Wenn die Freudenicht mehr da ist/Die Anwendung des Wortes im Kampf um Freude

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Ich werde Ihnen die Methode von Andrew Davis einfach so weitergeben, wie er sie in seinem Buch gibt. Das ist die Methode, nach der ich vorgehe.  
Ich werde Ihnen die Methode von Andrew Davis einfach so weitergeben, wie er sie in seinem Buch gibt. Das ist die Methode, nach der ich vorgehe.  
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''Tägliches Vorgehen (Beispiel):'' Es folgt ein Beispiel, wie jemand vorgehen könnte, den Epheserbrief auswendig zu lernen – einen Vers pro Tag: Tag eins: Lesen Sie Epheser 1,1 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein.'''18 Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag zwei:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,1) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,2 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit''' ein.'''Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf.''' Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag drei:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,2) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. '''Als Nächstes die beiden alten Verse zusammen:''' Sagen Sie Epheser 1,1-2 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,3 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer''' mit ein.'''Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers''' zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag vier:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,3) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. '''Als Nächstes die drei alten Verse zusammen:''' Sagen Sie Epheser 1,1- 3 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,4 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit''' '''ein.''' Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> Dieser Zyklus geht dann durch das ganze Buch so weiter. Natürlich wird die Stelle der&nbsp;»'''alten Verse zusammen'''«&nbsp;bald so sehr wachsen, dass Sie dafür die meiste Zeit benötigen werden. Das ist genau so, wie es sein sollte. Der gesamte Epheserbrief kann mit einer angemessenen Schnelligkeit in weniger als 15 Minuten gelesen werden. Deshalb sollte die Stelle der&nbsp;»'''alten Verse zusammen'''«&nbsp;an keinem Tag länger als 15 Minuten dauern. Machen Sie dies mit der Bibel in Reichweite, falls Sie etwas vergessen oder stecken bleiben sollten. … Nachschauen ist keine Schande, und es hilft sogar, schwierige Verse&nbsp;»festzunageln«, damit sie nie wieder zum Problem werden.  
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''Tägliches Vorgehen (Beispiel):'' Es folgt ein Beispiel, wie jemand vorgehen könnte, den Epheserbrief auswendig zu lernen – einen Vers pro Tag: Tag eins: Lesen Sie Epheser 1,1 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein.'''18 Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag zwei:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,1) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,2 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit''' ein.'''Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf.''' Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag drei:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,2) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. '''Als Nächstes die beiden alten Verse zusammen:''' Sagen Sie Epheser 1,1-2 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,3 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer''' mit ein.'''Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers''' zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> ''Tag vier:'' '''Zuerst der Vers von gestern!!''' Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,3) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. '''Als Nächstes die drei alten Verse zusammen:''' Sagen Sie Epheser 1,1- 3 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum '''neuen Vers.''' Lesen Sie Epheser 1,4 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. '''Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit''' '''ein.''' Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.<br> Dieser Zyklus geht dann durch das ganze Buch so weiter. Natürlich wird die Stelle der&nbsp;»'''alten Verse zusammen'''«&nbsp;bald so sehr wachsen, dass Sie dafür die meiste Zeit benötigen werden. Das ist genau so, wie es sein sollte. Der gesamte Epheserbrief kann mit einer angemessenen Schnelligkeit in weniger als 15 Minuten gelesen werden. Deshalb sollte die Stelle der&nbsp;»'''alten Verse zusammen'''«&nbsp;an keinem Tag länger als 15 Minuten dauern. Machen Sie dies mit der Bibel in Reichweite, falls Sie etwas vergessen oder stecken bleiben sollten. … Nachschauen ist keine Schande, und es hilft sogar, schwierige Verse&nbsp;»festzunageln«, damit sie nie wieder zum Problem werden.
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==== Warum so viel Betonung auf Einprägen?  ====
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==== Kugelschreiber und Bleistifte haben Augen  ====
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Ich sagte, dass Sie Notizblock und Kugelschreiber auf einen solchen Ausflug mitnehmen sollten. Ich sollte sogar sagen: Haben Sie immer einen Notizblock und einen Kugelschreiber in der Nähe, wenn Sie die Bibel lesen. Menschen, die mir sagen, dass sie nichts sehen, wenn sie die Bibel lesen, habe ich oft den folgenden Ratschlag gegeben:&nbsp;»Gehen Sie nach Hause, und dieses Mal schreiben Sie den Text, statt ihn nur zu lesen. Wenn etwas als hilfreich hervorsticht, schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Dann lesen Sie den Text weiter und schreiben ihn, bis Sie etwas anderes sehen, worüber Sie schreiben können, oder bis Ihre Zeit vorbei ist.«  
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Ich sagte, dass Sie Notizblock und Kugelschreiber auf einen solchen Ausflug mitnehmen sollten. Ich sollte sogar sagen: Haben Sie immer einen Notizblock und einen Kugelschreiber in der Nähe, wenn Sie die Bibel lesen. Menschen, die mir sagen, dass sie nichts sehen, wenn sie die Bibel lesen, habe ich oft den folgenden Ratschlag gegeben:&nbsp;»Gehen Sie nach Hause, und dieses Mal schreiben Sie den Text, statt ihn nur zu lesen. Wenn etwas als hilfreich hervorsticht, schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Dann lesen Sie den Text weiter und schreiben ihn, bis Sie etwas anderes sehen, worüber Sie schreiben können, oder bis Ihre Zeit vorbei ist.«&nbsp;
Der größte Wert dabei besteht darin, dass dieses Schreiben uns dazu zwingt, langsamer zu werden und zu sehen, was wir lesen. Einige von uns haben die sehr schlechte Angewohnheit des passiven Lesens, die bestimmte Methoden der Schulbildung in uns erzeugt haben, indem sie uns gezwungen haben, schnell zu lesen, wenn wir langsam lesen sollten – und beim Lesen nachdenken sollten. Das Niederschreiben ist ein Weg, um uns langsamer werden zu lassen und unsere Augen für das zu öffnen, was wir sonst nicht sehen würden. Das hat mich an einem Tag so sehr beeindruckt, dass ich eine Pause gemacht habe und die folgenden Worte geschrieben habe:  
Der größte Wert dabei besteht darin, dass dieses Schreiben uns dazu zwingt, langsamer zu werden und zu sehen, was wir lesen. Einige von uns haben die sehr schlechte Angewohnheit des passiven Lesens, die bestimmte Methoden der Schulbildung in uns erzeugt haben, indem sie uns gezwungen haben, schnell zu lesen, wenn wir langsam lesen sollten – und beim Lesen nachdenken sollten. Das Niederschreiben ist ein Weg, um uns langsamer werden zu lassen und unsere Augen für das zu öffnen, was wir sonst nicht sehen würden. Das hat mich an einem Tag so sehr beeindruckt, dass ich eine Pause gemacht habe und die folgenden Worte geschrieben habe:  
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<blockquote>''Ich weiß nicht, wie das Licht entsteht,<br> Und verstehe diese Linse nicht.<br> Ich weiß nur, dass es Augen gibt<br> Im Kugelschreiber und im Bleistift.'' </blockquote>  
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''Ich weiß nicht, wie das Licht entsteht,<br> Und verstehe diese Linse nicht.<br> Ich weiß nur, dass es Augen gibt<br> Im Kugelschreiber und im Bleistift.''
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==== Lernen, über das Wort Gottes nachzusinnen ====
==== Lernen, über das Wort Gottes nachzusinnen ====
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Dieser Vorschlag, dass Sie das, was Sie lesen, niederschreiben und sich Notizen
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machen, bringt uns dazu, nachzusinnen. Einprägen und langsam mit dem Stift
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in der Hand lesen sind Wege, die das Nachsinnen möglich machen. Und Nachsinnen
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ist im Kampf um Freude entscheidend. Gott gebot Josua, dass ein Führer
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über das Wort Gottes nachsinnen muss: »Dieses Buch des Gesetzes soll nicht
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von deinem Mund weichen, und du sollst ''Tag und Nacht darüber nachsinnen''« (Josua 1,8). Die Schriftrolle war eine seltene Kostbarkeit. Josua hatte keine
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»Taschen-Schriftrolle«, die er überallhin mitnehmen konnte. Das bedeutet, dass
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Gott das Einprägen und Nachsinnen als Wege benutzte, um sein Volk zu leiten.
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Das Gleiche ist auch heute wahr.
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Das war für die Heiligen der Vergangenheit keine Last: »Wie liebe ich dein
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Gesetz! Es ist mein ''Nachdenken'' den ganzen Tag. … Verständiger bin ich als alle
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meine Lehrer. Denn deine Zeugnisse sind mein ''Überlegen''« (Psalm 119,97.99).
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»… seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz ''sinnt Tag und
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Nacht!''« (Psalm 1,2). »Meine Augen sind den Nachtwachen zuvorgekommen,
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um ''nachzudenken'' über dein Wort« (Psalm 119,148). »Ich gedenke der Tage der
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Vorzeit, ''überlege'' all dein Tun. Ich ''sinne nach'' über das Werk deiner Hände«
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(Psalm 143,5). »Reden sollen sie von der herrlichen Pracht deiner Majestät, und
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deine Wunder will ich ''bedenken''« (Psalm 145,5).
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Was beinhaltet dieses Nachsinnen? Das Wort ''nachsinnen'' bedeutet im Hebräischen
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im Grunde »sprechen« oder »murmeln«. Wenn dies im Herzen geschieht,
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dann wird es »nachsinnen« oder »nachdenken« genannt. Daher bedeutet,
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über das Wort Gottes Tag und Nacht nachzusinnen, Folgendes: das Wort
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Gottes zu sich selbst Tag und Nacht zu sprechen und zu sich selbst darüber zu
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sprechen – es zu überdenken, Fragen dazu zu stellen und diese Fragen durch die
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Schrift selbst zu beantworten, sich zu fragen, welche Anwendung es für einen
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selbst und für andere haben kann, und die Auswirkungen für das Leben, die
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Gemeinde, die Gesellschaft und die Mission zu erwägen.
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Ein einfacher Weg, dies zu tun, ist, einen oder zwei Verse auswendig zu
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lernen und diese dann einmal zu sich selbst zu sprechen, mit der Betonung auf
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dem ersten Wort. Dann sprechen Sie diese Verse noch einmal zu sich selbst,
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mit der Betonung auf dem zweiten Wort. Dann sagen Sie die Verse ein drittes
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Mal, mit der Betonung auf dem dritten Wort. Und dann immer so weiter, bis
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Sie über jedes Wort und dessen Bedeutung nachgesonnen haben. Dann können
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Sie anfangen, sich Bezugsfragen zu stellen. Warum wird ausgerechnet ''dieses''
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Wort benutzt und nicht ein anderes? Die Möglichkeiten des Nachdenkens und
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Erwägens und Nachsinnens sind endlos. Und beim Erwägen beten wir immer
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und bitten um Gottes Hilfe und Licht.
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==== Tiefgründige Bücher über die Bibel lesen und nachdenken ====
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Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass viele von uns den Fehler gemacht haben
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zu denken, dass die einzige Art des Nachsinnens, die Freude bringen wird,
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eine Art ist, die leicht ist und wenig schweres Nachdenken beinhaltet. Da die
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meisten Menschen das Lesen von schwierigen Büchern oder das Denken von
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komplexen Gedanken normalerweise nicht mit Freude in Verbindung bringen, nehmen wir an, dass sie nicht der Weg zur Freude sind. Das ist ein Fehler – es
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wird sich zumindest für viele Menschen als Fehler erweisen.

Version vom 23. August 2011, 18:02 Uhr

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English: When I Don't Desire God/How to Wield the Word in the Fight for Joy

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 9 des Buches Wenn die Freudenicht mehr da ist

Übersetzung von Desiring God


Wie liebe ich dein Gesetz!
Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag.

Psalm 119,97

In meinen Gedanken bin ich für einen Tag ein Geschöpf, das durch das Leben fliegt, wie ein Pfeil durch die Luft fliegt. Ich bin ein Geist, der von Gott kommt und zu Gott zurückgeht, nur über dem großen Abgrund schwebend, bis ich in wenigen Augenblicken nicht mehr gesehen werde. Ich falle in eine unveränderliche Ewigkeit! Ich möchte eine Sache wissen: den Weg zum Himmel – wie man sicher an jenem glücklichen Ufer landet. Gott selbst hat sich herabgelassen, den Weg zu zeigen: Mit genau diesem Ziel kam er vom Himmel. Er hat es in einem Buch niedergeschrieben. Oh, gib mir dieses Buch! Gib mir das Buch Gottes um jeden Preis! Ich habe es. Hier ist genug Wissen für mich. Lass mich ein Mann eines Buches sein.
John Wesley
»Preface to Sermons on Several Occasions, 1746«
The Works of John Wesley1

Inhaltsverzeichnis

Nachdenken, Einprägen und die Botschaft Gottes

Wenn die Bibel, mit dem Kreuz Christi im Mittelpunkt, wertvoller als alles andere auf Erden ist, dann sollten wir ernsthaft darin sein, wie wir sie im Kampf um Freude gebrauchen. Wir sollten wie Wesley sein, der auf der vorigen Seite zitiert wurde, und wie Charles Spurgeon, als er sagte: »Es ist ein Segen, sich von der Seele der Bibel selbst zu ernähren, bis man endlich zu dem Punkt kommt, dass man in der Sprache der Schrift redet und der eigene Geist mit den Worten des Herrn gewürzt ist, so dass selbst das eigene Blut ›biblin‹ ist und die Bibel aus einem herausströmt.«2 In diesem Kapitel ist es daher mein Ziel, praktische Ratschläge zu geben, wie dies zu tun ist. Es ist mein Gebet, dass wir in dem Maß, wie die Bibel kostbar ist, eine Leidenschaft für ihren Platz in unseren Herzen bekommen.

Das Paradox zwischen Planung und Spontaneität

Zuerst möchte ich die Wichtigkeit der Planung betonen. Ich meine damit keine sorgfältig ausgearbeitete Vision für das ganze Leben. Ich denke mehr an etwas Einfacheres, z.B. dass Sie sich nach dem Durchlesen dieses Kapitels drei Minuten Zeit nehmen, um Gott zu bitten, Ihnen zu helfen, und dass Sie in Ihren Zeitplan schauen und eine Zeit wählen, in der Sie Ihre Bibel lesen, und es dann irgendwo aufschreiben, damit Sie es nicht vergessen. Viele Sachen in unserem Leben kommen nicht zustande, weil wir einfach versäumen, sie zu planen.

Fachmännische Berater verdienen Tausende von Euro, weil sie Führungskräften das Offensichtliche sagen, da das Offensichtliche vernachlässigt wird. Bei uns ist es genauso. Wir versäumen, das zu tun, was für uns am besten ist, weil uns die ernste Absicht fehlt, es zu tun. Ein anderer Name für »ernste Absicht « ist Planung. Die meisten Christen vernachlässigen die Bibel nicht aus bewusster Treulosigkeit, sondern weil sie es versäumen, eine Zeit und einen Ort und eine Methode zum Bibellesen festzulegen.

Das Ergebnis ist nicht Spontaneität, sondern der immer gleiche Alltagstrott. Wenn Sie eine Sehnsucht haben, spontan in Ihrer Kommunikationsweise mit Gott zu sein, dann bauen Sie Disziplin in Ihr Bibellesen und Ihr Gebet. Das hört sich paradox an. Aber es ist nicht paradoxer, als wenn Getreide spontan auf einem Feld in Minnesota wächst, aufgrund der Disziplin eines Landwirts, der das Feld gepflügt und gesät und beschützt hat. Er bringt das Getreide nicht zum Wachsen. Gott tut es. Aber Gott gebraucht die Disziplin des Landwirts als Teil des Vorgangs. Die kostbare Frucht der Spontaneität wächst auf dem Feld, das durch die Disziplin des Zeitplans gut gepflegt wird.

Also sage ich noch einmal: Überlegen Sie sich einen Ort und eine Zeit, um jeden Tag die Bibel zu lesen und darüber nachzudenken. Es kann auch mehrere Zeiten dafür an einem Tag geben. Es sollte sogar mehrere Zeiten geben. Aber haben Sie auf jeden Fall einen heiligen Ort mit einer besonderen Zeit. Vermerken Sie diese Zeit in Ihrem Kalender. Behandeln Sie diese Zeit genauso, wie Sie eine Verabredung mit einem Partner oder Freund behandeln würden. Wenn jemand Sie bittet, etwas während dieser Zeit zu tun, dann sagen Sie: »Es tut mir Leid, ich habe da bereits eine Verabredung.« 

Frühmorgens ist normalerweise die beste Zeit

Ich empfehle ernsthaft, die Bibel früh am Morgen zu lesen, es sei denn, dass es mildernde Umstände gibt.3 Einen Tag zu beginnen, ohne eine ernste Begegnung mit Gott in seinem Wort und im Gebet zu haben, ist, wie wenn man einen Kampf beginnt, ohne sich um die eigenen Waffen zu kümmern. Es ist, wie wenn man eine Reise unternimmt, ohne die Reifen mit Luft und den Tank mit Treibstoff zu füllen. Das menschliche Herz füllt sich nicht mit Schlaf auf. Der Körper tut es, aber nicht das Herz. Die geistliche Luft tritt aus unseren Reifen aus, und der Treibstoff wird am Tag verbraucht. Wir füllen unser Herz nicht mit Schlaf auf, sondern mit dem Wort Gottes und mit Gebet. Tausende von Heiligen haben durch die Jahrhunderte entdeckt, dass ein Tagesbeginn mit einer Füllung des Geistes vom Wort Gottes mehr Freude und mehr Liebe und mehr Kraft gibt, als mit dem Treibstoff von gestern zu reisen.

Finden Sie einen Ort der Abgeschiedenheit, oder schaffen Sie einen durch eine Regel

Wählen Sie einen Ort der Abgeschiedenheit. Wenn Sie versuchen, Ihre Bibel dort zu lesen und zu beten, wo Menschen umhergehen, dann werden die Mächte der Finsternis mit all ihrer Kraft dieses Potenzial der Ablenkung ausnutzen. Denken Sie nicht, dass der Ort bequem sein muss. Denn: Ein bequemer Ort wird Sie wahrscheinlich dazu bringen, einzuschlafen. Es muss ein abgesonderter Ort sein, damit Sie nicht abgelenkt werden und damit Sie laut reden und singen und weinen können. Früher oder später werden Sie weinen – wenn Sie um die Seele Ihres jugendlichen Kindes ringen oder darum kämpfen, Ihre Ehe zusammenzuhalten, oder daran arbeiten, den Stolz in Ihrem Leben zu töten. Sie müssen allein sein.

Wenn Ihre Familiensituation oder Ihr Zuhause einen solchen Ort nicht zulässt oder hat, dann schaffen Sie einen, nicht durch einen Raum, sondern durch eine Regel. Das heißt: Vereinbaren Sie, dass die Kinder oder der Ehepartner oder die Mitbewohner in der bestimmten Zeit nicht mit Ihnen sprechen. Eine gewisse fromme Mutter mit vielen Kindern benutzte ihre Schürze, um ein Zelt für ihren Kopf und ihre Bibel am Küchentisch zu machen, und die Kinder wurden unterrichtet, dass sie, wenn die Mutter in ihrem Zelt ist, keinen Lärm machen durften.

Planen Sie, wie Sie Ihre Bibel lesen werden

Neben dem Planen, wo und wann Sie Ihre Bibel lesen werden, planen Sie auch, wie Sie Ihre Bibel lesen werden. Es gibt viele Wege, die Bibel zu lesen. Irgendein Weg ist besser als gar kein Weg. An den bestimmten Ort zu der bestimmten Zeit zu kommen, ohne einen Plan zu haben, wie man die Bibel lesen wird, resultiert normalerweise in einer unzuverlässigen Methode, die Sie mit schwachen, unwirklichen und entmutigenden Gefühlen zurücklässt.

Seit vielen Jahren habe ich die ganze Bibel einmal jedes Jahr gelesen, indem ich einem Bibelleseplan (»The Discipleship Journal Bible Reading Plan«) gefolgt bin.4 Ich schreibe dieses Kapitel im Monat Mai, und heute Morgen habe ich Teile aus Markus, Galater, den Psalmen und 2. Samuel gelesen. Der Plan sieht vor, jeden Tag aus zwei Büchern des Alten Testaments und zwei Büchern des Neuen Testaments zu lesen. Ich finde diese Mischung hilfreich. Andere Menschen finden sie nicht hilfreich und verwenden lieber eine andere Methode. 5 Das ist in Ordnung. Der große Vorteil dieses Bibelleseplans ist, dass er Ihnen nur 25 Bibelstellen im Monat zu lesen gibt. Das bedeutet, dass Versäumnisse, mit dem Bibelleseplan Schritt zu halten, in den verbleibenden Tagen des Monats wieder gutgemacht werden können. Das ist eine wunderbare Dosis von Realismus für den durchschnittlichen sündigen Leser (mich eingeschlossen). Und wenn Sie am Ende von den 25 Tagen immer noch Schritt halten, dann haben Sie fünf oder sechs Tage, um mehr Bibelverse auswendig zu lernen oder einen Teil der Bibel zu lesen, den Sie vermisst haben.

Georg Müllers Kampf um Freude

Einer der größten mir bekannten Zeugen von der Kraft des regelmäßigen, disziplinierten Bibellesens für Freude, die auch Liebe produziert, ist Georg Müller (1805-1898), der dafür bekannt ist, dass er Waisenhäuser in Bristol gründete und sich in jeder seiner Nöte auf Gott verließ. Er stellte dieselbe Frage, die dieses Buch stellt, und er gab dieselbe Antwort:

Auf welche Weise erlangen wir diese beständige Freude der Seele? Wie lernen wir es, Gott zu genießen? Wie erhalten wir solch einen vollkommen genügenden und die Seele befriedigenden Anteil an ihm, der uns ermöglicht, die Dinge dieser Welt als vergleichsweise wertlos und vergeblich loszulassen? Meine Antwort lautet: Diese Freude wird durch das Studium der Heiligen Schriften erlangt. Gott hat sich uns selbst darin im Angesicht Jesu Christi offenbart.6

Das ist es, was wir bis jetzt in diesem Buch gesehen haben: Freude an Gott kommt, wenn man in den Schriften die Offenbarung Gottes im Angesicht Jesu Christi sieht. Müller sagt: »In ihnen … werden wir mit dem Charakter Gottes vertraut. Unsere Augen werden geöffnet, damit wir sehen, was für ein wunderschönes Wesen Gott ist! Und Gott ist unser guter, gnädiger, liebender, himmlischer Vater – unser Anteil für Zeit und Ewigkeit.«7 Gott zu kennen, ist der Schlüssel, um Freude an Gott zu haben.

Je mehr wir über Gott wissen, desto glücklicher sind wir. … Unsere wahre Freude begann …, als wir Gott ein wenig kennen gelernt haben; und je besser wir ihn kennen gelernt haben, desto mehr wurden wir wahrhaft glücklich. Was wird uns im Himmel überaus glücklich machen? Es wird die bessere Kenntnis Gottes sein.8

Deshalb ist es das bedeutendste Mittel im Kampf um Freude an Gott, wenn wir uns in die Schriften vertiefen, wo wir Gott in Christus am deutlichsten sehen. Als Müller 71 Jahre alt war, sagte er zu jüngeren Gläubigen:

Ich möchte jetzt meinen jüngeren Mitgläubigen einige Hinweise geben, wie man geistlichen Genuss aufrechterhalten kann. Es ist unbedingt notwendig, dass wir regelmäßig und fortlaufend die Schrift durchlesen – und nicht hier und da ein Kapitel aussuchen. Sonst bleiben wir geistliche Zwerge. Ich sage euch das voller Liebe. Die ersten vier Jahre nach meiner Bekehrung machte ich keinen Fortschritt, weil ich die Bibel vernachlässigte. Aber als ich regelmäßig die ganze Bibel durchlas, mit Bezug auf mein eigenes Herz und meine eigene Seele, dann machte ich direkt Fortschritte. Mein Friede und meine Freude dauerten dann immer weiter an. Ich tue das jetzt seit 47 Jahren. Ich habe die ganze Bibel etwa 100-mal durchgelesen, und ich finde sie immer frisch, wenn ich wieder von vorn anfange. Auf diese Weise haben mein Friede und meine Freude immer mehr zugenommen.9

Er lebte und las seine Bibel danach noch weitere 21 Jahre. Aber er veränderte nie seine Strategie für Zufriedenheit in Gott. Als er 76 war, schrieb er das Gleiche, was er über 50 Jahre lang gelernt hatte: »Ich sah deutlicher denn je, dass die erste große und hauptsächliche Angelegenheit, der ich mich jeden Tag widmen sollte, war, eine Seele zu haben, die Freude am Herrn hat.«10 Und die Art und Weise blieb dieselbe:

Ich sah, dass das Wichtigste, was ich zu tun hatte, war, mich dem Lesen des Wortes Gottes und dem Nachsinnen über es hinzugeben. … Was ist die Nahrung des inneren Menschen? Nicht Gebet, sondern das Wort Gottes; und … nicht das einfache Lesen des Wortes Gottes, so dass es nur unseren Sinn durchläuft, wie Wasser durch ein Rohr fließt, sondern dass wir das, was wir lesen, in Betracht ziehen, darüber nachdenken und es für unser Herz anwenden.11

Die unentbehrliche Strategie des Einprägens der Bibel

Wie gebrauchen wir das Wort Gottes im Kampf um Freude? Die erste Antwort, die ich auf diese Frage gegeben habe, ist, dass wir es mit Plan und Regelmäßigkeit lesen müssen. Die nächste Antwort, die ich gebe, ist, dass wir Verse, Abschnitte, Kapitel und sogar ganze Bücher der Bibel auswendig lernen müssen. Je älter man wird, desto schwieriger ist es. Ich bin 58 Jahre alt, während ich diese Zeilen schreibe, und ich investiere immer noch sehr viel Zeit, um die Schrift auswendig zu lernen, aber es ist jetzt viel schwieriger, als es früher war. Ich muss viel mehr wiederholen, um die Worte diesem alternden Gehirn einzuprägen.

Aber ich würde es nicht aufgeben, genauso wenig, wie ein Geizhals seinen Haufen Gold aufgeben würde. Ich empfinde genauso wie Dallas Willard, wenn er sagt:

Das Einprägen der Bibel ist für geistliches Wachstum absolut grundlegend. Wenn ich zwischen allen Disziplinen des geistlichen Lebens wählen müsste, dann würde ich das Einprägen der Bibel wählen, weil sie ein grundlegender Weg ist, unseren Geist mit dem zu füllen, was er braucht. Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen. Das ist, wo du es benötigst! Wie kommt es in deinen Mund? Durchs Einprägen. 12

Die Freude schaffenden Auswirkungen des Einprägens der Schrift und der Tatsache, sie in meinem Kopf und in meinem Herzen zu haben, sind unermesslich. Die Welt durchdringt alles mit ihrem Säkularismus, der Gott ignoriert und alles akzeptiert. Sie dringt jeden Tag in meinen Geist ein. Welche Hoffnung gibt es, einen Geist zu haben, der mit Christus gefüllt ist, außer der, dass man einen Geist hat, der mit seinem Wort gefüllt ist? Ich kenne keine Alternative.

Das Wort gibt direkt und indirekt Freude. Direkt, einfach indem es uns aufmerksam macht auf die Schönheit Christi und seine Wege und all das Gute, was er versprochen hat, für immer für uns zu sein. Indirekt, indem es uns die giftigen Vergnügungen der Welt durch die hochwertigeren Vergnügungen Christi abgewöhnt, damit wir mit reinem Herzen die Schönheit Christi deutlicher sehen können. Wir haben im vorherigen Kapitel gesehen, wie dies geschieht.

Wie Einprägen uns im Kampf hilft

Beachten Sie, dass das Einprägen für beide dieser Wege der Freude geeignet ist. Es bietet uns den ganzen Tag lang die unmittelbare Schönheit Christi in seinem Wort, und es bietet uns den ganzen Tag lang die Waffen, mit denen wir die Empfindsamkeit für die süße Täuschung der Sünde töten. Einprägen passt mit beiden Wegen der Freude zusammen. Erstens mit der direkten Freude des Schmeckens der Schönheit: »Sie, die köstlicher sind als Gold, ja viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim« (Psalm 19,11). Zweitens mit der indirekten Freude durch Reinheit: »In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige« (Psalm 119,11).

Wenn Sie sich das Wort Gottes einprägen, dann gibt es Ihnen und (wenn Sie es aussprechen) anderen direkt Freude, und es dient Ihrer Freude indirekt, indem es Ihren Sinn verwandelt. Wie können wir dem Gebot gehorsam sein: »Werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes« (Römer 12,2), wenn wir vernachlässigen, unseren Sinn mit den Gedanken Gottes zu sättigen? Fragen Sie sich dies: Strömte nicht bei den geistlich gesinnten Menschen, die Sie kennen – bei denen, die am beständigsten mit Gott zu wandeln scheinen und im Einklang mit Gottes Geist sind – die Schrift nicht aus allen heraus? Sind sie nicht wie John Bunyan? Stechen Sie sie, und ihr Blut ist die Bibel.13 Das ist kein Zufall. Das Einprägen der Schrift ist einer der sichersten Wege, um eng mit Gott zu gehen und in Gemeinschaft mit ihm zu wandeln – und das heißt auch in Freude zu wandeln.

Eine der großartigsten Szenen in der Pilgerreise ist die, als Christ im Verlies der Zweifelsburg sich daran erinnert, dass er einen Schlüssel zur Tür hat:

»Was bin ich doch für ein Narr!«, rief er. »Hier in diesem stinkenden Verlies herumzuliegen, wo ich mich doch mit Leichtigkeit befreien könnte! Ich habe ja einen Schlüssel bei mir, genannt Verheißung, und ich bin sicher, dass ich damit jedes Schloss in der Zweifelsburg öffnen kann.« Hoffnungsvoll erwiderte: »Das ist ja großartig, Bruder! Hol ihn hervor, und versuche es!« Christ holte den Schlüssel hervor und probierte ihn an der Tür des Verlieses. Kaum drehte er den Schlüssel im Schloss, schob sich der Riegel zurück; die Tür ließ sich mit Leichtigkeit öffnen, und Christ und Hoffnungsvoll gingen hinaus.14

Es ist nicht nur sehr bedeutsam, was der Schlüssel ist, sondern auch, wo er ist. Bunyan sagt drei Mal (im englischen Original), dass der Schlüssel für die Zweifelsburg sich in Christs »Brusttasche« oder einfach an seiner »Brust« befand. Das bedeutet für mich, dass Christ Gottes Wort in seinem Herzen durch Einprägung verwahrt hat und dass es aus diesem Grund im Gefängnis zugänglich war. Auf diese Weise wurde Bunyan von den Verheißungen getragen und gestärkt. Er war gefüllt mit der Schrift. Alles, was er schrieb, war ganz von der Bibel durchdrungen. Er studierte eifrig die Bibel, die er meistens bei sich hatte. Deshalb konnte er von seinen Schriften sagen: »Ich habe für diese Sachen nicht in den Wassern von anderen Menschen gefischt; meine Bibel und meine Konkordanz waren meine einzige Bibliothek für mein Schreiben.«15

Ein radikaler Aufruf zum Einprägen

Lassen Sie mich ganz praktisch werden und Sie herausfordern, etwas zu tun, was Sie vielleicht niemals getan haben. Wenn Sie nicht schon Bibelverse auswendig lernen, fangen Sie an, jede Woche einen Vers auswendig zu lernen.16 Wenn Sie im Moment nur einzelne Verse auswendig lernen, steigern Sie sich zu einigen Abschnitten oder Kapiteln (z.B. Psalm 1, Psalm 23, Römer 8). Und wenn Sie bereits ganze Kapitel auswendig gelernt haben, dann steigern Sie sich zu einem ganzen Buch oder einem Teil eines Buches. Es gibt wenige Sachen, die eine größere Auswirkung darauf haben, wie wir Gott und die Welt sehen, als größere Teile der Schrift auswendig zu lernen.

Andrew Davis, Pastor der First Baptist Church in Durham, North Carolina, hat ein sehr hilfreiches kleines Buch geschrieben. Es heißt An Approach to the Extended Memorization of Scripture (»Eine Methode für das Einprägen größerer Abschnitte der Schrift«).17 Es hat mich im Jahr 2001 inspiriert, das Einprägen von Römer 1-8 in Angriff zu nehmen. Durch Gottes Gnade habe ich es geschafft. Oh, wie süß und wie schrecklich, so intim mit der größten Wahrheit in der Welt zu leben!

Seit diesem Zeitpunkt habe ich mich darauf konzentriert, bedeutende Abschnitte und Kapitel der Bibel auswendig zu lernen, statt ganze Bücher in Angriff zu nehmen. Jegliches Einprägen von Bibelstellen ist wertvoll, egal ob Verse, Kapitel oder Bücher. Aber schrecken Sie nicht davor zurück, größere Abschnitte der Schrift auswendig zu lernen. Es ist meine Überzeugung, dass Hunderte – ja sogar Tausende – Probleme in Ihrem Leben auf diese Weise gelöst werden, bevor sie überhaupt entstehen. Das ist unmöglich nachzuweisen, aber ich empfehle Ihnen, diesen Gedanken in Betracht zu ziehen.

Wie kann man ein ganzes Buch auswendig lernen?

Ich werde Ihnen die Methode von Andrew Davis einfach so weitergeben, wie er sie in seinem Buch gibt. Das ist die Methode, nach der ich vorgehe.

Tägliches Vorgehen (Beispiel): Es folgt ein Beispiel, wie jemand vorgehen könnte, den Epheserbrief auswendig zu lernen – einen Vers pro Tag: Tag eins: Lesen Sie Epheser 1,1 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein.18 Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.
Tag zwei: Zuerst der Vers von gestern!! Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,1) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. Jetzt kommen Sie zum neuen Vers. Lesen Sie Epheser 1,2 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein.Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.
Tag drei: Zuerst der Vers von gestern!! Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,2) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. Als Nächstes die beiden alten Verse zusammen: Sagen Sie Epheser 1,1-2 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum neuen Vers. Lesen Sie Epheser 1,3 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein.Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.
Tag vier: Zuerst der Vers von gestern!! Sagen Sie den Vers von gestern (Epheser 1,3) zehn Mal auf und nennen Sie dabei auch die Versnummer. Schauen Sie in die Bibel, wenn Sie Ihr Gedächtnis auffrischen müssen. Als Nächstes die drei alten Verse zusammen: Sagen Sie Epheser 1,1- 3 einmal zusammen auf und nennen Sie dabei auch die Versnummern. Jetzt kommen Sie zum neuen Vers. Lesen Sie Epheser 1,4 zehn Mal laut und schauen Sie sich dabei jedes Wort an, als ob Sie es mit Ihren Augen fotografieren wollten. Beziehen Sie dabei auch die Versnummer mit ein. Dann decken Sie die Seite zu und sagen Sie den Vers zehn Mal auf. Sie sind für heute fertig.
Dieser Zyklus geht dann durch das ganze Buch so weiter. Natürlich wird die Stelle der »alten Verse zusammen« bald so sehr wachsen, dass Sie dafür die meiste Zeit benötigen werden. Das ist genau so, wie es sein sollte. Der gesamte Epheserbrief kann mit einer angemessenen Schnelligkeit in weniger als 15 Minuten gelesen werden. Deshalb sollte die Stelle der »alten Verse zusammen« an keinem Tag länger als 15 Minuten dauern. Machen Sie dies mit der Bibel in Reichweite, falls Sie etwas vergessen oder stecken bleiben sollten. … Nachschauen ist keine Schande, und es hilft sogar, schwierige Verse »festzunageln«, damit sie nie wieder zum Problem werden.

Warum so viel Betonung auf Einprägen?

Ich schreibe so viel über das Einprägen der Bibel, weil ich an die Kraft des in uns wohnenden Wortes Gottes glaube, um Tausende von Problemen zu lösen, bevor sie entstehen, um Tausende von Wunden zu heilen, nachdem sie entstanden, um im Augenblick der Verlockung Tausende von Sünden zu töten und um Tausende von Tagen mit dem »Honigseim« zu versüßen. Ich bin darauf bedacht, lieber Leser, dass Sie das Wort des Christus reichlich in sich wohnen lassen (Kolosser 3,16). Das ist der Weg zur beständigen Freude und zu jeglichem Dienst der Liebe, der dieser entspringt. Christus wird als das Vermögen angesehen, das er ist, wenn wir sein Wort mehr als Geld schätzen und wenn die dadurch erweckte Freude mit aufopfernder Liebe überfließt (2. Korinther 8,2).

Das Wort Gottes, ein Notizblock und ein Tag ganz allein mit Gott

Ein weiterer Vorschlag, den ich machen möchte, ist, dass Sie ab und zu allein einen Ausflug machen mit nichts außer dem Wort Gottes und einem Notizblock und einem Kugelschreiber (und vielleicht einem Gesangbuch). Das könnte an einem Samstagmorgen sein oder an einem Wochenende – oder für mehrere Tage. Das Ziel wäre, sich von den Medien und von der Hast der Welt zu befreien, um mehr von Christus zu sehen – durch die einzigartige Konzentration, die in solchen Stunden möglich ist. Einige der kostbarsten Zeiten, die ich jemals mit Gott verbracht habe, waren die ausgedehnten Zeiten allein, in denen ich einfach lange Texte in der Bibel gelesen und gebetet habe. Ich erinnere mich an eine sehr wirksame Zeit vor einigen Jahren, in der ich allein außerhalb der Stadt in einem einsamen Zimmer war und mich entschieden habe, den Morgen damit zu verbringen, das Markusevangelium komplett durchzulesen und beim Lesen zu beten.

Wesley Duewel beschreibt in seinem Buch Let God Guide You Daily (»Lass Gott dich täglich führen«), wie es für ihn ist, wenn er Gott in einer Zeit des Alleinseins sucht: »Ich habe manchmal bis zu 50 Kapitel gelesen, bis ich wirklich allein mit Gott war. Aber zu solchen Zeiten habe ich eine solch unerwartete Führung erfahren, dass mein Leben sehr viel Nutzen daraus gezogen hat.«19 Als ich das gelesen habe, musste ich mich fragen, wie Sie es sicherlich auch tun: Habe ich jemals 50 Kapitel der Bibel an einem Tag gelesen? Welcher Segen und welche Freude mögen diejenigen erwarten, die hungrig genug sind, sich einen Tag für so etwas Zeit zu nehmen?

Kugelschreiber und Bleistifte haben Augen

Ich sagte, dass Sie Notizblock und Kugelschreiber auf einen solchen Ausflug mitnehmen sollten. Ich sollte sogar sagen: Haben Sie immer einen Notizblock und einen Kugelschreiber in der Nähe, wenn Sie die Bibel lesen. Menschen, die mir sagen, dass sie nichts sehen, wenn sie die Bibel lesen, habe ich oft den folgenden Ratschlag gegeben: »Gehen Sie nach Hause, und dieses Mal schreiben Sie den Text, statt ihn nur zu lesen. Wenn etwas als hilfreich hervorsticht, schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Dann lesen Sie den Text weiter und schreiben ihn, bis Sie etwas anderes sehen, worüber Sie schreiben können, oder bis Ihre Zeit vorbei ist.« 

Der größte Wert dabei besteht darin, dass dieses Schreiben uns dazu zwingt, langsamer zu werden und zu sehen, was wir lesen. Einige von uns haben die sehr schlechte Angewohnheit des passiven Lesens, die bestimmte Methoden der Schulbildung in uns erzeugt haben, indem sie uns gezwungen haben, schnell zu lesen, wenn wir langsam lesen sollten – und beim Lesen nachdenken sollten. Das Niederschreiben ist ein Weg, um uns langsamer werden zu lassen und unsere Augen für das zu öffnen, was wir sonst nicht sehen würden. Das hat mich an einem Tag so sehr beeindruckt, dass ich eine Pause gemacht habe und die folgenden Worte geschrieben habe:

Ich weiß nicht, wie das Licht entsteht,
Und verstehe diese Linse nicht.
Ich weiß nur, dass es Augen gibt
Im Kugelschreiber und im Bleistift.

Lernen, über das Wort Gottes nachzusinnen

Dieser Vorschlag, dass Sie das, was Sie lesen, niederschreiben und sich Notizen machen, bringt uns dazu, nachzusinnen. Einprägen und langsam mit dem Stift in der Hand lesen sind Wege, die das Nachsinnen möglich machen. Und Nachsinnen ist im Kampf um Freude entscheidend. Gott gebot Josua, dass ein Führer über das Wort Gottes nachsinnen muss: »Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen« (Josua 1,8). Die Schriftrolle war eine seltene Kostbarkeit. Josua hatte keine »Taschen-Schriftrolle«, die er überallhin mitnehmen konnte. Das bedeutet, dass Gott das Einprägen und Nachsinnen als Wege benutzte, um sein Volk zu leiten. Das Gleiche ist auch heute wahr.

Das war für die Heiligen der Vergangenheit keine Last: »Wie liebe ich dein Gesetz! Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag. … Verständiger bin ich als alle meine Lehrer. Denn deine Zeugnisse sind mein Überlegen« (Psalm 119,97.99). »… seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!« (Psalm 1,2). »Meine Augen sind den Nachtwachen zuvorgekommen, um nachzudenken über dein Wort« (Psalm 119,148). »Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände« (Psalm 143,5). »Reden sollen sie von der herrlichen Pracht deiner Majestät, und deine Wunder will ich bedenken« (Psalm 145,5).

Was beinhaltet dieses Nachsinnen? Das Wort nachsinnen bedeutet im Hebräischen im Grunde »sprechen« oder »murmeln«. Wenn dies im Herzen geschieht, dann wird es »nachsinnen« oder »nachdenken« genannt. Daher bedeutet, über das Wort Gottes Tag und Nacht nachzusinnen, Folgendes: das Wort Gottes zu sich selbst Tag und Nacht zu sprechen und zu sich selbst darüber zu sprechen – es zu überdenken, Fragen dazu zu stellen und diese Fragen durch die Schrift selbst zu beantworten, sich zu fragen, welche Anwendung es für einen selbst und für andere haben kann, und die Auswirkungen für das Leben, die Gemeinde, die Gesellschaft und die Mission zu erwägen.

Ein einfacher Weg, dies zu tun, ist, einen oder zwei Verse auswendig zu lernen und diese dann einmal zu sich selbst zu sprechen, mit der Betonung auf dem ersten Wort. Dann sprechen Sie diese Verse noch einmal zu sich selbst, mit der Betonung auf dem zweiten Wort. Dann sagen Sie die Verse ein drittes Mal, mit der Betonung auf dem dritten Wort. Und dann immer so weiter, bis Sie über jedes Wort und dessen Bedeutung nachgesonnen haben. Dann können Sie anfangen, sich Bezugsfragen zu stellen. Warum wird ausgerechnet dieses Wort benutzt und nicht ein anderes? Die Möglichkeiten des Nachdenkens und Erwägens und Nachsinnens sind endlos. Und beim Erwägen beten wir immer und bitten um Gottes Hilfe und Licht.

Tiefgründige Bücher über die Bibel lesen und nachdenken

Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass viele von uns den Fehler gemacht haben zu denken, dass die einzige Art des Nachsinnens, die Freude bringen wird, eine Art ist, die leicht ist und wenig schweres Nachdenken beinhaltet. Da die meisten Menschen das Lesen von schwierigen Büchern oder das Denken von komplexen Gedanken normalerweise nicht mit Freude in Verbindung bringen, nehmen wir an, dass sie nicht der Weg zur Freude sind. Das ist ein Fehler – es wird sich zumindest für viele Menschen als Fehler erweisen.