Von der Pflicht zur Freude/Das Streben nach Freude verdrängt Stolz und Selbstmitleid

Aus Biblische Bücher und Predigten

Wechseln zu:Navigation, Suche

Verwandte Ressourcen
More Von John Piper
Autorenindex
More Über Christian Hedonism
Thema-Index
Über diese Übersetzung
English: The Dangerous Duty of Delight/Pursuing Pleasure Undermines Pride and Self-Pity

© Desiring God

Share this
Unsere Mission
Diese Übersetzung wird von Evangelium Übersetzungen, ein Online-Dienst, das Evangelium-zentriert Bücher und Artikel frei verfügbar in jeder Nation und Sprache.

Erfahren Sie mehr (English).
Wie Sie helfen können
Wenn Sie gut Englisch sprechen, können Sie mit uns freiwillig als Übersetzer arbeiten.

Erfahren Sie mehr (English).

Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 5 des Buches Von der Pflicht zur Freude

Übersetzung von Desiring God


Gott stellt sich gegen allen menschlichen Stolz. »Das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt …, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme« (1. Korinther 1,28-29). Wenn eine Aussage über das christliche Leben beansprucht, sich auf die Bibel zu gründen, muss sie sich gegen den Stolz richten. Das gehört zu den großen Werten des christlichen Hedonismus. Er verdrängt die Macht des Stolzes.

Stolz ist das Hauptübel im Universum. Der Herr lässt keinen Zweifel daran, wie Er darüber empfindet: »Hochmut und Stolz … hasse ich« (Sprüche 8,13).

Der christliche Hedonismus bekämpft den Stolz, weil er den Menschen zu den leeren Gefäßen unter Gottes Brunnen zählt. Wohltäter können mit etwas prahlen, Sozialhilfeempfänger nicht. Die Grunderfahrung eines christlichen Hedonisten ist eine Erfahrung von Hilflosigkeit und Verzweiflung und Sehnsucht. Wenn ein hilfloses Kind am Strand von einer starken Strömung weggetrieben wird und sein Vater es herauszieht, gibt das Kind nicht an – es umarmt den Vater.

Wenn wir das Rühmen mit dem Selbstmitleid vergleichen, werfen wir damit auch ein Licht auf das Wesen und die Tiefe des menschlichen Stolzes. Denn beide sind Erscheinungsformen des Stolzes. Die Reaktion des Stolzes auf den Erfolg ist Angeberei. Die Reaktion des Stolzes auf Leiden ist Selbstmitleid. Wer prahlt, sagt: »Ich verdiene Bewunderung, weil ich so viel erreicht habe.« Wer sich selbst bemitleidet, sagt: »Ich verdiene Bewunderung, weil ich so viel gelitten habe.« Prahlerei ist die Stimme des Stolzes im Herzen des Starken. Selbstmitleid ist die Stimme des Stolzes im Herzen des Schwachen. Beim Prahlen schwingt Selbstzufriedenheit mit, beim Selbstmitleid Selbstopferung.

Selbstmitleid erscheint nicht wie Stolz – und zwar deshalb, weil es nach Hilfsbedürftigkeit aussieht. Doch diese Bedürftigkeit erwächst aus einem verwundeten Ego. Sie erwächst nicht aus dem Empfinden der Unwürdigkeit, sondern aus dem Gefühl eines Wertes, der nicht anerkannt wird. Es ist eine Reaktion auf einen Stolz, dem nicht applaudiert wird.

Christlicher Hedonismus kappt die Wurzel des Selbstmitleids. Wer Leiden um der Freude willen akzeptiert, empfindet kein Selbstmitleid.

»Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln, denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.« (Matthäus 5,11-12)

Damit ist die Axt an die Wurzel des Selbstmitleids gelegt. Wenn christliche Hedonisten um Christi willen leiden müssen, setzen sie nicht wie Helden auf ihre eigenen Kräfte. Sie werden wie kleine Kinder, die sich auf die Stärke ihres Vaters verlassen und sich auf Seine Belohnung freuen. Diejenigen, die am meisten um Christi willen gelitten haben, haben immer Lob und Mitleid abgewehrt und so ihren christlichen Hedonismus gezeigt. Wir werden das besonders im Leben einiger Missionare im letzten Kapitel sehen.

Dieses Prinzip ist immer wieder im Leben von gottesfürchtigen Menschen zu finden. Ich kannte einen Theologieprofessor, der auch als Platzanweiser auf einer Empore in einer großen Kirche tätig war. Als er einmal einen Teil des Gottesdienstes übernehmen sollte, lobte ihn der Pastor wegen seiner Bereitwilligkeit, diese unspektakuläre Rolle zu übernehmen, obwohl er ein promovierter Theologe war. Der Professor nahm das Lob nicht an und wies demütig auf Psalm 84,11:

Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes als wohnen in den Zelten der Gottlosen.

Mit anderen Worten: »Glaube nicht, dass ich heldenhaft große Hindernisse an Abneigung überwinde, um an der Tür des Heiligtums zu stehen. Das Wort Gottes sagt, dass dies großen Segen bringen wird. Meine Freude an Gott wird dadurch größer.« Wir bemitleiden oder loben keinen, der einfach das tut, was ihn glücklich macht. Und auch wenn wir das als Tugend einschätzen, wird unsere Bewunderung auf den Schatz gelenkt, der ihre Seelen sättigt, nicht einfach auf die Erfahrung der Sättigung. Sich an dem unendlich Erfreulichen zu erfreuen, ist keine große Leistung. Es sei denn, man ist geistlich tot. Aber dann liegt die Lösung in der Auferstehung, und nur Gott erweckt vom Tod. Uns bleibt nur, die frische Luft außerhalb des Grabes einzuatmen.

Die meisten Menschen geben zu, dass es demütig macht, etwas aus Freude zu tun – auch auf rein horizontaler Ebene. Ein Geschäftsmann lädt z.B. seine Freunde zum Essen ein. Wenn es ans Bezahlen geht, sagen sie, wie nett es von ihm sei, für sie zu bezahlen. Er aber macht nur eine abwehrende Geste und sagt: »Es ist mir ein Vergnügen.« Mit anderen Worten: Wenn ich etwas Gutes aus lauter Freude tue, ist die Triebkraft des Stolzes gebrochen. Es ist der Wille Gottes, diese Triebkraft zu brechen, und dieses Brechen der Triebkraft ist einer der Gründe, warum der christliche Hedonismus so entscheidend wichtig für das christliche Leben ist.