Jesus, Islam, Pharisäer und die Neue Paulus-Perspektive

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English: Jesus, Islam, Pharisees and the New Perspective on Paul

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Von John Piper Über Falsche Lehren
Teil der Taste & See-Serie

Übersetzung von Monica Ryan

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Als ich einem Interview von Mark Dever mit Thabity Anyabwile zuhörte, hörte ich wie Mark sich einer Darstellung bediente, die ich für sehr hilfreich empfinde. Es bezieht sich auf die Frage, ob Muslime und Christen denselben Gott, lediglich mit unterschiedlichem Namen anbeten.

Er sagte man solle sich zwei alte Kommilitonen vorstellen, wie sie sich über einen ehemaligen gemeinsamen Bekannten unterhalten. Nach einer Weile fangen sie an sich zu wundern, ob sie von derselben Person sprechen. Einer von ihnen ist davon überzeugt, dass es sich um dieselbe Person handelt, der andere wiederum meint, dass er den Bekannten so nicht ganz in Erinnerung hat. Um Klarheit in die Sache zu schaffen entschliessen sie sich letztendlich, ein altes Jahrbuch auszugraben. Sobald sie das Buch aufschlagen und das Bild des Bekannten zu sehen meint der Eine: “Nein, das ist nicht derselbe Mensch, von dem ich spreche”. Somit war es dann doch nicht dieselbe Person.

Mark Dever wies daraufhin, dass Jesus, so wie er in der Bibel offenbart ist, sinnbildlich für das Bild im Jahrbuch steht. Wenn Muslime und Christen darüber diskutieren, ob sie denselben Gott anbeten, erübrigt sich beim Anblick Seines Bildes im Jahrbuch diese Frage. ‘Nein’, würden Muslime in diesem Fall sagen, ‘das ist nicht der Gott, von dem wir sprechen’.

Das ist jedoch der Gott, von dem Christen sprechen. Johannes besagt in Kapital 1 Vers 18: “Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht”. Jesus macht den unsichtbaren Gott für uns sichtbar. In Johannes 14:8 sagt Philippus: “Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns”. Daraufhin erwiderte Jesus: ‘So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater?” Paulus antwortete daraufhin in 2 Korinthen 4:6: ‘.. der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten ließ, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi”.

Mit anderen Worten, Jesus ist das Bild im Jahrbuch, das die Frage nach dem wahren Gott erübrigt. Wer die Person Gottes nicht in Jesus Christus erkennt, so betet er nicht den wahren Gott an. Das ist das widerhallende Zeugnis Jesu und der Apostel, die wir in den folgenden Bibeltexten finden können.

Wenn wir uns nun zweitausend Jahre zurückbewegten und dieselbe Frage einem Pharisäer und einem Anhänger Jesu stellten, dann hätten wir eine ähnliche Situation. Beteten die Pharisäer denselben Gott an wie die, die Jesus anbeteten? Ich will damit durchaus nicht andeuten, dass alle Pharisäer gleich sind. Zum Beispiel, in Johannes 3:1 scheint Nikodemus nicht aus demselben Geist zu sein wie die meisten (auch wenn er die „neue Geburt“ zunächst für unverständlich hielt). Somit beziehe ich mich bei dieser Frage auf die Pharisär generell, so wie Jesus sie gesehen hat. Beteten diese Pharisäer denselben Gott an, wie die Anhänger Jesu Christi?

Diese Frage ist im Gegensatz zu der Muslime-Christen-Frage umso auffälliger, als das sich beide, Pharisäer und Anhänger Jesu auf das gleiche Heilige Buch, nämlich die Tenach – das Alte Testament bezogen. Dies bedeutet, dass sie denselben Namen für Gott verwendeten, dieselben Geschichten über Gott erzählten und die gleichen Rituale in Bezug auf Gott durchführten und verfolgten. Warum sollte also die Frage, ob Pharisäer und Anhänger Jesu den gleichen Gott anbeteten überhaupt erst aufkommen?

Weil es Jesus war, der das Thema angeschnitten hat. Hinzu kommt, dass die Art und Weise wie Er es angesprochen hat es einem erschwert, einige der von der Neue Paulus-Perspektive (NPP) bzgl. der jüdischen Führer aus der Zeit Jesu erwähnten Dinge zu glauben. E.P. Sanders ist der wichtigste Vertreter der neuen Interpretationsweise der Neuen Perspektive uber das Pharisäertum. Hier ist ein Auszug aus N.T. Wrights Zusammenfassung:

[Sanders] wichtigster Punkt, dem sich alles andere unterstellt, kann auf einen ganz einfachen Nenner gebracht werden. Judentum war zur Zeit des Apostel Paulus nicht, wie bisher oft angenommen, eine Religion legalistischer Werke und der Selbstgerechtigkeit. Wenn wir uns das so vorstellen und auch, dass sie deswegen von Paulus angegriffen wurde, tun wir der Religion wie auch Paulus ein grosses Unrecht … Die Juden halten an das Gesetz aus Dank fest als angemessene Antwort auf Gnade – nicht um dem Bund der Auserwählten beizutreten, sondern um drinzubleiben. “Drinzusein” bzw. ein Teil davon zu sein war an erster Stelle ein Geschenk Gottes. Dieses Schema prägte E.P. Sanders bekannterweise mit dem Ausdruck “Bundesmonismus” (vom griechischen Nomos, Recht) (Was Apostel Paulus wirklich gesagt hat, S. 18-19).

Wright stimmt mit dieser Hauptthese der Neuen Paulus-Perspektive ueberein: “Sanders .. dominiert die Landschaft innerhalb dieses Themas und bis ein wesentliches Gegenargument gegenüber seiner zentralen These hervorgebracht wird, zwingt einen Aufrichtigkeit dazu, voll mit ihm zu verkehren. Ich selber glaube nicht daran, dass solch ein Gegenargument jemals erbracht werden kann oder wird; einige Abänderungen (Abhandlungen) werden dringend benötigt werden, der springende Punkt wurde damit jedoch längst etabliert” (ebd., S. 20).

Wright meinte, zum Beispiel, dass der Ruhm den Paulus durch die Lehre der Rechtfertigung durch Glauben allein (z.B. in Roemer 3:27) auszuschliessen versuchte nicht das ist, was wir für üblich annehmen.

Dieser ‘Ruhm’, der ausgeschlossen ist, ist nicht der Ruhm des erfolgssicheren Moralisten; es ist der geschlechtbedingte Ruhm der Juden, wie in [Römer] 2:17-24 wiedergegeben. Wenn dem nämlich nicht so wäre, dann ist [Römer] 3:29 (… “Oder ist Gott nur der Juden Gott, nicht auch der Heiden? Ja freilich, auch der Heiden!”) eine Non sequitur. Paulus hat in dieser Passage nicht die geringste Absicht einen Proto-Pelagianismus, für den seine Zeitgenossen nicht zuständig waren, abzuwehren. Vielmehr verkündet er hier, wie auch schon in Galater und Philipper, dass es keinen Weg in die Gemeinschaft basierend auf einen sogennanten Privileg, einem juedischen Geschlecht anzugehoeren geben wird. (ebd., S. 129)

Wrights Aussagen sind in mehrfacher Hinsicht verblüffend. Zum einen behaupten die Juden in Römer 2:17-24 tatsächlich erfolgreiche Moralisten zu sein. Sie belehren andere, aber nicht sich selber oder untereinander (v. 21). Sie predigen man solle nicht stehlen, stehlen aber (v. 21). Sie predigen man solle nicht ehebrechen und brechen die Ehe (v. 22). “Sie greuen sich vor den Götzen, und raubest Gott, was sein ist; 23 sie rühmen sich des Gesetzes, und schänden Gott durch Übertretung des Gesetzes (v. 24). Wie Wright diesen Absatz dazu benutzen kann, um moralistichbedingten Ruhm von Ruhm aus geschlechtsbedingtem Privileg zu unterscheiden ist mir ein Raetsel (die Bezeichnung selber differenziert ja).

Dann gibt es da Wrights Bestatigung von Sanders Behauptung, dass die Religion der Pharisäer nicht die “Religion legalistischer Werke und Selbstgerechtigkeit’ist und, dass ‘Die Juden [aus Jesu Zeiten] das Gesetz aus Dank als „angemessene Antwort auf Gnade“ bewahren. Die einzige Erklärung die ich für solche erstaunliche Aussagen finden kann ist, dass das Zeugnis Jesu geleugnet oder verschleiert wird. Es ist mein Eindruck, dass Evangeliker die von der NPP beeindruckt sind, sich womöglich nicht ernstlich genug mit der Tatsache auseinadergesetzt haben, dass die Entstehung der NPP selber unter ähnlich verleugnenden und verschleierten Verhältnissen stattgefunden zu haben scheint.

Als Jesus sich an die jüdischen Führer seiner Zeit richtete (Pharisäer, Rechtsanwäelte, Älteste, Sadduzäer, Hohenpriester), war seine widerhallende Schlussfolgerung die, dass sie Gott nicht einmal kennen. Und ihre auf diesem Hintergrund gelebte Religion (der Art, die Jesus betroffen macht) ist weder Dankbarkeit noch eine angemessene Antwort auf Gnade.

Als Er die jüdischen Führer fragte: ‘So ich aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht’, war seine Antwort: ‘Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; darum hört ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott’ (Johannes 8:47). Das ist was Jesus beansprucht, um das Bild im Jahrbuch zu sein. ‘Ich bin von Gott und ich spreche die Worte Gottes. Du siehst, noch hoerst du Gott, daher bist du nicht von Gott’.

Das heisst, sie haben nicht Gott, sondern den Teufel als Vater. Jesus sagte: ‘Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben … Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.’ (Johannes 8:42-44). Das ist der Hauptgrund, warum die jüdischen Führer Christus nicht annehmen wollen. Ihr Wille wird nicht aus Dank gegenüber Gott als angemessene Antwort auf Gnade, sondern von dem Willen ihrer Vaters gesteuert, das nicht die Liebe Gottes ist. “…Und ihr wollt nicht zu mir kommen, auf daß ihr Leben habet …ich kenne euch, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmet mich nicht auf …” (Johannes 5:40-43). Sie kennen den wahren Gott einfach nicht: “Ihr habt ihn nicht erkannt” (Johannes 8:55).

Es ist mir völlig unverständlich wie man das von Jesus generell über die jüdische Führung seiner Zeit (also nicht ueber jeden einzelnen) besagte ernst nehmen kann, waehrend man die von ihnen ausgelebte Religion vor jeglichem ‘Selbsthilfe-Moralismus’ (Wrights Bezeichnung) verschont. Warum sind sie “Soehne der Hölle”? (Matthäus 23:15). Menschen kommen nicht in die Hölle, weil sie “aus Dank” als angemessene Antwort auf Gnade an das Gesetz festgehalten haben. Menschen kommen in die Hölle, weil sie sich auf das Selbst verlassen, anstatt auf Gnade.

Jesus ist das Bild im Jahrbuch, das die Pharisäer nicht erkennen können. Der Grund dafür ist, dass sie einen Messias wollen, der ihre Liebe zum Selbstlob für selbsterbrachte Leistungen bestätigt (Johannes 5:43-44). Der Anhänger dieser selbstverherrlichenden Religion mag wirklich Gott für einige seiner nach außen hin bezeugenden moralistichen Reinheit dankbar sein ("Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen Menschen, Räuber, Betrüger, Ehebrecher" Lukas 18:11). Aber sein Vertrauen in Gott bezieht sich direkt auf das, was er ist (unabhängig von dem, der ihn so erschaffen hat). Ob man diese Religion einen "Sellbsthilfe-Moralismus" nennen sollte ist eine andere Frage. Eins ist jedoch klar, es ist eine Religion, die vertrauen in die eigene Moral fördert und das Selbst preist. Was Jesus darüber dachte ist auch klar:

Hiermit ist das Fazit also, dass wir immer auf das Jahrbuch des neutestamentarischen Evangeliums greifen sollten, um das Bild Jesu herauszufinden. Durch Ihn wird es deutlich werden, ob Muslime oder Christen, Pharisär oder Anhänger Jesu denselben Gott verehren.

Zusammen mit Euch, meine Augen fest auf Jesus gerichtet.

Pastor John