Warum Gott Mensch geworden ist

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English: Cur Deus Homo

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Von R.C. Sproul Über Der Tod Christi
Teil der Right Now Counts Forever-Serie

Übersetzung von Monica Ryan

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Im elften Jahrhundert schrieb Anselm, Erzbischof von Cantebury und einer der brillantesten christlichen und kirchlichen Denker der Zeit, drei wichtige Arbeiten, die die Kirche seither wesentlich beeinfluβt haben. Im Bereich der christlichen Philosophie gab er uns sein Monologium und Proslogium. Im Bereich der systematischen Theologie prägte er den groβen christlichen Klassiker ‘Cur Deus Homo’, das übersetzt in etwa ‘Warum Gott Mensch geworden ist’ heiβt.

In dieser Arbeit legte Anselm die philosophischen und theologischen Grundlagen für einen wichtigen Aspekt des kirchlichen Verständnisses der Buße Christu, besonders was den Erfüllungsaspekt der Buße betrifft. Darin argumentierte Anselm, daß die Buße Christu stattfinden mußte, damit die Gerechtigkeit Gottes erfüllt werden konnte. Diese Ansicht bezüglich des kirchlichen Verständnisses der Arbeit Christu und seiner Buße wurde im Mittelalter zum Mittelpunkt der klassischen christlichen Orthodoxie. Seither ist jedoch die Ansicht des Erfüllungsaspekts der Buße nicht ohne ihre Kritiker.

Im Mittelalter wurden über die Rechmäßigkeit jenen Denkens Fragen aufgeworfen, daß die Buße Jesu z. B. durch ein abstraktes Gesetz im Universum notwendig gemacht wurde das es wiederum erforderlich machte, die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen. Dies setzte die sogenannte Italic textEx-Lex-Debatte in Gang. In der Ex-Lex-Debatte kam die Frage auf, ob Gotte’s Wille unabhängig von einem abstrakten Gesetz stattfindet, sozusagen außerhalb des Gesetzes (ex lex), oder ob Gotte’s Wille selbst auch einer Rechtschaffenheitsnorm oder kosmischem Gesetz unterworfen ist, die selbst oder sogar Gott zu folgen hat. Dies hätte als Konsequenz, daß Gotte’s Wille auch einem Gesetz unterliegt (sub lego). Die Frage lautete: Existiert Gott unabhängig vom Gesetz oder ist Er dem Gesetz unterworfen?

Die Antwort der Kirche zu diesem Dilemma war sozusagen „die Pest an beiden Häusern“ [1] zu wünschen und zu erklären, dass Gott dem Gesetz weder über- noch unterworfen im eigentlichen Sinne des Wortes ist. Stattdessen argumentierte die Kirche, daß Gott beides, dem Gesetz gleichzeitig über- und unterlegen ist insofern, daß Er frei von jeglicher Ihm auferlegte Beschränkung ist, die in einem Gesetz außerhalb von Ihm existieren könnte. In diesem Sinne, steht Gott außerhalb des Gesetzes und ist ihm nicht unterlegen. Gleichzeitig jedoch ist Gott nicht willkürlich oder launisch und Er wirkt somit entsprechend dem Gesetz Seiner eigenen Natur. Die Kirche verkündigte, daß Gott das Gesetz an sich ist. Das zeugt nicht von einem gesetzlosen Geist innerhalb Gottes sondern bezeigt, daß der Maßstab für Gottes Verhalten und Wille auf das „Naturgesetz Gottes“ selber basiert, wie von den orthodoxen Theologen des siebzehnten Jahrhunderts bemerkt.

Das Naturgesetz Gottes kann als ein theologischer Ausdruck leicht mit dessen allgemeinerem Konzept, das in der politischen Theorie und in der Theologie des sogenannten „Naturgesetzes“ gefunden wird (lex naturalis) mißverstanden oder verwechselt werden. Darin bezieht sich das Naturgesetz auf Allem was Gott in der Welt der Natur bezüglich bestimmte Grundregeln der Ethik offenbart hat. In Unterscheidung zum allgemeinen Gebrauch des Ausdrucks vom Naturgesetz bedeutet das, dass Gott nach dem Gesetz Seiner eigenen Natur handelt. Dies ist zumindest was die Teilnehmer der Versammlung der “Westminster Divines” [2] im Sinne hatten, wenn sie im siebzehnten Jahrhundert vom Naturgesetz Gottes sprachen. Das heißt, Gott würde niemals in einer Art und Weise handeln, die Seine Heiligkeit, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Omnipotenz und so weiter widersprechen würde. Gott gefährdet niemals die Vollkommenheit Seines Seins oder Charakters in all Seinem Handeln.

Wenn die Kirche die Notwendigkeit der Genugtuung in der Rechtschaffenheit Gottes bekennt, ist diese Notwendigkeit nicht etwas, was Gott von Außen her auferlegt wird, sondern es ist eine Notwendigkeit, die Gott sich selbst durch Seinen Charakter und Natur auferlegt. Um Gott zu sein ist es für Gott notwendig, niemals Seine eigene Heiligkeit, Rechtschaffenheit oder Gerechtigkeit zu gefährden. Somit ist eine Buße notwendig, um Seine Rechschaffenheit zufrieden zu stellen.

In jüngsten Zeiten haben moderne Denker Einwendungen gegen der Ansicht der Erfüllung der Buße erbracht mit der Begründung, diese werfe einen Schatten über die freie Anmut und Liebe Gottes. Wenn Gott ein Gott der Liebe ist, warum kann er Menschen nicht einfach aus der Motivation Seiner eigenen Liebe und Anmut heraus verzeihen, ohne über die Erfüllung irgendeiner Art Gerechtigkeit betroffen zu sein, sei es durch ein Gesetz, daß aus Seiner eigenen Natur entsteht oder was von Außen her auferlegt wird? Wieder versäumt es diese Ansicht der Buße es zu berücksichtigen, daß Gott nie über Seine eigene Rechtschaffenheit hinaus verhandeln würde, auch nicht bei Seinem Wunsch, Sünder zu erretten.

In der Buße erkennen wir, dass Gott gleichzeitig beides, seine unendliche Liebe uns gegenüber, aber auch der Verpflichtung gegenüber Seiner eigenen Rechschaffenheit und Gerechtigkeit manifestiert. Gerechtichkeit wird durch die Werke Jesu, die Gottes Rechtschaffenheitsansprüche erfüllen erzielt, damit werden Gottes Verpflichtung zu Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit aufrecherhalten. Gott erfüllte die Ansprüche Seiner Rechtschaffenheit indem er uns einen Ersatz gab, der an unserer Stelle steht und für uns diese Ansprüche erfüllt. Die Erfüllung dieser Ansprüche bezeigt in einer wundervollen Weise die Anmut Gottes. Gottes Gnade wird durch die Erfüllung Seiner Gerechtigkeit veranschaulicht, die für uns durch den von Gott Ernannten erfolgt ist. Es ist Gottes Natur als Richter der ganzen Welt das zu tun, was richtig ist. Und ein Richter der tut, was richtig ist, verletzt niemals die Vorschriften Seiner eigenen Rechtschaffenheit.

Die Bibel erklärt das Kreuz aus dem Standpunkt von beiden Errungenschaften heraus, der Versöhnung und der Sühne, die Doppelvollendung, die Christus für uns vollbracht hat. Versöhnung bezieht sich spezifisch auf Christus Werke der Erfüllung der Rechtschaffenheit Gottes. Er zahlte an unserer Stelle den Preis für unsere Sünden. Wir sind Sünder die kaum die moralische Schuld, die wir durch unser Handeln gegen die Rechschaffenheit Gottes verursacht haben begleichen können und Gottes Zorn ist durch das einmalige Opfer des Christus an unserer Stelle erfüllt und versöhnt. Das ist jedoch nur ein Aspekt dieses Werkes. Der Zweite ist die Sühne. In der Sühne werden unsere Sünden von uns abgelöst, dadurch erlassen, dass sie dem Christus überreicht oder zugerechnet werden, der stellvertretend für uns leidet. Gott ist zufriedengestellt und unsere Sünden sind uns in der vollkommenen Buße Jesu abgegolten. Dies erfüllte zur Zeit des Alten Bundes den Doppelsinn der Buße die einerseits durch das Opfer eines Tieres für die Erlösung der Sünden erbracht wurde, und andererseits durch die symbolische Übertragung der Sünden der Menschen auf den Rücken eines Südenbocks, der dann in die Wildnis geschickt wurde und so die Sünden der Menschen ablöste.

  1. Anm. d. Übers.: Ausdruck aus Shakespeares Romeo und Julia.
  2. Anm. d. Übers.: Die “Members of the Westminster Assembly of Divines”, kollektiv als “Westminster Divines” genannten Geistlichen der Church of England des 17. Jahrhunderts.