf Gott ausgerichtet ist und Christus verherrlicht, benötigen wir die Hilfe des Geistes Gottes, und der Geist liebt es, durch das Wort zu helfen, das er eingegeben hat.

Die Schwierigkeit, sich gedanklich zu konzentrieren und nicht abzuschweifen, erklärt, warum so viele der Psalmen, obwohl sie Gebete sind, von der in der Bibel schriftlich niedergelegten Geschichte der Erlösung durchdrungen sind (z.B. Psalm 77; 99; 103,6-8; 104; 105; 106). Sie erklärt auch, warum ein Blick in die Gebete der frühen Gemeinde offenbart, dass diese Gebete wenigstens manchmal aus der Schrift bestanden.

Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist; der du durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast: »Warum tobten die Nationen und sannen Eitles die Völker? Die Könige der Erde standen auf und die Fürsten versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.« … Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden (Apostelgeschichte 4,24-26.29).