Das Evangelium und die Armen

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Von Tim Keller Über Armut
Teil der Themelios-Serie

Übersetzung von Dorothea Weiland

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Inhaltsverzeichnis

Das Evangelium und die Armen[1]

Ursprünglich wurde ich gebeten, über das Thema „Wie lässt sich unser Bekenntnis zum Vorrang des Evangeliums mit unserer Verpflichtung vereinbaren, allen Menschen, vor allem den Hausgenossen des Glaubens, Gutes zu tun, Salz und Licht für diese Welt zu sein und der Stadt Bestes zu suchen?“ Ich werde diese Frage in zwei Teile aufteilen: 1) Wenn wir dem Vorrang des Evangeliums verpflichtet sind, ist dieses dann der Grund und die Motivation für unseren Dienst an den Armen? 2) Falls ja, wie steht dieser Dienst in Verbindung zur Verkündigung des Evangeliums?

1. Ist das Evangelium selbst die Motivation für den Dienst an den Armen?

Der Vorrang des Evangeliums

Was ist mit dem „Vorrang des Evangeliums“ gemeint? Ich werde diese Frage mithilfe des Grundsatzreferates von Don Carson beantworten, das er bei der ersten Konferenz der Gospel Coalition im Mai 2007 gehalten hat.[2] Carson erläutert den Text aus 1. Kor 15,1-19 anhand acht zusammenfassender Begriffe:

  1. christologisch: Der Mittelpunkt des Evangeliums ist die Person und das Leben (Leben, Tod und Auferstehung) von Jesus Christus.
  2. theologisch: Das Evangelium spricht davon, dass Sünde in allererster Linie einen Angriff gegen Gott darstellt. Errettung ist immer Handeln Gottes, nicht unser eigenes.
  3. biblisch: Das Evangelium ist im Grunde die Botschaft der ganzen Bibel.
  4. apostolisch: Das Evangelium wurde uns von Jesu Jüngern als zuverlässigen Augenzeugen weitergegeben.
  5. historisch: Das Evangelium ist weder eine Philosophie noch ein Ratschlag, wie man Gott finden kann, sondern ein Bericht darüber, wie Gott in der Geschichte gehandelt hat, um uns zu finden und zu retten.
  6. persönlich: Jeder muss den Glauben an das Evangelium für sich persönlich annehmen.
  7. universal: Das Evangelium gilt für alle Sprachen, Stämme, Völker und für jeden einzelnen Menschen.
  8. eschatologisch: Das Evangelium schließt die gute Botschaft einer neuen Erde mit ein, nicht nur den Segen, den wir in dieser Welt empfangen.

Aus diesen exegetischen Schlussfolgerungen, zieht Carson den etwas allgemeineren Rückschluss, dass das Evangelium üblicherweise durch Verkündigung weitergegeben wird. Die überwältigende Mehrheit der Bibelstellen im Neuen Testament spricht im Hinblick auf das Evangelium von der Verkündigung durch das Wort. Als Haushalter des Evangeliums lag die Verantwortung von Paulus jedoch nicht allein in der Verkündigung des Wortes Gottes an dieHeiden. Paulus erachtete es auch als notwendig, auf die Auswirkungen des Glaubens in allen Lebensbereichen der Korinther zu pochen.[3] Nachdem Carson betont hat, dass das Evangelium maßgeblich durch die Verkündigung weitergegeben wird, schreibt er:

Jedoch muss hier noch etwas angemerkt werden. Das vorliegende Kapitel [1 Kor 15] steht am Ende eines Buches, das wiederholt aufzeigt, wie das Evangelium in richtiger Weise eine massive Veränderung von Haltungen, Moralvorstellungen, Beziehungen und kultureller Interaktion bewirkt. Wie allgemein bekannt ist, besteht Calvin darauf, dass Rechtfertigung allein durch den Glauben geschieht. Doch rechter Glaube steht nie allein für sich. Man kann ergänzend sagen, dass das Evangelium sich zwar auf die Botschaft konzentriert, was Gott in der Geschichte getanhat und auch heute noch tut und dass sich dies in eine kognitive Wahrheit kleidet, die geglaubt werden und der man gehorsam folgen soll, doch dieses Evangelium ist niemals nur eine rein kognitive Angelegenheit.[4]

Die übrigen Abschnitte der Korintherbriefe beweisen das immer wieder. Als Paulus die Streitigkeiten und die Spaltung der Gemeinde in Korinth anprangert (1. Kor 1,10-17), nennt er als Ursache dafür Stolz und Prahlerei. Diese stellen einen Betrug am Evangelium der souveränen Gnade Gottes dar (1,26-31). Als sich Paulus in Kapitel 5-6 mit dem Thema sexueller Sünde und Disziplin befasst, gibt er Anweisungen, wie man sich verhalten soll und begründet seinen Appell mit dem Evangelium der Gnade (6,11) und der Tatsache, dass die Korinther durch den Tod Christi freigekauft wurden (6,19-20). In Kapitel 7 werden die Fragen zu Ehelosigkeit, Scheidung und Wiederheirat „im Kontext der Prioritäten des Evangeliums und der veränderten Sichtweise im Angesicht des herannahenden eschatologischen Zeitalters und der Vorwegnahme des Endes thematisiert.“[5] In 2. Kor 8-9 ruft Paulus sprachgewaltig zu finanzieller Großzügigkeit auf Grundlage des Evangeliums auf. Radikale, demütige Großzügigkeit „unterwirft sich dem Bekenntnis des Evangeliums“ (2. Kor 9,13). Das bedeutet, dass der Materialismus daran scheitert, das Evangelium vom Opfertod Christi ernstzunehmen. In ähnlicher Weise stellt Paulus die Haltung von Petrus im Hinblick auf die Heidenchristen in Frage und beharrt darauf, dass Petrus „nicht mit der Wahrheit des Evangeliums übereinstimmt“ (Gal 2,14).

[Das] Evangelium muss darüber hinaus auch die Geschäftspraktiken und Prioritäten von Christen in der Wirtschaft sowie die Prioritäten junger Männer verändern, die sich unentschlossenem, aber dennoch unerbittlichem Narzissmus hingegeben haben. Außerdem müssen die einsamen Ängste und oft sündhaften Gelüste von Ledigen transformiert werden, die nach Vergnügen streben, aber kein Glück darin finden. Selbiges gilt auch für die verzweifelten Bemühungen derer, die sich am Rand der Gesellschaft befinden sowie für viele weitere Menschen. Das alles muss geschehen, jedoch nicht dadurch, dass versucht wird, aus dem Evangelium soziale Prinzipien abzuleiten oder noch weniger durch eine ständige Konzentration auf diejenigen, die am Rande stehen, weil man sich vergeblich darum bemüht, prophetisch zu klingen. Es muss durch die Verkündigung, durch Lehre und durch die praktische Umsetzung des herrlichen Evangeliums von unserem Erlöser in unseren Gemeinden geschehen.[6]

Was bedeutet es also, sich für den Vorrang des Evangeliums einzusetzen? Zunächst einmal heißt das, dass das Evangelium verkündigt werden muss. Heutzutage verneinen viele, wie wichtig das ist. Sie behaupten stattdessen, dass das einzig wahre Zeugnis eine liebende Gemeinschaft sei, dass man Menschen nicht durch Vernunft ins Reich Gottes führen, sondern sie nur hineinlieben könne. „Predigt das Evangelium! Wenn nötig - benutzt Worte dazu.“ Doch obwohl die Gemeinschaft unter Christen tatsächlich ein wichtiges und mächtiges Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums ist, kann sie die Predigt des Wortes und die Verkündigung nicht ersetzen. Der Vorrang des Evangeliums bedeutet jedoch auch, dass es der Ursprung und die Triebfeder für das Handeln der Christen ist, sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Gemeinschaft innerhalb und außerhalb der Gemeinde. Der Dienst am Evangelium besteht nicht nur darin, es den Menschen zu verkündigen, damit sie es annehmen und ihm Glauben schenken. Es bedeutet auch, Christen zu lehren und sie anzuleiten, ihr Leben davon prägen zu lassen, damit sie es "ausleben" können. Einer der wichtigsten Bereiche, in denen sich das Evangelium auswirkt, ist unser Umgang mit den Armen.

Ich kenne keine bessere Einführung in die Frage, wie das Evangelium uns dazu bewegt, den Armen zu dienen, als die Ausführungen von Jonathan Edwards in „Christian Charity“.[7] Edwards kommt zu dem Schluss, dass das Spenden und die Fürsorge für die Armen ein entscheidender und kein frei wählbarer Aspekt für das „Ausleben des Evangeliums“ ist. Edwards führt zu dieser Schlussfolgerung zwei grundlegende Argumente an:

1) Der Glaube an das Evangelium bewegt uns, uns für die Armen einzusetzen

Edwards zeigt uns immer wieder auf, wie ein Verstehen der so genannten „Regeln des Evangeliums“ - Muster und Logik desselben - uns zwangsläufig dazu führt, die Armen zu lieben und ihnen beizustehen. Edwards ist zwar der Ansicht, dass das Gebot, die Armen zu unterstützen, eine Konsequenz aus der Lehre der Gottebenbildlichkeit des Menschen ist[8], doch er glaubt auch, dass die wichtigste Motivation für die Unterstützung der Armen das Evangelium selbst ist: Die Unterstützung der Armen „ist in Anbetracht unserer Umstände, weil wir unter der Gnade des Evangeliums stehen, besonders vernünftig.“[9]

Einer der Schlüsseltexte, die Edwards nutzt, um seine These zu untermauern, ist 2. Kor 8,8-9 (im Kontext der gesamten Kapitel 8 und 9). Als Paulus um finanzielle Großzügigkeit gegenüber den Armen bittet, verweist er auf die Selbstentäußerung Jesu und stellt anschaulich dar, wie Jesus buchstäblich und geistig durch seine Menschwerdung und später am Kreuz arm für uns wurde. Für Edwards spielt die Einleitung des Paulus mit den Worten „Nicht befehlsweise spreche ich… denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ eine wichtige Rolle. Das Argument hier scheint zu sein, dass Du den Armen gegenüber zutiefst großzügig sein wirst, wenn du in deinem Kopf und deinem Herzen begriffen hast, was die stellvertretende Sühne Jesu bedeutet. Denk darüber noch einmal nach! Der einzige Weg, den Jesus gehen konnte, um uns aus unserer geistlichen Armut zu befreien und uns in geistlichen Reichtum zu bringen, war, selbst seinen geistlichen Reichtum zu verlassen und geistlich arm zu werden. Das sollte nun auch dein Weg im Leben sein. Verschenk deine Ressourcen und begib dich selbst in Not, damit diejenigen, die bereits in Not sind, unterstützt werden. Paulus deutet hier auch an, dass jeder Sünder, der urch die Gnade gerettet wurde, auf die Armen dieser Welt blicken wird und dabei spürt, dass er in gewisser Weise in einen Spiegel schaut. Dadurch verschwindet jede Überheblichkeit!

Ein weiterer Text, auf den Edwards mehr als einmal zurückgreift, ist Gal 6,1-10, besonders Vers 2, der uns dazu auffordert „des Anderen Last zu tragen“.[10] Um was für eine Last handelt es sich dabei? Paulus hat dabei zumindest teilweise materielle und finanzielle Lasten im Blick, denn Gal 6,10 fordert uns dazu auf, „allen gegenüber das Gute (zu) wirken, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens“. Edwards versteht unter „Gutes wirken“ (nach Ansicht moderner Exegeten zu Recht) auch die praktische Hilfe für Menschen, die Nahrung, Unterkunft und finanzielle Unterstützung benötigen. Die meisten Ausleger verstehen „Lasten tragen“ als umfassenden Begriff. Wir teilen unsere Liebe und emotionale Stärke mit den Menschen, die in ihren Sorgen versinken. Wir teilen unser Geld und unseren Besitz mit denjenigen, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Doch was meint Paulus mit der Aussage, dass das Lastentragen „das Gesetz Christi erfüllt“ (Gal 6,2)? Edwards bezeichnet das als „Regeln des Evangeliums“.[11] Richard Longenecker stimmt ihm zu und nennt es „präskriptive Prinzipien, die aus dem Zentrum des Evangeliums stammen“.[12] Phil Ryken betont, dass der ultimative Akt des Lastentragens die stellvertretende Sühne durch Jesus war, als er die unendliche Last unserer Schuld und Sünde trug.[13] Ein weiteres Mal sehen wir, wie Paulus argumentiert, dass jeder, der das Evangelium versteht, sein Geld und seinen Besitz mit denen teilen wird, die über wenige Besitztümer in der Welt verfügen.

Wenn uns das Evangelium dazu bewegt, den Armen zu helfen, so argumentiert Edwards weiter, wird unser Geben und unser Engagement für sie bedeutsam, bemerkenswert und aufopferungsvoll sein. Jene, die lediglich die Armen unterstützen, um moralischen Anforderungen gerecht zu werden, werden immer nur das Minimum tun. Wenn wir die Armen nur unterstützen „weil Gott das so will“, lautet die nächste Frage: „Wie viel müssen wir geben, damit wir nicht gegen die Vorschriften verstoßen?“ Diese Frage und die damit verbundene Einstellung zeigt, dass unser Geben dann nicht vom Evangelium geprägt ist. Im letzten Teil seines Vortrags geht Edwards auf folgenden Einwand ein: „Du sagst, ich soll den Armen helfen, doch ich habe leider nichts, was ich entbehren kann. Ich kann es nicht tun.“ Edwards antwortet:

In vielen Fällen können wir, gemäß den Regeln des Evangeliums dazu verpflichtet sein, anderen etwas zu geben, obwohl wir es eigentlich nicht können und deshalb selbst leiden. . .Wie sonst sollte die Regel des gegenseitigen Lastentragens erfüllt werden? Wenn wir niemals dazu verpflichtet sind, die Last des Anderen zu tragen, ohne dabei selbst die Last auf uns zu nehmen - wie können wir dann überhaupt die Last unseres Nächsten tragen, wenn wir überhaupt keine Lasten haben?[14]

Edwards argumentiert, dass es anders wäre, wenn es sich beim Dienst an den Armen lediglich um eine moralische Vorschrift handeln würde. Doch wenn der Grund für unser Engagement die „Regeln des Evangeliums“ sind, nämlich das stellvertretende Opfer, sind wir auch dann dazu verpflichtet, den Armen zu helfen, wenn wir „es uns eigentlich nicht leisten können“. Edwards widerspricht dem Ausgangsargument und erwidert: „Du meinst, du kannst den Armen nicht helfen, ohne selbst ein Opfer zu bringen und selbst zu leiden. Doch genau das ist der Weg wie Jesus dich von deinen Lasten befreit hat! Und so soll auch dein Dienst an Anderen sein, wenn du ihre Lasten trägst.“

Im stärksten Teil seines Vortrags beantwortet Edwards eine Reihe häufiger Einwände, denen er sich stellen musste, wenn er über die Pflicht des Evangeliums, für die Armen zu sorgen, predigte. In beinahe jedem Fall antwortet er mit der Logik des Evangeliums - der stellvertretenden Sühne und der freien Rechtfertigung - auf den Einwand. In jedem Fall ist eine radikale, bemerkenswerte, aufopferungsvolle Großzügigkeit gegenüber den Armen das Ergebnis des Nachdenkens über das Evangeliums und das Ausleben desselben. Auf den Einwand „Ich muss niemanden unterstützen, wenn er selbst nicht mittellos ist“, antwortet Edwards, dass die „Regel des Evangeliums“ bedeutet, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen, wie Christus uns geliebt hat - das heißt, dass wir uns buchstäblich in die Not hineinbegeben. „Wenn unser Nächster in Schwierigkeiten steckt und er leidet, sollen wir einen solchen Geist der Liebe haben, dass wir in seiner Bedrängnis mit ihm leiden.“[15] Edwards fährt fort und argumentiert, dass, wenn wir so handeln, auch die Not lindern müssen, auch wenn die Situation unseres Nächsten noch nicht so schlimm ist. So lange zu warten, bis Menschen in großer Not sind, bevor man ihnen hilft, zeigt, dass das Evangelium dich noch nicht zu dem sozial und emotional einfühlsamen Menschen gemacht hat, der du eigentlich sein solltest.

Edwards nimmt noch zwei weitere Einwände in den Blick: „Ich will dieser Person nicht helfen, weil sie schlecht gelaunt und undankbar ist“ und „Ich bin der Meinung, dass diese Person an ihrer Armut selbst schuld ist.“ Das ist ein immerwährendes Problem im Hinblick auf die Hilfe für die Armen. Wir helfen lieber gutherzigen und aufrichtigen Menschen, die unverschuldet in Armut geraten sind und die auf unsere Unterstützung mit Dankbarkeit und Freude reagieren. Doch ehrlicherweise gibt es fast niemanden, der wirklich so ist. Obwohl es wichtig ist, dass unsere Hilfe wirklich bei den Armen ankommt und keine Abhängigkeiten schafft (siehe vorheriger Absatz), macht Edward kurzen Prozess mit diesem Einwand, indem er weniger an ethische Vorschriften, sondern an das Evangelium selbst appelliert:

Christus hat uns geliebt, uns seine Freundlichkeit gezeigt und war bereit uns zu erlösen, obwohl wir böse, hasserfüllt und von schlechter Gesinnung waren und nichts Gutes verdient haben… Daher sollten auch wir bereit sein, freundlich zu den Personen zu sein, die von schlechter Gesinnung sind und unsere Hilfe eigentlich nicht verdienen. … Wenn sie durch lasterhaften Müßiggang und Verschwendungssucht in Not geraten sind, spricht uns das nicht von unserer Verpflichtung frei, ihnen zu helfen, es sei denn, sie bleiben in diesen Lastern verhaftet. Tun sie das nicht, gebieten uns die Regeln des Evangeliums, ihnen zu vergeben. … [Denn] Christus hat uns geliebt, sich über uns erbarmt und sich selbst hingegeben, um uns aus Not und Elend zu befreien, das wir durch unsere eigene Torheit und Schlechtigkeit über uns gebracht haben. Wir haben in törichter und verkehrter Weise den Reichtum weggeworfen, den wir erhalten haben und von dem wir bis in alle Ewigkeit hätten leben und glücklich sein können.[16]
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Edward argumentiert weise weiter, dass wir um der Kinder in Familien willen manchmal die Hilfe für die Familien aufrechterhalten müssen, auch wenn die Eltern sich nicht von ihrem unverantwortlichen Verhalten abwenden.[17]

Kurz gesagt, lehrt uns Edwards, dass das Evangelium von uns verlangt, uns für die Armen ganzheitlich zu engagieren - nicht nur finanziell, sondern auch persönlich und emotional. Unser Geben soll nicht ein rein symbolischer Akt sein, sondern muss so radikal sein, dass wir dadurch ein gewisses Maß an Leid in unserem eigenen Leben spüren. Und wir sollten den Menschen gegenüber geduldig und nicht paternalistisch freigiebig sein, wenn ihr Verhalten ihre Armut verursacht oder gar verschlimmert hat. Diese Haltung und Dimensionen des Dienstes an den Armen ergeben sich nicht einfach aus allgemeinen biblischen ethischen Prinzipien, sondern aus dem Evangelium selbst.

2) Der Dienst an den Armen ist ein entscheidendes Signal dafür, dass wir dem Evangelium Glauben schenken

Edwards befasst sich auch mit einer Reihe von Texten, die unsere Fürsorge und unseren Einsatz für die Armen zur Grundlage für Gottes Urteil am Tag des Herrn zu machen scheinen. Mt 25,34-46 lehrt bekanntermaßen, dass die Menschen am Tag des Jüngsten Gerichts von Gott entweder angenommen oder verurteilt werden - je nachdem wie sie die Hungrigen, die Obdachlosen, die Fremden, die Kranken und die Gefangenen behandelt haben. Wie ist das möglich? Widerspricht dieser Text nicht den Lehren des Paulus, dass wir durch den Glauben an Jesus Christus und nicht durch unsere Taten gerettet werden?

Edwards stellt fest, dass die Unterstützung der Armen im Alten Testament ein wesentliches Merkmal für Frömmigkeit ist. Der bekannte Vers aus Micha 6,8 fordert, dass ein Mensch „Gerechtigkeit üben, Barmherzigkeit lieben und demütig vor Gott“ sein soll. Edwards zieht daraus den Schluss (laut Bruce Waltke zurecht), dass diese Aussage von einem gottesfürchtigen Menschen verlangt, sich für die Armen einzusetzen.[18] Waltke kommentiert , dass sowohl „Gerechtigkeit üben“ als auch „Barmherzigkeit lieben“ bedeutet, freundlich zu den Unterdrückten und Ausgegrenzten zu sein und aktiv Menschen zu unterstützen, die in finanzielle oder soziale Nöte geraten sind.[19] Diese Betonung findet sich aber nicht nur im Alten Testament. Die Fürsorge für die Armen ist "etwas derart Wesentliches, dass das Gegenteil davon nicht mit einer aufrichtigen Liebe zu Gott vereinbar ist" (1. Joh 3,17-19).[20] Daraus (und aus 2Kor 8,8, wo von der Großzügigkeit gegenüber den Armen als Beweis für ein durch Gnade verwandeltes, liebendes Herz die Rede ist) schließt Edwards, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben kein verdienstvoller Grund dafür ist, dass Gott uns annimmt.[21] Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben ist vielmehr ein unabdingbares Zeichen dafür, dass das Herz eines Menschen von Rechtfertigung und Gnade geprägt ist.

Eine andere Version der Lehre aus Mt 25, 34-46 steht im Jakobusbrief. Evangelische, die mit der Lehre von Jak 2 gerungen haben, sind zu folgendem Schluss gekommen: „Wir sind allein durch den Glauben gerettet. Doch dieser Glaube bleibt nicht für sich allein. Ein Glaube ohne Werke ist tot und kein wahrer rechtfertigender Glaube.“ Völlig richtig. Dazu ist anzumerken, dass in diesem Kontext alle „Werke“, die Jakobus als Kennzeichen des rettenden Glaubens aufzählt, die Fürsorge für Witwen und Waisen (1,27), die Achtung der Armen und deren Gleichbehandlung (2,2-6) und die Sorge für die materiellen Bedürfnisse wie Nahrung und Kleidung sind (2,15-16). Jakobus stellt geradeheraus klar, dass diejenigen, die behaupten, rechtfertigenden Glauben zu haben, aber dennoch ihre Herzen gegenüber den Armen verschließen, sich irren oder lügen (2,15-18). Der Apostel schließt daraus, dass „das Gericht ohne Barmherzigkeit gegen den [sein wird], der nicht Barmherzigkeit geübt hat!“ (2,13). Die „Barmherzigkeit“, von der Jakobus hier spricht, ist eine ernste Besorgnis um und Hilfe für die Armen.[22] Auch hier findet sich die Lehre wieder, dass niemand am Tag des Jüngsten Gerichts Barmherzigkeit vor Gott finden wird, wenn er während seines Lebens keine Barmherzigkeit gegenüber den Armen gezeigt hat. Dies bedeutet nicht, dass die Fürsorge für die Armen uns rettet, sondern das sie das unabdingbare Ergebnis eines rettenden und rechtfertigenden Glaubens ist.

Das ist der Grundsatz: Ein sensibles soziales Gewissen und ein Leben des Dienstes an den Bedürftigen ist die unvermeidliche Folge des wahren Glaubens. An den Taten kann Gott die wahre Liebe zu ihm von bloßen Lippenbekenntnissen unterscheiden (vgl. Jes 1,10-17). Der Text aus Matthäus 25, in dem Jesus sich mit den Armen identifiziert („Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“), ist mit Spr 14,31 und 19,17 vergleichbar. Dort steht, dass Barmherzigkeit gegenüber den Armen gleichbedeutend damit ist, Gott selbst etwas zu leihen. Die Unterdrückung der Armen hingegen ist vergleichbar mit einer Verhöhnung Gottes. Das bedeutet, dass Gott am Tag des Gerichts an der Haltung eines Menschen gegenüber den Armen dessen Herzenshaltung gegenüber Gott selbst erkennen kann. Wenn Härte, Gleichgültigkeit oder ein Überlegenheitsgefühl vorhanden ist, verrät das die Selbstgerechtigkeit im Herzen eines Menschen, der die Wahrheit noch nicht angenommen hat, dass er oder sie ein verlorener Sünder ist, der nur durch freigiebige, aber dennoch teure Gnade gerettet worden ist.

Edwards Appell und Argument ist sehr eindringlich. Er beginnt seine Untersuchung mit folgender Frage: "Wo in der Bibel finden wir ein Gebot, das deutlicher und dringlicher formuliert ist als das Gebot, sich um die Armen zu kümmern?"[23] Edwards schließt seinen Überblick über die biblischen Befunde mit Sprüche 21,13: „Wer sein Ohr verstopft vor dem Hilfeschrei des Geringen, auch er wird [einst] rufen und keine Antwort erhalten.“ Edwards fügt hinzu: „Gott hat lieblosen Menschen damit gedroht, dass sie hilflos zurückbleiben werden, wenn sie selbst einmal in Not und Elend geraten.“[24] Edwards bringt die Forderung der Bibel auf den Punkt, dass Christen, die vom Evangelium geprägt sind, durch ihr Engagement für die Armen und ihre Sorge um sie auffallen müssen. Wir sollten buchstäblich „berühmt“ dafür sein. Das ist die eigentliche Aussage von Texten wie Mt 5,13-16 und 1Petr 2,11-12.

Welchen Platz nimmt die Eschatologie ein?

Bemerkenswert ist, dass Edwards die Eschatologie nicht für seine Argumente für den Dienst an den Armen heranzieht. Es ist oft argumentiert worden (auch von mir!), dass Gott sich sowohl um den Körper als auch um die Seele sorgt, weil das Erlösungswerk Jesu letztlich die Wiederherstellung der materiellen Welt zum Ziel hat. Daher sollten wir nicht nur die Seelen retten, sondern auch den Hungrigen und Kranken helfen. Viele halten dagegen, dass die physische Welt dem Feuer anheim fallen wird (2Petr 3,10-11; Off 21,1), so dass wir uns nur um die Rettung von Seelen kümmern und uns nicht so sehr um die Verbesserung der materiellen Bedingungen der Menschen sorgen sollten.

Im Folgenden werden wir uns mit der Beziehung zwischen dem Dienst am Wort und dem praktischen Dienst befassen, doch für den Moment können wir festhalten, dass es möglich ist, sehr überzeugende Argumente für einen Dienst an den Armen vorzubringen, ohne dabei auf eschatologische Fragen Bezug nehmen zu müssen. Es gibt Menschen, die darüber diskutieren, ob diese Welt durch Feuer erneuert oder zerstört und dann ersetzt wird.[25] Doch wie wir aus Edwards Ausführungen und Argumenten ersehen können, beruht das Argument für die Wichtigkeit des Dienstes an den Armen nicht auf diesen kontrovers diskutierten Fragen. Wie er sagt, ist das Gebot, sich um die Armen zu kümmern so stark wie kein anderes in der Bibel. Im Neuen Testament (und sogar im Alten Testament) ist es in der Regel auf das Evangelium von Stellvertretung, Erlösung und Gnade gegründet.[26] Die Unsicherheit darüber, ob die physische Welt durch eine andere ersetzt wird oder nicht, sollte uns nicht davon abhalten, die zahlreichen positiven biblischen Aufforderungen zu beherzigen, unsere Herzen für die Armen zu öffnen.

Die Untersuchung von Edwards ist rhetorisch wirkungsvoll. Eine noch vollständigere und zugänglichere exegetische Übersicht über die Beziehung zwischen dem Evangelium und den Armen stellt jedoch Craig Blombergs Neither Poverty Nor Riches dar.[27] Man kann Blombergs Ausführungen oder Edwards Untersuchungen nicht lesen, ohne sich darüber zu wundern wie selten die Armen in evangelikalen Predigten - besonders in konservativen und reformierten Gemeinden - thematisiert werden. Besonders wenn man bedenkt, wie vergleichsweise häufig das Thema in der Bibel selbst zur Sprache kommt. Warum ist das so? Das untersuchen wir im nächsten Abschnitt.

In welchem Verhältnis steht die Verkündigung des Evangeliums zum Dienst an den Armen?

Wie soll die Kirche auf eine so bemerkenswert starke biblische Lehre über die Wichtigkeit der Sorge um die Armen reagieren? Es sollte eigentlich beinahe jedem klar sein, dass uns die Bibel das lehrt! Dennoch drehen sich die Diskussionen darum, wem und in welcher Form die Kirche ihre Hilfe gewähren sollte.

Wem soll die Hilfe gelten?

Manche glauben, dass sich alle Texte, die die Christen dazu auffordern, den Armen zu helfen, lediglich an einzelne Gläubige, nicht aber an die Kirche als Institution oder Körperschaft richten. Aber es ist schwierig, diese Ansicht mit der Aussagekraft der Texte, die wir gelesen haben, in Einklang zu bringen. Wenn es wirklich stimmt, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit den Armen gegenüber für Christen nicht optional sind, sondern unabdingbare Zeichen eines gerechtfertigten Glaubens darstellen, fällt es schwer, zu glauben, dass die Kirche diese Pflicht nicht in irgendeiner Weise auch gemeinschaftlich reflektieren sollte. Doch wir brauchen uns hier gar nicht auf Mutmaßungen und Schlussfolgerungen verlassen.

Gott hat Israel viele Gebote gegeben, die der sozialen Verantwortung dienten und die das Volk als Gemeinschaft erfüllen sollte. Die Gemeinschaft des Bundes war dazu verpflichtet, ihre armen Mitglieder zu unterstützen, bis deren Not wieder behoben war (5Mos 15,8-10). Der Zehnte war für die Armen bestimmt (5Mos 14, 28-29). Die Armen sollten nicht einfach ein „Almosen“ erhalten, sondern mit Werkzeugen, Nahrungsmitteln (5Mos 14,12-15) und Land (3Mos 25) ausgestattet werden, so dass sie produktiv sein und sich selbst versorgen konnten. Später verurteilten die Propheten Israels Gefühllosigkeit gegenüber den Armen sogar als Bundesbruch. Sie lehrten, dass Materialismus und das Ignorieren der Armen genauso verwerfliche Sünde wie Götzendienst und Ehebruch seien (Amos 2, 6-7). Die Barmherzigkeit gegenüber den Armen ist ein Beweis für die wahre Hingabe des Herzens an Gott (Jes 1,10-17; 58,6-7; Amos 4,1-6; 5,21-24). Die Anhäufung von großem Reichtum, „indem man Haus an Haus und Feld an Feld reiht, bis kein Raum mehr übrig ist“ (vgl. Jes 5,8-9) kann, auch wenn sie mit legalen Mitteln erfolgt, Sünde sein, wenn sich die Reichen den Armen gegenüber stolz und gefühllos verhalten (Jes 3,16-26; Amos 6,4-7). Das 70 Jahre andauernde Exil selbst war eine Strafe für die nicht eingehaltenen Sabbat- und Jubeljahre (2Chr 36,20-21). In diesen Jahren hätten die Wohlhabenden eigentlich Schulden erlassen sollen, doch sie weigerten sich, dies zu tun.

So viel zu Israel. Aber was ist mit der Gemeinde? Die Gemeinde spiegelt die soziale Gerechtigkeit der Gemeinschaft des Alten Bundes wider, allerdings mit der größeren Kraft und Macht des neu angebrochenen Zeitalters. Auch Christen sind dazu aufgerufen, den Bedürftigen ihre Hand hinzustrecken, wenn sie Hilfe brauchen (1Joh 3,16-17; vgl. 5Mos 15,7-8). Innerhalb der Kirche soll der Reichtum großzügig zwischen Arm und Reich geteilt werden (2Kor 8,13-15; vgl. 3Mos 25). In Anlehnung an die Propheten lehrten die Apostel, dass wahrer Glaube unausweichlich durch barmherzige Taten zum Ausdruck kommt (Jak 2,1-23). Materialismus bleibt eine schwere Sünde (Jak 5,1-6; 1Tim 6,17-19) Es sind nicht nur die einzelnen Gläubigen in der Verantwortung. Es gibt sogar eine besondere Art von Amtsträgern - die Diakone -, die eingesetzt wurden, um den Dienst der Barmherzigkeit der Gemeinde zu koordinieren. Es sollte uns nicht überraschen, dass die ersten beiden leitenden Ämter in der Gemeinde die Diener am Wort (Apostel) und die Diener an der Tat (die diakonoi aus Apg 6) waren. In der Zeit von Phil 1,1 und 1Tim 3 beaufsichtigen die Amtsträger den Dienst am Wort (Älteste) und den Dienst an der Tat (Diakone). Der Grund dafür ist, dass Jesus seine Dienstgaben an uns ausgeteilt hat (Eph 4,7-12). Der Leib Christi erhält sowohl die Gabe der Rede als auch die Gabe der Diakonie (1Petr 4,10). All das zeigt, dass der Dienst der Barmherzigkeit ein wichtiges Werk der Kirche ist, zu dem sie genauso beauftragt wurde wie zum Dienst am Wort und dem Dienst der Zucht (vgl. Röm 15, 23-29). In 2Kor 8,13-14 und Gal 2,10 werden konkrete Beispiele gemeinschaftlicher Diakonie aufgezeigt. Die Gemeinde spendet Opfergaben und lässt den Armen Hilfe zukommen (organisiert von den Amtsträgern der Kirche). Es sind also nicht nur Einzelpersonen, sondern die Kirche als Ganzes, die sich um die Sorge für die Armen und deren wirtschaftliche Versorgung kümmern soll.

Andere Fragen bleiben bestehen. Auch wenn anerkannt wird, dass die Gemeinde (und auch jeder Einzelne) für Arme spenden soll, wird mehrheitlich darauf hingewiesen, dass sich dieser Dienst intern auf die christliche Gemeinschaft bezieht, also auf die Sorge für die Gläubigen. Einige kommen zu dem Schluss, dass einzelne Christen sich allgemein für alle Armen engagieren sollten, doch die Kirche sollte ihren Dienst einzig und allein auf die Armen innerhalb der Gemeinde konzentrieren. Auch hier gibt es viele Texte, die dieser Ansicht widersprechen. Sowohl Israel (3Mos 19,33-34) als auch die Gemeinde des Neuen Bundes (Hebr 13,2; 1Tim 5,10) sind angehalten, auch Fremden und Ausländern, die nicht der christlichen Gemeinschaft angehören, Gastfreundschaft zu erweisen. Die wichtigste Aussage des berühmten Gleichnisses Jesu vom Barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) lautet: Der Dienst der Barmherzigkeit sollte nicht auf die Gemeinschaft des Bundes beschränkt bleiben, sondern auch auf Menschen ausgeweitet werden, die sich außerhalb davon befinden. Außerdem weist Jesus seine Jünger in Lk 6,32-36 an, auch den Undankbaren und Bösen zu dienen, weil dies das Muster der Gnade Gottes ist, die allen Menschen gilt. Er lässt es regnen und lässt die Sonne scheinen sowohl über die Gerechten als auch über die Ungerechten (Mt 5,45). Diese letzte Ermahnung sollte nicht so verstanden werden, dass wir jedem, der darum bittet, etwas geben sollen, auch wenn das bedeutet, dass diese Gabe es ihm leicht macht, zu sündigen. Aber dennoch warnen diese Texte die Gemeinde klar davor, Barmherzigkeit nur den Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft zu gewähren.

Der vielleicht hilfreichste Abschnitt ist die kurze Erklärung von Paulus in Gal 6,10 (diese wurde an die ganze Gemeinde und nicht nur an Einzelpersonen geschrieben), die ausdrücklich eine Prioritätenliste für den Dienst praktischer und materieller Bedürfnisse aufstellt. Zunächst sind wir dazu angehalten, unseren „Glaubensgenossen“ und dann auch „allen Menschen“ zu helfen, ohne einen Unterschied hinsichtlich ihrer Volkszugehörigkeit, Nationalität oder ihres Glaubens zu machen.

Wie?

Aber was ist mit dem Verhältnis zwischen dem Dienst an den Armen zu dem Dienst der Evangelisation und der Verkündigung des Evangeliums?

1. Verkündigung ist etwas Unabdingbares

Die modernistische Kirche des frühen 20. Jahrhunderts reduzierte den Dienst am Evangelium auf eine soziale Ethik und soziales Handeln. Der bizarre Spruch „Predigt das Evangelium und wenn nötig, benutzt Worte dafür!“ passt zu der Vorstellung, dass es sich beim Evangelium im Grunde genommen um eine „Lebensweise“ handelt und dass der Dienst am Evangelium „eine bessere Welt schafft“. Doch das widerspricht nicht nur der Lehre der Bibel, dass das Evangelium durch Worte verkündigt und die Hörer darauf mit Buße und Glauben reagieren müssen. Im Wesentlichen leugnet der Spruch das Evangelium der Gnade durch die rettende Heilstat Gottes in der Geschichte und ersetzt diese durch gute Werke und hohe moralische Vorstellungen. Im Social Gospel verschwindet die Evangelisation einfach von der Bildfläche. Die Armen zu lieben wird als „Weitergeben der Guten Botschaft“ betrachtet. Die konservative Kirche reagiert darauf mit tiefem Misstrauen gegenüber der zu starken Betonung auf den Dienst an den Armen. Sie hört von vielen aus der „Emergenten Kirche“ dass Gerechtigkeit und die Arbeit für den Frieden die wichtigsten Wege sind, um Apologetik zu betreiben und Menschen zu evangelisieren. Im Hinblick auf das Desaster der modernistischen liberalen Theologie ist das Misstrauen gerechtfertigt. Aber wie ich bereits dargelegt habe, versäumt die konservativ-evangelikale Verkündigung, den Armen die Bedeutung beizumessen, die sich in der Bibel selbst findet. Warum? Es ist das Erbe des Social Gospel. Sowohl diejenigen, die das Social Gospel annehmen als auch diejenigen, die es ablehnen, verdrehen die Bedeutung, die die Bibel auf die Armen legt (auch wenn sie es auf unterschiedliche Art und Weise tun).

Im Licht des biblischen Befundes suchen viele heutzutage eine Art Ausgleich. Einerseits sagen manche, dass zwar beides notwendig ist, dass aber soziale Belange ein Mittel zum Zweck der Evangelisation sind. Das heißt, wir sollten Gnade und Gerechtigkeit nur üben, um Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen.[28] Das passt aber wiederum nicht zum Gleichnis Jesu vom Barmherzigen Samariter, in dem er uns dazu aufruft, uns auch um die Undankbaren und Bösen zu kümmern (Lk 6, 35). Diese „Mittel-zum-Zweck“-Sichtweise macht Christen anfällig für Manipulationsvorwürfe. Anstatt Menschen aus freien Stücken wirklich zu lieben, helfen wir ihnen nur, um uns selbst zu helfen und unsere Mitgliederzahlen zu erhöhen. Das Ironische daran ist, dass sich dieser Ansatz selbst das Wasser abgräbt. Ich habe viele Evangelikale kennengelernt, die den Wert des Dienstes der Barmherzigkeit an der Anzahl der Bekehrten bzw. Kirchenbesucher/-mitglieder bemessen, der aus diesem resultiert. Der Soziologe Robert Putnam beschreibt solche gemeindebasierten Initiativen als kirchenzentriertes bindendes (oder exklusives) soziales Kapital, welches im Gegensatz zum gemeinschaftszentrierten brückenbildenden (oder inklusivem) sozialen Kapital steht.[29] Das bedeutet, dass der Dienst solcher Gemeinden nicht darauf aufgelegt ist, dem Nächsten zu dienen, sondern nur die Gemeinde zu vergrößern. Doch dieser Ansatz wird von Menschen außerhalb der Gemeinde als egoistisch und als Selbstzweck wahrgenommen, so dass sie Gott nicht verherrlichen (Mt 5,13-16), weil sie an uns Gottes aufopferungsvolle und bedingungslose Gnade nicht erkennen können. Sie sehen an uns nur, dass wir etwas geben, weil wir im Gegenzug etwas erwarten (Lk 6,32-35).

Eine andere Sichtweise bieten John Stott und andere. Sie betrachten die Evangelisation und das soziale Engagement als gleichwertige Partner:

[S]oziales Engagement ist der Partner der Evangelisation. Als Partner gehören die beiden zueinander und sind doch voneinander unabhängig. Jeder Teil hat neben dem anderen seine eigene Berechtigung. Keines ist nur ein Mittel zum Zweck oder gar eine Erscheinungsform des anderen. Jedes hat seinen eigenen Zweck.[30]

Das scheint den Dienst an den Armen zu sehr vom Dienst am Wort zu trennen. Es eröffnet die Möglichkeit, den Dienst an den Armen als eigenständige Möglichkeit zu betrachten, die die Verkündigung des Wortes außer Acht lässt. Ich mache einen neuen Vorschlag: Eine asymmetrische, unauflösliche Verbindung der beiden.

2. Evangelisation ist grundlegender als der Dienst an den Armen

Evangelisation muss als „Spitze“ des Dienstes einer Gemeinde an der Welt betrachtet werden. Man muss ihr einen Vorrang im Dienst der Gemeinde einräumen. Es liegt auf der Hand, dass sowohl die Rettung einer verlorenen Seele und die Speisung eines hungrigen Magens zwar beides Taten der Liebe sind. Doch eine der beiden hat definitiv eine unendlich größere Wirkung als die andere. In 2Kor 4,16-18 spricht Paulus davon, wie wichtig es ist, den „inneren Menschen“ zu stärken, auch wenn die äußere, physische Natur altert und verfällt. Evangelisation ist der grundlegendste und radikalste Dienst, den man an einem Menschen tun kann. Das ist nicht deshalb wahr, weil das „Geistliche“ wichtiger ist als das Körperliche (wir müssen aufpassen, nicht in einen Dualismus griechischer Prägung zu verfallen!). Doch es ist wahr, weil das Ewige wichtiger ist als das Zeitliche (Mt 11,1-6; Joh 17,18; 1Joh 3, 17-18).

3. Der Dienst an den Armen ist aber untrennbar mit der Evangelisation verbunden.

Wir alle kennen den Spruch „Wir sind allein durch den Glauben gerettet, aber dieser Glaube steht nicht für sich allein.“ Durch den Glauben sind wir gerettet. Aber Glaube ist untrennbar mit guten Taten verbunden. Wir haben bereits in Jak 2 gesehen, dass das auch für das Evangelium gilt: Die Gerechtigkeit aus dem Glauben und aus der Barmherzigkeit gegenüber den Armen. Die Priorität liegt auf dem Evangelium der Gerechtigkeit. Das ist es, was uns rettet. Aber genauso wie gute Werke untrennbar mit dem Glauben verbunden sind, ist auch die Sorge für die Armen untrennbar mit der Evangelisation und dem Dienst des Wortes verbunden. Im Handeln Jesu waren die Heilung von Kranken und die Speisung der Armen eng mit seiner Verkündigung verbunden (Joh 9,1-7; 35-41). Die Wunder, die er getan hat, waren nicht einfach nur eine Demonstration seiner Macht, sondern Zeichen der kommenden Herrschaft Gottes (Mt 11,2-5).

Die Erneuerung durch Jesu Erlösung umfasst letztlich auch eine neue Erde. In der Zeit dazwischen gibt es keinen Teil unserer Existenz, der von seinem Segen unberührt bleibt. Die Wunder von Jesus waren Wunder des Reiches Gottes und sollten zeigen, was es mit diesem Reich auf sich hat. … Sein Segen wurde den Armen, den Mühseligen und Beladenen zuteil, die zu ihm kamen und an ihn glaubten. … Die Zeichen und Wunder, die die Gottheit Jesu bezeugten und das Zeugnis derer bestätigten, die das Evangelium an die Gemeinden weitergaben, setzten sich nicht weiter fort, denn ihr Zweck ist bereits erfüllt. Doch das, was diese Zeichen im Hinblick auf das Reich Gottes zum Ausdruck brachten, muss in der Gemeinde fortbestehen. Wir vertrauen den Worten Jesu nicht wirklich, wenn unsere Taten nicht seine Barmherzigkeit widerspiegeln. Die Verkündigung des Reiches Gottes ist daher ganzheitlich: Es vermittelt durch Wort und Tat die Verheißung Christi für Leib und Seele als auch die Forderung die Christus an Leib und Seele stellt.[31]

Die Apostelgeschichte stellt mehrmals eine enge Verbindung zwischen dem Teilen materieller Güter mit Bedürftigen und der Ausbreitung des Evangeliums durch die Predigt her. Das Herabkommen des Heiligen Geistes und der sprunghafte Anstieg der Zahl von Bekehrten (Apg 2,41) steht in Verbindung zu einem radikalen Teilen von Besitz mit den Bedürftigen (2,44-45). Apostelgeschichte 4 stellt eine Rekapitulation dar: Nachdem die Gemeinde den Heiligen Geist bekommen hat, teilen die Mitglieder innerhalb der Gemeinde ihren Besitz und die Auferstehung wird mit großer Macht verkündigt (4, 32-35). Nachdem sich der Dienst der Diakonie fester etabliert hat, fügt Lukas hinzu „wuchs das Wort Gottes und die Zahl der Jünger mehrte sich sehr.“ (6,7). Lukas weist erneut auf die sehr enge Verbindung zwischen Tat und Wort hin. Der praktische Dienst der Christen an den Bedürftigen wies auf die Wahrheit und die Kraft des Evangeliums hin. Taten der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit werden auch für Nichtgläubige sichtbar und können dazu führen, dass sie Gott verherrlichen (Mt 5, 13-16). Der Römische Kaiser Julian Apostata bemerkte, dass Christen erstaunlich wohlgesonnen gegenüber Fremden waren: „Die ungläubigen Galiläer [d.h. die Christen] helfen nicht nur ihren eigenen Armen, sondern auch unseren. Jeder kann sehen, dass wir unseren Leuten nicht ausreichend helfen.“[32]

4) Untrennbarkeit bedeutet keine starre zeitliche Reihenfolge

Was ist mit dem Begriff „untrennbar“ gemeint? Der Dienst an den Armen kann der Verkündigung des Evangeliums vorausgehen. So war es auch beim Dienst Jesu an einem blinden Menschen. Obwohl Jesu Tat dazu führte, dass der Blinde auch in geistlicher Hinsicht „sehend wurde“, gibt es keinen Hinweis darauf, dass Jesu Hilfe an Bedingungen geknüpft war. Er zwang ihn nicht dazu, ihm Glauben zu schenken als er ihn heilte. Er wies ihn lediglich an: „Geh und wasche dich!“ (Joh 9,7). Auch als Jesus davon sprach, denjenigen Geld und Kleidung zu geben, die darum bitten, bestand er darauf, dass wir geben sollten, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten (Lk 6, 32-35). Wir sollten nicht nur Hilfe leisten, wenn unser Gegenüber dem Evangelium offen gegenübersteht. Und wir sollten die Hilfe auch nicht zurückziehen, wenn er oder sie das nicht tut. Es sollte jedoch immer klar sein, dass die Motivation hinter unserer Hilfe unser christlicher Glaube ist und wir sollten uns darum bemühen, Wege zu finden, die weder künstlich noch ausbeuterisch sind, um den Dienst des Wortes und unsere Zusammentreffen zu Zwecken der Lehre und Jüngerschaft eng mit dem diakonischen Dienst zu verbinden.

Zusammenfassung

Jesus ruft uns als Christen dazu auf, "Zeugen" zu sein und anderen Menschen die Botschaft des Evangeliums zu bringen. Doch gleichzeitig ruft er uns auch dazu auf, uns um die Armen zu kümmern. Er ruft seine Nachfolger sowohl zur „Verkündigung des Evangeliums“ (Aufforderung zum Glauben an das Evangelium) als auch zur „Nächstenliebe“ auf (sich aufopferungsvoll um die Bedürfnisse der Menschen im persönlichen Umfeld kümmern, egal ob diese gläubig oder nicht gläubig sind!) Beides gehört unbedingt zusammen!

  1. In theologischer Hinsicht: Die Auferstehung Jesu zeigt uns, dass Gott nicht nur Körper und Geist geschaffen hat, sondern auch beides erlösen wird. Das Heil, das Jesus schließlich in seiner ganzen Fülle bringen wird, schließt die Befreiung von allen Auswirkungen der Sünde ein - nicht nur in geistlicher, sondern auch in körperlicher und materieller Hinsicht. Jesus kam, um das Wort Gottes zu lehren, um zu heilen und die Hungrigen zu speisen.
  2. In praktischer Hinsicht: Wir sollten uns weiterhin davor hüten, die Verkündigung des Evangeliums mit der praktischen Hilfe zu verwechseln, wie es beim Social Gospel der Fall war. Doch Taten der Liebe sind ein unverzichtbares Zeugnis für die Kraft und das Wesen von Gottes Gnade, ein unverzichtbares Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums.

2. Ein paar Gedanken zum praktischen Dienst an den Armen

Die Erläuterung aller Einzelheiten zum praktischen Dienst an den Armen, würde diesen Essay sicherlich sprengen.[33] Doch es gibt zwei praktische Aspekte, die ich den Gemeinden in ihrem Dienst an den Armen ans Herz legen möchte.

Ein Gleichgewicht in der Analyse: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Es ist eine Sache, den Armen helfen zu wollen. Aber es ist noch einmal eine ganz andere Sache, dabei weise vorzugehen. Es kann leicht passieren, dass man sich in das Leben einer armen Familie einmischt und sich dadurch die Dinge eher verschlechtern als verbessern. Die Hauptgründe dafür, dass dies so oft geschieht, sind die zwei unbiblischen Ideologien und Reduktionismen, die unsere Kultur heutzutage bestimmen. Konservative betrachten im Allgemeinen eine persönliche Verantwortungslosigkeit als Grund für Armut. Liberale hingegen sehen den Grund in ungerechten Sozialsystemen, denen arme Menschen nicht entkommen können.

Die Bibel benutzt wechselweise zwei verschiedene Begriffe für den Dienst an den Armen: „Gerechtigkeit“ und „Dienst“ (Diakonie) bzw. Barmherzigkeit. Der wahrscheinlich berühmteste Appell in der Bibel, den Armen zu helfen ist das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Dort wird die Hilfe als „Barmherzigkeit“ bezeichnet (Lk 10,37) An anderen Stellen der Bibel, wird das Teilen von Nahrung, Unterkunft und anderen grundlegenden Ressourcen mit Personen, die weniger haben als ihre Geber, als „Gerechtigkeit üben“ bezeichnet (Jes 58,6-10; siehe auch 3Mos 19,13; Jer 22,13). Nicht zu teilen ist nicht einfach nur ein Versäumnis, barmherzig zu sein, sondern auch ein Versäumnis, gerecht zu sein.

Ich denke, dass der Grund für die Nutzung der beiden Begriffe „Gerechtigkeit“ und „Barmherzigkeit“ darin liegt, dass die biblische Erklärung für die Gründe von Armut sehr viel komplexer ist, als unsere derzeitigen Ideologien es uns nahelegen.[34] Die Weisheitsliteratur bietet eine bemerkenswert ausbalancierte und nuancierte Sicht der „Wurzelursachen“ von Armut. In den Sprüchen finden wir die bereits bekannten Aussagen: „Bei jeder Mühe ist Gewinn, aber bloßes Gerede (führt) nur zum Mangel“ (Spr 14, 23). Aber es heißt auch: „Reichlich Nahrung (bringt) der Neubruch der Armen, aber mancher wird weggerafft durch Unrecht.“ Sowohl Faktoren im persönlichen als auch im gesellschaftlichen systemischen Bereich können zu Armut führen.

Die Bibel nennt mindestens drei Ursachen für Armut.

  1. Ungerechtigkeit und Unterdrückung: Dies bezieht sich auf alle ungerechten sozialen Umstände oder Verhaltensweisen, die einen Menschen in Armut halten (Ps 82,1-8; Spr 14,31; 2Mos 22,21-27). Das am häufigsten verwendete hebräische Wort für "die Armen" im Alten Testament bedeutet „die zu Unrecht Unterdrückten“. Biblische Beispiele für Unterdrückung sind soziale Systeme, die die Mächtigen begünstigen (3Mos 19,15), Wucher (2Mos 22,25-27) und ungerechtfertigt niedrige Lohnzahlungen (Eph 6,8-9 ; Jak 5,4).
  2. Katastrophen im Umfeld: Das bezieht sich auf Naturkatastrophen oder andere Umstände, die einen Menschen in die Armut führen oder ihn darin halten. Die Heilige Schrift ist voller Beispiele wie Hungersnöte (1Mos 47), körperliche Behinderungen, Überschwemmungen und Brände.
  3. Persönliches Versagen: Auch persönliche Schuld und Versäumnisse können eine Ursache für Armut sein, z.B. Trägheit (Spr 6,6-8) und andere Probleme hinsichtlich der Selbstdisziplin (Spr 23,21).

Diese drei Faktoren sind miteinander verbunden. Sie führen in der Regel nicht zu voneinander abgrenzbaren "Kategorien" von Armut (außer in akuten Fällen, z.B. bei einem Wirbelsturm, durch den Menschen obdachlos werden und kurzfristig auf materielle Hilfe angewiesen sind). Vielmehr sind diese drei Faktoren normalerweise miteinander verbunden. Eine Person, die z.B. in einem ethnischen/wirtschaftlichen Ghetto (Faktor 1) aufgewachsen ist, hat höchstwahrscheinlich einen schlechteren Gesundheitszustand (Faktor 2) und erlernt in ihrer Gemeinschaft viele Gewohnheiten, die in materieller/sozialer Hinsicht keine Verbesserung der Lebensumstände bringen (Faktor 3).

Faktor 3 kann jedoch auch als eine Variante von Faktor 1 betrachtet werden. Zum Beispiel können Eltern darin versagen, ihren Kindern vorzulesen, sie zu ernähren oder ihnen Verhaltensweisen wie Ehrlichkeit, Fleiß und Geduld beizubringen. Dabei handelt es sich um den Faktor 3 bei den Erwachsenen (persönliche Verantwortungslosigkeit) und um Faktor 1 bei den Kindern (Ungerechtigkeit/Chancenungleichheit). Kinder aus innerstädtischen Ghettos können völlig unverschuldet mit einer weitaus schlechteren Schulbildung aufwachsen und in einem Umfeld groß werden, in dem sie auf immense Lernhindernisse treffen. Konservative argumentieren vielleicht, dass dies die Schuld der Eltern oder der „Kultur“ ist, während Liberale diesselbe Situation als Versagen der Regierung und/oder als Auswirkung von systemischem Rassismus betrachten. Keiner von ihnen argumentiert, dass es die Schuld der Kinder ist! Natürlich ist es möglich, dass junge Menschen, die in Armut geboren wurden, daraus ausbrechen können, doch dazu ist ein Vielfaches an Stärke, Unabhängigkeit, Kreativität und Mut nötig, um einfach nur eine höhere Schule besuchen und eine Arbeitsstelle finden zu können, als es das für ein Kind aus der Mittelschicht ist. Kurz gesagt gibt es Kinder, die mit etwa zweihundertmal besseren Chancen auf akademischen und wirtschaftlichen Erfolg aufwachsen als andere. (Man kann nicht von einem acht Jahre alten Analphabeten, der bald ein siebzehnjähriger Analphabet sein wird, erwarten, dass er sich „an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht!“) Warum gibt es diese Situation? Sie ist Teil der tiefgreifenden Ungerechtigkeit, die auf unserer Welt herrscht. Das Problem ist schlicht und einfach eine ungerechte Verteilung von Chancen und Ressourcen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele „Konservative“ den Armen hauptsächlich aus Mitleid helfen wollen. Das rührt möglicherweise aus dem Glauben, dass Armut hauptsächlich eine Frage der Verantwortungslosigkeit Einzelner ist. Dabei wird übersehen, dass die „Reichen“ ihren Besitz zum großen Teil dem Umstand verdanken, dass die Chancen und Ressourcen bei Geburt ungerecht verteilt sind. Wenn wir reich an den Gütern dieser Welt sind, ist das letztendlich ein Geschenk. Wären wir in einem anderen Umfeld geboren worden, könnten wir ohne eigenes Verschulden sehr arm sein. Nicht zu teilen, was man hat, ist nicht einfach nur unbarmherzig, sondern auch unfair und ungerecht. Auf der anderen Seite helfen viele „Liberale“ den Armen hauptsächlich deshalb, weil sie empört sind und einen Mangel an Gerechtigkeit verspüren. Hier wird übersehen, dass individuelle Verantwortung und Veränderung sehr viel damit zu tun hat, der Armut zu entkommen. Armut wird hier strikt unter dem Aspekt der strukturellen Ungleichheit betrachtet. Während die konservative Einstellung „aus reinem Mitleid“ zu Paternalismus und Bevormundung führt, führt die liberale Einstellung „aus reiner Gerechtigkeit“ zu großer Wut und zu Groll.

Beide Ansichten neigen ironischerweise dazu, selbstgerecht zu sein. Die eine Seite sieht die Schuld ausschließlich bei den Armen, die andere ausschließlich bei den Reichen. Die eine Seite legt eine zu große Betonung auf die Verantwortung des Einzelnen, die andere eine zu niedrige. Eine ausgewogene Motivation entspringt einem barmherzigen Herzen, das sein Überheblichkeitsgefühl gegenüber Menschen aus allen sozialen Schichten verloren hat. Eines muss uns ganz klar sein: Es ist das Evangelium, dass uns dazu führt, barmherzig und gerecht zu handeln. Gott spricht zu Israel: „Wie ein Einheimischer unter euch soll euch der Fremde sein. Du sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn Fremde seid ihr im Land Ägyptens gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott!“ (3Mos 19,34). Die Israeliten waren „Fremdlinge“ und unterdrückte Sklaven in Ägypten. Sie waren nicht in der Lage, sich selbst aus der Knechtschaft zu befreien - das tat Gott durch seine Gnade und Macht. Nun sollen sie alle Menschen mit weniger Macht oder weniger Besitz wie ihre Nächsten behandeln, sie lieben und Gerechtigkeit üben. Die Basis, um „Gerechtigkeit zu üben“ ist also die Rettung durch die Gnade Gottes!

Schon am Beginn dieses Abschnitts haben wir festgestellt, dass die Balance zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit - die Wahrnehmung sowohl persönlicher als auch sozialer Aspekte als Ursache von Armut - wichtig ist, damit Gemeinden ihren Dienst an den Armen in aller Weisheit tun können. Eine konservative Ideologie wird möglicherweise viel zu ungeduldig und vielleicht sogar harsch mit armen Familien umgehen und die eher unsichtbaren soziokulturellen Faktoren ausblenden, die zu diesem Problem beitragen. Eine liberale Ideologie hingegen wird nicht genug Wert auf eine Umkehr und eine Erneuerung des Lebenswandels legen.

Arbeitsteilung: Der Einzelne und die Gemeinde

Der Dienst der Gemeinde am Evangelium umfasst sowohl die Verkündigung der guten Botschaft an Nichtchristen als auch die Prägung einzelner Gläubiger mit dem Evangelium. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kirche als Institution unter ihren Ältesten alle Aktivitäten selbst ausführen muss, zu der wir unsere Mitglieder befähigen. So sollte z.B. die Gemeinde die Filmemacher in ihren Reihen in der Jüngerschaft so anleiten, dass ihre Kunst tief vom Evangelium durchdrungen wird. Doch die Kirche selbst sollte nicht in der Filmproduktionsbranche tätig werden. Hier kann Abraham Kuypers „Souveränität der verschiedenen Sphären“ hilfreich sein (obwohl ich durchaus deren Grenzen und Schwierigkeiten wahrnehme). Kuyper besteht zurecht darauf, dass die Kirche als Kirche die Aufgabe hat, das Evangelium zu verkündigen (Evangelisation und Jüngerschaft), Gott anzubeten, die Sakramente auszuteilen und Gemeindezucht zu üben. Durch all diese Aktivitäten bringt sie Mitglieder hervor, die sich ihrerseits in Kunst, Wissenschaft, Bildung, Journalismus, Film, Wirtschaft usw. engagieren werden. Die Kirche selbst sollte sich jedoch nicht an diesen Unternehmungen beteiligen. Kuyper hätte z.B. einer örtlichen Gemeinde nicht einmal erlaubt, eine christliche Schule zu betreiben, da er der Ansicht war, dass die Bildung der Kinder der Familie und nicht der Gemeinde obliegt.

In diesem Sinne ergibt der Dienst der Kirche an den Armen wirklich Sinn, wenn man ihn als gemeinsames Mittel zur Erfüllung des biblischen Auftrags an den Armen betrachtet, als gemeinsames Zeugnis für die Gemeinschaft derer, die durch Jesu Liebe verändert wurden und als wichtige „Plausibilitätsstruktur“ für die Verkündigung des Evangeliums. Die Kirche sollte jedoch die verschiedenen Ebenen des Dienstes an den Armen erkennen und deren Grenzen anerkennen.

  1. Nothilfe: Direkte Hilfe als Antwort auf körperliche/materielle/gesellschaftliche Bedürfnisse. Übliche Hilfsdienste umfassen die Bereitstellung von Notunterkünften für Obdachlose, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Kleidung für Bedürftige, medizinische Hilfe, Krisenberatung usw. Eine aktivere Form der Hilfe ist das "Eintreten" für Menschen in Not, z.B. als Unterstützung bei der Suche nach Rechtsbeistand, einer Wohnung und bei anderen Formen der Unterstützung. Nothilfeprogramme allein können zu Abhängigkeitsverhältnissen führen.
  2. Entwicklungshilfe: Dabei handelt es sich um Tätigkeiten, die einer hilfsbedürftigen Person oder Gemeinschaft die Selbstversorgung ermöglichen. Wenn einem Sklaven im AT die Schuld erlassen und er freigelassen wurde, wies Gott seinen ehemaligen Herrn an, ihn mit Nahrungsmitteln, Werkzeug und Ressourcen auszustatten, damit der Sklave ein neues, wirtschaftlich unabhängiges Leben führen konnte (5Mos 15,13-14). „Entwicklungshilfe“ für Einzelne umfasst Bildungsmaßnahmen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten. Für ein Stadtviertel oder eine Gemeinschaft bedeutet der Begriff jedoch, dass gesellschaftliches und finanzielles Kapital in ein Sozialsystem investiert wird, z.B. in Wohnungsbau, Wohneigentum, andere Kapitalinvestitionen, usw.
  3. Reformen: Reformen im sozialen Bereich gehen über die Linderung dringender Bedürfnisse und Abhängigkeiten hinaus und zielen darauf ab, soziale Bedingungen und Strukturen zu verändern, die diese Abhängigkeit verschlimmern oder gar erst hervorgebracht haben. Von Hiob wird berichtet, dass er nicht nur die Nackten gekleidet, sondern auch die „Kinnladen der Übeltäter zerschmetterte und ihren Zähnen die Beute entriss“ (Hiob 29,17). Die Propheten prangerten Missstände wie ungerechte Löhne (Jer 22,13), korrupte Geschäftspraktiken (Amos 8,2.6), Rechtssysteme, die die Reichen und Einflussreichen bevorzugten (3Mos 19,15; 5Mos 24,17) und ein Wuchersystem an, das Menschen mit geringen Mitteln ausbeutete (2Mos 22,25-27; 3Mos 19,35-37; 25,37). Daniel zieht eine heidnische Regierung wegen ihres Mangels an Barmherzigkeit gegenüber den Armen zur Rechenschaft (Dan 4,27ff.). Das bedeutet, dass sich Christen auch für eine bestimmte Gemeinschaft einsetzen sollen, um z.B. einen besseren Polizeischutz, gerechtere und fairere Finanzpraktiken, eine bessere Ordnung des gesellschaftlichen Raums und bessere Gesetze zu erwirken.

Aber sollte die Kirche als Institution Reformen durchführen oder gar Entwicklungshilfe betreiben? Aus theologischen und praktischen Gründen lautet die Antwort im Allgemeinen, dass sich die Kirche als Institution auf die erste und einen Teil der zweiten Ebene konzentrieren sollte: auf die Nothilfe und einen Teil der individuellen Entwicklungshilfe. Wenn es um die zweite und die dritte Ebene - also um die Entwicklungshilfe von Gemeinschaften, um soziale Reformen und die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen geht, sollten Gläubige im Rahmen von Verbänden und Organisationen und weniger durch ihre örtliche Kirche aktiv werden. Es fällt schwer, hier dogmatische Linien zu ziehen. Gesellschaftliche Unterschiede und kulturelle Bedingungen können Auswirkungen darauf haben, inwieweit sich die Kirche an Lösungen zu Fragen der Gerechtigkeit beteiligt. Jetzt im Rückblick zollen wir den weißen angloamerikanischen Kirchen, die gegen die Übel der Sklaverei in Amerika gepredigt und sich für die Abschaffung derselben eingesetzt haben, unseren Respekt. Hier hat sich auch die afroamerikanische Kirche unter extrem schwierigen Bedingungen - Sklaverei und Quasi-Sklaverei - auf allen drei Ebenen des Dienstes an den Armen eingesetzt und tut das bis heute.

Generell bin ich jedoch der Meinung, dass die Kirche sich auf der ersten Ebene engagieren sollte und Freiwilligenorganisationen, Verbände und andere Dienste dies auf der zweiten und dritten Ebene tun sollten. Warum?

1. Viele würden möglicherweise argumentieren, dass ein Engagement auf der zweiten und dritten Ebene zu teuer ist und finanzielle Ressourcen vom Dienst am Wort abziehen würde. 2. Andere sagen, dass die beiden Ebenen zu politisch sind und eine zu große Verbundenheit zu bestimmten Amtsträgern und politischen Parteien bedeuten würden, die wiederum die Kirche gefährden könnten. 3. Und wieder andere sagen, dass die zweite und die dritte Ebene zu komplex sind und es nicht zu den Aufgaben und Begabungen der Gemeindeältesten passen würde, wenn sie sich darum kümmern. Denn ihre Aufgabe ist der Dienst am Wort Gottes und das Gebet (Apg 6,1-7).

All diese Argumente haben einen gewissen Wert, müssten aber nuancierter ausgearbeitet werden, um meiner These gerecht zu werden. Leider ist hier weder ausreichend Zeit noch Platz für die Ausführungen zu diesem Prozess. Ich möchte nur anmerken, dass die meisten Gemeinden in den USA, die sich intensiv um die Armen kümmern, es für klüger befunden haben, gemeinnützige Unternehmen auszugliedern, die sich um die Entwicklungsarbeit in Gemeinschaften und um die Reform von sozialen Strukturen kümmern, anstatt dass diese Aufgaben direkt durch die örtliche Gemeinschaft unter Verantwortung der Gemeindeältesten übernommen werden.

3. Jesus, der arme Mann

Im Buch der Sprüche steht, dass Gott sich mit den Armen identifiziert. „Was ihr den Armen antut, das tut ihr auch mir an.“ In Mt 25 steht dasselbe. Ich habe bereits vorher aufgezeigt, dass Gott am Tag des Jüngsten Gerichts in der Lage sein wird, das Herz eines Menschen anhand seiner Haltung gegenüber anderen Menschen zu beurteilen. Aber dieser Vers trägt noch eine tiefere Bedeutung in sich.

Im Buch der Sprüche und in Mt 25 identifiziert Gott sich symbolisch mit den Armen. Doch in der Menschwerdung und im Tod Jesu identifiziert sich Gott wortwörtlich mit den Armen und Ausgegrenzten. Jesus wurde nach seiner Geburt in einen Futtertrog gelegt. Bei seiner Beschneidung opferte seine Familie das, was von den Armen verlangt wurde (Lk 2,24). Er sagte: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt“ (Mt 8,20). Am Ende seines Lebens ritt Jesus auf einem geliehenen Esel in Jerusalem ein. Er verbrachte seinen letzten Abend in einem angemieteten Raum und wurde, als er starb, in ein geliehenes Grab gelegt. Sie warfen das Los über seinen einzigen Besitz, seinen Mantel, denn am Kreuz wurde ihm alles genommen.

All das verleiht der Frage „Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder nackt oder im Gefängnis gesehen?“ eine neue Bedeutung. Die Antwort darauf lautet: Dort am Kreuz! Dort wo Jesus mitten zwischen den Verbrechern - den Ausgegrenzten - starb. Kein Wunder, dass Paulus sagen konnte, dass sich unser Blickwinkel auf die Armen für immer verändert, wenn wir einmal gesehen haben, wie Jesus arm für uns wurde.

  1. Bei diesem Essay handelt es sich um ein leicht überarbeitetes Manuskript eines Vortrags, der am 28. Mai 2008 auf dem Pastorenkolloquium der Gospel Coalition in Deerfield, Illinois gehalten wurde.
  2. D. A. Carson, "The Gospel of Jesus Christ (1Kor 15:1–19)," eine Predigt, die am 23. Mai 2007 auf der Konferenz der Gospel Coalition in Deerfield, Illinois gehalten wurde, verfügbar auf: http://thegospelcoalition.org/resources/a/What-is-the-Gospel2
  3. Carson, "The Gospel of Jesus Christ."
  4. Ebd.
  5. Ebd.
  6. Ebd.
  7. Jonathan Edwards, "Christian Charity: or, The Duty of Charity to the Poor, Explained and Enforced," in The Works of Jonathan Edwards (überarbeitet. und korrigiert von Edward Hickman; 1834; Neuauflage, Carlisle, PA: Banner of Truth, 1974), 2:163–73.
  8. Ebd., 2:164.
  9. Ebd., 2:165.
  10. Ebd., 2:165.
  11. Ebd., 2:171.
  12. Richard N. Longenecker, Galatians (WBC 41; Dallas: Word, 1990), 275.
  13. Philip Graham Ryken, Galatians (Reformed Expositor's Commentary; Phillipsburg, NJ: Presbyterian & Reformed, 2005), 248.
  14. Edwards, "Christian Charity," 2:171 (Hervorhebungen im Original).
  15. Ebd., 2:170.
  16. Ebd., 2:171–72.
  17. Ebd., 2:172 (Gegenargument IX.4).
  18. Bruce K. Waltke, A Commentary on Micah (Grand Rapids: Eerdmans, 2007), 164. Waltke unterstreicht, dass die Hilfe für die Armen manchmal als "Gerechtigkeit" und manchmal als "Barmherzigkeit" bezeichnet wird. Ich nutze beide Begriffe und erkläre die Unterschiede zwischen ihnen an einer späteren Stelle im Essay
  19. Ebd., 390–94.
  20. Edwards, "Christian Charity," 2:166 (Hervorhebungen im Original).
  21. Ebd.
  22. Douglas J. Moo, The Letter of James (Pillar New Testament Commentary; Grand Rapids: Eerdmans, 2000), 117.
  23. Edwards, "Christian Charity," 2:164.
  24. Ebd., 2:169
  25. Argument für die Erneuerung der Erde anstatt einer Ersetzung, siehe Douglas J Moo, "Nature in the New Creation: New Testament Eschatology and the Environment," JETS 49 (2006): 449–88; and Herman Bavinck, "The Renewal of Creation," Kap. 18 in Reformed Dogmatics (Grand Rapids: Baker, 2008), 4:715–30.
  26. z.B.: "Auch ihr sollt den Fremden lieben; denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen." (5Mos 10,19).
  27. Craig L. Blomberg, Neither Poverty Nor Riches: A Biblical Theology of Possessions (New Studies in Biblical Theology 7; Downers Grove: IVP, 2001).
  28. siehe C. Peter Wagner, Church Growth and the Whole Gospel: A Biblical Mandate (San Francisco: Harper & Row, 1981), 101–4.
  29. Robert D. Putnam, Bowling Alone: The Collapse and Revival of American Community (New York: Simon & Schuster, 2000), 22–24.
  30. John R. W. Stott, Christian Mission in the Modern World: What the Church Should Be Doing Now! (Downers Grove: IVP, 1975), 27.
  31. Edmund P. Clowney, "Kingdom Evangelism," in The Pastor-Evangelist: Preacher, Model, and Mobilizer for Church Growth (ed. Roger S. Greenway; Phillipsburg, NJ: Presbyterian & Reformed, 1987), 22.
  32. zitiert in: Rodney Stark, The Rise of Christianity: How the Obscure, Marginal, Jesus Movement Became the Dominant Religious Force in the Western World in a Few Centuries (San Francisco: HarperCollins, 1997), 84.
  33. Bemerkung des Herausgebers: vgl. Timothy J. Keller, Ministries of Mercy: The Call of the Jericho Road (Band 2; Phillipsburg, NJ: Presbyterian & Reformed, 1997).
  34. vgl. D. A. Carson, How Long, O Lord? Reflections on Suffering and Evil (Band 2; Grand Rapids: Baker, 2006), 51–59, Ausführungen zu den sechs "Arten von Armut"