Ehe: Vergebung und Nachsicht

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English: Marriage: Forgiving and Forbearing

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Von John Piper Über Ehe
Teil der Marriage, Christ, and Covenant: One Flesh for the Glory of God-Serie

Übersetzung von Dorothea Weiland

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Kolosser 3, 12-19
Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut! 13 Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer eine Klage gegen den anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr! 14 Zu diesem allen aber <zieht> die Liebe <an>, die das Band der Vollkommenheit ist! 15 Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib! Und seid dankbar! 16 Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade! 17 Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn! 18 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn ziemt! 19 Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.

Vielleicht erinnerst du dich, dass meine Frau Noel sagte: "Man kann nicht oft genug sagen, dass die Ehe ein Abbild von Christus und der Gemeinde ist" (siehe Epheser 5, 31-32). Ich sagte, dass ich denke, dass sie aus drei Gründen damit recht hat. Ich werde zwei davon nennen. Zum einen hebt diese Aussage die Ehe vom niedrigen Niveau einer Sitcom nach oben in den Himmel, in die hell strahlende Herrlichkeit Gottes, wo ihr [eigentlicher] (Einfügung des Übersetzers) Bestimmungsort ist. Zum anderen wird die Ehe durch den Vergleich mit Christus und der Gemeinde auf die feste Grundlage der Gnade gestellt, denn Christus wählte sich die Gemeinde aus Gnade allein zur Braut. Und so hält er auch die Beziehung zu seiner Gemeinde aufrecht—allein durch Gnade.

Ehe: Gott handelt und gibt sich zu erkennen

Die ersten beiden Aussagen sollten den ersten Grund untermauern. Ich versuchte aufzuzeigen, dass Gott in der Ehe handelt und sich zu erkennen gibt. Das ist die Herrlichkeit Gottes - sie ist von Ihm, durch Ihn und weist auf Ihn. Das Ziel einer Ehe zwischen zwei Menschen beschränkt sich auf das Diesseits. Doch die Ehe weist auf etwas Ewiges hin, nämlich Christus und die Gemeinde. Und nach dem Ende dieser Welt, wird es an ihrer Stelle diese überragende Realität geben, auf die die Ehe heute hinweist.

Jesus sagte in Matthäus 22,30: "Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel." Deshalb wird mein Vater Bill Piper bei der Auferstehung kein Bigamist sein. Sowohl meine Mutter als auch meine Stiefmutter sind gestorben. Mein Vater war 36 Jahre lang mit meiner Mutter verheiratet und nach ihrem Tod führte er eine 25 Jahre dauernde Ehe mit meiner Stiefmutter. Doch bei der Auferstehung weicht der Schatten der Realität. Die Ehe weist auf die Herrlichkeit Christi und die Gemeinde hin. Doch bei der Auferstehung verschwindet sie in der Vollkommenheit dieser Herrlichkeit.

Ehe: Fest auf Gnade gegründet

Der Zielgedanke der letzten Woche war, dass Ehe auf Gnade gegründet ist: Vertikal ([von Gott zu den Menschen]; Einfügung des Übersetzers) durch den Tod Christi am Kreuz, und als Folge daraus auch horizontal in der Beziehung zwischen Mann und Frau in der Ehe. Wir haben diese allgemeine Struktur einer christlichen Ehe ( und der Ehe, in der nur einer der Partner Christ ist) anhand von Kolosser 2, 13-14 und 3, 13 herausgearbeitet. In Kolosser 2, 13b-14 lesen wir, wie Gott die Grundlage zur Vergebung der Sünden gelegt hat: “. . . indem er uns alle Vergehungen vergeben hat. Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, <den> in Satzungen <bestehenden>, der gegen uns war, und ihn aus <unserer> Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte."# Alle Schuld die wir durch die Sünde auf uns geladen haben, hat Gott am Kreuz weggenommen. Natürlich geschieht das nicht durch die Nägel und das Kreuz an sich - die Sünde wird durch die durchbohrten Hände und Füße des Sohnes Gottes weggenommen (siehe Jesaja 53, 5-6)

Gnade, die sich nach außen zeigt

Nachdem uns Paulus die Grundlage für Gottes Vergebung am Kreuz aufgezeigt hat, sagt er in Kolosser 3,13b: "Wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr!" Anders ausgedrückt: "Nimm die Gnade, die Vergebung und die Rechtfertigung, die du vertikal durch den Tod Christi am Kreuz selbst empfangen hast und gib sie horizontal an andere Menschen weiter. Im Besonderen als Ehemann an deine Frau und als Ehefrau an deinen Mann.“ Am Schluss stellte ich die Frage: "Warum liegt hier die Betonung auf Vergebung und Nachsicht anstatt beispielsweise auf Romantik und der Freude aneinander?“ Ich habe hierauf drei Antworten gegeben:

  1. Da aufgrund der Sünde Konflikte entstehen werden, müssen wir Sünden vergeben und Nachsicht gegenüber Fremdartigem üben. Manchmal werden wir die beiden Dinge noch nicht einmal voneinander unterscheiden können.
  2. Die harte und schwere Arbeit der Vergebung und Nachsicht macht es möglich, dass Gefühle, die bereits erloschen schienen, wieder neu aufleben können.
  3. Wenn zwei sehr verschiedene und unvollkommene Menschen ihr Leben auch in Bedrängnis in Treue vor Gott und im Vertrauen auf Ihn zusammen führen, geben sie Gott damit die Ehre.

Erlösende Trennung und das Danach

Heute möchte ich näher auf Nachsicht und Vergebung eingehen. Erlaube mir zu Beginn die Bemerkung, dass ich mir - schmerzlich - bewusst bin, dass es Sünde in Partnerschaften gibt, bei der aus Nachsicht und Vergebung eine Förderung der Sünde wird und einer erlösenden Trennung bedarf - Ich wähle diese Worte sehr sorgfältig: eine erlösende Trennung. Ich denke dabei an Dinge wie Körperverletzung, Ehebruch, Kindesmissbrauch, Zornausbrüche unter Alkoholeinfluss, Spielsucht, Diebstahl oder Lügen, die die Familie ruinieren. Das ist jedoch heute nicht unser Thema - wir werden uns später damit befassen, wenn es um die Themen Trennung, Scheidung und Wiederheirat geht. Heute möchte ich dir ein biblisches Muster von Nachsicht und Vergebung zeigen, das dir dabei helfen kann, erst gar nicht an den Punkt einer Trennung zu kommen. Vielleicht hilft es auch manchen unter uns, die am Abgrund stehen, wieder zurückzukehren - vielleicht können dadurch auch Ehen, die von der Welt bereits als "geschieden" bezeichnet werden, gerettet werden. Und ich bete auch dafür, dass dadurch auch in die Kinder und die Singles, die eines Tages vielleicht heiraten werden, eine Saat hineingelegt wird, damit ihre Ehen auf dem stabilen Fundament der Gnade aufgebaut werden.

Das Fundament: Die Person Christi und sein Werk

Als Paulus zu Kolosser 3,12 kommt, hat er bereits ein stabiles Fundament in der Person Christi und seinem Werk am Kreuz gelegt. Das ist die Basis einer Ehe und des Lebens überhaupt. Die wichtigsten Kämpfe im Leben und in der Ehe werden um den Glauben an diese Person und an sein Werk ausgefochten. Mit "glauben" meine ich vertrauen, ihn annehmen, wertschätzen, die Beziehung zu ihm pflegen, sich auf ihn verlassen, in sich aufnehmen und das eigene Leben danach formen. Wenn Paulus also zu Kolosser 3,12 kommt, ermahnt er uns mit gewaltigen Worten, die unsere Gefühle für eine Realität wecken sollen, die auf Christus und sein Heilswerk aufgebaut sind.

Auserwählt

Zu Beginn beschreibt er uns Gläubige in dreierlei Weise und ermahnt uns. "Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte. . . ." Hier sagt er uns, was für ein Herz und welche Einstellung wir haben sollen - wir sollen sie anlegen wie Kleider. Doch zuerst nennt er uns Auserwählte, Heilige, Geliebte. Wir sind Gottes Auserwählte. Noch bevor Er die Erde schuf, wurden wir von Gott Auserwählte in Christus. Man hört den Wert, den Paulus dieser Sache zuschreibt in seinen Worten in Römer 8,33: "Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?"# Die Antwort auf diese Frage ist: Absolut niemand! Paulus möchte, dass wir das Wunder spüren, Auserwählte zu sein, dass wir mit unerschütterlicher Liebe geliebt sind. Wenn du dich der Wahrheit widersetzt, dass du erwählt wurdest, widersetzt du dich auch geliebt zu werden.

Heilig

Dann nennt er uns heilig - das bedeutet: abgesondert für Gott. Er hat uns mit einem bestimmten Ziel auserwählt - wir sollen sein heiliges Volk sein. Um aus der Welt herauszukommen und nicht mehr "gewöhnlich" oder unrein zu sein. Epheser 1,4: "Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos vor ihm seien (in Liebe)."# 1. Petrus 2,9: "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht. . . eine heilige Nation.”# Das ist zuerst einmal eine Stellung und eine Bestimmung, bevor es zu einem Verhaltensmuster wird. Deshalb sagt er uns, dass wir diese Art des Verhaltens "anziehen" sollen. Er weiß, dass wir noch nicht an diesem Ziel angelangt sind. Er ruft dazu auf, heilig zu werden, weil wir in Christus heilig sind. Zieh dich so an, dass es zu deinem Wesen passt. Kleide dich in Heiligkeit.

Geliebt

Dann nennt er uns geliebt. “Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte.” Gott, der Schöpfer der Erde hat dich auserwählt, dich für sich ausgesondert und er liebt dich. Er ist für dich - nicht gegen dich. "Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist" (Römer 5,8) Das ist die Grundlage für Nachsicht und Vergebung in der Ehe. Sie sind hin und weg davon. Ihr Männer, gebt euch selbst hin, um das zu sehen und zu genießen. Ihr Frauen, gebt euch selbst hin, um das zu sehen und zu genießen. Zieht Kraft für euer Leben daraus. Zieht eure Freude daraus. Zieht eure Hoffnung daraus—ihr seid auserwählt, herausgerufen, und von Gott geliebt. Fleht darüber zum Herrn, dass dies zu dem wird, wofür euer Herz schlägt - in eurem Leben und in eurer Ehe.

Eine innere Haltung, die sich im Verhalten nach außen zeigt

Das ist die Grundlage - diese tief verwurzelte auf Gott zentrierte Identität - aufgrund derer Paulus uns sagt, was wir "anziehen" sollen. Welche "Kleidung" zieht ein auserwähltes, geliebtes und heiliges Kind Gottes an? Es geht hier darum, welche innere Haltung und welches Verhalten zu den Eigenschaften "auserwählt", "herausgerufen" und "durch Christus von Gott geliebt" passen, beziehungsweise sich daraus ergeben.

Ich denke, Paulus beschreibt hier drei Arten innerer Haltung, die zu einem bestimmten Verhalten nach außen führen. "Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut! Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat."

Von den "Eingeweiden der Barmherzigkeit" zur Güte

Zwei Eigenschaften bilden jeweils ein Paar. Vers 12: "Herzliches Erbarmen, Güte" Wörtlich übersetzt: "Eingeweide der Barmherzigkeit und Güte" Die "Eingeweide der Barmherzigkeit" beschreiben den inneren Zustand, die "Güte" das Verhalten nach außen. Wenn du in deinem Innersten barmherzig bist, kann auf diesem Boden Güte gedeihen. Ihr Männer: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Barmherzigkeit in euch wachsen kann. Ihr Frauen: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Barmherzigkeit in euch wachsen kann. Und behandelt euch aus dieser zärtlichen Barmherzigkeit gegenseitig mit Güte. Wir kämpfen dabei mit unserem unbarmherzigen Inneren. Kämpft diesen Kampf im Glauben, durch das Evangelium und im Gebet. Sei fassungslos und gebrochen und lass dich wieder aufbauen, werde fröhlich und barmherzig, denn du bist auserwählt, heilig und geliebt.

Von Demut zu Milde

Das nächste Paar besteht aus "Demut" und "Milde" Vers 12: “Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde. . . ." Wörtlich übersetzt: "Niedrigkeit, Sanftmut" "Demut" beschreibt den inneren Zustand, die "Milde" das Verhalten nach außen. Jemand, der kein stolzes sondern ein demütiges Herz besitzt, wird andere mit mehr Sanftmut behandeln. Sanftmut schätzt den Anderen höher als sich selbst und dient ihm. Das geschieht, wenn das Herz demütig ist.

Ihr Männer: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Demut in euch wachsen kann. Ihr Frauen: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Demut in euch wachsen kann. Und behandelt euch aus dieser Demut heraus gegenseitig mit Milde. Wir kämpfen dabei mit unserem stolzen, ichbezogenen Inneren. Kämpft diesen Kampf im Glauben, durch das Evangelium und im Gebet. Sei fassungslos und gebrochen und lass dich wieder aufbauen, werde fröhlich und demütig, denn du bist auserwählt, heilig und geliebt.

Von Langmut zu Nachsicht und Vergebung

Das nächste Paar ist gar kein Paar. Es handelt sich um einen inneren Zustand, aus dem Nachsicht und Vergebung hervorgeht. Vers 12: "Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut! Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat." "Geduld" ist hier der innere Zustand, die sich nach außen durch Nachsicht und Vergebung zeigt.

Wörtlich übersetzt bedeutet Geduld "Langmut" (makrothumia). Werde zu einem Menschen mit langem Geduldsfaden. Einem sehr langen. Werde ein Mensch mit Geduld, langsam zum Zorn, schnell zum Hören, langsam zum Reden (Jakobus 1,19). Diese drei genannten Zustände sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. "Eingeweide der Barmherzigkeit" (ein barmherziges Herz) und "Bescheidenheit" (Demut) bringen "Langmut" (Geduld) hervor. Wenn du schnell aufbrausend wirst anstatt geduldig zu sein, liegt das möglicherweise an fehlender Barmherzigkeit und Demut. Anders ausgedrückt hat die Tatsache, dass du auserwählt, heilig und geliebt bist, dein Herz nicht gebrochen und dich von Ich-Bezogenheit und Stolz abgebracht.

Ihr Männer: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Barmherzigkeit und Demut in euch wachsen können und ihr so geduldiger werdet. Ihr Frauen: Verwurzelt euren Glauben durch das Evangelium in Christus, damit Barmherzigkeit und Demut in euch wachsen könnnen und ihr so geduldiger werdet. Und dann behandelt einander mit . . . was? Die anderen Dinge waren jeweils paarweise angeordnet: Herzen voller Barmherzigkeit, die zu Güte führen, Demut, die zu Sanftmut führt. Zu was aber führt Geduld (oder Langmut)?

Zwei Dinge: Nachsicht und Vergebung

Zwei Dinge, nicht nur eines: Zuerst: "Einander ertragen" und dann als zweites: "Vergebt einander, wenn einer Klage gegen den anderen hat." Nachsicht und Vergebung Was heißt das und wie sieht das konkret in einer Ehe aus? Vorab noch eine Bemerkung zu den beiden Wörtern. "aushalten" oder "verzichten" Wörtlich übersetzt heißt es an dieser Stelle "ertragen" - einander ertragen. Jesus benutzt dieses Wort in Lukas 9,41: "Ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein und euch ertragen?" Auch Paulus benutzt dieses Wort in 1. Korinther 4,12: "Verfolgt, dulden wir" Werdet zu geduldigen Menschen und haltet einander aus. Ertragt einander. "Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals." (1. Korinther 13,7-8)

Das andere Wort ist "vergeben". Im Neuen Testament gibt es mindestens zwei Worte für "vergeben". Hier steht das Wort "charizomenoi". Es bedeutet: freizügig oder großzügig geben Es geht hier nicht um eine ausgeglichene Bezahlung. Es geht darum, jemanden besser zu behandeln als er es verdient hätte. In diesem Sinne bedeutet es: Wenn dir jemand etwas angetan hat und deswegen in deiner Schuld steht, dann besagt die pure Gerechtigkeit, dass du das Recht hast, den anderen als Kompensation für dein Leiden selbst leiden zu lassen. Du aber verzichtest nicht nur auf diese Heimzahlung, sondern tust dem Anderen "großzügig" Gutes anstatt Böses. Das ist die Bedeutung des Wortes charizomai. Dein Verhalten ist Vergebung - du vergiltst nicht Böses mit Bösem, sondern du segnest (1. Korinther 4,12; 1. Thessalonicher 5,15; Matthäus 5,44; Lukas 6,27).

Unsere Hoffnung im Evangelium

Was ich hier sehr hilfreich finde, ist, dass Paulus sowohl Vergebung als auch Nachsicht als unabdingbar für das gelingende Zusammenleben ansieht - sowohl in der Gemeinde als auch in der Ehe. Vergebung heißt: Ich werde dich nicht schlecht behandeln wegen deiner Verfehlungen mir gegenüber oder wegen störender Verhaltensweisen. Nachsicht gesteht (sich selbst) diese Verfehlungen und störenden Verhaltensweisen ein. Sie stören wirklich. Gäbe es nichts an der anderen Person, das uns stören würde, hätten die Worte "ertragt einander" keinen Sinn.

Wenn du jemanden heiratest, weißt du nicht, wie er in 30 Jahren sein wird. Unsere Vorfahren haben ihre Eheversprechen nicht blindlings mit dem Kopf im Sand formuliert. Ihre Augen waren weit offen für die Realität - "Ich verspreche von diesem Tag an, in guten und in schlechten Zeiten, in Reichtum und Armut, Krankheit und Gesundheit dich in Treue zu lieben, zu achten und zu ehren, bis dass der Tod uns scheidet. Du weißt nicht, wie diese Person in Zukunft sein wird: Es kann sein, dass es besser wird als du es dir je erträumt hast, es kann aber auch schlechter werden. Unsere Hoffnung beruht auf der Tatsache: Wir sind erwählt, heilig und geliebt. Gott ist für uns und denen die ihn lieben werden alle Dinge zum Besten dienen.

Der Komposthaufen

Was hat es mit dem Komposthaufen auf sich? Stell dir deine Ehe als Wiese vor. Du betrittst sie am Anfang voller Hoffnung und Freude. Du schaust in die Zukunft und siehst wunderschöne Blumen, Bäume und sanfte Hügel. Diese Schönheit, die du siehst, ist die, die du im Anderen findest. Eure Beziehung ist die Wiese mit den Blumen und den sanften Hügeln. Doch schon nach kurzer Zeit trittst du in Kuhfladen. Zu manchen Zeiten in deiner Ehe scheinen sie überall zu sein. Besonders spät in der Nacht treten sie gehäuft auf. Es handelt sich hier um Sünden, Makel, Eigenheiten, Schwächen und störenden Verhaltensweisen bei dir und deinem Partner. Du versuchst, sie zu vergeben und sie mit Nachsicht zu ertragen.

Aber irgendwie dominieren sie eure Beziehung. Vielleicht stimmt dieses Gefühl nicht, aber es sieht so aus, als gäbe es nur diese Kuhfladen. Ich denke, dass die Verbindung aus Nachsicht und Vergebung zum Anlegen eines Komposthaufens führt. Und hier beginnt ihr, die Kuhfladen wegzuschaufeln. Ihr seht einander an und stellt lediglich fest, dass hier wirklich eine ganze Menge Kuhfladen herumliegen. Aber ihr sagt zueinander: Wir wissen, dass es in dieser Beziehung mehr gibt als nur Kuhfladen. Aber wir haben unseren Blick dafür verloren, weil wir uns immer nur auf diese Kuhfladen konzentrieren. Lass sie uns auf den Komposthaufen werfen. Und wenn notwendig gehen wir dorthin, riechen die schlechte Luft, fühlen uns schlecht und gehen damit um so gut wir können. Und dann gehen wir wieder weg und konzentrieren uns auf den Rest der Wiese. Wir suchen uns unsere Lieblingspfade und Lieblingshügel von denen wir wissen, dass dort keine Kuhfladen sind. Und wir sind dankbar für diese schönen Teile der Wiese.

Unsere Hände sind vielleicht dreckig und vielleicht tut uns auch der Rücken vom vielen Schaufeln weh. Aber wir wissen eines: Wir schlagen unser Zelt nicht am Komposthaufen auf. Wir gehen dort nur hin, wenn wir wirklich müssen. Das ist das Geschenk der Gnade, das wir uns immer wieder gegenseitig machen - denn wir sind erwählt, heilig und geliebt.