Von Erniedrigung zu Erhöhung

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English: Humiliation to Exaltation

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Von R.C. Sproul Über Der Tod Christi
Teil der Right Now Counts Forever-Serie

Übersetzung von Claudia Kees

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Da hängt noch etwas, baumelt einfach so vor sich hin, als wäre es dem zweiten Kapitel des ersten Buches Mose lediglich als nachträglicher Einfall angeheftet. Nun wissen wir aber, dass es in Geist und Inspiration des Heiligen Geistes keine nachträglichen Einfälle gibt. Und so schauen wir uns in diesem Abschnitt nach einem Hinweis darüber um, wie wir denn vor dem Elend der Sünde veranlagt waren. In Kapitel 2, Vers 25 steht: „Und sie waren beide nackt, der Mensch und das Weib, und schämten sich nicht.“[1. Mose 2:25, Elberfelder Bibel - AdÜ]. Wir erfahren also: Vor Eintritt der Sünde in die Welt gab es keine Scham. Es gab keine Verlegenheit. Gänzlich unbekannt und fremd war der Menschheit das demütigende Erlebnis der Erniedrigung. Mit dem ersten Sünderlebnis jedoch kam auch die schreckliche und erdrückend schwere Last persönlicher Beschämnis und Verlegenheit. Beschämnis und Verlegenheit sind Empfindungen und Erfahrungen, die uns mit unterschiedlicher Schärfe ereilen. Die schlimmste Art von Beschämnis, die furchtbarste Form der Verlegenheit, ist jene, deren Folge eine totale Erniedrigung ist. Erniedrigung bringt nicht nur Schamesröte ins Gesicht , sondern schafft auch ein Gefühl von Verzweiflung, weil dabei unsere Würde verloren geht und unser Ruf zerstört wird.

Und doch kam genau in diese Sphäre von Scham und Erniedrigung unser Retter in seiner Menschwerdung freiwillig. Das populäre Kirchenlied „Ivory Palaces“ schildert diesen Abstieg von der Herrlichkeit – der Menschensohn verlässt freiwillig Seinen Elfenbeinpalast, Sein ewiges himmlisches Zuhause. Bereitwillig verzichtet Er auf Ruhm und Ehre, bereitwillig wird Er Mensch und Diener, gehorsam bis in den Tod. Genau diese von Christus bereitwillig angenommene Erniedrigung steht ganz am Anfang Seines Weges zur Herrlichkeit und zu Seiner letztendlichen Erhöhung. Im Neuen Testament zieht sich diese Entwicklungsspur von der Erniedrigung in Jesu Geburt hin zu Seiner Erhöhung in Seiner Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkehr. In ihrer Beschaffenheit stellt die Erhöhung das genaue Gegenteil, eine scharfe Antithese, zur Erniedrigung dar. In der Erhöhung ist die Würde nicht nur wiederhergestellt, sondern wird dazu mit der Herrlichkeit gekrönt, welche nur von Gott verliehen werden kann. Mit dem biblischen Thema der Erhöhung Jesu betrachten wir somit, wie der Vater Seinen Sohn belohnt und Seine Herrlichkeit der ganzen Schöpfung verkündet.

Wir erfahren, dass niemand zum Himmel auffährt außer dem Einen, der vom Himmel herabsteigt, und wir erfahren auch, dass wir bei der Taufe Kenn- und Anzeichen unserer Mitgliedschaft in Jesus sowohl in Seiner Erniedrigung als auch Seiner Erhöhung empfangen. Die Verheißung, mit Christus erhöht zu werden, wird jedem Gläubigen gegeben – allerdings mit unmissverständlicher Warnung: Nur wenn wir Jesu Erniedrigung mit Ihm teilen, besteht für uns überhaupt Aussicht, dass Er uns auch an Seiner Erhöhung teilhaben lässt. Dies aber ist die Krone, die uns vorgesetzt wird - dass wir, die wir kein Recht auf unvergängliche Herrlichkeit und Ehre haben, diese dennoch empfangen dürfen dank dessen, was unser vollkommener Erlöser an unserer Stelle vollbracht hat.

Im Jahre 1990 schrieb ich ein Buch mit dem Titel „Die Herrlichkeit Christi“ [The Glory of Christ – AdÜ]. Dies war eines meiner spannendsten Schreiberlebnisse überhaupt. Meine Aufgabe dabei war es, zu zeigen, dass es in Jesu Leben und Wirken allgemein gesehen zwar eine Entwicklung von Erniedrigung zu Erhöhung gibt, jedoch nicht mit stetig durchgehendem Richtungsverlauf von Erniedrigung zu Erhöhung. Vielmehr erläutert das Buch, dass Jesus auf seinem Weg von Erniedrigung zu Erhöhung, ja sogar in Augenblicken Seiner schlimmsten Demütigungen, göttliche Gnade gewährt wird, in deren Vermittlung auch die Herrlichkeit des Sohnes zum Ausdruck kommt.

Bei Jesu Geburt zum Beispiel konzentriert man sich leicht auf die schiere Verarmung, welche mit der Tatsache einherging, dass Er in einem Stall geboren wurde und in der dortigen Herberge nicht erwünscht war. Die niedrigen Umstände Seiner Geburt vermitteln den Eindruck erschütternder Entwürdigung. Und doch begab es sich, dass im gleichen Augenblick, als unser Herr in solch entwürdigenden Umständen in die Menschheit kam, ganz in der Nähe der Himmel die göttliche Herrlichkeit vor den Augen der Hirten herabstrahlen ließ und ihnen Seine Geburt, die Geburt des Königs, verkündete.

Selbst am Kreuz, in den schlimmsten Augenblicken Seiner Erniedrigung, bleibt doch ein Anzeichen für seinen Sieg über das Böse, denn Sein Leichnam wird nicht in die Müllhalde außerhalb von Jerusalem geworfen; stattdessen erfüllt sich die Prophezeiung von Jesaja Kapitel 53, und der Leichnam Jesu wurde sanft in der Grabstätte eines wohlhabenden Mannes zur Ruhe gebettet. Jesu Tod war schmachvoll, Sein Begräbnis dagegen war für die damalige Zeit äußerst ehrenhaft. Seinen Leichnam zierten die süßesten Gewürze und die teuersten Parfüme, und Er bekam das Ehrengrabmal. Und so ließ es Gott inmitten der Leiden Seines gehorsamen Dieners nicht zu, dass Sein Heiliger zerfallen müsse.

Beim Durchblättern der Heiligen Schrift leuchten uns diese Gnadenschimmer hier und da immer wieder entgegen, sie durchbrechen Schleier und Mantel der Menschenhaftigkeit Jesu und durchstechen die Panzerung von Erniedrigung und Entwürdigung, Seinem Los auf Erden. Diese Augenblicke oder Schimmer von Herrlichkeit dürften dem Christen ein Vorgeschmack davon sein, was noch vor uns liegt, und zwar nicht nur die letztendliche Erhöhung Jesu in der Erfüllung seines Königreichs, sondern auch für uns sozusagen eine Kostprobe des Himmels an sich, wenn wir Erben und Miterben Jesu werden. Jesu endgültiges Los, Sein Schicksal, Sein Vermächtnis, vom Vater versprochen und gewährleistet, ist Herrlichkeit, und jene Herrlichkeit teilt Er mit allen, die Ihm ihr Vertrauen schenken.

Im alltäglichen Sprachgebrauch bilden die Ausdrücke Erhöhung und Erniedrigung Gegenpole zueinander. Eine der glanzvollsten Herrlichkeiten der geoffenbarten göttlichen Wahrheit und eine der ergreifendsten Ironien ist es, dass sich im Kreuz Christi diese beiden Gegenpole vereinen und versöhnen. In Seiner Erniedrigung finden wir unsere Erhöhung. An die Stelle unserer Scham und Schande tritt Seine Herrlichkeit. Recht hatte der Liedtexter, als er schrieb: „Mein sündhaftes Wesen meine einzige Schande, meine ganze Herrlichkeit das Kreuz.“ [Original: “My sinful self my only shame, my glory all the cross.” AdÜ]