Warum die Gerechten Leiden - das Buch Hiob

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English: The Book of Job: Why Do the Righteous Suffer?

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Von R.C. Sproul Über Leiden
Teil der Right Now Counts Forever-Serie

Übersetzung von Elisabeth Kissel

Im Rahmen biblischer Studien ordnet man normalerweise fünf Bücher in die Kategorie "Weisheitsliteratur" oder "poetische Bücher des Alten Testamentes” ein. Nämlich die Bücher Sprüche, der Psalter, Prediger, das Hohelied Salomons und Hiob. Unter diesen fünf Büchern hebt sich eines durch seine grundlegenden Unterschiede von den anderen vier deutlich ab: das Buch Hiob. Die Weisheit, die im Buch Hiob enthalten ist, wird nicht in der Form von Sprichwörtern vermittelt. Das Buch Hiob setzt sich vielmehr mit Fragen der Weisheit auseinander, und zwar im Kontext einer geschichtlichen Darstellung von Hiobs erschütternder Verzweiflung und seinen qualvollen Schmerzen. Diese Erzählung findet während der Zeit der Patriachen statt. Fragen sind hinsichtlich der Absicht des Verfassers gestellt worden: sollte es eine geschichtliche Erzählung über einen Menschen, der wirklich existiert hat, sein oder ist die Grundstruktur die eines dramatischen Stückes mit Prolog – einschließlich einer Anfangsszene im Himmel, bei der ein Austausch zwischen Gott und dem Teufel stattfindet – das sich dann unwidersetzlich zum Höhepunkt im Nachwort bewegt, worin die schwerwiegenden Verluste des Hiob, die er während seiner Leiden erleiden musste, wieder gutgemacht werden.

Wie dem auch sei, der wesentliche Kern der Botschaft des Buches Hiob ist die Weisheit, die die Frage, wie sich Gott auf das Problem des menschlichen Leidens einlässt, beantwortet. In jeder Generation kommt der Protest auf, der sich folgendermaßend ausdrückt: Wenn Gott gut ist, dann sollte es keinen Schmerz, kein Leiden oder keinenTod in dieser Welt geben! Hand in Hand mit diesem Protest gegen schlechte Dinge, die guten Menschen passieren, gibt es auch Versuche, eine Art Schmerz-Schuld Rechnung zu erstellen, bei der angenommen wird, dass die Schwelle des individuellen Leidens direkt proportional zu dem Grad der Schuld oder der begangenen Sünde gesetzt wird. Eine schnelle Antwort darauf finden wir im neunten Kapital des Johannesevangeliums; es ist die Antwort von Jesus auf die Frage der Jünger, wer denn die Ursache des Leidens des blindgeborenen Mannes sei.

Im Buch Hiob wird Hiob selbst als ein gerechter Mann beschrieben, mehr noch, der gerechteste Mann, der auf Erden zu finden ist – aber jemand, von dem der Teufel behauptet, er sei nur gerecht, um von Gott gesegnet zu werden. Gott hat einen Schutzwall um ihn aufgebaut und hat ihn mehr als alle anderen Sterblichen gesegnet, und deswegen klagt der Teufel Hiob an, dass er Gott nur dient, weil er von seinem Schöpfer einen großzügigen Lohn erhält. Der Böse fordert Gott heraus, den Schutzwall zu entfernen um zu sehen, ob Hiob dann anfangen würde, Gott zu verfluchen. Die Geschichte beschreibt, wie Hiobs Leiden schnell immer schlimmer werden. Sein Leiden ist so stark, dass er letztendlich auf einem Misthaufen sitzend den Tag seiner Geburt verflucht und vor nimmer endenden Schmerzen geplagt aufschreit. Seine Leiden sind so schlimm, dass sogar seine Frau ihm rät, Gott zu verfluchen um dann zu sterben und somit von seiner Agonie befreit zu sein. Desweitern sehen wir dann in der Geschichte Ratschläge von Eliphaz, Bildad und Zophar, Hiobs Freunden, zu seiner Situation. Ihr Zeugnis macht deutlich, dass ihre Treue zu Hiob nur hohl und oberflächlich ist und die Annahme, Hiobs ungezählte Leiden hätten ihren Ursprung in einer radikalen Verschlechterung seines Charakters, lediglich Mutmaßung ist.

Elihu, der tiefgehende Einsichten ausdrückt, berät Hiob auf einem höheren Niveau. Elihu hält einige Reden, die viele Elemente biblischer Weisheit enthalten, aber die letztendliche Weisheit in diesem großartigen Buch wird nicht durch Hiobs Freunde oder Elihu verkündigt, sondern durch Gott selbst. Als Hiob eine Antwort von Gott verlangt, antwortete ihm Gott mit diesem Tadel: ”Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Erkenntnis? Gürte doch wie ein Mann deine Lenden! Dann will ich dich fragen, und du sollst mich belehren!” (Hiob 38:2-3). Aus diesem Tadel ergibt sich die eindrücklichste Befragung eines Menschen durch den Schöpfer. Auf den ersten Eindruck scheint es sogar so, als ob Gott Hiob schikanieren würde, z.B. wenn er ihn fragt: “Wo warst du, als ich die Erde gründete? (Vers 4)". Gott stellt eine Frage nach der anderen in dieser Weise. "Knüpfst du die Bänder des Siebengestirns, oder löst du die Fesseln des Orion? Kannst du die Tierkreisbilder hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den Großen Bären leiten samt seinen Jungen?” (Verse 31 -32). Offensichtlich ist die Antwort auf diese schnellgefeuerten rhetorischen Fragen immer die gleiche: “Nein, nein, nein.” Mit seinem Kreuzverhör lässt Gott nicht locker – er hört nicht auf, Hiob's Minderwertigkeit und Unterwürfigkeit aufzuzeigen. Gott fährt damit fort, eine Frage nach der anderen zu stellen und zeigt damit Hiobs Unfähigkeit, Dinge zu tun, die Gott offensichtlich kann.

Im 40. Kapital sagt Gott schließlich zu Hiob: „Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten? Der da Gott zurechtweist, er antworte darauf!“ (Vers 2). Nun ist Hiobs Antwort keine trotzige Forderung nach Antworten auf sein Leiden. Vielmehr sagt er: „Siehe, zu gering bin ich! Was kann ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet, und ich will nicht mehr antworten; und zweimal, und ich will es nicht wieder tun.“ (Verse 4-5). Und wieder greift Gott das Verhör auf und dringt in diesem Schnellfeuer-Verhör noch tiefer ein. So wird der überwältigende Unterschied zwischen der Kraft Gottes, der im Buch Hiob El Shaddai – Allmächtiger Gott – genannt wird, und dem Unvermögen Hiobs klar. Schließlich gesteht Hiob, dass solche Dinge zu wunderbar sind. Er sagt: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen. Darum verwerfe ich mein Geschwätz und bereue in Staub und Asche.“ (42: 5-6). Das Bemerkenswerte an diesem Drama ist, dass Gott nie direkt Hiobs Fragen beantwortet . Er sagt nicht: „Hiob, der Grund warum du gelitten hast ist wie folgt..." Angesichts dieses Geheimnis' der Gesetzlosigkeit in solch tiefgründigem Leiden antwortet Gott vielmehr Hiob mit seiner eigenen Person, sich selbst. Das ist die Weisheit, die die Frage des Leidens beantwortet: Nicht die Antwort darauf, warum ich in einer bestimmten Weise, in einer bestimmten Zeit und in bestimmten Umständen zu leiden habe, sondern worauf meine Hoffnung inmitten des Leidens ruht.

Die Antwort darauf, die eindeutig durch die Weisheit im Buch Hiob ausgedrückt wird und die auch mit den Grundlagen der anderen Büchern der Weisheitsliteratur übereinstimmt, lautet: Die Furcht des Herrn, Ehrfurcht und Verehrung von Gott ist der Anfang der Weisheit. Und wenn wir benebelt und verwirrt sind durch die Dinge, die wir in dieser Welt nicht verstehen können, streben wir nicht nur nach konkreten Antworten auf konkrete Fragen, sondern wir streben danach, Gott in Seiner Heiligkeit zu kennen, in Seiner Rechtschaffenheit, in Seiner Gerechtigkeit, und in Seiner Barmherzigkeit. Darin liegt die Weisheit, die in dem Buch Hiob gefunden wird.