Wenn die Freudenicht mehr da ist/Der Umgang mit der Welt im Kampf um Freude

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English: When I Don't Desire God/How to Wield the World in the Fight for Joy

© Desiring God

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 12 des Buches Wenn die Freudenicht mehr da ist

Übersetzung von Desiring God


Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.
1. Timotheus 4,4-5

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes,
und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.

Psalm 19,2

Heute stand ich im dunklen Geräteschuppen. Die Sonne schien draußen, und durch eine Ritze oben an der Tür kam ein Sonnenstrahl. Von dort, wo ich stand, war dieser Lichtstrahl, vermischt mit sichtbaren Staubkörnchen, die beeindruckendste Sache im Raum. Alles andere war fast stockdunkel. Ich sah den Strahl, aber sonst nichts. Dann bewegte ich mich an eine Stelle, an der der Strahl auf meine Augen fiel. Sofort verschwand das vorige Bild. Ich sah keinen Geräteschuppen und (vor allem) keinen Strahl. Stattdessen sah ich, von der unregelmäßigen Ritze umrandet, grüne Blätter, die sich draußen auf den Ästen eines Baumes bewegten, und darüber hinaus, etwa 150 Millionen Kilometer entfernt, die Sonne. Am Strahl entlangzusehen und den Strahl anzusehen waren zwei ganz verschiedene Erfahrungen.
C.S. Lewis
»Meditation in a Toolshed«
God in the Dock1

Inhaltsverzeichnis

Alle fünf Sinne gebrauchen, um die Herrlichkeit Gottes zu sehen

In diesem Kapitel werden wir mit der Beziehung zwischen physischen Ursachen und geistlichen Auswirkungen ringen. Wenn sich das unklar anhört, ziehen Sie einige Beispiele in Betracht: Können physische Laute (wie Musik oder Donner) geistliche Auswirkungen verursachen (wie Freude an Christus oder Gottesfurcht)? Können tiefe Schluchten Ehrfurcht vor Christus schaffen? Kann ein brutzelndes Steak Befriedigung in Jesus schaffen? Jeder Mensch weiß, dass Musik oder Donner Freude und Furcht verursachen kann. Aber können sie geistliche Freude und geistliche Furcht verursachen? Können Klippen und Mahlzeiten die Freude des Glaubens erwecken?

Das Wort geistlich im Neuen Testament bezieht sich normalerweise auf eine Sache oder eine Person, die vom Heiligen Geist hervorgebracht wird, vom Heiligen Geist beherrscht wird und auf die Ziele des Heiligen Geistes, insbesondere die Anbetung Christi, orientiert ist. Aber Musik und Donner und Schluchten und Steaks sind nicht der Heilige Geist. Sie sind natürliche Bestandteile der materiellen Schöpfung. Was ist die Beziehung zwischen ihnen und geistlicher Freude?

Oder, um die Frage anders zu stellen: Können wir im Kampf um Freude an Gott physische Mittel benutzen? Die Antwort ist nicht einfach. Deshalb habe ich gesagt, dass wir in diesem Kapitel »ringen« würden. Nicht jede Freude erhebt Christus. Freude erhebt das, worüber wir uns freuen. Wenn wir uns an Rache erfreuen, dann erheben wir den Wert der Rache. Wenn wir uns an Pornographie erfreuen, dann erheben wir den Wert der Pornographie. Solche Freuden sind eindeutig sündhaft. Aber was ist mit harmlosen Vergnügungen? Wenn wir uns an einem schönen Sonnenaufgang erfreuen, was erheben wir dann? Den Sonnenaufgang? Oder den Schöpfer des Sonnenaufgangs? Oder beides? Und worin liegt der Unterschied in unserem Herz und unserem Sinn?

Viele Ungläubige sind zutiefst bewegt, wenn sie sich an der Schönheit eines Sonnenaufgangs erfreuen. Sie haben nicht den Heiligen Geist, und sie verehren Christus nicht. Was ist der Unterschied zwischen ihrer Freude und geistlicher Freude? Ist die Erfahrung die gleiche und nur unser Wissen unterschiedlich? Oder ist die Freude an sich unterschiedlich? Und wenn das der Fall ist, inwiefern?

Ist Langmut eine Frucht des Geistes oder des Schlafs?

Ich greife diese Frage auf, weil unsere tägliche Erfahrung, wie auch die Bibel selbst, dies verlangt. Wir wissen aus Erfahrung, dass unser geistliches und unser physisches Leben miteinander verflochten sind. Wenn wir zu wenig Schlaf bekommen, dann verstärkt das unsere Ungeduld und Reizbarkeit, aber die Bibel sagt, dass Liebe »langmütig [ist], … sie lässt sich nicht erbittern« (1. Korinther 13,4-5), und sie nennt Liebe und Langmut Früchte des Geistes (Galater 5,22). Sind Liebe und Langmut also Früchte des Geistes, oder sind sie Früchte des Schlafes?

Selbst in der Arbeit für den Herrn würde niemand leugnen, dass ein Adrenalinschub eine große Herausforderung begleiten kann und so Wachsamkeit und Energie für eine von Gott bestimmte Aufgabe geben kann. Aber der Apostel Paulus sagt: »… wozu ich mich auch bemühe und kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft« (Kolosser 1,29). Was ist der Unterschied zwischen dem physischen Adrenalin von Paulus und kraftvoller Wirksamkeit, die er von Christus verspürt? Sind sie vollkommen voneinander getrennt? Oder arbeitet Christus irgendwie durch Adrenalin?

Die Welt des Sehens und Hörens

Um das Ausmaß dieses Themas zu begreifen, denken Sie an Ihre fünf Sinne und die zahllosen Empfindungen, die sie bringen, und wie diese Ihre Emotionen und Ihr geistliches Leben beeinflussen. Sie haben den Sinn des Sehens, und Sie sehen den Himmel mit seinen Wolken und seinen blauen Schattierungen und seinen roten und orangefarbenen Horizonten und seiner Nacht mit Mond und Sternen. Sie sehen die Erde mit ihren tausend Arten von Vögeln und Landtieren und Fischen und Bäumen und Pflanzen und ihren unterschiedlichen Landschaften von Wüsten, Feldern, Bergen, Prärien, Wäldern, Hügeln, Canyons und Schluchten mit Flüssen. Und Sie sehen Menschen, männlich und weiblich, groß und klein, dick und dünn, mit zahllosen Hautfarben, keine zwei gleich. Und Sie sehen alles, was der Mensch machen kann: Gemälde, Skulpturen, Dramen, Filme, Maschinen, Gebäude, Straßen, Computer, Flugzeuge, Kleidung, elektrische Generatoren, Atomkraftwerke, künstliche Herzen, Mikrowellen, Handys, Klimaanlagen, Antibiotika, Universitäten und Regierungen.

Und Sie haben den Sinn des Hörens. Sie hören die Laute von Tieren: den zwitschernden Vogel, die miauende Katze, den bellenden Hund, die zischende Schlange, die surrende Stechmücke, den quakenden Frosch, das wiehernde und klappernde Pferd, das grunzende Schwein, die muhende Kuh, den krähenden Hahn. Und Sie hören die Geräusche der unbelebten Natur: die krachenden Ozeanwellen, den fallenden toten Baum, den stürzenden Erdrutsch, den knackenden gefrorenen See, den ausbrechenden Vulkan, den rieselnden Bach, den rollenden Donner, den trommelnden Regen. Und Sie hören die Laute dessen, was die Menschen machen: Sie reden, lachen, pfeifen, summen, klatschen, weinen, stöhnen, schreien, stampfen, singen, spielen auf Hunderten von Instrumenten, hämmern auf Nägeln, jagen Motoren hoch, bedienen Maschinen, renovieren alte Häuser, gehen auf Krücken, grillen brutzelnde Hamburger, öffnen einen Briefumschlag, knallen eine Tür zu, erteilen einem Kind eine Tracht Prügel, zerbrechen Geschirr, mähen den Rasen.

Die Welt des Schmeckens und Riechens und Fühlens

Und Sie haben den Sinn des Schmeckens. Sie schmecken Hunderte von Speisen und Getränken: saure Zitronen, süßen Honig, scharfen Käse, bittere Pampelmusen, salzige Chips, scharfe Salsa, herben Punsch und zahllose einzigartige Geschmäcker von Bananen, Milch, Nüssen, Brot, Fisch, Steak, Salat, Schokolade, Kaffee, grünem Paprika, Zwiebeln, Vanilleeis, roter Götterspeise und einer Auswahl von Medikamenten, die Sie eher schlucken als schmecken würden.

Und Sie haben den Sinn des Riechens. Sie riechen Rosen, Geißblätter, Apfelblüten, Flieder, gebackenes Brot, brutzelnden Speck, Toast, der braun wird, Pizza, die warm wird, durchlaufenden Kaffee, Gewürznelken, verschütteten Abfall, nasskaltes Abwasser, Papierfabriken, Schweineställe, Lieblingsparfüme, frisch gemähten Rasen, Benzindämpfe, Kiefernwälder, alte Bücher und Zimtgebäck.

Und Sie haben den Sinn des Fühlens und innerer Empfindungen. Sie fühlen gemütliche Wärme an einem Feuer, warme Betttücher in einer kalten Nacht, eine kühle Brise an einem sonnigen Tag, die Seidenumrandung einer alten Decke, das Fell und den weichen Bauch eines Hundes, eine Fuß- oder Schultermassage, sexuelle Erregung, den Widerstand beim Gewichtheben, das Stampfen beim Joggen, den Sprung in einen kalten Bergsee, den Hammer, der auf Ihrem Daumen landet, den Schmerz unten in Ihrem Rücken, die Migräne, die Übelkeit der Seekrankheit, den Kuss eines Geliebten.

Physische Empfindungen und die Süße Gottes

Irgendeiner dieser fünf Sinne, oder eine beliebige Kombination von ihnen, kann Ihnen Emotionen geben. Und einige dieser Emotionen fühlen sich praktisch genauso an wie die Emotionen, die uns die Bibel zu haben gebietet: Freude (Philipper 4,4; Psalm 67,5), Lust (Psalm 37,4), Hoffnung (Psalm 42,6), Furcht (Lukas 12,5), Trauer (Römer 12,15), Verlangen (1. Petrus 2,2), Mitleid (Epheser 4,32), Dankbarkeit (Epheser 5,20) usw.

Neben der Tatsache, dass unsere Sinne Emotionen produzieren, können wir auch sagen, dass der richtige oder falsche Gebrauch unseres Körpers eine große Auswirkung darauf haben kann, wie wir geistliche Realität erfahren. Freude am Herrn ist anders, wenn man an Übelkeit leidet, als wenn man gesund ist und in einem Gottesdienst singen kann. Richtiges Essen und körperliche Bewegung und Schlaf haben eine deutliche Auswirkung auf den Sinn und sein Vermögen, natürliche Schönheit und biblische Wahrheit zu verarbeiten.

Also müssen wir uns die Frage stellen: Wie benutzen wir die geschaffene Welt um uns herum, inklusive unseres eigenen Körpers, damit sie uns hilft, für Freude an Gott zu kämpfen? An Gott, sage ich! Nicht an der Umwelt. Nicht an Musik. Nicht an Gesundheit. Nicht an Speisen oder Getränken. Nicht an natürlicher Schönheit. Wie können all diese guten Gaben der Freude an Gott dienen und nicht die höchsten Zuneigungen unseres Herzens an sich reißen?

Unser Zustand als physische Geschöpfe ist gefährlich. Die Frage, die wir uns stellen, ist nicht nebensächlich. Sie richtet sich an den gefährlichen Zustand, in dem wir uns befinden. Wir sind von unschuldigen Dingen umgeben, die schnell zu Götzen werden könnten. Unschuldige Empfindungen können innerhalb von einer Sekunde zu einem Ersatz für die Süße Gottes werden. Sollten wir Stimmungsmusik und dunkles Licht und Weihrauch benutzen, um eine Atmosphäre zu schaffen, die zum Wohlfühlen und zu »geistlicher« Offenheit beiträgt? Sie können die Gefahren der Manipulation schon fühlen, die direkt unter der Oberfläche lauern.

Aber niemand kann diesem Problem aus dem Weg gehen. Jeder benutzt physische Mittel. Wir alle wählen ein bestimmtes Licht. Wir alle wählen eine bestimmte Atmosphäre, auch wenn sie öde ist. Wir alle wählen eine bestimmte Musik, auch wenn sie nur aus der Stimme besteht. Wir alle treffen Entscheidungen darüber, wie wir schlafen und Bewegung bekommen und essen. Und wir handeln wahrscheinlich nicht wie Atheisten, wenn wir diese Entscheidungen treffen; wir glauben, dass sie etwas mit Gott zu tun haben. Es gibt keinen Weg darum herum. Wir alle müssen uns damit zurechtfinden, in welcher Beziehung unser physisches, sinnliches Leben mit unserer geistlichen Freude an Gott steht.

Freude ohne Gehirn?

Genauso, wie wir uns sicher sind, dass unsere Freude an Gott mehr als Chemikalien und elektronische Impulse im Gehirn ist, so sind wir uns auch sicher, dass wir in diesem Zeitalter diese geistliche Freude nur in Verbindung mit einem physischen Körper erfahren. Und das Zusammenspiel zwischen diesen beiden ist geheimnisvoll. Es gibt, auf eine seltsame Weise, ein Überschneiden von geistlicher Freude und psychischer Emotion und physiologischem Ereignis. Sie sind nicht identisch. Das wissen wir, weil Gott starke geistliche Emotionen wie Zorn (Psalm 80,5) und Freude (Zefanja 3,17) hat, aber keinen physischen Körper. Es gibt also geistliche Emotionen, die unabhängig von unserem physischen Körper existieren. Und vermutlich werden erlöste Menschen starke Emotionen der Anbetung und Befriedigung gegenüber der rechten Hand Gottes haben, nachdem sie sterben und bevor ihr Körper vom Tod erweckt wird (siehe Philipper 1,23; Offenbarung 6,10). Deshalb glauben wir, dass Freude an Christus nicht mit physischen Hirnstromwellen identisch ist, sondern über materielle Realität hinausgeht.

Trotz der theoretischen Beliebtheit der naturalistischen Evolution, die besagt, dass es nur Materie und Energie im Universum gibt, wird Ihnen fast niemand zustimmen, wenn Sie ihren Gerechtigkeitssinn in dieselbe Kategorie wie das Bellen eines Hundes setzen. Also selbst diejenigen, die keinen bewussten Glauben an Gott haben, gehen intuitiv davon aus, dass ihre Emotion der Liebe und ihr Gerechtigkeitssinn mehr als elektrochemische Ereignisse im Gehirn sind.2

Dennoch sind diese supraphysischen Dinge mit unserem physischen Gehirn verbunden. Und deshalb ist es so, dass unsere Freude an Gott und deren physischer Ausdruck im Gehirn in diesem sterblichen Leben untrennbar sind. Geistliche Emotionen (die mehr als physisch sind) können physische Auswirkungen haben, und physische Zustände können geistliche Auswirkungen haben.

Das geistliche Orchester und das physische Klavier

C.S. Lewis hat intensiv über dieses Thema nachgedacht und dazu eine Predigt mit dem Titel »Transposition« geschrieben. Sein Argument ist, dass das geistliche Leben der Emotion höher und reicher als das materielle Leben der physischen Empfindung ist, genauso wie ein Symphonieorchester reicher als ein Klavier ist. Wenn die Musik der geistlichen Freude in der Seele spielt, dann wird sie in physische Empfindungen »transponiert«. Aber da das »geistliche« Orchester reicher und vielschichtiger als das »physische« Klavier ist, müssen die gleichen Klaviertasten für Klänge benutzt werden, die im Orchester mit verschiedenen Instrumenten gespielt werden. Als physische Menschen mit einer Seele erfahren wir immer geistliche Emotionen auf beiden Ebenen: dem Orchester und dem Klavier.

Es gibt mindestens vier Gründe, warum die Analyse von Lewis hilfreich ist. Ein Grund ist, dass sie die Tatsache erklärt, dass Selbstbeobachtung niemals geistliche Freude an Gott finden kann, sondern nur ihren Rest physischer Empfindung. Die Ursache dafür ist, dass wenn wir uns nicht mehr auf Gott, sondern auf die Emotion selbst konzentrieren, die Emotion nicht länger das ist, was sie war. Sie hinterlässt ihre Spur nur in der physischen Empfindung, nicht in der geistlichen Realität. Die Realität der geistlichen Freude hängt jeden Moment davon ab, dass wir ständig die Herrlichkeit Gottes sehen.3

Zweitens hilft die Analyse von Lewis, zu erklären, warum die physischen Empfindungen, die wir hinter den geistlichen Emotionen der Ekstase und des Entsetzens finden, identisch scheinen. Mit anderen Worten: Das physische Zittern und der empfindliche Bauch scheinen für Entsetzen und Ekstase identisch zu sein, wenn wir sie durch Selbstbeobachtung analysieren. Lewis erklärt, dass wir das erwarten müssten, wenn ein Orchester der Emotion für ein einfacheres Instrument nach unten transponiert wird: Sehr unterschiedliche geistliche Emotionen müssen auf derselben Klaviertaste spielen.

Wenn ein guter Mann in das Gesicht seiner Verlobten schaut und das Vergnügen einer warmen Liebe irgendwo spürt – er weiß nicht, ob in seinem Kopf oder seiner Brust oder sogar noch tiefer – und sich dann von seiner Geliebten abwendet, um das Vergnügen zu finden – wo auch immer –, dann wird er wahrscheinlich eine physische Empfindung finden, die von Begierde nicht zu unterscheiden ist. Das Orchester der Liebe benutzt denselben physischen Ton auf dem Klavier, den die Begierde benutzt, um ihre Musik zu spielen, aber jeder weiß, dass Liebe und Begierde nicht identische Emotionen sind.

Aber wenn sie auf derselben Ebene sind – auf derselben Klaviertaste des Körpers spielen –, warum erfahren wir dann die geistlichen Emotionen so anders, wenn sie gerade stattfinden – selbst anders in unserem Körper? Denn wir erfahren tatsächlich Begierde und Liebe, oder Entsetzen und Ekstase, als physisch verschieden. Wir erfahren Entsetzen als unangenehm und möchten es nicht wiederholen, aber wir erfahren Ekstase als angenehm und möchten sie wieder haben.

Geistliche Emotion kommt herein und verwandelt physische Empfindung

Lewis antwortet, dass in der Transposition vom Höheren zum Niedrigeren die geistliche Emotion in die physische Empfindung hineinkommt, so dass die Empfindung Teil der höheren Emotion wird.

Dieselbe Empfindung begleitet nicht nur verschiedene und gegensätzliche Emotionen, oder deutet sie nicht nur an, sondern wird Teil von ihnen. Die Emotion kommt sozusagen körperlich in die Empfindung herunter und verdaut und verwandelt sie, so dass derselbe Nervenkitzel Freude oder Qual ist.4

Das ist äußerst wichtig. Es führt zu dem dritten Grund, warum die Analyse von Lewis hilfreich ist: Es gibt eine Antwort für den materialistischen Skeptiker, der sich die Hirnstromwellen für »Freude« und »Qual« anschaut und argumentiert, dass es keine Realität für den so genannten geistlichen Unterschied geben kann, da beide im Gehirn mit den gleichen elektrochemischen Reaktionen registriert sind. Deshalb kommt er zu dem Schluss, dass es geistliche Emotionen nicht gibt, sondern nur physische Empfindungen. Es ist tragisch, dass Millionen von modernen Menschen behaupten, das zu glauben. Aber die Analyse von Lewis zeigt, dass dieses Missverständnis genau das ist, was wir erwarten würden, wenn »Transposition« wahr ist. Die Person, die diese Frage nur »von unten« angeht, kann nur das Klavier hören.

Der brutale Mensch kann durch Analyse niemals etwas anderes als Begierde in Liebe finden. … Psychologie kann niemals etwas in den Gedanken finden als Zuckungen der grauen Zellen. … [Der Materialist] ist daher, was die vorliegende Angelegenheit betrifft, in der Position eines Tieres. Sie werden gemerkt haben, dass die meisten Hunde das Zeigen nicht verstehen können. Sie zeigen auf ein bisschen Futter auf dem Boden: Der Hund, anstatt auf den Boden zu schauen, schnüffelt an Ihrem Finger. Ein Finger ist für ihn ein Finger, und das ist alles. … Solange diese absichtliche Weigerung, Dinge von oben zu verstehen, anhält, selbst wo ein solches Verständnis möglich ist, ist es vergeblich, von irgendeinem letztendlichen Sieg über Materialismus zu sprechen. Der Kritiker jeder Erfahrung von unten … wird immer dieselbe Plausibilität haben. Es wird immer Anzeichen, und jeden Monat neue Anzeichen, geben, um zu zeigen, dass Religion nur psychologisch ist, Gerechtigkeit nur Schutz, Politik nur Wirtschaft, Liebe nur Begierde, und das Denken selbst nur Biochemie des Gehirns.5

Viertens hilft uns die Analyse von Lewis zu verstehen, wie wir die Welt der physischen Empfindung für geistliche Zwecke gebrauchen können. Durch seinen Kontrast zwischen dem geistlichen Orchester der Emotion und dem physischen Klavier der Erfahrung werden wir daran erinnert, dass wir geistliche Emotion nicht mit physischer Empfindung gleichsetzen dürfen. Sie sind nicht identisch. Das ist eine entscheidende Wahrheit, an die wir immer denken sollten. Andererseits erinnert uns Lewis daran, dass geistliche Emotionen wie z.B. Freude an Gott nur in Verbindung mit physischen Empfindungen erfahren werden. Sie sind nicht identisch, aber sie sind fast immer untrennbar. In diesem irdischen Leben sind wir nie körperlose Seelen mit nur geistlichen Emotionen. Wir sind vielschichtige geistlich-physische Wesen, die Freude an Christus als etwas mehr, aber fast niemals als weniger, als eine physische Empfindung erfahren. Ich sage »fast«, um die außergewöhnliche Möglichkeit offen zu lassen, dass Gott im Gegensatz zu seinem normalen Handeln auch Wunder inmitten des Leidens wirken kann, wie Ekstase inmitten von Flammen, wenn man auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.

Des Weiteren erinnert uns Lewis daran, erstaunt zu sein, dass das Höhere das Niedrigere tatsächlich verwandeln kann. Geistliche Emotionen, die mehr sind als nur physisch, können chemische Auswirkungen haben, und nicht nur andersherum. Es ist wahr, dass Chemikalien sich auf die Emotionen auswirken können. Aber wir beten und planen zu selten dafür, dass das Geistliche chemische Auswirkungen hat. Ganz gleich wie legitim Beruhigungsmittel und Antidepressiva in Zeiten des deutlichen chemischen Ungleichgewichts sein mögen: Wir sollten nicht die Wahrheit übersehen, dass geistliche Realität auch das Physische verwandeln kann, und nicht nur umgekehrt.

Vorsätzlich das Physische für Freude an Gott benutzen

Aber unsere Hauptfrage in diesem Kapitel ist, wie sich das Niedrigere auf das Höhere auswirken kann. Das heißt: Wie kann die physische Welt der Empfindung unserer Freude an Christus richtig helfen? Lewis hat uns gezeigt, dass Gott uns so geschaffen hat, dass es in diesem Leben eine Verbindung zwischen geistlicher Emotion und physischer Erfahrung gibt. Gott hat bestimmt, dass das Gehirn und die Seele sich überschneiden und entsprechen. Sie sind nicht identisch. Die physischen Ereignisse im Gehirn und die geistlichen Ereignisse in der Seele entsprechen sich nicht eins zu eins. Aber sie sind so sehr miteinander verflochten, dass es uns ermutigt, Schritte zu unternehmen, damit der Einfluss in beiden Richtungen zur Ehre Christi verläuft.

Das würde zum Beispiel bedeuten, dass wir einerseits durch Gebet und Nachsinnen über Gottes Wort versuchen, Freude an Christus zu erwecken, damit sie eine heilende, stärkende Auswirkung auf den Körper hat. Und es würde andererseits bedeuten, dass wir die physische Welt benutzen, inklusive unseres eigenen Körpers, damit nach den Gesetzen der Schöpfung Gottes die Freude an Christus intensiver und beständiger wird. Mit anderen Worten: Lewis hat geholfen zu sehen, dass es legitime Schritte gibt, die wir auf der physischen, sinnlichen Ebene gehen können, um unsere Freude an Gott zu verstärken.

Ich sage das trotz der zuvor erwähnten Gefahr der Manipulation (Stimmungsmusik, Rauch und schwaches Licht), um »geistliche« Emotionen zu schaffen, die sich aber als überhaupt nicht geistlich herausstellen. Wir können nicht von der Verantwortung davonlaufen, die physische Realität weise zu geistlichen Zwecken zu gebrauchen. Unser physisches Leben wird eine Auswirkung auf unser geistliches Leben haben, egal ob wir es planen oder nicht. Es ist besser, darüber nachzudenken und vorsätzlich zu handeln.

Die Bibel selbst sagt: Seht Gott in der Welt!

Viel wichtiger als die Weisheit von C.S. Lewis ist die biblische Weisheit Gottes. Die Bibel gibt uns gute Anzeichen dafür, dass wir in der Tat vorsätzlich handeln müssen, wenn es darum geht, unsere Freude an Gott mit physischen Mitteln zu erreichen. In Kapitel 5 haben wir bereits gesehen, dass das Sehen der Herrlichkeit Gottes die wesentliche und richtige Grundlage für unsere Freude an Gott ist. Wir haben aus 2. Korinther 4,4 argumentiert, dass das zentralste und am meisten beherrschende Mittel, Gott zu sehen, das Hören des Evangeliums ist. »Den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt [Satan] den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen.« Die tiefste Grundlage für unsere Freude als gerechtfertigte Sünder ist, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist und das gütige Gesicht Gottes all denjenigen offenbart hat, die glauben. So ist es mit der ganzen Schrift: Sie ermöglicht uns, in ihr und durch sie die Herrlichkeit Gottes zu sehen. »Der HERR offenbarte sich … durch das Wort des HERRN« (1. Samuel 3,21). Gott offenbart sich, um geistlich gesehen zu werden und »durch das Wort des HERRN« genossen zu werden.

Aber die Bibel beschreibt auch andere Mittel, um die Herrlichkeit Gottes zu sehen, und somit andere Mittel, um unsere Freude an ihm zu erwecken und zu verstärken. Zum Beispiel in Psalm 19,2-5:

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk. Ein Tag sprudelt dem anderen Kunde zu, und eine Nacht meldet der anderen Kenntnis - ohne Rede und ohne Worte, mit unhörbarer Stimme. Ihr Schall geht aus über die ganze Erde und bis an das Ende der Welt ihre Sprache. Dort hat er der Sonne ein Zelt gesetzt.

Wenn das Sehen der Herrlichkeit Gottes eine angemessene geistliche Ursache für unsere Freude an ihm ist, dann ist unser physischer Blick in den Himmel – Sonne und Mond und Sterne und Wolken und Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge und Gewitter – ein angemessenes Mittel, um uns zu helfen, uns an Gott zu erfreuen. Hier haben wir also eine deutliche biblische Berechtigung, mit dem physischen Organ des Sehens die physische Welt (»den Himmel«) zu gebrauchen, um nach einer geistlichen Auswirkung zu streben, nämlich dem Sehen der Herrlichkeit Gottes und der Erfahrung unserer Freude daran.

Andere Schriftstellen machen die Verbindung zwischen dem physischen, sichtbaren Werk Gottes und der Freude deutlich. Zum Beispiel Psalm 92,5: »Denn du hast mich erfreut, HERR, durch dein Tun. Über die Werke deiner Hände juble ich.« Ich nehme an, dass diese Freude nicht götzenhaft ist. Das heißt: Ich nehme an, dass sie nicht bei den Werken selbst endet, sondern in ihnen und durch sie auf der Herrlichkeit Gottes selbst ruht. Die Werke »erzählen« die Herrlichkeit Gottes. Sie deuten darauf. Aber die letztendliche Grundlage unserer Freude ist Gott selbst.

Eine Lektion von Licht in einem Geräteschuppen

C.S. Lewis beschrieb eine Erfahrung, die anschaulich darstellte, wie die physische Welt uns hilft, die Herrlichkeit Gottes zu sehen.

Heute stand ich im dunklen Geräteschuppen. Die Sonne schien draußen, und durch eine Ritze oben an der Tür kam ein Sonnenstrahl. Von dort, wo ich stand, war dieser Lichtstrahl, vermischt mit sichtbaren Staubkörnchen, die beeindruckendste Sache im Raum. Alles andere war fast stockdunkel. Ich sah den Strahl, aber sonst nichts. Dann bewegte ich mich an eine Stelle, an der der Strahl auf meine Augen fiel. Sofort verschwand das vorige Bild. Ich sah keinen Geräteschuppen und (vor allem) keinen Strahl. Stattdessen sah ich, von der unregelmäßigen Ritze umrandet, grüne Blätter, die sich draußen auf den Ästen eines Baumes bewegten, und darüber hinaus, etwa 150 Millionen Kilometer entfernt, die Sonne. Am Strahl entlangzusehen und den Strahl anzusehen waren zwei ganz verschiedene Erfahrungen.6

Wir können also sagen, dass wenn wir den Himmel »entlangschauen« und nicht nur den Himmel »anschauen«, er in seiner Absicht erfolgreich ist, »die Herrlichkeit Gottes zu erzählen«. Das heißt: Wir sehen die Herrlichkeit Gottes, nicht nur die Herrlichkeit des Himmels. Wir stehen nicht nur draußen und analysieren die natürliche Welt als einen Lichtstrahl, sondern wir lassen den Lichtstrahl auf die Augen unseres Herzens fallen, damit wir die Quelle der Schönheit sehen können – die ursprüngliche Schönheit, Gott selbst.

Dies ist der wesentliche Schlüssel, um den richtigen Gebrauch der physischen Welt der Empfindung für geistliche Zwecke aufzuschließen. Jeder Teil der Schöpfung Gottes wird ein Strahl zum »Entlangsehen« oder ein Klang zum »Entlanghören« oder ein Duft zum »Entlangriechen« oder ein Geschmack zum »Entlangschmecken« oder eine Berührung zum »Entlangfühlen«. Alle unsere Sinne werden Partner der Augen des Herzens, wenn es darum geht, die Herrlichkeit Gottes durch die physische Welt zu erkennen.

Einerseits hat uns Lewis also gezeigt, dass unsere »mehr als physischen« und geistlichen Emotionen in unseren physischen Empfindungen verkörpert sind und sie verwandeln, damit sie die Qualität der Emotion annehmen. Und andererseits hat er uns gezeigt, dass die physischen Empfindungen Partner sind, wenn es darum geht, die Herrlichkeit Gottes in der physischen Welt zu erkennen, und deshalb Mittel sind, um die eigentlichen geistlichen Emotionen zu erwecken und zu formen. Um genau zu sein: Die Freude an Gott kann durch die physische Zurschaustellung der Herrlichkeit Gottes erweckt werden, und dieselbe Freude tritt in die physische Erfahrung dieser ein und verwandelt sie.

Der Apostel Paulus hilft uns, die Welt im Kampf um Freude zu gebrauchen

Gibt die Bibel selbst uns hierzu irgendeine ausdrückliche Hilfe, um so weit wie möglich sicherzustellen, dass unser Gebrauch der physischen Welt uns in der Tat hilft, die Herrlichkeit Gottes zu sehen, damit unsere erweckten Emotionen nicht einfach natürlich, sondern geistlich sind? Ja, der Apostel Paulus geht in 1. Timotheus 4,1-5 ziemlich direkt auf diese Frage ein.

(1) Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, (2) durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, (3) die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen. (4) Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird;(5) denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.

Beachten Sie, dass Paulus hier das Kommen von falschen Lehrern vorhersagt, die eine sehr negative Ansicht von der physischen Welt haben, insbesondere von Sex und Essen (die zusammen all unsere fünf Sinne betreffen). Diese falschen Lehrer »verbieten, zu heiraten«, und »gebieten, sich von Speisen zu enthalten« (V. 3). Paulus sieht dies als Rebellion gegen Gott an, da Gottes Absicht für seine gute Schöpfung ist, dass »nichts verwerflich« ist (V. 4).

Anstatt Gottes Schöpfung zu verwerfen, sagt Paulus, dass wir zwei Sachen damit machen sollten: sie mit Danksagung annehmen (V. 3-4) und sie heiligen (V. 5). Beachten Sie, wie beides die physische Welt mit unserer Freude an Gott verbindet.

Dankbarkeit für eine Gabe beinhaltet Freude gegenüber einem Geber

Paulus sagt, dass das sexuelle Vergnügen des Ehebetts und die kulinarischen Vergnügungen einer guten Speise »mit Danksagung genommen« werden sollen. Das ist direkt mit Freude an Gott verbunden, wenn man versteht, was Danksagung ist. Erstens ist Danksagung eine Emotion, nicht nur eine Entscheidung. Man kann »Dankeschön« sagen, ohne Dankbarkeit zu fühlen, aber jeder kennt den Unterschied zwischen dem Wort und dem Gefühl. Dankbarkeit ist ein spontanes Gefühl der Freude aufgrund des Wohlwollens, das jemand Ihnen gezeigt hat. Die Gabe mag noch nicht einmal ankommen. Sie könnte in der Post verloren gehen. Aber wenn Sie wissen, dass man an Sie gedacht hat und dass jemand sich die Mühe gemacht hat, Ihnen etwas zu kaufen, das Ihnen gefallen würde, und dass diese Person es Ihnen geschickt hat, dann werden Sie Dankbarkeit empfinden, selbst wenn die Gabe nie ankommt.

Das bedeutet zweitens, dass die Emotion der Dankbarkeit auf den Geber ausgerichtet ist. Dankbarkeit wird durch eine Gabe veranlasst, aber ist auf den Geber ausgerichtet. Drittens ist Dankbarkeit eine Art der Freude. Sie ist kein schlechtes oder neutrales Gefühl. Sie ist positiv und angenehm. Wir bedauern es nicht, Dankbarkeit zu empfinden – es sei denn, dass wir betrogen werden und die Gabe sich als eine Falle herausstellt. Missgönnerische Dankbarkeit ist ein Widerspruch in sich. So etwas gibt es nicht. Niemand empfindet Dankbarkeit aus Pflicht, ohne es wirklich zu wollen. Dankbarkeit ist spontan und angenehm. Sie ist Freude an dem Wohlwollen des Gebers.

Die vorherrschende Verbindung in der Bibel zwischen unserer Dankbarkeit und Gott ist, dass Gott gut ist. »Danket dem HERRN, denn er ist gütig, seine Gnade währt ewiglich!« (Psalm 106,1; Schlachter). Diese Verbindung zwischen unserem Dank und Gottes Güte wird an vielen Stellen wiederholt (Psalm 107,1; 118,1; 118,29; 136,1; 1. Chronik 16,34; 2. Chronik 5,13; 7,3; Esra 3,11). Das Bedeutendste an dieser Verbindung ist, dass unsere Dankbarkeit letztendlich in dem verwurzelt ist, was Gott ist, nicht in dem, was er gibt. Die Bibel sagt nicht: »Danket dem Herrn, denn er gibt gute Dinge.« Das ist wahr. Die guten Gaben, wie Sex und Essen, sind Anlass für die Freude der Dankbarkeit. Aber sie sind nicht die äußerste Konzentration unserer Freude. Die Empfindung des Vergnügens läuft den Strahl der Großzügigkeit Gottes hoch, bis es an der Güte von Gott selbst zum Stehen kommt.

Ich betone das, weil es sehr einfach für uns ist, zu sagen, dass wir dankbar für die Vergnügungen von Sex und Essen sind, aber noch nicht einmal Gott dabei mit ins Bild nehmen. Wenn das passiert, dann ist die Freude am Sex und am Essen nicht Freude an Gott und nicht geistlich und gibt Gott keine Ehre für seine Güte. Freude an Gottes Gaben ohne ein Bewusstsein Gottes ist keine Anerkennung von Gott selbst. Die Freude der Ungläubigen ist immer so gestaltet. Was Paulus uns also hier lehrt, ist, dass der richtige Gebrauch der physischen Vergnügungen von Sex und Essen unser Herz auf Gott ausrichtet, mit der Freude der Dankbarkeit, die ihre festeste Grundlage in der Güte Gottes selbst findet, nicht in seinen Gaben. Das bedeutet, dass wenn diese Gaben jemals in der Vorsehung Gottes weggenommen werden – vielleicht durch den Tod eines Ehepartners oder die Notwendigkeit einer Ernährungssonde –, die tiefste Freude, die wir durch sie hatten, bleiben wird, weil Gott immer noch gut ist (siehe Habakuk 3,17-18).

Sex und Essen heiligen

Nachdem Paulus sagt, dass Dankbarkeit die physische Welt mit Freude an Gott verbindet, fährt er fort und sagt, dass diese Verbindung zustande kommt, wenn die physische Schöpfung geheiligt wird. »Jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet« (1. Timotheus 4,4-5).

Die Worte »es wird geheiligt« sind im Griechischen ein Wort (hagiazō), das manchmal die Bedeutung hat, etwas für heiligen Gebrauch beiseite zu stellen, wie in den Worten Jesu: »Was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?« (Matthäus 23,17). Hier wird das Gold durch den Gebrauch im Tempel geheiligt (dasselbe Wort wie in 1. Timotheus 4,5). Das Gold selbst hat sich nicht verändert, aber es erhält eine Funktion, die Gott erhebt, indem es Teil des Tempels Gottes wird. An anderen Stellen bedeutet das Wort heiligen, etwas in einen Zustand zu verwandeln, damit es für Zwecke geeignet ist, die Gott erheben, wie in Jesu Gebet für seine Jünger: »Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit« (Johannes 17,17). Wenn Paulus also sagt, dass Sex und Essen durch das Wort Gottes und durch Gebet geheiligt werden, dann bedeutet es wahrscheinlich, dass sie verwandelt werden und geeignet gemacht werden für ihren Zweck, unsere Freude an Christus, die Gott erhebt, zu erwecken und zu stärken.

Wie bringen das Wort Gottes und das Gebet diese Heiligung von Sex und Essen zustande? Die offensichtlichste Beobachtung ist, dass das Wort Gottes sein Sprechen zu uns ist – und Gebet unser Sprechen zu ihm. Die allgemeine Antwort ist daher, dass Sex und Essen für eine Freude, die Gott erhebt, brauchbar gemacht werden, wenn wir hören, was Gott über sie zu sagen hat, und dann unsere Bekräftigung seiner Wahrheit und unser Bedürfnis nach Hilfe zu ihm zurück sprechen.

Physische Empfindungen durch das Wort Gottes heiligen

Aber wir müssen präzise sein. Die zutreffende Wahrheit, die Gott zu uns spricht, ist 1.) dass er Sex und Essen geschaffen hat (1. Mose 1,27-28; 2,24-25; 3,16), 2.) dass sie gut sind (1. Mose 1,31), und 3.) dass sie nicht nur zur Fortpflanzung und zur Lebenserhaltung bestimmt sind, sondern auch für unseren Genuss. Paulus sagt zu Timotheus: »Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen – sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss« (1. Timotheus 6,17). 4.) Des Weiteren sagt uns Gottes Wort, dass die physische Welt der Natur die Herrlichkeit Gottes erzählt (Psalm 19,2), so dass die Freude, die dadurch kommt, letztendlich in der Schönheit Gottes selbst ruht. 5.) Und das Wort gibt uns viele Einzelheiten über den richtigen Gebrauch von Sex (z.B. keine Unzucht und kein Ehebruch) und von Essen (z.B. keine Sucht und keine übertriebene Askese) und anderen natürlichen Vergnügungen. 6.) Schließlich sagt uns das Wort Gottes, dass wir Sünder sind und nichts außer den Zorn Gottes verdienen (Römer 1,18; 3,9) und deshalb die Freude des Sehens der Herrlichkeit Gottes in und durch die Vergnügungen von Sex und Essen eine vollkommene Gnadengabe ist, die mit dem Blut Jesu Christi erkauft wurde (Römer 8,32).

Das Kennen und Bekräftigen dieser Wahrheiten aus dem Wort Gottes verwandelt Sex und Essen von rein physischen Vergnügungen zu Partnern in Offenbarung und Freude. Die physischen Empfindungen sind Partner der geistlichen Augen unseres Herzens, um die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung zu erkennen und unsere Freude an ihm zu fördern. Paulus hatte so etwas im Sinn, als er in Titus 1,15 sagte: »Den Reinen ist alles rein.« Er stellt die Reinen den »Befleckten und Ungläubigen« gegenüber. Das verbindet Titus 1,15 mit 1. Timotheus 4,3, wo Paulus sagt, dass Sex und Essen von Gott geschaffen wurden »zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen«. Mit anderen Worten: Sex und Essen sind für Gläubige entworfen, diejenigen, die reinen Herzens sind. Denn »den Reinen ist alles rein«.

Für diejenigen, die sich froh der Wahrheit Gottes über sich selbst als Sünder fügen – und über Christus als den Retter – und über den Heiligen Geist als den, der heiligt – und über Gott den Vater als Schöpfer –, für diejenigen sind Sex und Essen geheiligt. Das heißt: Sie sind rein. Sie sind nicht unreine Götzen, die um unsere Zuneigungen kämpfen, welche ganz und gar Gott gehören. Stattdessen sind sie reine Partner in der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Sie sind Lichtstrahlen seiner Güte, entlang denen die, die reinen Herzens sind, Gott schauen (Matthäus 5,8).

Physische Empfindungen durch Gebet heiligen

Sex und Essen und andere natürliche physische Freuden sind also »durch Gottes Wort« geheiligt (1. Timotheus 4,5). Aber derselbe Vers sagt auch aus, dass sie durch »Gebet« geheiligt sind. Das Gebet heiligt Sex und Essen und andere physische Empfindungen, wenn wir damit Gott unseren Dank für seine Güte zum Ausdruck bringen. Aber Gebet hat auch eine andere Rolle. Gebet bedeutet auch, Gott um die Erleuchtung der Augen unseres Herzens zu bitten, damit wir, in unseren physischen Empfindungen und durch sie, die Herrlichkeit Gottes sehen. Gebet erkennt an, dass wir unsere eigene Reinheit nicht erreichen können. Wir können nicht unsere eigenen Empfindungen heiligen. Wir können nicht unsere Augen öffnen. Und deshalb können wir uns nicht an Gott in allen seinen Gaben erfreuen ohne die befähigende Gnade, die Gott als Antwort auf Gebet gibt. Deshalb beten wir, dass die Wahrheit ihre heiligende Auswirkung durch die Kraft des Geistes Gottes haben wird.

Auf diese Arten heiligen Gebet und das Wort Gottes zusammen Sex und Essen – und jede andere gute Gabe in dieser Welt. Das heißt: Die physische Realität des Essens und des menschlichen Körpers werden zusammen mit ihren physischen Empfindungen zu reinen Partnern in der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes und der Erweckung unserer Freude an ihm.

Der direkte Gebrauch der Welt im Kampf um Freude

Wenn wir sorgfältig in Betracht ziehen, wie wir die physische Welt für die Förderung unserer Freude an Gott gebrauchen können, merken wir, dass wir einen direkten Gebrauch und einen indirekten Gebrauch von der Natur machen können. Der direkte Gebrauch ist, wenn wir Schritte unternehmen, Gottes Schöpfung (und ihre menschliche Darstellung in der Kunst) zu sehen und zu hören und zu riechen und zu schmecken und zu fühlen, um die Herrlichkeit Gottes besser zu erkennen. Der indirekte Gebrauch ist, wenn wir Schritte unternehmen, unseren Körper und unseren Sinn so fit wie möglich für den geistlichen Gebrauch zu halten. Lassen Sie uns diese beiden Seiten nacheinander betrachten.

Der direkte Gebrauch der physischen Welt in unserem Kampf um Freude könnte bedeuten, dass man eine Reise zum Grand Canyon macht oder früh aufsteht, um den Sonnenaufgang zu sehen, oder einem Symphonieorchester zuhört oder einen historischen Roman liest oder Physik studiert oder ein Gedicht auswendig lernt oder im Ozean schwimmt oder eine frische Ananas isst oder an einer Gardenienblüte riecht oder seine Hand durch das Haar seiner Frau gleiten lässt. All diese und tausend ähnliche Dinge sind direkte Wege, die natürliche Welt zu gebrauchen, um mehr von der Herrlichkeit Gottes zu erkennen.

Die Herrlichkeit Gottes ist etwas überwältigend Freudiges

Und auch wenn einige Begegnungen mit Gott schrecklich sind, scheint es in der Schrift deutlich zu sein, dass Gott möchte, dass wir uns an der Herrlichkeit, die wir in der Natur sehen, erfreuen. Das gründe ich zum Beispiel auf Psalm 19. Nachdem David sagt: »Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes«, greift er nach Worten, um die Freude zu zeigen, die durch die Himmel übermittelt wird. In den Versen 6 und 7 sagt er über die Sonne: »Wie ein Bräutigam aus seinem Gemach tritt sie hervor; sie freut sich wie ein Held, die Bahn zu durchlaufen. Vom Ende des Himmels geht sie aus und läuft um bis an sein Ende; nichts ist vor ihrer Glut verborgen.« 

Dieser Poet möchte uns ganz deutlich sichtbar und fühlbar machen, dass wenn die Sonne von der Herrlichkeit Gottes erzählt, sie sagt, dass die Herrlichkeit Gottes etwas überwältigend Freudiges ist. Warum sonst würde er sagen, dass sie wie ein Bräutigam ist, der aus seinem Gemach hervortritt? Es geht hier nicht nur darum, dass der Bräutigam seine schönsten Kleider trägt und von seinen edlen Hochzeitsgästen umringt ist. Es geht darum, dass dies der glücklichste Tag seines Lebens ist. Es ist die Erfüllung seiner Träume. Dies ist der Anfang einer ganz neuen Art der Freude. So ist es mit der Herrlichkeit Gottes. Das ist die Botschaft, die wir hören sollten, wenn wir den Sonnenaufgang mit überschwänglichem Rot und Gold und Lavendelblau am östlichen Himmel sehen. Gottes Herrlichkeit ist etwas Freudiges – wie die Freude eines Bräutigams an seinem Hochzeitstag.

Das wird noch deutlicher in dem anderen Bild, das David am Ende des sechsten Verses gebraucht. Wenn die Sonne aufgeht und von der Herrlichkeit Gottes erzählt, dann ist sie wie ein freudiger Held, der seine Bahn durchläuft. Wie können wir nicht an Eric Liddell denken, in der großartigen Szene aus dem Film Die Stunde des Siegers, wenn er die letzte Kurve im Rennen zur Herrlichkeit Gottes nimmt und seine Arme sich wie lebende Kolben bewegen und sein Kopf in diese vollkommen unorthodoxe Position zurückfällt und jede Faser in seinem Körper genau das tut, wozu sie geschaffen wurde, und ein Lachen auf seinem Gesicht ausbricht und alles in Eric Liddell schreit: »Gott sei die Ehre!« 

So ist die Herrlichkeit Gottes – sie ist wie der glücklichste Tag in Ihrem Leben; sie ist, als ob jeder Muskel und jede Sehne und jedes Band und jedes Organ und Ihr ganzer Sinn und alle Ihre Emotionen genauso funktionieren, wie sie für den Tag des Triumphs geschaffen wurden. Die Herrlichkeit Gottes ist die freudigste Realität im Universum.

Vernachlässigen Sie nicht die Gabe menschlicher Darstellungen der Herrlichkeit Gottes

In unserem Kampf um Freude dürfen wir nicht den Dienst Gottes an unserer Seele in der Welt, die er gemacht hat, vergessen. Wir sollten direkten Gebrauch von der Welt machen, um die Herrlichkeit Gottes zu sehen und zu genießen, wo auch immer er sie zur Schau gestellt hat. Das beinhaltet die Bemühungen des Menschen, in Gestaltung und Kunst etwas von der Herrlichkeit Gottes darzustellen. Selbst diejenigen, die nicht an Gott glauben, spüren oft, dass es mehr zu sehen gibt in dem, was sie sehen. Die Bibel besteht darauf, dass alle Menschen, auch wenn sie die Kenntnis Gottes niederhalten, in Wirklichkeit »Gott kennen« und sein Wesen durch die Dinge, die er gemacht hat, wahrgenommen und geschaut haben.

… weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien; weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten (Römer 1,19-21).

Das bedeutet, dass selbst die Kunstwerke von Ungläubigen manchmal von der Alltäglichkeit zu den Rändern der Herrlichkeit Gottes durchdringen. Von diesem Aussichtspunkt können Gläubige, deren Herz durch die Gnade Gottes gereinigt wurde, viel mehr sehen als Ungläubige. Selbst der ungläubige Künstler mag uns also unwissend helfen, die Herrlichkeit Gottes in der Welt, die er gemacht hat, zu sehen und zu genießen.