Wenn Sünder sich das „Ja-Wort“ geben/Wenn’s um Sex geht

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Direkt zum Kern dessen, was uns trennt

Inhaltsverzeichnis

Sex erfordert Aufmerksamkeit

Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an den Milchladen bei uns um die Ecke … außer an ein Schild. Es hing provokativ neben der Kasse und erregte die Aufmerksamkeit jedes Teenagers, der mit offenen Augen das Leben erkundete. Es gibt Hinweis- Schilder, andere warnen vor etwas oder fordern zu einem bestimmten Verhalten auf, aber dieses hier war wie eine Leuchtreklame. Es sagte: „WENN’S UM SEX GEHT“. Alleine schon daran vorbeizugehen, konnte das Eis eines jeden heranwachsenden Jungen zum Schmelzen bringen.

Die Überschrift zielte aber lediglich darauf ab, Aufmerksamkeit zu erhaschen; es ging bei diesem Schild überhaupt nicht um Sex, sondern darunter standen lediglich einige Verhaltensregeln für die Kundschaft. Clever gemacht, muss man sagen! Auch wenn ich inzwischen dahintergekommen war, dass das Schild nichts mit Sex zu tun hatte, dachte ich dennoch jedes Mal, wenn ich in den Laden kam, es könnte mir vielleicht doch irgendein Geheimnis aufschließen, „WENN’S UM SEX GEHT“! ‚Vielleicht haben die ja noch was Neues dazugeschrieben?‘ Und deshalb las ich es immer wieder. Natürlich war ich bald so weit, an einem Ort, an dem fast nur Gekühltes verkauft wird, nichts über Sex erfahren zu wollen. Aber mir ist klar geworden: Sex bringt Aufmerksamkeit.

Das Thema Sex unter Eheleuten anzuschneiden, kann manchmal heikel sein. Und so treten die Stärken und Schwächen einer Ehe im Schlafzimmer häufig deutlicher zutage als anderswo. Erinnerst du dich noch an den Satz aus Kapitel 2? Der lautete: „Wenn die Sünde bitter wird, wird die Ehe süß.“ Die Freude der Sexualität ist eine sehr zerbrechliche Sache. Das Schöne und Beglückende an ihr kann durch Sünde schnell versauert werden. Aber die Gnade Gottes kann in jeden verletzlichen Bereich unserer Ehe, auch in den der Sexualität, neues Vertrauen und neues Leben einhauchen.

Ich möchte jetzt nicht mit Zahlen oder Statistiken kommen. Nein, mir liegt am Herzen, an diesen Bereich wirklich pastoral und ganz praktisch heranzugehen. Ich möchte dir helfen, auch auf diesem Gebiet ganz konkret Gottes Wort anzuwenden. Und ich möchte in dir Hoffnung aufrechterhalten, auch wenn dich Frustration, Enttäuschung oder gar Verzweiflung erfüllt. Gott möchte neue Funken der Zuversicht in dir entzünden und dir auch neuen Glauben schenken für eine euch beide erfüllende Sexualität. Dazu hat Gott sie doch in die Ehe gegeben. Sie war Seine Idee!

Als Teenager im Milchladen erregte das Thema Sex meine Aufmerksamkeit aus falschem Anlass. In der Bibel jedoch wird das Thema aus richtigen Gründen angesprochen. Sex in der Ehe soll – als ein großartiges Geschenk des Schöpfers – genossen werden. Aber der Segen, den dieses Geschenk hinterlässt, endet nicht bei uns Ehepartnern. Ehen, die im Verborgenen sexuell erfüllend sind, übertragen immer auch einen gewissen Funken in die Öffentlichkeit. Sie sind – ohne es selbst zu ahnen – eine Art offene Demonstration der Freude und der Einheit, die andere wohltuend auf den Schöpfer der Ehe hinweist. Wenn Gott sagt: „Wenn’s um Sex geht …“, dann lohnt es sich wirklich, das Kleingedruckte zu studieren!

Ein biblischer Eisbrecher

Um das Gespräch zu beginnen, lasst uns einmal unser Unbehagen ablegen und uns an das herantasten, was unser Schöpfer zu diesem Thema zu sagen hat. Wer bricht das Eis und fängt an? Gehen wir also zu Paulus, dem Theologen der unbequemen Themen. Wieder einmal gebraucht Gott diesen mutigen Mann, um uns auf einem gefahrvollen Gebiet Gnade zu vermitteln. Hier ist nun das, was er unter das ‚Schild‘ „WENN’S UM SEX GEHT …“ geschrieben hat:

„Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren. Aber um der Unzucht willen habe jeder seine eigene Frau, und jede habe ihren eigenen Mann. Der Mann leiste der Frau die eheliche Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso aber verfügt auch der Mann nicht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn nach Übereinkunft eine Zeit lang, damit ihr euch dem Gebet widmet und dann wieder zusammen seid, damit der Satan euch nicht versuche, weil ihr euch nicht enthalten könnt“ (1. Korinther 7,1-5).

Paulus hat diese Belehrung nicht an eine Kirche oder Gesellschaft geschrieben, die beim Thema Sex auf neutralem Boden standen. So wie man einen Elefanten nicht im Zimmer übersehen kann, sah Paulus die moralische Verdorbenheit jener Kultur und scheute sich nicht, sie auch anzusprechen. Als er diese Worte schrieb, war Korinth für seine sexuellen Ausschweifungen berüchtigt. In der griechischen Kultur seiner Zeit stand das Wort ‚korinthisieren‘ für große Unmoral und ausschweifende Säuferei.[1] John MacArthur schreibt: „Die sexuell verdorbenen, lüsternen, lügnerischen und götzendienerischen Menschen, auf die Paulus hier Bezug nimmt, waren Mitglieder der Gemeinde, die sich entweder weigerten, den ausschweifenden korinthischen Lebensstil aufzugeben, oder die dahin zurückgefallen waren.“[2] Diese Gemeinde war von Perversion durchdrungen. Sex war dort sehr populär … außer vielleicht in der Ehe.

Aber für den großen Apostel waren Probleme auch Gelegenheiten. Anstatt sich dem Druck zu beugen und die „gewählten Lebensstile“ der korinthischen Gemeinde zu übersehen, brachte Paulus an dieser Stelle Klarheit in den umstrittenen Bereich der Sexualität. Er stellte die geschlechtliche Betätigung unter die gnädige Aufsicht des heiligen Gottes. In einer von Vielehe, Homosexualität, Scheidungsbereitschaft und sexueller Leichtfertigkeit geprägten Kultur war dies kein leichtes Unterfangen. Paulus war natürlich über das äußere Verhalten besorgt. Aber sein Fokus richtete sich auf das Herz – das letztendlich ausschlaggebend dafür ist, wie wir uns innerhalb oder außerhalb der Ehe sexuell verhalten. Liest man den 1. Korintherbrief, dann bleibt kein Zweifel: Gott sorgt sich um die Sexualität, sowohl um ihre angemessenen wie auch um ihre unangemessenen Ausdrucksformen. Über die letztgenannte Kategorie wissen wir ausreichend Bescheid. Es ist also an der Zeit, uns mit der ersten zu beschäftigen.

Weil die Schrift uns die Tür zu einem offenen Gespräch über Sexualität in der Ehe öffnet, möchte ich ein ähnliches Schild, wie ich es damals im Milchladen sah, aufhängen und draufschreiben: „SEX IN DER EHE IST EIN ABENTEUER“. Ich hoffe, auch das gewinnt eure Aufmerksamkeit, und ich verspreche euch, es mit weitaus mehr Inhalt zu füllen als nur mit Tipps für gutes Einkaufen. Ich möchte einige Schlüsse aus dem ziehen, was Paulus an die Korinther in Sachen Sexualität geschrieben hat. Es geht um die herausfordernde Frage, welche Rechte und Pflichten Eheleute aneinander haben und wie in dieser Intimbeziehung sowohl Freude als auch Leid ausgelöst werden kann. Es geht mir um eine Aussprache, durch die wir Sexualität in der Ehe als ein Abenteuer kennenlernen, ein Abenteuer der Hingabe, der Freude und der gegenseitigen Abhängigkeit.

Miteinander reden


Unter der Rubrik „Miteinander reden“ werde ich nun jedes Mal einige Vorschläge machen, wie du mit deinem Partner über die jeweils gerade gemachten Aussagen sprechen kannst. Warum will ich euch zum Reden anregen? Weil es möglicherweise keinen anderen Bereich in einer Ehe gibt, über den zwar mehr gedacht, aber weniger geredet wird als über Sex. Aber Ehe ist eine Berufung zum Einssein, und die kann ohne Kommunikation nicht gelebt werden. R.C. Sproul schrieb deshalb: „Kommunikation über Sexualität in der Ehe ist eine zwingende Notwendigkeit.“[3] Auch wenn der Anfang schwierig sein mag, so haben doch viele Paare zum Ausdruck gebracht, dass das offene Gespräch über ihre Ängste und Erwartungen rund um das Thema Geschlechtlichkeit nicht nur ihr Liebesleben bereichert, sondern auch insgesamt zu einer tieferen, vertrauensvolleren Ehebeziehung geführt hat.


Sex in der Ehe – ein Abenteuer der Hingabe

Sollte dir das Wort „Hingabe“ im Zusammenhang mit Sex sonderbar vorkommen („Na ja, er muss ja davon sprechen; er ist doch ein Mann!“), dann verstehe mich bitte nicht falsch. Mit Hingabe meine ich keineswegs eine gedankenlose, pflichtergebene Mentalität der Sorte ‚Mein Partner braucht das jetzt, dann lass’ ich ihn halt mal‘. Nein, mein Ziel ist dasselbe, das Paulus hatte, nämlich einige grundlegende Vorstellungen, die wir möglicherweise von Sex haben, ganz neu zu ordnen.

Hingabe als Schutz füreinander

In 1. Korinther 7, 2 beschreibt Paulus den schützenden Charakter, den die geschlechtliche Liebe in der Ehe hat: „Aber um der Versuchung zur Unzucht willen habe jeder seine eigene Frau, und jede habe ihren eigenen Mann.“

Für einen Christen soll die eheliche sexuelle Gemeinschaft also eine von Gott eingerichtete Verteidigung gegen Versuchung sein. Unsere Welt ist wie die in Korinth: Sie bewirbt außerehelichen Sex so, als ob er nichts anderes als ein süßes unerlaubtes Abenteuer sei. Ehemänner werden von einer Porno-Industrie ins Visier genommen, die sich rühmt, Millionen von Webseiten zu unterhalten, und die ihre massenhaften Spam-Mails ständig neu programmiert, um alle E-Mail-Filter und Firewalls zu umgehen.[4] Auf der anderen Seite haben Verlage und Produzenten bei ihrer Fließbandproduktion von Liebesgeschichten und tagsüber gesendeten Seifenopern insbesondere Ehefrauen als Ziel. Wir leben in einer sexbesessenen Gesellschaft, da gibt es keinen Zweifel. Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft auf der Tastatur der Sinneslust spielt, ist je nach Kultur unterschiedlich, aber die Versuchung ist überall dieselbe – und hat überwältigendes Potential in sich.

Wie können verheiratete Christen vor diesem wachsenden Ansturm beschützt werden? Durch Gottes fürsorgende Einrichtung der Ehe; dein Schutz schläft jede Nacht genau neben dir. Die Ehe existiert aus vielerlei Gründen, wovon einige recht geheimnisvoll sind, andere jedoch unglaublich praktisch. Die Frage des Schutzes gehört zu der praktischen Seite. Unser Ehepartner ist unsere erste Verteidigungslinie gegen die Übergriffe aus Korinth.

Viele Paare mit einem gesunden Sexualleben sind sich oft nicht bewusst, wie sehr ihre intime Beziehung still, aber kraftvoll gegen sexuelle Versuchungen wirkt. Vor Kurzem brach der Auspuff an meinem Auto ab. Ich denke eigentlich nie an den Auspuff. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals Gott für ihn gedankt zu haben. Die sind einfach am Auto dran, üben unbemerkt ihre ausgeklügelte Zauberkunst aus und schützen uns dadurch vor schädlichen Abgasen und grausamem Lärm. Bricht allerdings einer von ihnen ab, dann bemerkt das plötzlich jeder, und Autofahren wird zu einer völlig anderen Erfahrung. Der Tritt aufs Gaspedal bewirkt nun eine grässliche Geräuschkulisse, und Passanten schauen dir entsetzt hinterher. Längere Pausen an einer roten Ampel bergen die Gefahr, dass deine gesamte Familie eine Kohlenmonoxidvergiftung erleidet. Ein funktionierender Auspuff ist also eine sehr gute Sache. Er beschützt uns still, aber wirkungsvoll vor ernsthaften Problemen.

In der Ehe ist es die Sexualität, die beschützt. Sie bewirkt – unsichtbar, aber kraftvoll – eine Verringerung der Versuchungen zu sexueller Unmoral. Deshalb müssen wir uns bewusst werden, dass dieser moralische Schutz nicht nur ein angenehmes Nebenprodukt ehelicher Intimität ist, sondern ein Hauptgrund für eheliche Intimität.

Das Ehebett (welches Gott verherrlicht, die Ehe würdigt und den Partner befriedigt) ist also auch deshalb da, um Ehebruch zu verhindern (welcher Gott beleidigt, die Ehe verrät und den Partner erniedrigt). Berauben wir unseren Ehepartner des Abenteuers unserer sexuellen Hingabe, dann lassen wir ihn oder sie damit ungeschützt und offen für körperliche oder emotionale Versuchungen. Und die wiederum machen anfällig für Ehe schädigende Aktivitäten und Gewohnheiten. Dieser schützende Aspekt einer intakten ehelichen Sexualität ist unserer Kultur, die nur auf Selbstgenuss aus ist, leider abhandengekommen. Die Bibel trennt aber den Genuss nicht vom Schutz; darum soll beides in der Ehe zum Ausdruck kommen.

Miteinander reden


Gibt es bei dir ein grundsätzliches Verstehen, dass dein Ehepartner in bestimmten Situationen für körperliche oder emotionale Versuchungen außerhalb der Ehe anfällig sein könnte? Ihr Frauen, seid ihr euch bewusst, dass eure Männer beispielsweise am Strand gedankliche Probleme haben können? Ihr Männer, seid ihr euch bewusst, dass „harmlose“ Filmromanzen oder Liebesgeschichten in Klatschblättern eure Frauen zur Unzufriedenheit über die eigene Ehe versuchen können? Wir sind alle irgendwo anfällig und sollen uns deshalb gegenseitig dabei helfen, in diesem Kampf zu widerstehen. Lasst uns deshalb dringend über Versuchungen sprechen!


Hingabe an die Rechte des anderen

Im dritten Vers fährt Paulus fort: „Der Mann leiste der Frau die eheliche Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann.“ Vers 4 nennt den Grund dafür: Wir gehören uns nicht selbst.

Wir können nur erahnen, wie sehr diese Aussagen die Korinther getroffen haben: Sex beginnt und endet mit einem Ehemann und einer Ehefrau; jeder hat ein Recht über den anderen; unsere Körper gehören nicht uns selbst … Oha! Komm mir nicht mit unaufgeklärt! Einer Kultur, die die hemmungslose Hingabe an die eigene Lust als normal, ja sogar als Tugend ansah, musste die Idee eines gegenseitigen Anrechtes auf den Körper des anderen – und das obendrein noch begrenzt auf eine monogame Ehe – absurd vorgekommen sein.

Die Ehe wird jedoch zu einem Abenteuer, wenn das Wesen ihrer Einheit darin besteht, auf den anderen ausgerichtet zu sein. Ehe bedeutet demzufolge, dass Gott unsere Körper beansprucht, zur Freude und zum Dienst für den anderen da zu sein. Unsere Bindung aneinander ist so weitreichend, dass Gott meinem Ehepartner ein Recht auf meinen Körper gibt. Das zeigt auf eindrucksvolle Weise, welch eine tiefe Bedeutung die Worte „ein Fleisch werden“ in sich tragen. Sie zeigen, dass Gott uns auffordert, uns dazu hinzugeben, den Partner sexuell zu beglücken.

Lasst uns kurz einen Halt machen für einen Herzens-Check. Ich weiß, dass einige sich diese Art körperliche Beziehung, von der Paulus spricht, nicht vorstellen können. Für dich ist Intimität mit deinem Ehepartner möglicherweise mit Furcht, Scham oder Ablehnung verflochten. Das ist in vielen Ehen ein echtes Problem, das man nicht einfach übergehen darf.[5] Wir möchten uns aber noch nicht mit diesem Problem beschäftigen, sondern zuerst überlegen, was Gott wirklich für uns bereit hat. Gottes Vision für unser Sexualleben ist wunderbar und begeisternd. Um das aber wirklich voll auskosten zu können, müssen wir mehr Grundsätzliches dazu verstehen.

Als Christen haben wir doch die Verantwortung, Gottes Wort entsprechend zu leben. Als verheiratete Christen haben wir die Verantwortung, auch unsere Ehen Seinem Wort entsprechend auszurichten. Das bedeutet ganz grundsätzlich, dass wir immer dann ein Gott hingegebenes Leben führen, wenn wir dem anderen gegenüber ein hingegebenes Leben führen. Und so nimmt Paulus in seinen Worten an Ehepartner einfach das biblische Grundprinzip des Dienens auf und wendet es auf die sexuelle Beziehung an. Er erinnert uns an ein zweifaches Dienen unserem Ehepartner gegenüber: Wir sollen einander vor sexueller Versuchung schützen und einander volle Rechte an unserem Körper einräumen.

Miteinander reden


Viele Paare sind sich uneins über die Häufigkeit sexueller Begegnungen. Jeder Partner hat andere Vorstellungen von einem erfüllten Geschlechtsleben. Sprecht über eure Erwartungen, wie oft jeder von euch den anderen gern begehren möchte, und schaut, wie ihr übereinstimmt. Sprecht offen über eure Störungen oder Entmutigungen, damit eure körperliche Liebe nicht einem Unfall, sondern einem freudigen Ereignis gleicht. Nehmt euch als gemeinsames Ziel vor, euren Alltagsablauf und euer Umfeld so zu koordinieren, dass ihr einander in Treue auch die ‚ehelichen Rechte‘ geben könnt.


Sex in der Ehe – ein Abenteuer der Freude

Während ich dieses Kapitel schreibe, ungefähr eine Woche vor Weihnachten, freue ich mich schon auf das Bescherung in unserer Familie am Weihnachtsmorgen. Als Kind habe ich mit einer gewissen Besessenheit Weihnachten herbeigesehnt und fast schon Selbstgespräche führend darüber sinniert, was für wunderbare Sachen ich geschenkt bekommen würde. Meine Ansicht hat sich aber im Laufe der Jahre verändert. Irgendwann einmal, ich kann den Zeitpunkt dafür nicht mehr genau nennen, habe ich entdeckt, dass es noch schöner ist, etwas zu schenken, als etwas zu bekommen. Ich freue mich heute immer noch über Weihnachtsgeschenke von meiner Familie, habe aber meine hauptsächliche Freude und Vorfreude darin, meiner Frau und meinen Kindern Geschenke zu machen, und das als ein Vater und Ehemann, der seiner Familie einfach deshalb etwas Gutes tun möchte, weil sie sich darüber freut.

Dies ist auch ein grundlegender Faktor in der Ehe. Gott möchte, dass wir unsere größte Freude daraus beziehen, dass wir eine Quelle der Freude für unseren Ehepartner sind. John Piper sagt: „Die Ursache für so viel Leid in Ehen liegt nicht darin, dass Ehemänner und Ehefrauen nach ihrer eigenen Freude streben, sondern darin, dass sie diese nicht in der Freude ihres jeweiligen Ehepartners suchen.“[6] Genau das ist auch einer der wesentlichen Gründe, warum Gott die eheliche Sexualität geschaffen hat. Denn indem ich den Partner beglücke, bin ich selbst am glücklichsten. Wenn er oder sie durch meine Liebe zur vollen Freude und Erfüllung gelangt, geschieht das Gleiche bei mir. Das heißt, mein und sein Vergnügen ist nahezu ein und dasselbe und ist so gut wie nicht mehr zu unterscheiden. Die Freude am Sex wird mir also immer dann zur Erfüllung, wenn ich meinem Partner seine ehelichen Rechte gewähre. Achte darauf, dass Paulus nicht betont, dass wir unsere ehelichen Rechte von unserem Partner fordern, sondern dass wir sie ihm geben sollen. Indem er das Geben dieser Rechte betont, will er zeigen, dass Großzügigkeit der Schlüssel zu erfüllender Sexualität ist.

Durch eine solche biblische Grundeinstellung bist du auf dem Weg zu einem großartigen Abenteuer. Die meisten Christen verhalten sich ja biblisch und kommen sexuell unerfahren in die Ehe. Aber auch die mit vorangegangenen Erfahrungen sollten das Abenteuer der Sexualität in der Hochzeitsnacht wie Neulinge beginnen. Wenn sie nämlich von vornherein den Gedanken des einander Dienens mit in ihr frisches Ehebett hineinbringen, dann entwickelt sich ihre sexuelle Beziehung zu einer Reise, bei der sie herausfinden, wie sie ihren Partner mit ihrem Körper erfreuen können. Und dieses Abenteuer dauert dann so lange an, wie ihr beide leben werdet. Es bleibt unverändert spannend, auch wenn eure Körper durch Kinder oder Alter ihre ursprünglichen Konturen verloren haben.

C.J. Mahaney sagte: „Jede verheiratete Person, die in der Tat diese Verse (1. Korinther 7,3-5) in rechter Weise als Gebote von Gott versteht, wird ein dienendes Denken zum Ehebett mitbringen, welches die sexuelle Befriedigung seines/ihres Partners als oberste Absicht hat.“[7] Das ist es, was die Ehe so wunderbar macht – die Freude, für jemand anderen zu leben.

Selbstbezogenheit in sexuellen Dingen, einschließlich des sich einander Entziehens (wovor Paulus die Korinther warnt), ist weit verbreitet, einfach deshalb, weil wir ohne die Gnade Gottes in allen Dingen selbstbezogen sind. Wir haben aber eine andere Möglichkeit! Solltest du deinen Ehepartner der Intimität berauben oder im Bett deine eigene Befriedigung suchen, dann möchte Gott jetzt deine Aufmerksamkeit gewinnen. Er hat etwas weitaus Besseres für dich bereit. Viele von uns machen bei Verletzungen dicht oder ziehen sich bei Entmutigungen zurück. Andere manipulieren ihren Partner und benutzen ihn nur als Mittel zur eigenen Lustbefriedigung. Wir können auch zum „Solo-Sex“ versucht sein, zum Beispiel durch Pornografie, Fantasien oder Masturbation. Diese Versuchungen sind allgegenwärtig, doch keine von ihnen wäre außerhalb der Reichweite der Gnade Gottes. Er kann aus solchen oder ähnlichen Anfechtungen immer einen Weg schaffen (1. Korinther 10,13), und dein Weg dort heraus wird schlussendlich und unvermeidbar zu deinem Ehepartner führen.

Und weißt du was? Wenn sich Ehepartner wirklich der gegenseitigen Erfüllung hingeben, wird keiner enttäuscht einschlafen. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, dass ich ja auch bekomme, was mir zusteht. Warum nicht? Weil die Gedanken meines Partners nicht dahingehen, was ihn befriedigt, sondern dahin, was Gott uns in der Sexualität gemeinsam gegeben hat. Und wenn jemand beabsichtigt, sein Vergnügen dadurch zu bekommen, dass er für den anderen ein Vergnügen ist … nun, dann kann es kaum noch besser werden!

Bin ich von der Aussage des Paulus an die Korinther abgeschweift? Ich glaube nicht! Er hätte zum Thema Sexualverhalten auch etwas ganz anderes sagen können. Zum Beispiel dies: „Leute, die ganze Sache mit der Sexualität ist einfach zu heiß für euch. Wenn ihr damit umgeht, werdet ihr nicht ohne Sünde bleiben können. Findet also Lösungen, wie ihr das Ehebett am besten umgehen könnt.“ So redet der Apostel aber nicht, sondern er sagt das Gegenteil; er weist Mann und Frau sogar noch aufeinander hin und lädt sie besonders ein, ihre gemeinsame Intimität zu pflegen.

Siehst du, was für eine Gnade hier fließt? Gott sorgt so weitgehend für uns, dass Er uns selbst in den intimsten Bereichen unseres Lebens nicht alleine lässt, sondern uns Seinen liebevollen Rat gibt. Seine Weisheit verzehrt sich nicht in den großen Angelegenheiten des Universums. Nein, Gott streckt sich nach uns persönlich aus, mitten in unser Schlafzimmer hinein, und bittet uns: „Können wir uns auch einmal mit deinem Ehepartner über eure sexuelle Beziehung unterhalten?“ oder: „Lass uns anschauen, ob sie auch so gelebt wird, wie Ich es entworfen habe. Ich möchte, dass ihr euch aneinander erfreut!“ Gott achtet auch auf diese Dinge, und Er bietet uns große Gnade an, das Abenteuer des gegenseitigen ehelichen Erfreuens in Fülle zu genießen.

Die Freude, die daraus entspringt, die Ehefrau oder den Ehemann zu erfreuen, ist einer der Gründe, warum Sex von Gott her niemals als Solo-Erfahrung gedacht war. Biblische Sexualität, die dem anderen zu dienen sucht, ist ein herrlicher Ausdruck dessen, was wir sein sollen – männlich und weiblich – nach Gottes Bild geschaffen. Welch eine Wonne und welch ein Geschenk, das ich immer wieder gerne annehme!

Miteinander reden


Hast du deinem Ehepartner jemals deutlich mitgeteilt, was dir Spaß und Erfüllung bringt? Gibt es etwas in eurer sexuellen Beziehung, das dich hindert oder sogar ‚ablöscht‘? Denke daran, dass sexuelle Vorlieben mit Appetit auf bestimmte Speisen vergleichbar sind – will heißen, so wie sich keine zwei Menschen bei Essenswünschen völlig gleichen, so gleichen sie sich meist auch nicht in ihren sexuellen Erwartungen. Darüber zu sprechen, mag am Anfang nicht leicht sein. Aber je offener ihr dabei werdet, umso mehr werdet ihr euch dabei helfen, eure gemeinsame Zeit noch mehr zu genießen.


Sexualität in der Ehe – ein Abenteuer der Abhängigkeit

Die Freude am Sex sollte in christlichen Ehen eigentlich immer so etwas wie das Sahnehäubchen der ehelichen Liebe sein. Aber dennoch ist nicht jeder Beischlaf automatisch gleich ein Feuerwerk des Glücks oder ein Anwärter auf die Top-Ten-Liste der romantischsten Augenblicke. Abenteuer beinhalten immer auch Entdeckungen – und jene wiederum sind nicht unbedingt vorherzusehen.

Einmal hatten Kimm und ich ein romantisches Wochenende in einem Berghotel arrangiert. Entsprechend festlich gekleidet kamen wir dort an und erwarteten ein romantisches Abendessen zu zweit. Als wir an unseren Tisch geführt wurden, bemerkten wir vier weitere Paare – an genau unserem Tisch! Soviel zum Thema Abenteuer! Ich kam neben einem Menschen zu sitzen, der dachte, ich müsse unbedingt seine ganze Lebensgeschichte hören. Nun, ich bin durchaus von ‚Evangelisation als Lebensstil‘ überzeugt, aber dieser Typ verkannte meinen Auftrag an jenem Abend ernsthaft. Kimm und ich haben uns durchaus darauf eingestellt, kleine Ablenkungen bei unseren romantischen Bemühungen zu erwarten, zum Beispiel Verkehrsstaus oder auch unterbrechende Anrufe von Babysittern, die mitteilen, dass etwas mit unseren Kindern vorgefallen ist. Ihr wisst schon, was ich meine. Manchmal fragten wir uns, ob Gott etwas gegen romantische Anlässe habe. Heute wissen wir, dass Er einfach gerne lustige Geschichten drum herumbaut. Eine Ehe ist allein schon auf der Ebene des täglichen Einerleis ein Abenteuer in sich. Füge dem noch Romantisches und Sexuelles hinzu, und es wird zu einem abenteuerlichen Epos. Um auf dieser lebenslangen Reise zu gedeihen, müssen wir Gott als mehr ansehen als nur einen hilfreichen Führer oder eine tröstliche Anlaufstelle. Er ist das Zentrum, „in ihm leben und weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17,28). Wir sollen zu jedem Augenblick und in jedem Bereich unseres Lebens, einschließlich unseres Sexuallebens, von Ihm abhängig sein.

Eines der ersten Dinge, die es über Sex zu lernen gilt, ist die Tatsache, dass Sex in einer Ehe etwas sehr Zerbrechliches ist. Viele Ehepaare, die anfänglich in Vorfreude auf nächtliche Glückseligkeit ‚gebrannt‘ haben, stellen fest, dass die Lust auf körperliche Liebe aufgrund all der Anforderungen des Lebens auch sehr schnell nachlassen kann. Ihr kennt die lange Liste: Das überladene Wochenprogramm, die vielen Dinge, die noch erledigt werden müssen, finanzielle und berufliche Probleme, Stress, Beziehungskrisen, Routine im Bett, körperliche Einschränkungen – dies alles sind einige der häufigeren Gründe, warum Sex in der Ehe zu etwas wird, das einfach nur noch stattfindet.

Und dann sind da ja auch die Kinder! Die habe ich fast vergessen. Nichts mindert deine Liebhabergefühle mehr als elterliche Pflichten. Aber Gottes Wort spricht uns als solche normalen Menschen an – als Menschen im realen Leben und nicht als Darsteller in romantischen Filmen oder als sexuelle Olympioniken! Die Schrift bringt Verheirateten guten Rat für das tägliche Leben, da, wo unsere Probleme sind und wo wir wirklich Hilfe brauchen. Und das betrifft besonders unsere eheliche Sexualität. Sie kann nämlich unser Leben sehr verkomplizieren – gerade dann, wenn es mit ihr nicht allzu gut bestellt ist. In solchen Phasen benötigen wir Gottes Hilfe besonders, um uns über die oberflächlichen Missverständnisse hinaus zum Grundproblem zu bringen.

Jahrelang hatten wir einen Herd, der zu ‚spinnen‘ schien. Es gab Tage, da stellte ihn Kimm auf 260 Grad, und dennoch dauerte es Stunden, bis das Essen fertig war. Andere Male schob sie einen Truthahn in die Röhre, stellte auf kleine Flamme, und innerhalb von 30 Minuten war der Vogel zu Kohle mutiert. Das Essen war deshalb immer ein Abenteuer. Wir fanden schließlich heraus, dass es nicht an den Schaltern lag, sondern an der Verkabelung im Innern. Die Wurzel eines Problems zu finden, ist für das Kochen mit Sicherheit wichtig! Es ist aber noch wichtiger, die entscheidenden Probleme zu verstehen, die unser Ehebett erkalten lassen. Andere Stellungen oder neue Ideen können da wohl manchmal etwas Hilfestellung geben, es mag dich aber die Aussage überraschen, dass die meisten sexuellen Probleme unter Verheirateten in Herzenshaltungen verwurzelt sind. Ein weises Paar wird deshalb nach innen schauen, wenn die Temperatur zu einem Problem wird – genau wie bei unserem Herd.

Ich möchte deshalb Faulheit, Unglauben und Bitterkeit näher anschauen, drei häufig vorkommende Sünden, die das Angenehme einer sexuellen Ehebeziehung rauben können.

Faulheit

Faulheit ist ein Romantikkiller. Allein schon das Wort hat etwas Abkühlendes an sich. Mit Faulheit meine ich einfach Trägheit hinsichtlich ehelicher Intimität. Die Früchte dieses Herzenszustands sind zumeist Passivität und Teilnahmslosigkeit. Wir beginnen, unser Äußeres zu vernachlässigen. Wir gewöhnen uns an die Langeweile im Bett. Wir tolerieren einen Mangel an sexuellem Verlangen und begnügen uns damit, dass die Initiative nur von einem Partner ausgeht.

Manchmal kommt sexuelle Faulheit aus einer Überbeschäftigung mit falschen Dingen. Ein Mann, der regelmäßig Überstunden macht, kann buchstäblich schläfrig werden, wenn seine Weichenstellung, wie er Zeit und Energie aufwendet, keinen Raum mehr für ein romantisches Leben mit seiner Frau lässt. Wenn Romantik und Intimität zu häufig aus dem Programm verbannt werden, dann muss er sich bewusst Urlaub nehmen oder eine noch schwierigere Entscheidung treffen: die Arbeit wechseln.

Das Buch der Sprüche illustriert eine Grundeinstellung des trägen Menschen, des „Faulen“, wie er dort genannt wird: „Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule auf seinem Bett“ (Sprüche 26,14). Das ist ein fast schon tragikomisches Bild für jemanden, der es sich angewöhnt hat, sich zugunsten der Bequemlichkeit von seiner Verantwortung abzuwenden. Wenden sich du und dein Ehepartner voneinander ab, wenn es um Sex geht, weil es scheinbar die Zeit und Energie nicht mehr wert ist? Verlass dich nicht auf dich selbst! Wende dich Gott zu und vertraue Seiner Kraft! Er kann dein Verlangen neu beleben und deinen Vorsatz stärken, die aushöhlenden Auswirkungen, die Faulheit auf deine Sexualität hat, zu überwinden.

Unglauben

In diesem Abschnitt möchte ich betonen, dass wir auch bezüglich unserer sexuellen Beziehung in der Ehe Glauben an Gottes Verheißungen haben dürfen. Gestatten wir es aber dem Unglauben, seine Wurzeln um unsere Herzen zu schlingen, dann fangen wir an, seinen Lügen zu glauben, die dann in etwa so lauten: „Ich kann Sexualität nicht mehr genießen.“ „Die Dinge werden sich niemals ändern.“ „Die Vergangenheit wird mich immer verfolgen.“ „Ich kann seine Erwartungen nicht erfüllen.“ „Ich schaffe es nicht, meinem Partner zu gefallen.“

Vielleicht wollen die Lügen des Unglaubens auch auf deinen Ehepartner abzielen. Und dann spricht dein Herz zu ihm oder zu ihr: „Du kannst mich nicht verstehen.“ „Du kannst meine Bedürfnisse nicht stillen.“ „Du hast keine Ahnung, wie es bei uns zu Hause zuging.“ „Du verstehst nicht, dass, wenn du mich berührst, ich empfinde, dass er mich berührt.“ „Du kannst all das Gepäck, das ich mit mir herumtrage, nicht verstehen.“

Ich spreche hier nicht von den normalen Zweifeln und Fragen, denen wir alle von Zeit zu Zeit gegenüberstehen. Ich spreche von einer Denkweise über ehelichen Sex, die im Kern sagt, die mit ihm verbundenen Probleme seien einfach außerhalb der Reichweite Gottes. Denn, ob ausgesprochen oder nicht, diese Lügen beschuldigen schlussendlich alle den Himmel – nach dem Motto: „Gott kann auf diesem Gebiet Gebet nicht erhören.“ „Ich kann Gott nicht vertrauen.“ „Die Gnade kann nicht bis hin zu meinen Sexualproblemen reichen.“

Brüder und Schwestern, Unglaube dieser Art ist vernichtend – nicht nur für unser Geschlechtsleben, nein, für unsere gesamte geistliche Existenz. Er stellt das gesamte Wesen Gottes in Frage (Hebräer 11,6) und rückt unser kraftloses und unbeständiges Selbst ins Zentrum der Wirklichkeit.

Und es gibt da noch eine andere Art des Unglaubens, in gewisser Weise etwas weniger gotteslästerlich, aber gleicherweise ernstzunehmen und schädlich. Es ist die Glaubenslosigkeit, die sagt: „Ich denke schon, dass Gott unserer Sexualität aufhelfen kann, aber ich glaube nicht, dass Ihm das sehr wichtig ist.“ Glaube für Finanzen? Sicher doch! Glaube fürs Zeugnisablegen? Ganz gewiss! Glaube für meine Arbeit? Kein Problem. Aber Glaube für sexuelle Intimität erscheint nicht wenigen selbstsüchtig oder gar frivol zu sein. Sie fragen sich, ob sie sich bei Gott nicht besser um etwas Geistlicheres bemühen sollten. Sie haben den Eindruck, dass der Bereich der Sexualität einer ist, den Gott nicht betreten will.

Wir müssen beiden Formen des Unglaubens entgegentreten, indem wir uns von Gottes Wort abhängig machen. Und das sagt uns, dass wir einem allmächtigen und souveränen Gott dienen, der sexuelle Betätigung in der Ehe als zentral und unerlässlich dafür ansieht, dass zwei Menschen in wahrhaft enger und beglückender Beziehung miteinander leben können.

Bitterkeit

Bitterkeit unterscheidet sich vom Unglauben lediglich in der Intensität und Tiefe ihrer Rebellion gegen Gott. Mein Freund Andy Farmer hat darauf hingewiesen, dass die beiden nur durch den Unterschied zwischen „kann nicht“ und „werde nicht“ getrennt sind. Der Unglaube sagt: „Das kann ich nicht tun“, die Bitterkeit: „Das werde ich nicht tun“. Der Unglaube sagt einem Ehepartner: „Du kannst dich nicht ändern“, die Bitterkeit erklärt: „Du wirst dich nicht ändern“. Der Unglaube kritisiert: „Warum ändert Gott meine Gefühle nicht?“, die Bitterkeit aber hadert: „Gott wird sie nicht ändern“.

Unglaube entfernt sich von Gottes Verheißungen, Bitterkeit schlägt die Tür obendrein noch hinter ihnen zu. Und dann kommt der Vorwurf: „Du hast mich verraten, ich vertraue dir nicht mehr.“ „Du hast keine Selbstdisziplin gehabt, bevor wir heirateten, du wirst sie auch jetzt nicht lernen.“

Die Bitterkeit ist eine der häufigsten Ursachen für vernachlässigten Sex. Aus dem Boden des Zorns und ungelöster Konflikte wächst sie schnell zu einem giftigen Unkraut heran, das die Liebe erstickt. Bitter gewordene Ehepartner gebrauchen dann gern ihren Körper als Waffe, indem sie sich verweigern und auf diese Weise den anderen bestrafen wollen. Das hinterlässt jedes Mal einen großen Schaden. Hier ist unbedingt Buße und Vergebung nötig!

Faulheit, Unglauben und Bitterkeit sind also häufig auftretende und ernsthafte Sünden, die die Wahrheit des Evangeliums verleugnen. Wenn wir Gottes Wahrheiten von uns weisen und uns stattdessen lieber mit Lügen umgeben, dann leidet sowohl unser Glaube als auch unsere Ehe. Aber wir müssen und dürfen diese lähmenden Sündenmuster nicht tolerieren. Viel lieber sollten wir danach Ausschau halten, ob sie in uns vorhanden sind, und wenn wir sie finden, Gottes Vergebung und Kraft zur Umkehr und Veränderung suchen.

Tägliche Abhängigkeit: Wenn Sünder um den Partner werben

Beim Abenteuer der Abhängigkeit geht es nicht nur um die Gnade, Dinge abzulehnen, die unsere Intimität behindern, sondern auch darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sexuelle Zweisamkeit aus romantischem Erleben heraus fließen kann. Diese Art der Gnade ist nicht planbar wie zum Beispiel: „Rosen am Valentinstag“ oder „essen gehen zum Geburtstag“. Diese Romantik kann man auch nicht durch teure Geschenke oder exklusive Unternehmungen erzeugen. Nein, es geht um eine Abhängigkeit von Gottes Gnade, die uns lehrt, für unseren Partner aus dem täglichen Leben heraus spontan Ideen zu entwickeln, durch die beständig Wertschätzung und Liebe ausdrückt werden. Diese täglichen und spontanen Aufmerksamkeiten sagen quasi: „Du bist mir wichtiger als jeder andere Mensch auf dieser Erde.“

Vielleicht kennst du diese Geschichte: Ein Mann fragte seine Frau, was sie sich zum Geburtstag wünsche. Wehmütig antwortete sie: „Ich hätte gern noch mal die 10.“ Am Morgen ihres Geburtstages weckte er sie früh auf mit einer Schale ihres Lieblingsmüslis aus Kinderzeiten. Er entführte sie dann in einen beliebten Freizeitpark, in dem sie den Tag verbrachten. Süßigkeiten, Pommes Frites, Achterbahnen und Schießbude, nichts wurde ausgelassen. Sie wankte aus dem Park, mit Dröhnen im Kopf und flauem Magen. Aber weiter. Ihr Mann fuhr mit ihr direkt zu McDonalds und bestellte ein „Happy Meal“ für sie mit einer großen Cola und Schokoladeneis zum Nachtisch. Danach ging’s noch ins Kino, zu einem berühmten Kinderfilm, natürlich mit Popcorn und Smarties – das volle Programm! Am Ende des Tages taumelte seine Frau nach Hause und fiel erschöpft auf ihr Bett. Er stand im Türrahmen und sagte mit einem breiten, dümmlichen Grinsen: „Nun, Liebling, wie war es heute, wieder zehn zu sein?“ Die einzigen Worte, die seine Frau murmelte, lauteten: „Ich meinte doch meine Kleidergröße!“ („10“ in „Misses Size“ ist eine amerikanische Kleidergröße für junge Mädchen.)

Liebe Frauen, glaubt mir, wenn ihr noch keine dieser fehlgeschlagenen Initiativen eures Mannes ertragen musstet, ihr werdet zukünftig noch Gelegenheit dazu haben – zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit. Ich mag diese Geschichte, weil sie einen Mann zeigt, der etwas Kreatives tat, um seine Frau zu umwerben. Und wenn jeder von uns sich dessen bewusst ist, dass wir für solche spontanen Fürsorglichkeiten täglich von der Gnade Gottes abhängig sind, wird uns das unvermeidlich zu enormer Kreativität führen.

Es geht bei dieser Kreativität nicht um perfekt durchgeplante Überraschungstage. Nein, wir sprechen auch nicht davon, ein großartiges Gemälde zu malen oder für deinen Partner eine Sonate zu komponieren. Wenn es um deine Ehe geht, dann denke bei Kreativität an ein einfaches, vom Glauben inspiriertes Handeln, das schlicht zeigt, wie sehr dir deine Ehe am Herzen liegt und wie gern du sie verbessern möchtest. Das Wichtige dabei ist nicht, wie kreativ oder einfallsreich du von Natur aus bist, sondern ob du dich in Abhängigkeit von Gott um die Verbesserung deiner Ehe bemühst. Gary und Betsy Ricucci haben dies so ausgedrückt: „Es gibt keine Romantik-Experten oder Beziehungs-Profis; eheliche Romantik muss von Tag zu Tag immer wieder neu eingeübt werden.“[8]

Ich hatte das Vorrecht, mit einigen außergewöhnlich begabten Menschen zusammen im Glauben aufzuwachsen. Aber die meisten waren von Natur aus keine Experten auf dem Gebiet romantischer Kreativität. Sie mussten ebenso wie ich daran arbeiten. Sie mussten sich mit ihren Ehepartnern über dieses Thema unterhalten und herausfinden, wie der andere über Romantik denkt. Sie gehen nicht einfach davon aus, es schon zu wissen. Wie immer, wenn es um Kunst geht, gibt es viel mehr verworfene Ideen als tatsächliche Meisterwerke. Um aber ein Meisterstück zu bekommen, muss man bereit sein, an der Kreativität zu arbeiten. Ich garantiere dir, dass, wo auch immer du jemanden siehst, der wirklich gut dabei ist, seinen Partner zu umwerben, es sich nicht um einen Profi handelt, sondern um jemanden, der an seiner Kreativität arbeitet und der sich um Einfallsreichtum bemüht. Meine Freunde, das ist eine Kunst, die man erwerben sollte und die es zu erwerben lohnt.

Gute eheliche Gemeinschaft und Intimität kommt aus der bewussten Abhängigkeit, dass Gott uns helfen will, unseren Partner kreativ zu umwerben. Das wird unsere Ehen zu einer Quelle geistlicher und körperlicher Freude werden lassen.

Miteinander reden


Frage deinen Ehepartner, ob er beziehungsweise sie Trägheit, Unglauben oder gar Bitterkeit bei sich erkennt als ein Hindernis für ein erfülltes Sexualleben. Ist dies der Fall, dann nehmt euch Zeit, darüber zu sprechen, mit dem Ziel, Sünde zu bekennen, Vergebung zu erbitten und in Versöhnung miteinander zu leben. Drückt eure Abhängigkeit von Gott auch auf diesem Gebiet dadurch aus, dass ihr miteinander darüber betet. Für manch einen mag dies mental nicht zusammenpassen – Gebet und Geschlechtsverkehr zur selben Zeit?! Aber wie wir gesehen haben, ist die Sexualität doch ein heiliges Geschenk Gottes, welches dankbar empfangen und dienend weitergegeben werden soll. Deshalb sollte Gebet ein völlig angebrachter Teil eures Sexuallebens sein, vielleicht sogar ein bislang noch fehlender Bestandteil.


Tägliche Abhängigkeit: Wenn Sünder staunen

Meine Absicht mit diesem Kapitel besteht also darin, das sensible Thema Sexualität in die Hoffnung des Evangeliums mit einzubetten – wie die Bibel es ja auch tut. In gewisser Weise bringe ich uns dadurch zurück zu der allerersten Ehe. In ihr brachte Gott Adam und Eva zusammen, dass sie einander ‚Helfer‘ wären, und das weit über das Bebauen des Garten Eden hinaus. Die Bibel erzählt uns, wie Adam gestaunt hat, als er erstmals seine Eva sah. Und dann hörte er auch noch, dass er ein Fleisch mit ihr werden sollte. Welche Freude wurde die Sexualität für sie beide! Leider hat der Fluch der Sünde das Staunen weggenommen und uns mit einem Stöhnen zurückgelassen. Aber Gott sei Dank hat das Evangelium den Fluch der Sünde wieder aufgelöst und es Sündern, die sich das Ja- Wort geben, ermöglicht, aus dem Stöhnen wieder ein Staunen werden zu lassen. Egal, in welcher Situation wir uns gerade in unseren Ehen befinden – wir dürfen anfangen, wieder das Staunen zu lernen. Wir dürfen uns wieder auf unser Ehebett freuen und über unsere intime Gemeinschaft schreiben: Sexualität – ein Geschenk der Gnade Gottes. Wie wunderbar ist das!


  1. „Als wohlhabender Ausgangsort für Handel und Seefahrt war das griechische Korinth weithin für seine Lasterhaftigkeit bekannt – besonders seine sexuelle Verdorbenheit –, aber auch für seine zahlreichen Tempel und Kultstätten. Aristophanes (450 – 385 v. Chr.) schuf angesichts des Rufs der Stadt sogar den Begriff korinthisieren (‚sich wie ein Korinther verhalten‘, d.h. ‚Unzucht begehen‘). Plato gebrauchte den Begriff ‚korinthisches Mädchen‘ als Umschreibung für Prostituierte. Und obwohl seine geschichtliche Genauigkeit angezweifelt wird, belegt Strabos Bericht über die 1.000 Prostituierten im Tempel der Aphrodite doch das Bild, das man von der Stadt hatte, und die Tatsache, dass die Tempel ihre eigene Rolle bei der unmoralischen Grundhaltung ihrer Zeit spielten.“ Ralph P. Martin, Daniel G. Reid, Gerald F. Hawthorne (Hrsg.). Dictionary of Paul and His Letters. IVP: Leicester, 1993. S.172-173.
  2. John MacArthur. 1 Corinthians Commentary. Moody Publishers: Chicago, 1984. S. IX.
  3. R.C. Sproul. The Intimate Marriage. P&R Publishing: Phillipsburg, NJ, 1975, Neuauflage 2003. S. 89.
  4. 60 Prozent aller Webseitenaufrufe sind sexueller Natur (MSNBC Survey 2000). Hollywood produziert jährlich 11.000 Pornofilme – das sind 20 Mal mehr als die übrigen (LA Times Magazine, 2002). Ein Viertel aller erwachsenen Amerikaner hat bei einer Untersuchung im Jahr 2002 angegeben, im vergangenen Jahr einen indizierten Pornofilm angeschaut zu haben (National Opinion Research Letter). Für die Situation in den USA vgl. die Daten auf der christlichen Seite www.blazinggrace.org/cms/bg/pornstats. Auf Deutsch ist zu empfehlen: Thomas Schirrmacher. Internetpornografie … und was jeder darüber wissen sollte. Hänssler: Holzgerlingen, 2008 (vgl. auch „Bonner Querschnitte 22/2008“ unter www.bucer.org/bq.html).
  5. Eine der großen Herausforderungen bei der Begegnung mit der biblischen Sicht von Ehe ist die, dass unsere gegenwärtige Erfahrung der Ehe so entmutigend und scheinbar hoffnungslos sein kann. Vielleicht bringen wir auch Schuld oder Scham schon in die Ehe mit, sei es durch Dinge, die wir getan haben, oder durch Dinge, die uns angetan wurden. Auch mögen unsere sexuellen Begegnungen bislang vielleicht nicht liebevoll, manipulierend oder nur lustgetrieben gewesen sein. Diese Kämpfe in uns sind stark und real. Meine Hoffnung ist die, dass du während des Lesens dieses Buches eine Vision davon bekommst, was Sex sein KANN, und du anfängst, darauf hinzuarbeiten, dass dies mehr und mehr zu deiner/eurer Erfahrung wird. Wenn es etwas gibt, was ich sicher weiß, dann dies, dass die verändernde Kraft des Evangeliums in jeden Bereich oder jede Beziehung hineinreichen und Leben und Freude bringen kann, wo zuvor nur Bedauern und Niederlage gewesen ist.
  6. John Piper. Sehnsucht nach Gott – Leben als christlicher Genießer. 3L Verlag: Friedberg, 2005. S. 215 (Original: Desiring God. Multnomah: Sisters, OR, 1996) S. 175.
  7. C.J. Mahaney. Sex, Romance and the Glory of God: What Every Christian Husband Needs to Know. Crossway Books: Wheaton, IL, 2004. S. 79.
  8. Gary und Betsy Ricucci. Love That Lasts: When Marriage Meets Grace. Good News-Crossway Books: Wheaton, IL, 2006. S. 117.