Wenn die Freudenicht mehr da ist/Der Gebrauch des Gebets im Kampf um Freude

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English: When I Don't Desire God/The Practice of Prayer in the Fight for Joy

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 11 des Buches Wenn die Freudenicht mehr da ist

Übersetzung von Desiring God


Freut euch allezeit! Betet unablässig!
1. Thessalonicher 5,16-17

Als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte.
Daniel 6,11

Es war meine Gewohnheit, seit mindestens zehn Jahren, nachdem ich mich am Morgen angezogen hatte, mich dem Gebet zu widmen. Jetzt … war das Erste, was ich tat, nachdem ich mit wenigen Worten um des Herrn Segen für sein kostbares Wort bat, über das Wort Gottes nachzusinnen, danach suchend, aus jedem Vers einen Segen zu bekommen. … Als Resultat sah ich ausnahmslos, dass meine Seele nach wenigen Minuten zum Bekenntnis geführt wurde, oder zur Danksagung oder zur Fürbitte oder zum Flehen; so dass, obwohl ich mich nicht dem Gebet, sondern dem Nachsinnen widmete, dies fast sofort mehr oder weniger in Gebet umgewandelt wurde. Nachdem ich dann eine Zeit lang Bekenntnis gegeben habe, oder Fürbitte oder Flehen oder Danksagung, fahre ich mit den nächsten Worten des Verses fort, und dabei alles in ein Gebet umwandelnd, für mich oder andere, so wie es die Schrift führt.
Georg Müller
Autobiography of George Müller[1]

Inhaltsverzeichnis

Morgens, mittags und abends ohne Unterlass

Um so praktisch wie möglich Hilfe zu geben, möchte ich diese Frage beantworten: Wie beten wir dann für Freude? Mit »wie« meine ich die einzelnen Fragen, wann, wo und mit welchen Worten wir beten sollten. Ich hoffe, dass diese Gedanken als befähigende Ermutigungen angesehen werden – statt als begrenzende Vorschriften.

Die Quelle des fruchttragenden Lebens der Liebe

Beginnen wir damit, indem wir die einfachen Worte aus 1. Thessalonicher 5,17 betrachten: »Betet unablässig!« Die Worte scheinen innerhalb einer Reihe von Geboten zu baumeln. Aber es gibt hier einen Gedankenfluss, der diese Ermahnung relevant für den Kampf um Freude macht – und für die Liebe, die daraus fließt. Es ist ein Gedankenfluss, der dem sehr ähnlich ist, den wir im vorigen Kapitel in 2. Korinther 8,1-3 sahen, und auch dem Gedankenfluss in Psalm 1, wo die Lust am Gesetz des Herrn bei Tag und bei Nacht einen Menschen gleich einem Baum macht, der selbst in Zeiten der Dürre nahrhafte Frucht trägt. Hier ist der entsprechende Zusammenhang:

Wir ermahnen euch aber, Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle! Seht zu, dass niemand einem anderen Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle! Freut euch allezeit! Betet unablässig! Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch (1. Thessalonicher 5,14-18).

Zurechtweisen, trösten, annehmen, langmütig sein, nicht Böses mit Bösem vergelten, nach dem Guten streben – das ist ein Leben, das Frucht trägt. Paulus sagt uns, dass wir wie Bäume sein sollen, die an Wasserbächen gepflanzt sind und Frucht bringen. Das ist in Psalm 1,3 die Auswirkung, wenn man Lust am Wort Gottes hat. Schauen Sie sich all die bedürftigen Menschen an, die dabei sind, Sie zu entwässern. Die »Unordentlichen« provozieren Sie; die »Kleinmütigen« stützen sich auf Sie; die »Schwachen« erschöpfen Sie. Aber Sie sind dazu berufen, zu trösten und anzunehmen und langmütig zu sein und nicht Böses mit Bösem zu vergelten. Mit anderen Worten: Sie sind dazu berufen, geistliche Reserven zu haben, die dauerhaft und fruchtbar und nahrhaft sein können, wenn andere Menschen unordentlich und kleinmütig und schwach und gemein sind.

Wie? Woher bekommen wir die Reserven, so zu lieben? Vers 16 antwortet: »Freut euch allezeit!« Das entspricht der »Lust« aus Psalm 1. Vermutlich ist diese Freude nicht in erster Linie auf Umstände gegründet, sondern auf Gott und seine Verheißungen, denn die Menschen um uns herum sind unordentlich und kleinmütig und schwach und feindselig. Das würde einen normalen Menschen zornig, verdrossen und mutlos machen. Aber wir sollen unsere Wurzeln an einer anderen Stelle gepflanzt haben als an den Umständen. Die Wurzeln unseres Lebens sollen die Nahrung der Freude von einer Quelle nehmen, die nicht erschöpft werden kann – Gottes Bach und sein Wort. Derjenige, der seine Lust am Herrn hat, ist »wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen«.

Was ist dann der Schlüssel zu dieser Freude oder Lust? Vers 17 lautet: »Betet unablässig!« Und in Vers 18 heißt es: »Sagt in allem Dank!« Die Antwort scheint also zu sein, dass fortwährendes Gebet und Danksagung der Schlüssel zur Freude in Gott sind, der einen Menschen beständig und fruchtbar in Bezug auf alle Arten von Menschen macht.[2] Deshalb ist das unablässige Gebet ein Schlüssel dazu, die Freude an Gott und an seinem Wort zu wahren.

Was bedeutet es, »unablässig« zu beten?

Wenn wir Menschen sein wollen, die Frucht tragen und nicht unter den Belastungen von unordentlichen, kleinmütigen, schwachen und verletzenden Menschen verdorren, dann müssen wir darum kämpfen, wie 1. Thessalonicher 5,16 sagt, uns »allezeit« zu freuen – oder unsere »Lust am Gesetz des HERRN … Tag und Nacht« (Psalm 1,2) zu haben. Und um das tun zu können, wie Vers 17 sagt, müssen wir »unablässig« beten. Das führt uns zu der Frage, was das eigentlich bedeutet.

Unablässig beten bedeutet mindestens drei Sachen. Zuerst bedeutet es, dass es eine Gesinnung der Abhängigkeit geben sollte, die unser ganzes Handeln durchdringt. Das ist die Gesinnung und das Wesen des Gebets. Also selbst dann, wenn wir nicht bewusst mit Gott reden, gibt es eine tiefe, bleibende Abhängigkeit von ihm, die in das Herz des Glaubens eingeflochten ist. Auf diese Weise »beten« wir fortwährend oder haben die Gesinnung des Gebets.

Zweitens – und ich denke, Paulus hatte das in erster Linie im Sinn – bedeutet unablässig beten, dass wir wiederholt und oft beten. Ich gründe das auf den Gebrauch des Wortes »unablässig« (adialeiptōs) in Römer 1,9, wo Paulus sagt: »Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist an dem Evangelium seines Sohnes diene, wie unablässig [adialeiptōs] ich euch erwähne.« Nun können wir sicher sein, dass Paulus die Römer nicht in jeder Minute seines wachen Lebens erwähnte, und noch nicht einmal in jeder Minute seiner Gebete. Er betete für viele andere Dinge. Aber er erwähnte die Römer immer wieder und oft. »Unablässig« beten bedeutet also nicht, dass wir im Kampf um Freude zu jeder Minute am Tag in Worten oder Gedanken Gebete sprechen müssen. Es bedeutet, dass wir immer wieder und oft beten sollten. Die Voreinstellung unseres geistigen Zustands sollte sein: »Oh Gott, hilf …« 

Drittens bedeutet unablässig beten, dass man nicht das Gebet aufgibt. Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass sie aufhören, überhaupt zu beten. Verlassen Sie nicht den Gott der Hoffnung, indem Sie sagen: »Beten hat keinen Zweck.« Jesus ist sehr bedacht darauf, dass wir diese Lektion lernen. Eines seiner Gleichnisse beginnt mit den folgenden Worten: »Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten« (Lukas 18,1). Er wusste, dass unsere Erfahrung im Gebet uns versuchen würde, das Gebet ganz aufzugeben. Daher sagt er, zusammen mit dem Apostel Paulus: Verlieren Sie niemals den Mut. Beten Sie weiter. Hören Sie nicht auf.

Aufgrund des Zusammenhangs in 1. Thessalonicher 5 sage ich, dass der Schlüssel zu dem Gebot »Freut euch allezeit!« in dem Gebot »Betet unablässig! « ist. Stützen Sie sich immer auf Gott für das Wunder der Freude in Ihrem Leben. Geben Sie niemals auf, ihn um Hilfe zu bitten. Kommen Sie zu ihm wiederholt am Tag und oft. Machen Sie die Voreinstellung Ihres geistigen Zustands zu einer Sehnsucht nach Gott für alles, was Sie brauchen, insbesondere für Ihr geistliches Verlangen.

Unablässiges Gebet und beharrliche Disziplin

In Kapitel 8 haben wir gesehen, dass fortwährende Gemeinschaft mit Gott in seinem Wort wichtig ist. Der rechtschaffene Mensch aus Psalm 1 sinnt über das Gesetz des Herrn »Tag und Nacht«. Wir könnten auch sagen, dass er »unablässig sinnt«. Aber wir haben auch gesehen, dass diese fortwährende, spontane Gemeinschaft mit Gott durch sein Wort teilweise auf Planung und Disziplin angewiesen ist. Mit anderen Worten: Wenn es keine bestimmten Zeiten des Bibellesens und des Nachsinnens und der Einprägung gibt, dann wird die Spontaneität und fortwährende Gemeinschaft vertrocknen. Die Pflanzen der spontanen Gemeinschaft wachsen im gut gepflegten Garten des disziplinierten Bibellesens und Einprägens.

Genauso ist es mit dem Gebet. Uns wird geboten, »unablässig« zu beten. Wir können es irgendwo und zu irgendeiner Zeit tun. Es ist die Luft, die wir atmen. Aber das wird nicht mehr der Fall sein, wenn man nicht die Disziplin hat, bestimmte Zeiten für das Gebet beiseite zu stellen und diese Zeiten auch einzuhalten. Wenn Sie eine lebendige, stündliche, spontane Beziehung mit Gott haben möchten, dann müssen Sie auch disziplinierte, regelmäßige Begegnungen mit Gott im Gebet haben. Ein Ehemann, der sagt, dass er nie besondere Zeiten allein mit seiner Frau hat, weil die tägliche Luft mit Intimität gefüllt ist, wird diese Luft nicht lange atmen. Die Pflanzen des unablässigen Gebets wachsen im Garten der beharrlichen Disziplin.

Daniels trotzige Disziplin im Gebet

Der Prophet Daniel ist ein gutes Beispiel. Er hatte eine bemerkenswerte Beziehung mit Gott, insbesondere dann, wenn sie dringend gebraucht wurde. Aber woraus wuchs diese fortwährende Beziehung? Es war die disziplinierte Regelmäßigkeit seines Gebetslebens. König Darius hatte eine Verordnung erlassen, dass niemand zu irgendeinem Gott beten sollte, sondern nur zu dem König selbst (Daniel 6,7-9). Die Strafe für Ungehorsam war der Tod.

Was tat Daniel? Er offenbart uns die Disziplin, aus der seine geistliche Kraft floss. In Daniel 6,11 lesen wir: »Als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte.« Es war Daniels Gewohnheit, dreimal am Tag am selben Ort zu beten.

Der Punkt hier ist nicht, dass dreimal am Tag die ideale Zahl ist. Andere haben öfter gebetet: »Siebenmal am Tag lobe ich dich wegen der Bestimmungen deiner Gerechtigkeit« (Psalm 119,164). Der Punkt ist folgender: Wenn wir Tag und Nacht durch unablässiges Gebet um Freude kämpfen wollen, dann müssen wir disziplinierte Zeiten des Gebets entwickeln.[3]

Wie wichtig ist Gebet am frühen Morgen?

Das Beispiel Jesu und das Zeugnis von Menschen, die Christus durch die Jahrhunderte liebten, zeigen uns, dass Gebet am frühen Morgen von entscheidender Wichtigkeit ist. »Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er [Jesus] auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort« (Markus 1,35). Ich empfehle den frühen Morgen als eine entscheidende Zeit für eine disziplinierte, regelmäßige Begegnung mit Gott in seinem Wort und im Gebet.

Erstens signalisiert es unserem Gewissen, dass es das Wichtigste am Tag ist. Das Zeugnis von unserem Handeln zu unserem Gewissen hat eine freudige Auswirkung auf das christliche Herz. Zweitens: Mit Gebet am frühen Morgen führen wir den ersten Schlag im Kampf des Tages aus, anstatt zu warten, bis wir von allen Seiten belagert sind. Drittens: Tägliches und frühes Gebet gestaltet den Geist unseres Sinnes und gibt uns eine Veranlagung der Demut und des Vertrauens, die bessere Frucht tragen wird als Angst oder Selbstvertrauen. Viertens: Da es entscheidend ist, den Tag mit dem Wort Gottes zu beginnen (wie wir in Kapitel 8 sahen), ist auch Gebet genauso entscheidend, weil das Wort uns seine Wunder nicht ohne Gebet zeigen wird: »Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz« (Psalm 119,18). Fünftens ist es unheimlich, wie Satan selbst gute Dinge benutzen kann, um das Gebet aus unserem Zeitplan herauszudrücken, wenn wir es in der frühen Morgenstunde verfehlen. Das sehe ich immer wieder. Wenn ich sage: »Ich werde mir später Zeit nehmen, um zu beten«, dann passiert es normalerweise nicht.

William Law (1686-1761), bekannt für sein klassisches Werk A Serious Call to a Devout and Holy Life (»Ein ernsthafter Aufruf zu einem frommen und heiligen Leben«), argumentiert nachdrücklich für »täglich frühes Gebet am Morgen«. »Sein eigener Tag, der um 5 Uhr begann, war vorsichtig geplant, damit er Zeit zum Lesen, zum Schreiben und für Taten der Nächstenliebe hatte, wie auch für das Gebet.«[4] Sein Hauptargument ist, dass die Disziplin des frühen Aufstehens für das Gebet und das Wort einen geistlichen Zustand kultiviert und aufzeigt, der Christus verherrlicht und die Seele befriedigt.

Wenn unser heiliger Herr früh vor Tagesanbruch betete; wenn er ganze Nächte im Gebet verbrachte; wenn die fromme Hanna Tag und Nacht im Tempel war; wenn Paulus und Silas um Mitternacht Gott lobsangen; wenn die frühen Christen für mehrere Jahrhunderte sich, neben ihren Stunden des Gebets am Tag, öffentlich in den Gemeinden um Mitternacht versammelten, um Psalmen zu singen und zu beten; ist es nicht mit Sicherheit der Fall, dass diese Gewohnheiten den Zustand ihres Herzens zeigten? Sind dies nicht so viele deutliche Beweise für die komplette Wendung ihres Sinnes?[5]

Law war davon überzeugt, dass »Schlaf ein träger, dummer Zustand des Daseins ist« und dass »Gebet der naheste Zugang zu Gott und der größte Genuss von ihm ist, die wir in diesem Leben erfahren können«.[6] Deshalb fließt sein Buch mit dem Nutzen des Gebets am frühen Morgen über.

Wenn Sie jeden Morgen früh aufstehen würden als Beispiel der Selbstverleugnung, als ein Verfahren, um Luxus zu entsagen, als ein Mittel, um Ihre Zeit auszukaufen und Ihren Geist für das Gebet geeignet zu machen, dann würden Sie großen Gewinn daraus ziehen. Diese Methode würde, selbst wenn sie uns als eine derartige Kleinigkeit des Lebens scheint, sehr wahrscheinlich ein Mittel zu großer Frömmigkeit sein. Sie würden es sich stets bewusst machen, dass Schlaffheit und Faulheit zu vermeiden sind und dass Selbstverleugnung Teil des Christseins ist. Es würde Sie lehren, Einfluss über sich selbst auszuüben, und Sie allmählich befähigen, anderen Vergnügungen und Stimmungen, die gegen die Seele streiten, zu entsagen. … Mehr als alles andere aber werden Sie sicherlich einen bestimmten Nutzen durch diese Methode haben: Sie würde Sie am besten geeignet machen und darauf vorbereiten, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden. Wenn Sie auf diese Weise den Tag in der Gesinnung der Religion beginnen und dabei dem Schlaf entsagen, weil Sie der Schlaffheit entsagen und die Zeit auskaufen sollen, dann wird diese Veranlagung Ihr Herz in einen guten Zustand versetzen, damit es die Hilfe des Heiligen Geistes herbeiführen kann, und das, was so gepflanzt und gewässert ist, wird Gott sicherlich zum Wachsen bringen. Sie werden dann aus Ihrem Herzen reden, Ihre Seele wird wach sein, Ihre Gebete werden Sie wie Essen und Trinken stärken, Sie werden fühlen, was Sie sagen, und Sie werden beginnen zu verstehen, was die Heiligen unter Leidenschaftlichkeit der Hingabe verstanden.[7]

Geplante Begegnungen mit Gott später am Tag

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die frühe Morgenstunde die einzige Zeit für regelmäßige, geplante Begegnungen mit Gott im Gebet sei. Der Kampf um Freude ist viel zu unerbittlich dafür. Daniel hielt seine Verabredungen mit Gott dreimal am Tag ein. Ich würde eine längere Zeit des konzentrierten Gebets und Nachsinnens früh am Morgen empfehlen, vielleicht eine Stunde (die Zeit mag je nach Ihrer Lebenssituation verschieden sein), und dann zwei oder drei andere kürzere Zeiten später am Tag, etwa um die Zeit des Mittagessens, Abendessens und Schlafengehens. Diese mögen nicht mehr als ein paar Minuten sein. Viel wichtiger als die Länge ist die Intensität der Konzentration.

Mit diesen späteren Zeiten meine ich nicht die Gedanken, die Sie an Gott richten, wenn Sie von der Kantine zurück zur Arbeit laufen oder wenn Sie zum Auto rennen. Diese sind gut. Sie sind Teil des unablässigen Betens. Ich denke aber an ein paar Minuten der sehr konzentrierten Stille und Einsamkeit, mit der Bibel offen vor Ihnen – oder das Gedächtnis, das Ihnen einen nahrhaften Text auf die Zunge Ihrer Seele legt. Es ist das Ziel, dass Sie sich hierbei ein paar Verse ins Gedächtnis rufen und beten, dass Gott jetzt für den nächsten Teil des Tages Ihr Herz mit ihm befriedigt und Sie von sündigem Verlangen befreit, so dass Sie Christus verherrlichen und Menschen lieben können. Auf diese Weise ist jeder Tagesabschnitt (sowie die Nacht, bevor Sie ins Bett gehen) bewusst Gott gewidmet, durch eine geweihte Handlung im konzentrierten Gebet. Es ist erstaunlich, wie selbst ein paar Minuten im Wort am Mittag und am Abend geistliche Klarheit und Kraft und friedliche Freude für die nächsten Stunden geben können, auch inmitten von großen Belastungen.

Planen Sie die Zeit im Voraus

Ich bin davon ausgegangen, dass diese Zeiten des Gebets, insbesondere die Zeit am frühen Morgen, ihren eigenen besonderen Ort und ihre eigene besondere Zeit haben. Ich dränge Sie, diese Zeiten einzuplanen. Planen Sie die genaue Uhrzeit. Holen Sie sich den Sieg am Abend zuvor, nicht am Morgen. Entscheiden Sie sich am Abend zuvor, wann der Wecker Sie vom Schlaf zum Gebet rufen wird.

Die Disziplin, früh aufzustehen, ist nicht so schwierig wie die Disziplin, ins Bett zu gehen. Das war nicht immer so. Bevor es Strom und Radio und Fernsehen und Internet gab, war es nicht schwierig, kurz nach Einbruch der Dunkelheit ins Bett zu gehen. Es gab nicht viel zu tun. Heutzutage müssen wir uns gegen die stärksten Verlockungen wenden, aufzubleiben und Unterhaltung zu haben. Deshalb muss der Kampf gegen Müdigkeit, die uns schläfrig macht, sobald wir unsere Bibel am Morgen öffnen, am Abend gekämpft werden, nicht erst am Morgen. Wenn Sie entschieden haben, wann der Wecker Sie zum Gebet rufen wird, dann entscheiden Sie, wann Sie ins Bett gehen müssen, damit Sie nicht erschöpft sind, wenn der Wecker losgeht. Wenn Sie Koffein brauchen, um am Morgen wach zu bleiben, dann werde ich das Ihrem Gewissen überlassen. Vielleicht ist das der Grund, warum Gott ihn geschaffen hat. Für das Gebet wach zu bleiben, ist auf jeden Fall ein besserer Gebrauch für Koffein, als für sonst irgendetwas wach zu bleiben.

Denken Sie kreativ über einen Ort zum Beten nach

Entscheiden Sie am Abend zuvor, nicht nur wann, sondern auch wo Sie beten und lesen werden, wenn Sie am Morgen aufstehen. Es muss ein Maß der Privatsphäre geben, damit Sie nicht abgelenkt werden und lesen und singen und weinen können. Wenn eine komplette Abgeschiedenheit nicht möglich ist, dann schaffen Sie die beste Situation, die Sie können, und erklären Sie Ihrem Ehepartner oder Ihren Kindern oder Ihren Mitbewohnern, dass Sie, wenn Sie zu dieser Stunde auf diesem Stuhl sind, nicht gestört werden möchten.

Ich schlage vor, dass Sie kreativ über den Ort des Gebets nachdenken. Ich habe mich oft gefragt, warum Christen Häuser bauen mit speziellen Räumen wie Spielzimmer, Küche, Schlafzimmer, Bad und Toilette, aber keinen Raum für die Abgeschiedenheit des Gebets und des Nachsinnens. Aber wenn wir darüber nachdenken – könnten wir nicht einen solchen Raum finden oder schaffen? Der Grund, warum wir das nicht tun, ist hauptsächlich, dass niemand darüber nachdenkt. Aber jetzt habe ich Sie dazu gebracht, darüber nachzudenken. Wo könnten Sie einen solchen Raum schaffen? Gibt es einen Platz unter der Treppe, wo man eine kleine Matte zum Hinknien und eine Gebetsbank und ein Licht unterbringen kann?

Als wir 1975 unser erstes Haus kauften, baute ich eine Gebetsbank mit einem Platz für meine Ellbogen in einer knienden Haltung und einem Platz, auf den ich meine Bibel legen konnte, sowie einem Fach darunter für die Bibel oder andere Bücher und einen Notizblock. Diese Gebetsbank war seitdem immer mit mir, in drei verschiedenen Häusern. Seit 21 Jahren leben wir in demselben Haus, und in meinem Studierzimmer gibt es eine Ecke, die durch das Anordnen der Aktenschränke geschaffen wurde, um sie von dem Rest des Raumes zu versperren. Dort begrüßt mich die Gebetsbank jeden Morgen und mehrere Male am Tag. Gott allein weiß, welche Tränen und Lieder dort zusammenkamen. Ich dränge Sie, kreativ zu denken. Erwägen Sie ernsthaft, einen Ort des Gebets zu bauen, selbst wenn es nur das Umräumen von Möbeln oder das Entrümpeln eines ungebrauchten Lagerortes ist.

Vielleicht ist es draußen am besten

Natürlich denkt man, wenn man wie ich in einem kalten Klima lebt, nicht so schnell daran, draußen zu beten und nachzusinnen. Aber für einige ist es sicherlich eine gute Idee. Georg Müller, der Pastor aus dem 19. Jahrhundert, dessen Liebe den Waisenkindern in Bristol (England) galt, ist für mich eine große Hilfe gewesen – durch die Ratschläge, die er über den Kampf um Freude durch Gebet und Nachsinnen gegeben hat. Er ist unerschrocken, wenn er sagt, dass der Kampf um Freude an erster Stelle steht:

Meiner Ansicht nach ist der wichtigste Punkt, auf den man achten muss, dieser: Über alles andere sehen Sie zu, dass Ihre Seele Freude am Herrn hat. Andere Angelegenheiten mögen Sie bedrücken, die Arbeit für den Herrn mag sogar dringende Ansprüche auf Ihre Aufmerksamkeit haben, aber ich wiederhole absichtlich: Es ist von größter und höchster Wichtigkeit, dass Sie über alles andere danach suchen, dass Ihre Seele sich an Gott selbst wahrhaftig erfreut! Versuchen Sie, dies jeden Tag zur wichtigsten Angelegenheit Ihres Lebens zu machen.[8]

Müller entdeckte, dass ein Spaziergang früh am Morgen mit einem Neuen Testament zur Hand ein ausgezeichneter Weg war, um den Kampf um Freude zu kämpfen.

Ich finde es sehr hilfreich für meine Gesundheit, einen solchen Spaziergang zum Nachsinnen vor dem Frühstück zu machen, und ich bin jetzt so daran gewöhnt, die Zeit dafür zu benutzen, dass ich, wenn ich im Freien bin, normalerweise ein Neues Testament mit nicht zu kleiner Schrift, das ich bei mir trage, dafür mitnehme. … Ich finde es sehr hilfreich, nicht nur für meinen Körper, sondern auch für meine Seele.[9]

Ob draußen oder drinnen: Orte sind nicht an sich heilig. Aber wir machen sie heilig durch das, was wir dort tun. Im Kampf um Freude können kleine Räume im Haus oder offene Räume im Freien stark strategisch werden.

Planen Sie Ihre Methode des Gebets

Wenn Zeit und Ort geregelt sind, entscheiden Sie sich für eine Methode des Gebets, die Ihren Kampf um Freude verstärken wird. Ich meine damit nicht so etwas wie eine Zwangsjacke, die Spontaneität verhindert. Ich meine einfache, geplante Strukturen, die uns davor bewahren, gedanklich abzuschweifen, inhaltsleere Worthülsen zu sprechen und weltliches Verlangen zu haben.

Die großen Vorteile beim Beten des Wortes Gottes

Die Hauptmethode des Gebets im Kampf um Freude ist, das Wort Gottes zu beten. Das heißt, das Wort zu lesen oder zu sprechen und es dabei in ein Gebet umzuwandeln. Die meisten Menschen – ich schließe mich dabei auf jeden Fall ein – haben nicht die Geisteskraft, nichts anzusehen und doch Gott bedeutsames geistliches Verlangen für eine Zeit lang darzubringen. Ich habe den Verdacht, dass das schon immer der Fall war. Um länger als ein paar Minuten auf eine Weise zu beten, die auf Gott ausgerichtet ist und Christus verherrlicht, benötigen wir die Hilfe des Geistes Gottes, und der Geist liebt es, durch das Wort zu helfen, das er eingegeben hat.

Die Schwierigkeit, sich gedanklich zu konzentrieren und nicht abzuschweifen, erklärt, warum so viele der Psalmen, obwohl sie Gebete sind, von der in der Bibel schriftlich niedergelegten Geschichte der Erlösung durchdrungen sind (z.B. Psalm 77; 99; 103,6-8; 104; 105; 106). Sie erklärt auch, warum ein Blick in die Gebete der frühen Gemeinde offenbart, dass diese Gebete wenigstens manchmal aus der Schrift bestanden.

Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist; der du durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast: »Warum tobten die Nationen und sannen Eitles die Völker? Die Könige der Erde standen auf und die Fürsten versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.« … Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden (Apostelgeschichte 4,24-26.29).

Georg Müllers Entdeckung bezüglich Wort und Gebet

Vor über 20 Jahren war es für mich eine große Ermutigung, das Zeugnis von Georg Müller zu lesen, wie er sich fest auf das Wort stützte, um seine Konzentration beim Beten zu behalten. Er musste erst zehn Jahre des wankenden Gebets durchmachen, bevor er diese Lektion lernte. Vielleicht kann seine Geschichte Ihnen einen solchen Kampf ersparen. Müller schrieb die folgenden Worte im Jahr 1841, als er 35 Jahre alt war. Er hatte sich mit 20 Jahren bekehrt.

Der Unterschied zwischen meiner früheren Gewohnheit und meiner jetzigen ist dieser: Früher fing ich nach dem Aufstehen so bald wie möglich an, zu beten. … Aber was war das Ergebnis? Ich verbrachte oft eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde oder sogar eine ganze Stunde auf meinen Knien, bevor mir bewusst Trost, Ermutigung, Demütigung der Seele usw. zuteil wurden. Und oft, nachdem ich viele gedankliche Abschweifungen in den ersten zehn, fünfzehn oder sogar dreißig Minuten erlitten habe, begann ich erst danach, wirklich zu beten. Jetzt erleide ich so etwas so gut wie nie mehr. Es war meine Gewohnheit, seit mindestens zehn Jahren, nachdem ich mich am Morgen angezogen hatte, mich dem Gebet zu widmen. Jetzt … war das Erste, was ich tat, nachdem ich mit wenig Worten um des Herrn Segen für sein kostbares Wort bat, über das Wort Gottes nachzusinnen, danach suchend, aus jedem Vers einen Segen zu bekommen. … Als Resultat sah ich ausnahmslos, dass meine Seele nach wenigen Minuten zum Bekenntnis geführt wurde, oder zur Danksagung oder zur Fürbitte oder zum Flehen; so dass, obwohl ich mich nicht dem Gebet, sondern dem Nachsinnen widmete, dies fast sofort mehr oder weniger in Gebet umgewandelt wurde. Nachdem ich dann eine Zeit lang Bekenntnis gegeben habe, oder Fürbitte, oder Flehen, oder Danksagung, fahre ich mit den nächsten Worten des Verses fort, und dabei alles in ein Gebet umwandelnd, für mich oder andere, so wie es die Schrift führt.[10]

Ich glaube, das ist die zentrale Methode des Gebets, die die ernsthaftesten Christen entdeckt haben: »über das Wort Gottes nachzusinnen … und dabei alles in ein Gebet umwandelnd«. Jemand mag fragen: »Wie kann ich eine Stunde im Gebet verbringen? Ich bin nach fünf oder zehn Minuten fertig, nach dem zu fragen, was ich brauche.« Meine Antwort ist: Nehmen Sie einen Bibeltext, und fangen Sie an, ihn langsam zu lesen. Machen Sie nach jedem Satz eine Pause und gehen Sie zurück und wandeln Sie, was Sie lesen, in ein Gebet um. Auf diese Weise können Sie so lange beten, wie Sie lesen können. Sie könnten den ganzen Tag beten.

Beten Sie, wie ein Ungläubiger es tun würde?

Neben der Tatsache, dass das Beten über dem Wort uns auf diese Weise hilft, konzentriert zu bleiben, gibt es noch weitere Vorteile. Es hat auch die Auswirkung, dass es unseren Geist und unser Herz formt, so dass wir das verlangen, wozu uns das Wort ermutigt, und nicht nur das, was wir von Natur aus verlangen. Deshalb hören sich die Gebete von Menschen, die von der Bibel gesättigt sind, ganz anders an. Die meisten Menschen bringen einfach ihr natürliches Verlangen zu Gott, bevor ihre Gebete von der Schrift durchdrungen werden. Man könnte auch sagen, dass sie so beten, wie ein Ungläubiger es tun würde, der davon überzeugt ist, dass Gott ihm das geben könnte, was er haben will: Gesundheit, einen besseren Beruf, sichere Reisen, ein blühendes Geschäft, erfolgreiche Kinder, reichlich Nahrung, eine glückliche Ehe, ein funktionierendes Auto, eine bequeme Rente usw. Keines dieser Dinge ist schlecht. Sie sind einfach natürlich. Man muss nicht wiedergeboren sein, um eines dieser Dinge zu wollen. Ein Verlangen danach – selbst aus den Händen Gottes – ist kein Anzeichen für rettenden Glauben. Wenn Sie also nur für solche Sachen beten, gibt es ein großes Problem. Ihr Verlangen wurde noch nicht verändert, damit die Herrlichkeit Christi im Mittelpunkt steht.

Wenn Sie aber Ihren Sinn sättigen mit dem Wort Gottes, das Christus erhebt, und es in ein Gebet umwandeln, dann wird Ihr Verlangen und Ihr Gebet geistlich. Das heißt: Der Heilige Geist formt Ihr Gebet um, damit es auf Gott ausgerichtet ist und Christus erhebt. Die Herrlichkeit Christi, der Name Gottes, das geistliche Wohlbefinden der Menschen und die Freude, die Sie an der Erkenntnis Christi haben – all das wird zu Ihrem vorherrschenden Interesse und Ihrem beständigen Bitten. Sie beten immer noch für Gesundheit und Ehe und Arbeit und Reisen, aber was Sie jetzt möchten, ist, dass Christus in all diesen Sachen erhoben wird. Das ändert die Gestaltung und die Leidenschaft Ihrer Gebete. Ihr Gebet für eine Reise ist nicht nur, dass sie sicher sei, sondern dass während der ganzen Reise Ihre Freude in Gott sei und dass er durch Sie scheinen möge. Ihr Gebet für Ihre Arbeit ist nicht nur, dass sie sicher und friedlich und erfolgreich sei, sondern dass sie wirklich dem Bedürfnis der Gesellschaft diene und dass in all Ihrer Arbeit und in all Ihren Beziehungen Ihre Freude an Christus und Ihre Liebe zu den Menschen Jesus einen Namen mache.[11]

Was bedeutet es, im Heiligen Geist zu beten?

Ein anderer Vorteil des Betens des Wortes Gottes ist, dass dies Teil dessen ist, was es heißt, »im Heiligen Geist zu beten«, was die Methode ist, wie wir »uns in der Liebe Gottes erhalten«. Diese beiden Ausdrücke habe ich dem Judasbrief entnommen. Dort gebietet uns der Bruder des Herrn Jesus: »Geliebte, erbaut euch auf eurem heiligsten Glauben, betet im Heiligen Geist, erhaltet euch in der Liebe Gottes« (V. 20-21). Wörtlich gesehen sind die ersten beiden Gebote Partizipe, die uns sagen, wie wir uns in der Liebe Gottes erhalten: »Geliebte, [indem] ihr euch auf eurem heiligen Glauben erbaut [und indem] ihr im Heiligen Geist betet, erhaltet euch in der Liebe Gottes.« 

Denken Sie nicht, dass das Erhalten in der Liebe Gottes entscheidend von uns abhängt. Der Judasbrief beginnt und endet mit der gegensätzlichen Wahrheit. Er beginnt mit diesen Worten: »Den Berufenen, die in Gott, dem Vater, geliebt und in Jesus Christus bewahrt sind« (V. 1). Hier werden Christen mit drei Worten identifiziert: »berufen«, »geliebt« und »bewahrt«. Und das Bewahren geschieht durch Gott, nicht durch uns.

Dann endet der Judasbrief mit diesen Worten: »Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seine Herrlichkeit tadellos mit Jubel hinzustellen vermag« (V. 24). Wiederum ist es Gott, der bewahrt. Deshalb wissen wir: Wenn Judas sagt, dass wir uns durch das »Beten im Heiligen Geist« in der Liebe Gottes erhalten sollen, dann meint er, dass das Gebet eines der Werkzeuge Gottes ist, um uns in seiner Liebe zu erhalten. Nehmen Sie sich aber vor der zynischen Denkart in Acht, die sagt: »Wenn Gott derjenige ist, der meine Seele erhält (V. 1.24), dann brauche ich mich nicht in der Liebe Gottes zu erhalten« (V. 20). Das wäre, wie wenn man sagt: »Da Gott derjenige ist, der das Leben gibt, brauche ich nicht zu atmen.«[12]

Das Wort beten und im Geist beten

In welcher Beziehung stehen also das Beten des Wortes Gottes, so wie Müller es vorschlägt, und das Beten im Heiligen Geist zueinander? Die beste kurze Aussage, die ich über das Beten im Heiligen Geist gefunden habe, ist diese: Es bedeutet, »so zu beten, dass der Heilige Geist die bewegende und leitende Kraft ist«.[13] Mit anderen Worten: Wenn Sie im Heiligen Geist beten, dann »bewegt« der Geist Gottes Sie dazu, zu beten. Das heißt, seine Kraft motiviert, befähigt und stärkt Ihr Gebet. Und wenn Sie im Heiligen Geist beten, dann »leitet« Sie der Geist, wie Sie beten sollen und wofür Sie beten sollen. Im Heiligen Geist zu beten bedeutet also, vom Heiligen Geist bewegt und geleitet zu werden. Wir beten durch seine Kraft und gemäß seiner Führung.

Diese zwei Dinge – die Kraft und die Führung des Geistes – entsprechen zwei Wegen, wie das Wort Gottes in unserem Gebet wirkt. Die Kraft des Geistes wird uns in den Verheißungen des Wortes Gottes angeboten, und wir erfahren sie durch den Glauben an die Verheißung. Die Führung des Geistes ist in der Weisheit des Wortes Gottes enthalten, und wir erfahren sie, indem wir von dieser Weisheit gesättigt werden. Wenn wir also »im Heiligen Geist beten« wollen, dann sollten wir wie Müller das Wort Gottes beten und dabei die Verheißungen glauben und die Weisheit aufsaugen.

In der Liebe Gottes bleiben ist unaussprechliche Freude

Wenn wir also dem Rat von Müller folgen und die Schrift beim Lesen in Gebet umwandeln, wird uns geholfen, »im Heiligen Geist zu beten«. Die Schrift wird den Glauben an die Kraft des Geistes erwecken, uns beim Beten zu helfen (Römer 8,26), und die Schrift wird unser Denken umgestalten, dass wir gemäß der Führung des Geistes beten. Wenn Christi Worte reichlich in uns wohnen, dann bleibt er mächtig in uns (Kolosser 3,16; Epheser 5,18). Und wenn wir auf diese Weise »im Heiligen Geist beten«, dann werden wir, wie Judas es sagt, uns »in der Liebe Gottes erhalten« (V. 21). Und wenn unser kostbarer Stand in der Liebe Gottes uns immer bewusster wird,[14] dann werden wir uns mit unaussprechlicher Freude freuen. Deshalb ist das Beten des Wortes Gottes eine entscheidende Strategie im Kampf um Freude.

Etwas Festes und etwas Ungebundenes

William Law fügt diesen Ratschlag hinzu, um den Nutzen unserer regelmäßigen Gebetszeiten zu vergrößern: »Zu allen festgelegten Gebetsstunden wird es Ihnen von großem Vorteil sein, etwas Festes und etwas Ungebundenes in Ihrer Andacht zu haben.«[15] Er meint damit mehr, als das feste Wort Gottes als Leitung im Nachsinnen und im Gebet zu haben. Er meint, dass es im Kampf um Freude hilft, einen konzentrierten Mittelpunkt für das Gebet zu haben, und dass es hilft, einige niedergeschriebene, von der Bibel gesättigte Gebete zu haben, um Sie davor zu bewahren, auf einen niedrigen Stand des Verlangens, das auf den Menschen ausgerichtet ist, herabzusinken.

Mit dem Vaterunser Gott zum Mittelpunkt machen

Über die Jahrzehnte ist mir bewusst geworden, dass die ersten drei Bitten des Vaterunsers mir helfen, Gott zum Mittelpunkt meines Verlangens im Gebet zu machen: »Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!« (Matthäus 6,9-10). Laut Jesu Anweisung ist das erste Anliegen, das wir Gott im Gebet bringen sollen, dass Gottes Name »geheiligt« werde. Im Vaterunser bitten wir, dass Gott alles tue, was er tun muss, damit sein Name auf der Welt verehrt und geachtet und hochgehalten wird.[16] Wir bitten, dass sein geistliches Reich in die Herzen der Menschen komme und dass das Eintreten seines endgültigen, herrlichen Reiches zur Erfüllung komme. Wir bitten, dass die Ausbreitung der Mission dahin führt, dass die Menschen, die auf der Erde sind, den Willen Gottes tun, wie ihn die Engel im Himmel tun.

Wenn diese drei Bitten zu dem Leitstern in der Konstellation unserer Gebete werden, dann werden alle anderen Bitten ihren richtigen Platz haben. Diese drei werden in und durch sie alle scheinen, so dass jede Bitte, selbst für das tägliche Brot, in Wirklichkeit eine konkrete Weise zu bitten ist, dass Gottes Name und Wille und Reich den höchsten Platz in unserem Herzen und in der Geschichte einnehmen.

Nüchtern und ernsthaft vor Gott im Gebet sein

In der modernen, entwickelten Welt ist unser Sinn von oberflächlicher Unterhaltung durchdrungen. Zu Gott mit Ehrfurcht und Verehrung im Gebet zu kommen, ist nicht natürlich. Es ist uns fremd, die völlige Ernsthaftigkeit im Kampf um Freude an Gott zu verspüren. Wir brauchen Hilfe. William Law schlägt vor, dass wir regelmäßig eine feste Form wie die folgende gebrauchen, wenn wir zu Gott mit unseren Bitten kommen.

O Retter der Welt, Gott von Gott, Licht vom Licht, du, die Ausstrahlung der Herrlichkeit deines Vaters und der Abdruck seines Wesens; du bist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende von allem; du, der die Macht des Teufels zerstört hat, der den Tod überwunden hat; du, der in das Allerheiligste eingetreten ist, der zur Rechten des Vaters sitzt, der hoch über jeden Thron und jede Gewalt ist, der sich für die ganze Welt einsetzt; du, der Richter der Lebenden und der Toten; du, der bald in deines Vaters Herrlichkeit herabkommen wird, um einem jeden nach seinem Tun zu vergelten; sei du mein Licht und mein Friede. […][17]

Law sagt, dass der Zweck solch eines förmlichen Anfangs eines Gebets – voll mit Beschreibungen von Jesus – ist, dass diese Beschreibungen »nicht nur passende Handlungen der Verehrung sind, sondern auch, wenn sie mit Aufmerksamkeit wiederholt werden, unser Herz mit der höchsten Leidenschaft der wahren Hingabe füllen werden«.[18]

Es mag sein, dass einige von Ihnen eine natürliche Neigung und Fähigkeit haben, dem Herrn Jesus zu sagen, wie groß und wunderbar er ist, wenn Sie Ihr Gebet beginnen. Aber die meisten von uns neigen dazu, in den Thronsaal des Himmels zu poltern – wie in einen Baumarkt mit einer defekten Rohrleitung – anstatt mit freudigem Erstaunen darüber, dass wir hier nur durch das Blut Christi eingelassen werden und zum größten Wesen des Universums kommen. Deshalb ist es hilfreich, wenn uns eine »feste Form« – wenigstens von Zeit zu Zeit – daran erinnert, dass Anbetung eine geeignete Methode ist.

Die andere Form, die William Law als Anfang für unsere Bitte um Hilfe vorschlägt, ist die folgende – um unsere Hoffnung zu erwecken, dass wir mit Barmherzigkeit gehört werden.

O heiliger Jesus, Sohn des höchsten Gottes, du, der an einem Pfeiler gegeißelt wurde, für die Sünden der Welt an ein Kreuz genagelt wurde, führe mich zu deinem Kreuz und fülle meine Seele mit deinem heiligen, demütigen und leidenden Geist. O Quelle der Gnade, du, der den Übeltäter am Kreuz errettete, errette mich von der Schuld eines sündigen Lebens; du, der sieben Dämonen aus Maria Magdalena austrieb, treibe aus meinem Herzen alle bösen Gedanken und schlechten Eigenschaften aus. O Geber des Lebens, du, der Lazarus von den Toten erweckte, erwecke meine Seele von dem Tod und der Dunkelheit der Sünde. Du, der deinen Aposteln Macht über unreine Geister gegeben hat, gib mir Macht über mein eigenes Herz. Du, der deinen Jüngern erschienen ist, als die Türen verschlossen waren, erscheine mir in der geheimen Wohnung meines Herzens. Du, der die Aussätzigen gereinigt hat, heile die Unordnung meiner Seele und fülle mich mit himmlischem Licht.[19]

Der Punkt hier ist, dass oft, wenn wir zum Gebet kommen, unser Sinn mit gewöhnlichen irdischen Dingen und dem Potenzial und der Macht dessen, was die Welt für uns tun kann, wenn wir uns mehr bemühen, gefüllt ist. Der Dichter William Wordsworth beschreibt unsere Untauglichkeit für die Gaben der Natur, so wie ich unsere Untauglichkeit für Gottes Gaben beschreiben würde, wenn wir zum Gebet kommen:

Die Welt umgarnt uns rastlos; früh und spät,
Gebend und nehmend – unsere Kräfte hausen
Verschwenderisch: Du, Erde, nur bleibst draußen.
Wir haben unser Herz verkauft, verschmäht![20]

Wir wechseln nicht natürlich oder einfach von einer Denkart des »Gebens und Nehmens« zu einer Denkart, die Jesus als begehrenswerter als die Welt ansieht. Wir brauchen – wenigstens manchmal – »etwas Festes«, um uns an Christi Leben und Sterben zu erinnern, und daran, dass er sicherlich unseren Hilfeschrei hören wird und zu unserem allgenugsamen Schatz werden wird.[21] Wenn wir uns den »schmutzigen Segen« anschauen, den die Welt bietet, dann ist es der Kampf um Freude, zu erkennen, dass er nicht befriedigen wird. Das Gebet ist eine wesentliche Strategie, wenn es darum geht, die Welt so zu sehen. Wir müssen Gott »unaufhörlich« bitten, dass unsere Augen der Unzulänglichkeit der weltlichen Vergnügungen gegenüber geöffnet sind, selbst der harmlosen. Und wir müssen inständig bitten, dass die Geschmacksknospen unserer Seele immer für die Schönheit Christi lebendig sind.

Fasten, die demütige Kammerfrau des Gebets

Es gibt zwei weitere Strategien im Kampf für den Glauben, die die Ernsthaftigkeit dieser Art des Gebets verstärken können. Die erste ist das Fasten. Ich werde hier nicht viel sagen, weil ich bereits ein ganzes Buch über das Fasten geschrieben habe (A Hunger for God: Desiring God Through Fasting and Prayer).[22] Aber das Fasten ist so relevant im Kampf um Freude, dass ich es wenigstens erwähnen sollte. Jesus sagte: »Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten« (Matthäus 6,17-18). Die Vergeltung wird letztendlich Gott selbst sein. Deshalb ist das Fasten ein Ausdruck des Hungers nach Gott.

An einer anderen Stelle sprach Jesus von sich selbst als Bräutigam und von seinen Jüngern als Hochzeitsgästen und sagte: »Können etwa die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten« (Matthäus 9,15). Wir leben in den Tagen, in denen der Bräutigam weggenommen ist (zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi). Die Bedeutung des Fastens in diesen Tagen ist, dass wir uns danach sehnen, den Bräutigam zurückzuhaben.

In beiden dieser Texte ist also der Zweck des Fastens, eine Sehnsucht nach Christus und nach all dem, was Gott für uns in ihm ist, zum Ausdruck zu bringen. Das Fasten ist die hungernde Kammerfrau des Gebets. Wie das Gebet offenbart und rettet sie. Sie offenbart das Maß der Herrschaft des Essens über uns – oder des Fernsehens oder des Computers oder wessen wir uns immer wieder fügen, um die Schwachheit unseres Hungers nach Gott zu verbergen. Und sie rettet, indem sie die Ernsthaftigkeit unseres Gebets verstärkt und mit unserem ganzen Körper sagt, was das Gebet mit dem Herzen sagt: Ich sehne mich danach, in Gott allein Zufriedenheit zu finden!

Ist Essen daher böse? Nein. Paulus sagte, dass es falsche Lehrer geben würde, die »verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen« (1. Timotheus 4,3). Wie passen dann das Gute des Essens und das Gute des Fastens zusammen? Ich werde versuchen, dies mit einigen kurzen Auszügen aus A Hunger for God zu beantworten.

Das Brot erhebt Christus auf zwei Weisen: wenn man es mit Dankbarkeit für seine Güte isst, und wenn man aufgrund eines Hungers nach Gott selbst darauf verzichtet. Wenn wir essen, schmecken wir das Symbol unserer himmlischen Nahrung – des Brotes des Lebens. Und wenn wir fasten, sagen wir: »Ich liebe die Realität mehr als das Symbol.« Im Herzen der Heiligen sind sowohl Essen als auch Fasten Anbetung. Beides erhebt Christus. Beides schickt das Herz – dankbar und sehnsüchtig – zum Geber. Beides hat seinen bestimmten Platz, und beides hat seine eigene Gefahr. Die Gefahr des Essens ist, dass wir uns in die Gabe verlieben; die Gefahr des Fastens ist, dass wir die Gabe herabsetzen und uns in unserer Willenskraft rühmen. …
Es ist meine Absicht und mein Gebet beim Schreiben dieses Buches, dass es einen Hunger nach der Souveränität Gottes in allem zur Freude aller Menschen erwecke. Fasten beweist die Gegenwart und entfacht die Flamme dieses Hungers. Es ist ein Verstärker des geistlichen Verlangens. Es ist ein treuer Feind der fatalen Sklaverei harmloser Sachen. Es ist die Verkörperung des Ausrufezeichens am Ende des Satzes: »So sehr, o Gott, sehne ich mich nach dir und nach der Offenbarung deiner Herrlichkeit in der Welt!« …
Wenn Sie kein starkes Verlangen nach der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes verspüren, dann ist der Grund dafür nicht, dass Sie einen tiefen Schluck genommen haben und Zufriedenheit gefunden haben. Der Grund ist vielmehr, dass Sie so lange am Tisch der Welt geknabbert haben. Ihre Seele ist mit kleinen Dingen gefüllt, und es gibt keinen Raum für die großen Dinge.[23] Gott hat Sie nicht dafür geschaffen. Es gibt einen Hunger nach Gott. Und man kann ihn erwecken. Ich lade Sie dazu ein, sich von den abstumpfenden Auswirkungen des Essens und den Gefahren der Vergötterung abzuwenden und mit einem Fasten zu sagen: »So sehr, o Gott, möchte ich dich.«[24]

Wie viele schwierige Dinge im Leben, so ist auch das Fasten dazu bestimmt, uns im Kampf um Freude zu helfen. William Law sagte es wie folgt:

Obwohl diese Abstinenz dem Körper einigen Schmerz gibt, verringert sie die Macht des körperlichen Verlangens und der Leidenschaft und verstärkt unseren Geschmack für geistliche Freuden, so dass selbst diese Härten der Religion, wenn sie mit Diskretion ausgeübt wird, viel zu der beruhigenden Freude in unserem Leben hinzufügt.[25]

Wenn meine Gebete durch die Gebete anderer beantwortet werden

Ich werde noch eine Strategie erwähnen, um die Kraft des Gebets im Kampf um Freude zu verstärken – nämlich die Wichtigkeit dessen, dass andere Menschen mit Ihnen und für Sie beten. Nachdem Jakobus uns sagt, dass wir die Ältesten der Gemeinde rufen sollen, wenn wir krank sind, sagt er: »Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung« (Jakobus 5,16). Die Implikation hier für den Kampf um Freude ist, dass wir andere Christen in unseren Kampf mit einbeziehen sollten. Wir sollten ihnen unsere Schwächen bekennen, und wir sollten sie bitten, zu beten, dass wir von unserer halbherzigen Liebe zu Jesus »geheilt« werden.

Gott hat seine Gründe dafür, warum die Gebete anderer meine Dunkelheit zum Weichen bringen kann, wenn meine eigenen Gebete es nicht tun. Aber nehmen Sie sich in Acht. Denken Sie nicht, dass Ihre Gebete vergeblich sind. Es mag sein, dass Ihr eigenes Beten von Gott benutzt wurde, um Sie bereit zu machen, die Gebete anderer zu suchen. Es mag sein, dass Ihre Gebete mit dem Segen beantwortet wurden, der als Antwort auf deren Gebete kam. Einer der Gründe Gottes, uns zum gemeinschaftlichen Gebet aufzurufen, sehen wir in 2. Korinther 1,11. Paulus bittet um Gebet für sich selbst und gibt seinen Grund dafür an: »… wobei auch ihr durch das Gebet für uns mitwirkt, damit von vielen Personen für das uns verliehene Gnadengeschenk gedankt werde, durch viele für uns.« Wenn Menschen ins Leben von anderen mit einbezogen werden, dann bekommt Gott mehr Dank zurück, wenn einer dieser Menschen Segen erhält.

Mit anderen Worten: Alles, was ich in diesen Kapiteln über das Beten um Freude geschrieben habe, wird in seiner Wirksamkeit vervielfacht, wenn wir es gemeinschaftlich tun. Der Kampf um Freude ist ein Kampf, der Seite an Seite mit Kameraden gekämpft werden muss. Wir kämpfen nicht allein. Christ zu sein bedeutet, Teil des Leibes Christi zu sein. Wir sind dazu bestimmt, einander im Kampf um Freude zu helfen. Das war das Leben des Apostels: »Wir sind Mitarbeiter an eurer Freude« (2. Korinther 1,24). Und das Gebet füreinander[26] ist der Kern dieser Kameradschaft.


  1. Autobiography of George Müller, Zusammensteller: Fred Bergen (London: J. Nisbet Co., 1906), S. 152-154.
  2. In Philipper 4,3-6 sehen wir denselben Gedankengang über fruchtbares Helfen von anderen Menschen, das in Freude verwurzelt ist, die wiederum in Gebet verwurzelt ist: »Ja, ich bitte auch dich, mein rechter Gefährte, stehe ihnen bei, die in dem Evangelium zusammen mit mir gekämpftfckLRhaben, auch mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind. Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! Eure Milde soll allen Menschen bekannt werden; der Herr ist nahe. Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.«
  3. Weitere Beispiele für geplante Disziplin im Gebet gibt es in Psalm 55,18; Markus 1,35; Lukas 22,39-40.
  4. G.W. Bromiley, »Introduction«, in: William Law, A Serious Call to a Devout and Holy Life (Grand Rapids: Eerdmans, 1966), S. vi.
  5. William Law, A Serious Call to a Devout and Holy Life, S. 147.
  6. Ebd., S. 144.
  7. Ebd., S. 149-150.
  8. Georg Müller, A Narrative of Some of the Lord’s Dealing with George Muller, Written by Himself, Jehovah Magnified. Addresses by George Muller Complete and Unabridged, 2 Bände Muskegon: Dust and Ashes Publications, 2003), Bd. 2, S. 731.
  9. Ebd., Bd. 1, S. 273.
  10. Ebd., Bd. 1, S. 272-273.
  11. Im 8. Kapitel des Buches Dein Leben ist einmalig – vergeude es nicht! habe ich versucht darzulegen, wie man Christus bei der Arbeit verherrlichen kann (Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2004, S. 149- 176). Ich empfehle auch Gene Edward Veiths Buch God at Work: Your Christian Vocation in All of Life (Wheaton: Crossway Books, 2002).
  12. Drei weitere Beispiele, wie Gebet von Gott entworfen wurde, um uns für das ewige Leben zu erhalten: 1) In Lukas 21,36 sagt Jesus: »Wacht nun und betet zu aller Zeit, dass ihr imstande seid, diesem allen, was geschehenfckLRsoll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!« 2) Jesus betete in Lukas 22,32, dass Gott Petrus vor völliger Abtrünnigkeit bewahrt. Nachdem er sagte, dass Petrus ihn dreimal verleugnen würde,fckLRsagte Jesus: »Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.fckLRUnd wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder!« Auf diese Weise sollten wir für uns selbst und für andere beten. Es ist Gott der Vater, der uns festhält, aber wir haben eine abhängige Rolle zu spielen:fckLRWir beten. 3) In Johannes 17,11 betet Jesus: »Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast« (siehe auch V. 12-15).
  13. Hrsg. Johannes E. Huther, Meyer’s Critical and Exegetical Handbook to the General Epistles of James, Peter, John, and Jude, Übersetzung von Paton J. Gloag (1883; Nachdruck: Winona Lake: Alpha Publications,fckLR1980), S. 697, Hervorhebung hinzugefügt. Siehe auch Johannes Calvins hervorragenden Kommentar zu Judas 1,20: Diese Art der Ausdauer ist auf unsere Ausrüstung mit der mächtigen Kraft Gottes angewiesen. Immer wenn wir Standhaftigkeit in unserem GlaubenfckLRbrauchen, müssen wir beim Gebet Zuflucht nehmen, und da unsere Gebete oft oberflächlich sind, fügt er »im Heiligen Geist« hinzu, als ob er sagen wollte, dass wegen unserer Faulheit und der Kälte unseres Wesens niemand so beten kann, wie er es sollte, ohne die Hilfe des Geistes Gottes.fckLRWir sind so geneigt, den Mut zu verlieren und zaghaft zu sein, dass niemand es wagt, Gott »Vater« zu nennen, es sei denn, dass derselbe Geist uns dieses Wort gibt. Vom Geist erhalten wir die Gaben der wahren Sorge,fckLRLeidenschaftlichkeit, Stärke, Bereitschaft und Zuversicht – all diese, und schließlich noch jene unaussprechlichen Seufzer, von denen Paulus schreibt (Römer 8,26). Judas sagt sehr gut, dass niemand beten kann, wiefckLRer es sollte, es sei denn, dass der Heilige Geist ihn leite. (Johannes Calvin, A Harmony of the Gospels Matthew, Mark and Luke and the Epistles of James and Jude, Bd. 3, englische Übersetzung von A.W. Morrison [GrandfckLRRapids: Eerdmans, 1972], S. 334-335).
  14. Ich denke, dass dieser Vorgang, dass uns dies immer bewusster wird, das ist, was Paulus uns in Epheser 3,17-19 zu beten lehrt: »Dass … ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.«
  15. Law, A Serious Call to a Devout and Holy Life, S. 154.
  16. Wir könnten diese erste Bitte mit Worten wie diesen erweitern: »O Herr, bitte gewähre, dass deine Herrlichkeit geehrt wird … deine Heiligkeit in Ehrfurcht gehalten wird … deine Größe bewundert wird … deine Macht gepriesen wird … deine Wahrheit gesucht wird … deine Weisheit angesehen wird … deine Schönheit geschätzt wird … deine Güte geschmecktfckLRwird … deiner Treue vertraut wird … deinen Geboten gehorcht wird … deinen Verheißungen geglaubt wird … deine Gerechtigkeit geachtet wird … dein Zorn gefürchtet wird … deine Gnade hochgehalten wird … deine Gegenwart begehrt wird … deine Person geliebt wird.«
  17. Law, A Serious Call to a Devout and Holy Life, S. 153.
  18. Ebd.
  19. Ebd., S. 154.
  20. William Wordsworth, »Die Welt umgarnt uns rastlos; früh und spät«, zitiert aus http://www.lyrikwelt.de/gedichte wordsworthg1.htm (2.2.2006).
  21. Eine reiche Sammlung an Gebeten, die unseren Kampf um Freude durch das Gebet bereichern und intensivieren kann, ist Arthur Bennet, Hrsg.,fckLRThe Valley of Vision: A Collection of Puritan Prayers and Devotions (Edinburgh: Banner of Truth, 1975).
  22. Wheaton: Crossway Books, 1997.
  23. Phillips Brooks sagte auf ähnliche Weise: »Je mehr wir uns das Leben von Menschen betrachten, desto mehr sehen wir, dass einer der Gründe, warum Menschen nicht mit großen Gedanken und Interessen beschäftigt sind, die Art ist, in der ihr Leben mit kleinen Dingen überfüllt ist.« Phillips Brooks, »Fasting« (a sermon for Lent), in: The Candle of the LordfckLRand Other Sermons (New York: E. Dutton and Company, 1881), S. 207.
  24. Piper, A Hunger for God, S. 21-23.
  25. Law, A Serious Call to a Devout and Holy Life, S. 112.
  26.  »Füreinander« bedeutet, dass der Vorteil der Freude in beide Richtungen geht: Für andere zu beten, kann oft helfen, Ihre eigene Dunkelheit zum Weichen zu bringen. In unseren Depressionen und dunklen Zeiten ist diefckLRgrößte Versuchung oft, zunehmend allein und isoliert zu sein. Wenn wir uns im Gebet für andere nach außen richten, selbst wenn wir denken, dass wir nichts zu geben haben, dann kann dass eine wunderbare Auswirkung auf die Seele haben, und die Wolken können bald weichen.