Von der Pflicht zur Freude/Gefühle gehören dazu

Aus Biblische Bücher und Predigten

Wechseln zu:Navigation, Suche

Verwandte Ressourcen
More Von John Piper
Autorenindex
More Über Christian Hedonism
Thema-Index
Über diese Übersetzung
English: The Dangerous Duty of Delight/Affections Are Not Optional

© Desiring God

Share this
Unsere Mission
Diese Übersetzung wird von Evangelium Übersetzungen, ein Online-Dienst, das Evangelium-zentriert Bücher und Artikel frei verfügbar in jeder Nation und Sprache.

Erfahren Sie mehr (English).
Wie Sie helfen können
Wenn Sie gut Englisch sprechen, können Sie mit uns freiwillig als Übersetzer arbeiten.

Erfahren Sie mehr (English).

Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 4 des Buches Von der Pflicht zur Freude

Übersetzung von Desiring God


So viele Menschen versuchen, wahres Christentum mit Begriffen wie »Entscheidung« zu definieren, nicht mit Begriffen wie »Zuneigung« oder »Gefühle«. Das finde ich erstaunlich. Nicht dass Entscheidungen unwesentlich wären. Doch sie verlangen so wenig Veränderung. Bloße Entscheidungen sind kein sicheres Kennzeichen für ein echtes Werk der Gnade im Herzen. Menschen können »Entscheidungen « in Bezug auf die Wahrheit Gottes treffen und in ihren Herzen doch weit weg von Ihm sein.

Wir haben uns vom biblischen Christentum des Jonathan Edwards weit entfernt. Er verwies auf 1. Petrus 1,8 und erklärte, dass »wahre Religion zum großen Teil aus Zuneigung besteht«.[1]

… den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, über den ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlockt. (1 Petrus 1,8)

In der ganzen Schrift werden wir zum Fühlen aufgefordert, nicht nur zum Denken oder Entscheiden. Wir werden zum Erleben von Dutzenden von Gefühlen aufgefordert, nicht nur zum Umsetzen von Willensentscheidungen.

Gott gebietet uns zum Beispiel, nicht zu begehren (2. Mose 20,17), und offensichtlich ist jedes Gebot, ein bestimmtes Gefühl nicht zu haben, auch eines, ein bestimmtes Gefühl doch zu haben. Das Gegenteil von Begehren ist Zufriedenheit, und genau darum geht es in Hebräer 13,5: »Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist.« 

Gott gebietet uns, nicht nachtragend zu sein (3. Mose 19,18). Die positive Seite von »nicht nachtragend sein« ist »von Herzen vergeben«. Das gebietet uns Jesus in Matthäus 18,35: »[Vergib deinem] Bruder von Herzen.« Die Bibel sagt nicht: »Triff bloß eine Entscheidung, den Groll aufzugeben.« Sie sagt: »Dein Herz muss sich ändern.« Sie geht sogar noch weiter und spricht von einer gewissen Intensität. Zum Beispiel heißt es in 1. Petrus 1,22: »Liebt einander anhaltend, aus reinem Herzen.« Und Römer 12,10 gebietet: »In der Bruderliebe seid herzlich zueinander. « 

Manche Menschen haben Schwierigkeiten damit, dass der christliche Hedonismus lehrt, Gefühle gehörten zu unserer Pflicht – gehörten zu den Geboten. Das erscheint ihnen merkwürdig, zum Teil, weil Gefühle nicht unserer unmittelbaren Kontrolle unterliegen, wie es bei Willensentscheidungen anscheinend der Fall ist. Doch der christliche Hedonismus sagt: »Hör auf die Schrift.« Gefühle gehören in der ganzen Schrift mit zu dem, was geboten ist.

Die Schrift gebietet Freude, Hoffnung, Furcht, Frieden, Trauer, Sehnsucht, Güte, Zerbrochenheit, Reue, Dankbarkeit, Demut usw.[2] Deshalb stimmt es nicht, dass der christliche Hedonismus Gefühle überbetont, wenn er sagt, dass die Zufriedenheit in Gott unsere Berufung und Aufgabe ist.

Es stimmt, dass unsere Herzen oft träge sind. Wir fühlen nicht die Tiefe oder Intensität an Zuneigung, die für Gott oder Seine Sache angemessen sind. Es stimmt, dass wir in solchen Zeiten unseren Willen aufbieten und Entscheidungen treffen müssen, die hoffentlich unsere Freude anfachen. Obwohl freudlose Liebe nicht unser Ziel ist (»Einen fröhlichen Geber liebt Gott« [2. Korinther 9,7]; »[Übe] Barmherzigkeit mit Freudigkeit« [Römer 12,8]), ist es doch besser, eine freudlose Pflicht zu erfüllen, als dies nicht zu tun, vorausgesetzt, wir tun es im Geist der Buße darüber, dass wir wegen der Trägheit unseres Herzens nicht unsere ganze Pflicht erfüllt haben.

Ich werde oft gefragt, was ein Christ tun soll, wenn die Freude des Gehorsams nicht da ist. Das ist eine gute Frage. Meine Anwort darauf lautet nicht: »Mach weiter mit der Pflicht, denn auf Gefühle kommt es nicht an.« Doch, auf Gefühle kommt es an. Meine Antwort besteht aus drei Schritten. Erstens: Bekenne die Sünde der Freudlosigkeit. (»Mein Herz [ist] verzagt; du wollest mich auf den Felsen leiten, der mir zu hoch ist« [Psalm 61,3]). Gib deine Herzenskälte zu. Sage nicht: »Es ist egal, was ich fühle.« Zweitens: Bete aufrichtig, dass Gott die Freude des Gehorsams erneuert. (»Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, liebe ich; und dein Gesetz ist tief in meinem Innern« [Psalm 40,9]). Drittens: Fang an und erfülle die äußere Dimension deiner Pflicht in der Hoffnung, dass im Tun die Freude auflodert.

Das unterscheidet sich deutlich von der Aussage: »Tu deine Pflicht, weil es auf Gefühle nicht ankommt. « Diese Schritte setzen voraus, dass es so etwas wie Heuchelei gibt. Sie gründen sich auf die Überzeugung, dass unser Ziel die Zusammenführung von Freude und Pflicht ist und dass die Rechtfertigung ihrer Trennung voneinander eine Rechtfertigung von Sünde ist.

Es wird immer deutlicher, dass Freude an Gott zu erfahren außerhalb dessen liegt, was das sündige Herz tun kann. Es widerstrebt unserer Natur. Wir sind dem Vergnügen an anderen Dingen versklavt (Römer 6,17). Wir können uns nicht einfach dafür entscheiden, uns über etwas zu freuen, das wir langweilig oder uninteressant oder abstoßend finden. Die Entstehung eines christlichen Hedonisten ist ein Wunder der souveränen Gnade. Deshalb sagt Paulus, das Christwerden sei wie eine Auferstehung von den Toten (»… auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, [hat Gott] mit dem Christus lebendig gemacht « [Epheser 2,5]). Deshalb sagt Jesus: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein reicher Mann damit aufhört, sein Geld zu lieben, und anfängt, Gott zu lieben (Markus 10,25). Kamele können nicht durch ein Nadelöhr gehen, genauso wenig wie Tote sich selbst aus den Toten auferwecken können. Deshalb fügt Jesus hinzu: »Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott sind alle Dinge möglich« (Markus 10,27). So führt der christliche Hedonismus zu vollkommener Abhängigkeit von der Souveränität Gottes. Er lehrt uns, das Gebot »Freue dich im HERRN« zu befolgen und dann mit Augustinus zu beten: »Gebiete, was du willst, aber gib, was du gebietest.«[3]


  1. Jonathan Edwards, Treatise Concerning the Religious Affections, in The Works of Jonathan Edwards, Bd. 1, Edinburgh: The Banner of Truth Trust, 1974, S. 237.
  2. Freude (Psalm 100,2; Philipper 4,4; 1. Thessalonicher 5,16; Römer 12,8; 12,15), Hoffnung (Psalm 42,5; 1. Petrus 1,13), Furcht (Lukas 12,5; Römer 11,20; 1.Petrus 1,17), Frieden (Kolosser 3,15), Fleiß (Römer 12,11); Trauer (Römer 12,15; Jakobus 4,9), Sehnsucht (1. Petrus 2,2), Güte (Epheser 4,32), Zerbrochenheit und Reue (Psalm 51,19), Dankbarkeit (Epheser 5,20; Kolosser 3,17), Demut (Philipper 2,3).
  3. Augustinus, Confessions, S. 40 (X, xxix).