Wenn die Freudenicht mehr da ist/Der Wert des Wortes Gottes im Kampf um Freude

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English: When I Don't Desire God/The Worth of God's Word in the Fight for Joy

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Von John Piper Über Christian Hedonism
Kapitel 8 des Buches Wenn die Freudenicht mehr da ist

Übersetzung von Desiring God


Der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN.
1. Samuel 3,21

Sie, die köstlicher sind als Gold,
ja viel gediegenes Gold,
und süßer als Honig
und Honigseim.
Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt;
in ihrer Befolgung liegt großer Lohn.

Psalm 19,11-12

Das Kreuz Christi war sein Ruhm und seine Freude; daran hängte er sein Herz; und das waren die Auswirkungen: Die Welt war ihm gekreuzigt, tot und unerwünscht. Die Köder und Vergnügungen der Sünde sind alle aus der Welt genommen. … Wenn das Herz mit dem Kreuz Christi erfüllt ist, wirft es Tod und Unerwünschtheit auf sie alle; keine scheinbare Schönheit, kein erkennbares Vergnügen und keine Ansehnlichkeit verbleibt in ihnen.
John Owen
On Indwelling Sin in Believers[1]

Inhaltsverzeichnis

Das Potenzial dieser mächtigen Waffe erkennen

Der Hauptgrund für die besondere Wichtigkeit des Wortes Gottes in Bezug auf unsere Freude an Gott ist der, dass Gott sich selbst hauptsächlich durch sein Wort offenbart. Und das Sehen der Offenbarung Gottes ist das Fundament unserer Freude. Wie es in den Tagen Samuels war, so ist es auch heute: »Der HERR fuhr fort, in Silo zu erscheinen; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel in Silo durch das Wort des HERRN« (1. Samuel 3,21). Die Worte »Der HERR fuhr fort … zu erscheinen« sagen etwas Erstaunliches aus. Gott wurde nicht mit den Augen des Kopfes, sondern mit den Augen des Herzens gesehen, denn Gott ist und wird auch beschrieben als »König der Zeitalter … [der] unvergängliche, unsichtbare, alleinige Gott« (vgl. 1. Timotheus 1,17). Und obwohl es merkwürdig erscheinen mag: Dieses Sehen in Silo geschah »durch das Wort des Herrn«. Als das Wort gehört wurde, wurde der Herr gesehen. Das Sehen war im Hören. Das geistliche Hören von Gottes Wort wird zum geistlichen Sehen von Gottes Herrlichkeit.

Wie wird Gott heute gesehen?

So ist es heute im Evangelium. Paulus sagt, dass Christ zu werden bedeutet, »den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus« zu sehen (2. Korinther 4,4). Das Evangelium ist die Botschaft über den Tod und die Auferstehung Jesu (1. Korinther 15,1-4). Es ist ein Wort, das gehört werden muss. Und in diesem Hören gibt es etwas zu sehen: »den Lichtglanz … der Herrlichkeit des Christus«. Das Sehen ist im Hören. Der Herr öffnet die Augen des Herzens, damit sie die Herrlichkeit Christi im Wort sehen. Gott hat es in diesem Zeitalter vorgezogen, sich der Welt hauptsächlich im Fleisch gewordenen Wort, Jesus Christus, durch das geschriebene Wort, die Bibel, zu offenbaren.[2]

Das ist im Kampf um Freude so entscheidend, weil Gott selbst das letztendliche Objekt unserer Freude ist. Aber Gott »offenbart sich … durch das Wort«. Oh, wie wertvoll ist doch die Bibel! Hier sehen wir Gott am deutlichsten und am sichersten. Der Heilige Geist öffnet unsere Augen und gewährt uns das Sehen der Schönheit Christi (Matthäus 16,17; Apostelgeschichte 16,14). Wenn es die Bibel nicht gäbe, dann gäbe es auch keine währende Freude. Selbst diejenigen, die noch keine Bibel in ihrer Sprache haben, sind auf die Bibel angewiesen in Bezug auf die Christus offenbarende, rettende Erkenntnis Gottes.

Gott kann sich auch auf anderen Wegen offenbaren, und er tut es auch, insbesondere durch die Werke der Gläubigen (Matthäus 5,16; 1. Petrus 2,12; 1. Korinther 12,7). Aber keiner dieser Wege offenbart Gott mit der Klarheit und Vollkommenheit der Bibel. Alle bewegen sich auf der Umlaufbahn der Sonne, die das geschriebene Wort Gottes ist. Und wenn die zentrale Anziehungskraft der Sonne geleugnet wird, fliegen alle Planeten in ein Durcheinander.

Sicherlich werden wir im Kampf um Freude nicht für immer über unserer Bibel knien. Wir werden aufstehen und mit Christus den Weg des Kreuzes gehen. Und dort, in den Risiken und Bedrängnissen der Liebe, werden wir den Jesus des Wortes in den Offenbarungen seiner Kraft sehen. Auch das ist Teil unserer Freude. Manchmal wird es außergewöhnliche, übernatürliche Kraft sein. Meistens wird es aber die übernatürliche Gnade des selbst verleugnenden Opfers sein, des unerschütterlichen Glaubens und der Bekehrung von Sündern zu Menschen, die Christus lieben. In alldem werden wir den Herrn sehen und uns erfreuen. Aber all diese Offenbarungen Christi würden vage und verschwommen sein, wenn wir nicht das geschriebene Wort hätten, um unser Verständnis zu leiten und unser Herz zu behüten. Wir brauchen das Wort Gottes nicht nur, um Gott im Wort zu sehen, sondern auch, um ihn richtig an jedem anderen Ort zu sehen.

Die Sünde bekennen, dass wir eine Abneigung haben, Gottes Wort zu lesen

Tausend interessante Sachen streiten sich neben dem Wort Gottes um unsere Aufmerksamkeit. Ich bekenne, dass ich nach 50 Jahren des Liebens und Lesens und Einprägens der Schrift von solch unbedeutenden Sachen wie einer neuen Computer-Anwendung von festgesetzten Zeiten in dem Wort weggelockt werden kann. Das trügerische Vergnügen der Neuheit kann zeitweise die weitaus größeren Vorteile des Einhaltens meiner Verabredung mit dem Wort Gottes übertrumpfen.

Das sind Anzeichen in mir von dem, was Paulus die in einem wohnende Sünde nennt (Römer 7,17.20.23). Sie ist Teil der verbleibenden Verdorbenheit nach dem Tod des alten Selbst (Römer 6,6). Ich bin darauf nicht stolz. Es bekümmert mich. Manchmal erschreckt es mich. Es ist Teil des Grundes, warum ich so viel vom Kampf um Freude spreche. Ich weiß, dass diese sündhafte Neigung bis zum Tod bekämpft werden muss. Das ist der Kampf, an den Paulus denkt, wenn er sagt: »Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind« (Kolosser 3,5). Wir werden in Kürze davon sprechen, wie das Wort uns hilft, das zu tun. Aber zuerst müssen wir darum kämpfen, einfach unsere Verabredungen mit dem Wort einzuhalten.

Ein Weg, gegen die Neigungen zu kämpfen, die uns vom Wort Gottes zu Computern oder anderen stellvertretenden Vergnügungen locken, ist es, uns oft an die unermesslichen und größeren Vorteile des Wortes Gottes in unserem Leben zu erinnern. Wir müssen erkennen, dass das Lesen, Nachdenken, Einprägen und Studieren der Bibel mehr Freude in diesem und im nächsten Leben bringen wird als alle Dinge, die uns davon weglocken.

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum die Bibel diese Auswirkung hat, Freude zu produzieren. Ich möchte diese Verschiedenheit nicht minimieren oder die Auswahl an Vorteilen, die die Bibel in unserem Leben hat (mehr als jeder von uns für möglich hält), herunterspielen. Aber ich möchte betonen, dass letztendlich, in allen Vorteilen und durch diese, die Bibel zu größerer und dauerhafter Freude führt, weil sie uns zu Christus führt, insbesondere dazu, seine Herrlichkeit zu sehen und seine Gemeinschaft zu genießen. All die verschiedenen Vorteile sind letztendlich deshalb vorteilhaft, weil sie uns mehr von Christus zeigen und geben, woran wir uns erfreuen können.

Den Wert der Schrift sehen

Betrachten Sie also mit mir in diesem Kapitel nur zehn dieser Vorteile und bitten Sie Gott beim Lesen, Ihnen Augen zu geben, um den Wert der Schrift zu sehen und um in Ihnen ein unnachgiebiges Verlangen für das Wort Gottes zu erwecken. Es ist ein Kampf um Freude, und die Waffe in diesem Kapitel ist ein neues Sehvermögen dessen, wie der Wert von Gottes Wort alles auf Erden übertrifft.

1. Das Wort Gottes erweckt und stärkt den Glauben.

Der Heilige Geist erweckt und stärkt den Glauben nicht ohne das Wort Gottes. »Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi« (Römer 10,17). Der Grund dafür ist, dass der Geist in die Welt gesandt wurde, um Christus zu verherrlichen. Aber Christus wäre nicht verherrlicht, wenn der Heilige Geist Glauben ohne die Offenbarung der Herrlichkeit Christi im Evangelium erwecken würde.

Jesus sagte: »Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist … wird [er] mich verherrlichen« (Johannes 16,13-14). Wenn der Heilige Geist uns ohne die Verkündigung Christi in seinem Wort zum Glauben geführt hätte, dann wäre unser Glauben nicht in Christus, und Christus wäre auch nicht verherrlicht. Deshalb verknüpft der Geist seinen Dienst der Glaubenserweckung mit dem Christus verherrlichenden Wort. Das heißt: Wenn wir zum Wort Gottes gehen, dann begeben wir uns an den Ort, wo der Heilige Geist bereit ist, uns Christus zu offenbaren und unseren Glauben zu stärken. Und in diesem Glauben sind der Geschmack und der Kern all unserer Freude. Das Wort, das unseren Glauben erweckt, bewirkt unsere Freude.

2. Durch das Hören des Wortes gibt Gott den Heiligen Geist.

Der Geist Gottes erzeugt sowohl einen unterbewussten Einfluss, der uns zum Glauben führt, als auch eine bewusste Erfahrung der Kraft und der persönlichen Gemeinschaft, die durch diesen Glauben kommt. Das erklärt zwei Dinge: 1) Das ist der Grund, warum die Bibel davon sprechen kann, dass der Geist weht, wo er will, und gnadenvolle Auswirkungen in unserem Leben hat, bevor wir uns dafür entscheiden konnten (Johannes 3,6-8; 6,36.44.65). Mit anderen Worten: Durch seinen uns unbewussten Einfluss wirkt er in uns, um uns zu befähigen, das Wort zu hören und zu empfangen. 2) Das ist auch der Grund, warum die Bibel davon spricht, dass wir durch das Hören des Wortes Gottes mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Mit anderen Worten: Die bewusste Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist wird gegeben, wenn wir das Wort Gottes mit Glauben hören.

Daher sagt Paulus in Galater 3,5: »Der euch nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken lässt, tut er es durch Gesetzeswerke oder durch die Predigt vom Glauben?« (Schlachter). Die Antwort ist natürlich »durch die Predigt vom Glauben«. Beachten Sie das Wort Predigt. Es bezieht mit ein, dass das Wort Gottes gehört wurde. Paulus hatte das Wort Gottes gepredigt. Jetzt erinnert er die Galater: »Das Hören dieses Wortes vom Glauben war das Mittel, durch das der Heilige Geist euch gegeben wurde.« Der Geist kommt also (unbewusst), bevor wir ihm vertrauen und so die Befähigung bekommen, an Gottes Wort zu glauben; und der Geist kommt (bewusst) als Antwort auf unser Vertrauen in ihn und gibt uns die bewusste Erfahrung seiner Gemeinschaft durch Gottes Wort – die Erfahrung, die Paulus die »Freude des Heiligen Geistes« nennt. »Ihr [habt] das Wort … mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen« (1. Thessalonicher 1,6).

Das bleibt selbst dann wahr, nachdem wir Christen geworden sind und den Heiligen Geist in uns haben. Wenn wir mehr vom Geist Gottes haben wollen, müssen wir mehr das Wort Gottes mit Glauben hören. Wir müssen seine Verheißungen hören, ihre mit Blut erkaufte Gewissheit sehen, ihre Güte schätzen und uns auf sie verlassen. Auf diese Weise gibt uns Gott mehr von seinem Geist. Das Gebot in Epheser 5,18-19 (»Werdet voller Geist, indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet.«) steht parallel zu dem Gebot in Kolosser 3,16 (»Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern« [Luther 1984].). Vom Wort Christi erfüllt zu sein, ist fast dasselbe, wie von dem Geist Christi erfüllt zu sein, weil der Geist mit Freuden kommt, wo das Wort im Glauben empfangen wird.

Mit anderen Worten: Nicht nur der erste Glaubensschritt kommt durch das Hören, sondern auch alle weiteren Glaubensschritte kommen durch das Hören. Und weil Gott seinen Geist durch dieses Hören im Glauben gibt, kommt die Fülle des Heiligen Geistes durch das andauernde Hören des Wortes Gottes. Und wenn der Geist kommt, dann kommt er, um Jesus groß zu machen. Das heißt, dass er kommt, um Freude in unseren Herzen über Jesu Herrlichkeit zu entfachen. Und das heißt, dass das Wort Gottes wertvoller ist als alles, was die Welt bieten kann.

3. Das Wort Gottes erschafft und erhält Leben.

Jesus sagte: »Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben« (Johannes 10,10). Zu diesem Zweck lehrte er viele Dinge, und dann gab er sein Leben, damit wir ewiges und überfließendes Leben haben können. Wir werden durch das Wort Gottes in das neue Leben wiedergeboren. »Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem durch das lebendige und bleibende Wort Gottes. … Dies aber ist das Wort, das euch als Evangelium verkündigt worden ist« (1. Petrus 1,23-25). Gott schafft durch das Predigen des Evangeliums neues Leben in der Seele des Menschen. Jesus sagte: »Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben« (Johannes 6,63). Darum sagte auch Johannes, als er dabei war, die Niederschrift der Worte und Werke Jesu in seinem Evangelium zu beenden: »Diese aber sind geschrieben, damit ihr … Leben habt in seinem Namen« (Johannes 20,31). Die Worte im Johannesevangelium – und in der ganzen Schrift – führen zum Leben.

Jesus sagte: »Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht« (Matthäus 4,4). Oh, wie einfach wir doch betrogen werden zu denken, dass besseres Leben oder mehr Leben von Dingen kommt, die uns vom Wort weglocken. Aber es ist tatsächlich das Wort selbst, das uns überfließendes Leben gibt. Das Leben, das wir vom Brot bekommen, ist kurz und zerbrechlich. Das Leben, das wir vom Wort bekommen, ist ewig, sicher und stabil. Dieses Leben wird durch das Wort Gottes erschaffen und erhalten. Und mit diesem Leben kommt auch das Licht des Lebens, durch welches wir die Herrlichkeit Christi sehen. »Bei dir ist der Quell des Lebens; in deinem Licht sehen wir das Licht« (Psalm 36,10). Oder wie Jesus es sagte: »Wer mir nachfolgt … wird das Licht des Lebens haben« (Johannes 8,12). Mit anderen Worten: Das Leben, das durch das Wort kommt, ist ein Leben der Freude, weil das Wort uns von der Finsternis des nahe bevorstehenden Leidens zu dem Licht der Herrlichkeit Christi führt.

4. Das Wort Gottes gibt Hoffnung.

Das Wort Gottes gibt uns Hoffnung und stärkt sie auf mehr Arten, als wir uns vorstellen können. Wir bekommen einen flüchtigen Blick auf die vielen Weisen, durch die die Bibel Hoffnung gibt, wenn wir Paulus’ erstaunliche Beurteilung allein des Alten Testaments hören: »Alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben« (Römer 15,4). Nicht nur ein Teil des Alten Testaments, sondern alles – »alles, was früher geschrieben ist« – wurde mit der göttlichen Absicht geschrieben, uns Freude zu geben.

Eine der Dinge, die wir daraus lernen, ist, dass wir noch nicht einmal angefangen haben, die vielen Arten zu kennen, auf die es möglich ist, Hoffnung zu bekommen. Wir haben sehr wenig Erfahrung im Leben, verglichen mit Gottes Weisheit. Es gibt tausend Arten, die Gott bestimmt hat, um uns Hoffnung zu geben. Die meisten von ihnen haben wir noch nicht geschmeckt oder gar wahrgenommen. Doch wie oft murren wir, dass die wenigen bewährten Arten, Hoffnung zu bekommen, nicht vorhanden sind! Wir erkennen nicht, dass es andere Arten gibt, um Hoffnung zu bekommen, an welche wir nie gedacht haben. Wie kleingeistig von uns, in unserer Hoffnungslosigkeit auf unsere geschlossene Bibel zu schauen und zu sagen: »Was ich brauche, ist _____, und das ist nicht in der Bibel.« Woher wissen wir, dass wir _____ brauchen und nicht eine vollkommen unerwartete Hoffnung, die die Bibel in uns wecken wird, wenn wir sie im Glauben lesen?

In der Tat, uns mag Hoffnung fehlen, weil wir denken, dass wir etwas benötigen, was wir nicht benötigen. Es mag sein, dass das Wort Gottes uns zeigen muss, was wir wirklich benötigen, und uns dann die Kraft geben muss, es zu bekommen. Letztendlich ist es Christus, den wir wirklich benötigen. Er ist der Inbegriff all unserer Hoffnungen. Paulus lobt die Thessalonicher für ihr »Ausharren in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus« (1. Thessalonicher 1,3). Er redet von unserer glückseligen »Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus« (Titus 2,13). Deshalb sollen wir auf Christus hoffen (Epheser 1,12) und uns am Geheimnis des Evangeliums erfreuen, welches ist: »Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit« (Kolosser 1,27). Manchmal benötigen wir die Bibel nicht zur Erfüllung unseres Traums, sondern das Ersetzen unseres fehlgeschlagenen Traums durch die vollkommen befriedigende Herrlichkeit Christi. Wir kennen nicht immer den Weg der tiefsten Freude. Deshalb ist die Schrift mehr wert als alles, was die Welt bieten kann.

5. Das Wort Gottes führt uns zur Freiheit.

Jesus sagte: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« (Johannes 8,32). Die Wahrheit von Gottes Wort bewirkt auf viele Arten Freiheit und gibt in allen von ihnen Freude. Aber Jesus macht seinen Schwerpunkt in Vers 34 deutlich: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.« Die Freiheit, von der er spricht, ist Freiheit von der versklavenden, zerstörerischen Auswirkung der Sünde. Jesus macht dann in Johannes 17,17 ein Gebet aus dieser Wahrheit: »Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.« Heiligen bedeutet, frei von der Sünde zu machen.

Diese Freiheit ist im Kampf um Freude aus zwei Gründen unbedingt notwendig. Ein Grund ist, dass die Schuld der Sünde den Zorn Gottes auf uns bringen würde, wenn die Wahrheit des Evangeliums uns nicht durch Christi Blut und Gerechtigkeit von der Verdammnis befreien würde. Darauf haben wir uns im sechsten Kapitel konzentriert.

Der andere Grund für die dringende Notwendigkeit dieser Freiheit im Kampf um Freude ist, dass die Sünde unser Leben so sehr beschmutzt und verdirbt, dass wir weder sehen noch genießen können, was am besten ist. Deshalb ist die Verdorbenheit der Sünde ein großer Freudentöter. Jesus sagte: »Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen« (Matthäus 5,8). Im fünften Kapitel sahen wir, welchen Platz das Sehen Gottes im Kampf um Freude hat. Hier sei nur so viel gesagt: Die Unreinheit der Sünde verzerrt unsere Wahrnehmung so sehr, dass wir Gott nicht als wünschenswert sehen können. Daher macht die Sünde die größten Freuden unmöglich.

Die Ersatz-Versprechen der Sünde: Betrügerische Vergnügungen

Natürlich bietet die Sünde betrügerischen Ersatz. Die Bibel nennt das »betrügerische Begierden« (Epheser 4,22), weil sie uns in Bezug auf die Überlegenheit ihrer Resultate belügen. Sie nennen das Süße sauer und das Saure süß. Sie beschreiben alles verkehrt herum. Und diejenigen, die daran glauben, werden ihnen mehr und mehr gleich. »Ihr Gott ist der Bauch, und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt« (Philipper 3,19; Luther 1984). Oh, wie viele Menschen in der Welt heutzutage sich doch in ihrer Schande ehren und giftige Vergnügungen genießen! »Betrügerische Begierden« können uns mit einer List dazu bringen, zu denken, dass sündige Gedanken und Taten befriedigender seien, als Gott zu sehen. Diese Illusion ist so stark, dass sie moralische Verwirrung schafft und Menschen deshalb Wege finden, Sünde als gut zu rechtfertigen, oder wenn nicht als gut, dann wenigstens als zulässig. Wie viele Ehen wohl schon zerstört wurden aufgrund der rechtfertigenden Argumente, die nicht der Wahrheit Gottes Wortes entspringen, sondern den »betrügerischen Begierden«!

Oh, wie dringlich der Kampf doch wird, wenn die »betrügerischen Begierden « am stärksten sind. Jesus gebraucht die gewaltsamste Sprache für den Kampf an der vordersten Front gegen betrügerische Begierden. »Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird« (Matthäus 5,29). Jesus ruft zur Gewalt gegen unsere eigene Begierde auf, weil er unsere wahre und dauerhafte Freude liebt. Sexuelle Begierde ist eine der mächtigsten Betrüger, wenn es darum geht, wo man diese Freude finden kann. Selbst Tausende von Pastoren sind zu Narren geworden, die aufgrund der Zärtlichkeit einer Frau nicht mehr ihre rechte Hand von der linken unterscheiden können.

Eine Herausforderung des christlichen Lebens: die Selbstbeherrschung

Ed Welch hat kraftvoll über den geforderten »absoluten Krieg« gegen betrügerische Begierden geschrieben:

… es gibt eine große Herausforderung: wahre Selbstbeherrschung. … Selbstbeherrschung ist nichts für Ängstliche. Wenn wir darin wachsen wollen, dann nähren wir nicht nur einen Überschwang für Jesus Christus, wir fordern auch von uns selbst einen Hass gegen die Sünde. … Die einzig mögliche Einstellung gegen ein Verlangen, das außer Kontrolle geraten ist, ist eine absolute Kriegserklärung. … Der Krieg hat etwas an sich, das die Sinne schärft. … Man hört einen Zweig zerbrechen oder das Rascheln von Blättern, und schon ist man in Angriffsstimmung. Jemand hustet und man ist bereit, abzudrücken. Selbst nach Tagen mit wenig oder keinem Schlaf hält uns der Krieg wachsam.[3]

Dies ist wahrlich ein großer Kampf! Aber gegen wen oder gegen was? Nicht gegen andere Menschen! Es ist ein Kampf gegen alle Impulse in uns selbst, die gewalttätig gegen andere Menschen sein wollen. Es ist ein Kampf gegen alle Impulse in uns selbst, die mit unserer eigenen Sünde Frieden schließen wollen und sich eine Friedensmentalität angewöhnen wollen. Es ist ein Kampf gegen alle Begierden in uns selbst und gegen ein jedes versklavendes Verlangen nach Essen oder Koffein oder Zucker oder Schokolade oder Alkohol oder Pornographie oder Geld oder Menschenlob oder Anerkennung oder Macht oder Ruhm. Es ist ein Kampf gegen die Impulse in unserer eigenen Seele zu Rassismus und träger Gleichgültigkeit im Hinblick auf Ungerechtigkeit und Armut und Abtreibung.

Das Christentum ist keine Religion, bei der man sich niederlassen kann und im Frieden mit dieser Welt, so wie sie ist, leben kann. Als Jesus sagte: »Die Wahrheit wird euch frei machen« (Johannes 8,32), dann meinte er damit nicht, dass dies ohne Kampf geschehen würde. Er meinte, dass Wahrheit den Befreiungskrieg der Seele gewinnen würde. Christentum ist Krieg. Es ist eine totale Kampfansage gegen alle unsere sündigen Impulse. Der Apostel Petrus sagte: »Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, enthaltet« (1. Petrus 2,11). Christ zu werden heißt, zu der Wahrheit aufzuwachen, dass es um unsere Seele – die ewige Freude unserer Seele – geht. Deshalb ist das Christentum ein tödlicher Kampf um wahre und dauerhafte Freude.

Die befreiende Kraft des Wortes ist die Kraft der verheißenen Freude

Jesus möchte uns von den tödlichen Illusionen der weltlichen Befriedigung befreien. Und er will dies durch die Wahrheit seines Wortes tun. »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« Wie befreit uns dann die Wahrheit des Wortes von betrügerischen Begierden, damit wir eine tiefere, stärkere, süßere, höhere, längere Freude haben können als alles, was Satan oder diese Welt bieten kann?

Einige Christen gehen den Weg des Stoizismus im Kampf gegen Sinnlichkeit. Er funktioniert nicht. Er ist nicht biblisch. Er ist hoffnungslos schwach und unwirksam. Und der Grund, warum er misslingt, ist, dass die Kraft der Sünde von ihrem Versprechen des Vergnügens kommt und durch das mit Blut erkaufte Versprechen des hochwertigeren Vergnügens an Gott besiegt werden muss, nicht durch rohe, menschliche Willenskraft. Die Religion der Willenskraft verherrlicht, wenn sie gelingt, den Willen. Sie bringt gesetzliche Menschen hervor, nicht liebende Menschen. Jonathan Edwards sah die Machtlosigkeit dieser Methode und sagte:

Wir kommen mit doppelter Kraft zu den Gottlosen, um sie zu einem gottesfürchtigen Leben zu bewegen. … Das übliche Argument ist der Vorteil der Religion, aber leider ist es so, dass der gottlose Mensch nicht dem Vorteil nachgeht; es ist das Vergnügen, das er sucht. Dann werden wir sie also mit ihren eigenen Waffen bekämpfen.[4]

Mit anderen Worten: Eine Leidenschaft für das mit Blut erkaufte, ewige Vergnügen an Gott ist die einzige Kraft, die die Begierden dieser Zeit besiegen kann, indem sie in Menschen eine Liebe zu Gott schafft, nicht eine Gesetzlichkeit, die zum Rühmen eigener Willenskraft führt.

Auf diese Weise befreit uns die Wahrheit des Wortes Gottes. Sie gibt uns die Waffe, mit der wir betrügerische Begierden töten. Wie Jesus, so sprach auch Paulus über Gewalt im Kampf gegen Begierde: »Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind … böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist!« (Kolosser 3,5). Und an einer anderen Stelle sagt er: »Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben« (Römer 8,13). Die Tatsache, dass ein Text vom Töten der Begierden und ein anderer vom Töten der Handlungen spricht, zeigt einfach, dass böse Begierden hinter bösen Handlungen stehen. Es wäre nutzlos, nur die Handlung zu töten, aber nicht die Begierde. Das ist nicht der Weg Jesu. Jesu Weg ist: Töte die Handlung durch das Töten der Begierde. Erwürge die Handlung durch das Abschneiden ihrer Luftversorgung – nämlich des Betrugs, dass die Handlung uns dauerhafte Freude geben wird.

Sowohl in Römer 8,13 als auch in Kolosser 3,5 heißt es: »Töte!« Es ist ein tödlicher Kampf, und unser Leben – ganz zu schweigen von unserer Freude – hängt davon ab. Jesus und Paulus sind sich einig: Es ist Krieg. Christentum sähe an vielen Orten ganz anders aus, wenn Christen der Freude des Sehens Gottes mit dieser Ernsthaftigkeit auf Leben und Tod nachgingen und eine tödliche Dringlichkeit verspürten, gegen die Arten von Verlangen zu kämpfen, die uns betrügen und uns für die vollkommen befriedigende Herrlichkeit Gottes blind machen.

Wie tötet man eine betrügerische Begierde?

Wie kann uns dann die Wahrheit von Gottes Wort helfen, betrügerische Begierden zu töten und uns zu beständigen Freuden zu befreien? Es ist wichtig, Römer 8,13 zu betrachten, wo steht, dass die betrügerischen Begierden und Handlungen, die unser Leben bedrohen, »durch den Geist« getötet werden sollen. Wie tötet man eine Begierde »durch den Geist«? Erstens, indem man erkennt, dass die einzige offensive Waffe in der Beschreibung von Paulus von »der Waffenrüstung Gottes« in Epheser 6,11-18 (die Waffe, die zum Töten gebraucht wird) »das Schwert des Geistes … Gottes Wort« ist. Wenn es also in Römer 8,13 heißt, dass wir die sündigen Handlungen »durch den Geist« töten sollen, dann verstehe ich das so: »Erfahrt die Kraft des Geistes, die den Betrug zerstört, indem ihr an das glaubt, was das Wort Gottes über diese betrügerische Begierde sagt.« Auch wenn wir nur Menschen und nicht Gott sind, sollen wir die Kraft des Geistes gegen sündige Begierden abfeuern (wie eine Kanone). Diese tödliche Feuerkraft (= das Schwert) wird »Gottes Wort« genannt. So wie ich es verstehe, feuern wir diese Kraft ab, indem wir an dieses Wort glauben.

Das wird in Galater 3,5 bestätigt: »Der euch nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken lässt, tut er es durch Gesetzeswerke oder durch die Predigt vom Glauben?« (Schlachter). Mit anderen Worten: Wir setzen die Kraft des Geistes in energische Taten um, die die Sünde töten, indem wir hören. Was hören? Das Wort Gottes. Deshalb zerstören wir betrügerische, Freude tötende Begierden, die uns mit vernichtenden Arten von Verlangen zu überwältigen drohen, indem wir das Wort Gottes hören und glauben, wenn es sagt, dass Gott und Gottes Wege begehrenswerter sind als alles, was die Sünde bieten kann.

Das ist, was Edwards meinte, als er sagte: »Dann werden wir sie also mit ihren eigenen Waffen bekämpfen.« Ist die Kraft der Sünde also das Versprechen betrügerischer Begierden? Dann werden wir gegen jedes Versprechen ein besseres aufstellen! Nur zu, Sünde, stelle deine besten Versprechen auf! Wir werden Gottes Versprechen gegen deine aufstellen. Nichts – nichts auf der Welt – kann das von Gott versprochene Vergnügen in Wert und in Tiefe und in Höhe und in Dauerhaftigkeit überbieten. »Glückselig [glücklich![5]], die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen« (Matthäus 5,8). »Mit dem Strom deiner Wonnen tränkst du sie« (Psalm 36,9). »Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar« (Psalm 16,11). »Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als jenen zu der Zeit, da sie viel Korn und Most haben« (Psalm 4,8). »Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel« (Lukas 6,23). Nichts übertrifft die Freude, die Gott verspricht.

Der Kampf um Freude ist der Kampf, zu sehen und zu glauben, dass Christus begehrenswerter ist als die Versprechen der Sünde. Glaube und Sehen kommen durch Hören, und Hören kommt durch das Wort Christi. Wir schauen in das Wort, wir denken nach, und wir flehen Gott an, dass die Augen unseres Herzens geöffnet werden, um die hochwertigere Herrlichkeit und Freude zu sehen. Dieses Flehen ist so wichtig, dass wir das ganze neunte Kapitel dem widmen werden. Nur so viel sei jetzt gesagt: Wir sind vollkommen auf den Heiligen Geist angewiesen, um uns die Versprechen Gottes als begehrenswerter erscheinen zu lassen als die Versprechen der Sünde. Und für dieses lebenswichtige Wirken, das Augen öffnet und Herzen verändert, beten wir jeden Tag.

Wie das Kreuz Christi die Freude tötende Sünde tötet

Aber konzentrieren wir uns noch mehr darauf, wie die Wahrheit uns von betrügerischen, Freude tötenden Begierden befreit. Das Wort Gottes hat nicht nur völlig geeignete Verheißungen, um jede betrügerische Begierde zu töten,[6] es hat auch eine zentrale Botschaft, die dazu bestimmt ist, besondere Macht in diesem Kampf zu haben. Die zentrale Botschaft ist das Evangelium des gekreuzigten Christus. Wir haben das ganze Kapitel 6 dieser Tatsache gewidmet. Aber ich habe das Zeugnis von John Owen für diese entscheidende Stelle aufbewahrt. Owen (1616-1683) war vermutlich der größte Denker und Theologe unter den Puritanern in England. Er kombinierte tiefgehende biblische Gedanken mit scharfsinniger praktischer Anwendung.

Eines seiner bekanntesten Werke ist nur 86 Seiten lang. Es heißt Mortification of Sin in Believers, also auf Deutsch so viel wie »Tötung der Sünde in Gläubigen«. Das ganze Buch ist eine Auslegung von Römer 8,13 (»Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.«). Owen sagte es auf diese Weise: »Töte die Sünde, oder sie wird dich töten.«[7]

Als ich fünfzehn Jahre alt war, schrieb meine Mutter Folgendes in meine Bibel (ich habe die Bibel noch): »Dieses Buch wird dich von der Sünde abhalten, oder die Sünde wird dich von diesem Buch abhalten.« Ich möchte hiermit sagen, dass das Motto meiner Mutter und das Motto Owens, »Töte die Sünde, oder sie wird dich töten«, praktisch gleich sind. Das Wort Gottes ist die Waffe, um Sünde zu töten. »Die Wahrheit wird euch frei machen.« Für Owen war das Kreuz Christi die zentrale Botschaft und die Sünden tötende Kraft des Wortes Gottes. Sich darauf zu konzentrieren, sagte er, ist der beste Weg, die Sünde zu töten, die unsere Freude tötet.

Was das Objekt eurer Zuneigungen betrifft, möge es insbesondere das Kreuz Christi sein, welches übermäßige Wirksamkeit für die Enttäuschung des gesamten Werks der in uns wohnenden Sünde hat: »Mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt« (Galater 6,14). Das Kreuz Christi war sein Ruhm und seine Freude; daran hängte er [Paulus] sein Herz; und das waren die Auswirkungen: Die Welt war ihm gekreuzigt, tot und unerwünscht. Die Köder und Vergnügungen der Sünde sind alle aus der Welt genommen. … Wenn das Herz mit dem Kreuz Christi gefüllt ist, wirft es Tod und Unerwünschtheit auf sie alle; keine scheinbare Schönheit, kein erkennbares Vergnügen und keine Ansehnlichkeit verbleibt in ihnen. Wiederum sagt er: »Dadurch ist mir die Welt gekreuzigt; es macht mein Herz, meine Zuneigungen, mein Verlangen tot für all diese Dinge.« Es entwurzelt verdorbene Begierden und Zuneigungen, lässt keine Möglichkeit, um fortzufahren und Vorsorge für das Fleisch zu treiben, zur Erfüllung seiner Begierden. Bemüht euch darum, euer Herz mit dem Kreuz Christi zu füllen …, damit es keinen Platz für die Sünde gibt.[8]

Das ist der Kern des Kampfes um Freude. »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« – frei, um die alles übertreffende Herrlichkeit Christi zu sehen, frei von den blendenden, Freude tötenden Begierden, die einen Krieg gegen die Seele führen. Im Kampf um Freude gibt es keinen Ersatz für die befreiende Kraft der Wahrheit – der Wahrheit der Verheißungen Gottes und des Wortes vom Kreuz, wo alle Verheißungen durch den Tod Christi mit Blut erkauft wurden.

6. Das Wort Gottes ist der Schlüssel zu erhörtem Gebet.

Die Rolle des Wortes Gottes in Bezug auf erhörtes Gebet, ist ein weiterer Nutzen, der das Verlangen erweckt, die Schrift zu lesen, über sie nachzudenken und sie uns einzuprägen. Jesus sagte: »Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen« (Johannes 15,7). Die Worte Jesu müssen in uns bleiben, wenn unsere Gebete wirksam sein sollen.

Der beste Weg zu sehen, was es bedeutet, die Worte Jesu in uns bleiben zu lassen, ist zu sehen, was Jesus über dieses Bleiben ein paar Verse zuvor sagt. In Vers 5 sagt er: »Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.« Beachten Sie die Parallele. In Vers 7 sagt er: »Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben«, und in Vers 5 sagt er: »Wer in mir bleibt und ich in ihm …« In Vers 5 bleibt Jesus selbst in uns, wenn wir in ihm bleiben. Aber in Vers 7 sind es seine Worte, die in uns bleiben, wenn wir in ihm bleiben. Ich denke, dass dieser Wechsel uns zeigen will, wie Jesus in uns bleibt – nämlich dadurch, dass seine Worte in uns bleiben.[9]

Aber diese Parallele wirft auch Licht darauf, was es heißt, dass die Worte Jesu in uns bleiben. Die Worte Jesu in uns bleiben zu lassen, heißt für uns, dass wir Jesus selbst in uns wohnen lassen. Es bedeutet, dass wir Jesus in unserem Leben willkommen heißen und ihm Raum zum Leben geben, nicht als schweigender Gast ohne Ansichten oder Gebote, sondern als autoritärer Gast, dessen Worte und Prioritäten und Verheißungen uns mehr bedeuten als alles andere.

Was das im Hinblick auf »die Worte Jesu in uns bleiben lassen« bedeutet, ist, dass wir die Bibel nicht nur lesen oder uns einprägen oder ihr zuhören oder darüber nachdenken, auf dieselbe Weise, wie wir das bei den weisen Sprüchen von alten Gelehrten tun würden. Jesus lebt heute, sie aber sind tot. Er beabsichtigt nicht, dass unser Nachdenken über seine Worte die Gemeinschaft mit ihm durch seine Worte ersetzt. Er beabsichtigt, dass das Nachdenken über seine Worte Gemeinschaft mit ihm ist. Wir hören die Worte Jesu als lebendige Worte von einer lebendigen Person gesprochen. Uns seine Worte zu Herzen zu nehmen, ist eine geistlich absichtliche Handlung, um eine Beziehung zu einer lebenden Person zu schaffen. Das bedeutet es, seine Worte in uns bleiben zu lassen.

Wie führt das bleibende Wort Christi zu wirksamen Gebeten?

Der Grund, warum Gebete erhört werden, wenn Christi Worte in uns bleiben, ist der, dass es uns so verändert, dass wir zu Menschen werden, die das lieben, was er liebt, und wir deshalb um Dinge bitten, die seinem Willen entsprechen. Dieser Zustand ist nicht vollkommen. Er ist fortschreitend. Je mehr wir den lebendigen Christus durch die Gemeinschaft mit ihm in seinem Wort kennen, desto mehr wird unser Verlangen geistlich – wie auch sein Verlangen –, anstatt nur weltlich. Das meinte David, als er in Psalm 37,4 sagte: »Habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.« Das Begehren des Herzens bleibt nicht lediglich ein natürliches Verlangen, wenn das Herz sich am Herrn mehr als an allem anderen erfreut. Die Freude am Herrn – die seinen Namen heiligt und nach seinem Reich trachtet und seinen Willen tut – verändert unser natürliches Verlangen in ein Verlangen, das auf Gott ausgerichtet ist. Das passiert, wenn das Wort Christi in uns bleibt.

Man könnte es auch so sagen: Wenn Sie wollen, dass Gott auf Ihre Interessen reagiert, dann müssen Sie sich seinen Interessen hingeben. Gott ist Gott. Er führt die Welt nicht, indem er die Beratungsfirma »Menschheit« engagiert. Er lässt uns durch das Gebet so weit am Führen der Welt teilhaben, wie wir in Gemeinschaft mit ihm leben und gern von seinem Herzen und seinen Zielen und Absichten umgestaltet werden.

Ein Anzeichen dafür gibt es in 1. Johannes 5,14: »Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.« Gebet ist nicht dazu bestimmt, unsere natürlichen Wünsche zu erfüllen. Es ist dazu bestimmt, unsere Wünsche zu erfüllen, wenn diese Wünsche so gereinigt und von Christus und seinem Wort gesättigt sind, dass sie seinen Plänen entsprechen. Je mehr das Wort Christi in uns bleibt, desto mehr ist das der Fall.

Die bleibenden Worte Jesu in uns bereiten uns auf fruchtbringendes Gebet vor. »Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht« (Johannes 15,5). Wenn das Gebet nicht zur Erfüllung unserer natürlichen Wünsche, sondern für ein Christus verherrlichendes Tragen von Früchten ist, dann besteht die größte Herausforderung darin, zu einem Menschen zu werden, der nicht vom natürlichen Verlangen bestimmt ist, sondern von einem geistlichen Verlangen, das Früchte trägt. Ziel ist es, zu dem zu werden, was Paulus einen »geistlichen Menschen « nennt, im Gegensatz zu lediglich einem »natürlichen Menschen« oder fleischlichen Menschen (1. Korinther 2,14-15). Der Schlüssel zum kraftvollen Gebet ist es, zu Menschen zu werden, die nicht Gott für ihre Zwecke gebrauchen, sondern vollkommen hingegeben sind, für seine Zwecke gebraucht zu werden.

Darum sagt Jesus: »Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.« Wenn die Worte Jesu in uns bleiben, dann werden wir zu Menschen, die nicht lediglich vom natürlichen Verlangen bestimmt sind, sondern hingegeben sind, zur Ehre Gottes Früchte zu tragen. Wenn Sie sich jemals nach einem Leben gesehnt haben, das von tiefen und fruchtbringenden Gebeten gekennzeichnet ist, dann widmen Sie sich dem Wort Gottes. Lesen Sie es. Denken Sie darüber nach. Prägen Sie es sich ein. Lassen Sie sich davon umgestalten.

Sind wir gesättigt von dem Wort,
werden Gebete eher erhört.

Und weil eines dieser Gebete sein wird: »Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen« (Psalm 90,14), sind die Worte Jesu begehrenswerter als alles, was diese Welt bieten kann.

7. Das Wort Gottes ist die Quelle der Weisheit.

Es ist sehr vorteilhaft, weise zu sein. Weisheit unterscheidet sich von lediglicher Kenntnis von Tatsachen. Einige sehr weise Menschen haben wenig schulische Ausbildung. Und einige sehr gebildete Menschen, die vieles wissen, sind nicht weise. Weisheit ist das Verständnis, wie wir zu leben haben, so dass die Ziele, für die wir geschaffen wurden, erfüllt werden: ein Leben, das Gott verherrlicht und gut für die Menschheit ist. Und weil Gott zu verherrlichen Freude an Gott beinhaltet und unsere Freude an Gott gut für die Menschheit ist, ist Weisheit der einzige Weg zu tiefer und dauerhafter Freude.

Es überrascht uns nicht, dass diese Weisheit, die Freude erzeugt, durch das Wort Gottes kommt. Im vorherigen Abschnitt haben wir gesehen, dass Christus selbst in uns bleibt, wenn seine Worte in uns bleiben. Und Paulus sagt uns: »In [Jesus sind] alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen« (Kolosser 2,3). Durch sein Wort also wohnt er in uns, und mit ihm kommen »alle Schätze der Weisheit«. Paulus sagt es noch direkter in Kolosser 3,16: »Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! « Das Wort Christi bringt »alle Weisheit« in unser Leben, so dass wir einander helfen können, die Weisheit zu kennen und darin zu leben.

Eine der Herausforderungen, die ich immer wieder den Menschen in meiner Gemeinde – besonders den Frauen – stelle, ist, dass sie es sich als ein Ziel setzen, zu einem Weisen zu altern. Ich liebe die Vision älterer Frauen voll gereifter geistlicher Frucht, die nur durch ein langes Leben mit viel Bedrängnis und tiefem Nachsinnen über das Wort Gottes kommt. So viele jüngere Frauen sehnen sich danach, dass ältere Frauen mit tiefer Weisheit diese Weisheit teilen, die Gott ihnen über die Jahre gegeben hat. Es ist eine große Freude, eine solche Gabe zu teilen und zu empfangen. Es ist eine Freude, die durch das Wort Gottes kommt. Es gibt keine bessere Freude als die, die durch Weisheit kommt. Daher ist das Wort Gottes wertvoller als alles andere auf Erden.

8. Das Wort Gottes gibt uns entscheidende Warnungen.

Psalm 19 feiert die Vorteile des Wortes Gottes mindestens so deutlich wie jede andere Bibelstelle. Er kommt zu diesem Höhepunkt: »Sie, die köstlicher sind als Gold, ja viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim. Auch wird dein Knecht durch sie gewarnt; in ihrer Befolgung liegt großer Lohn« (V. 11-12).

Wenn wir einen perfekten Blick dafür hätten, was richtig und was falsch ist, und wenn wir die Zukunft und die Konsequenzen all unseres Verhaltens und aller Ereignisse wissen könnten, dann bräuchten wir vielleicht keine Warnungen. Aber wir sind blind für so viele Dinge und kennen nicht die Zukunft, wie Gott sie kennt. Wir müssen oft gewarnt werden, dass der Weg, den wir gehen wollen, Torheit ist. Oh, wie viele Freude tötende Entscheidungen können wir uns ersparen, wenn wir auf die Warnungen in der Bibel achten! In seiner Gnade hat Gott uns ein Buch gegeben, das uns nicht nur den richtigen Weg weist, sondern auch Warnungen gibt, was geschieht, wenn wir den falschen Weg gehen.

Warnungen sind demütigend. Sie retten unser Leben auf Kosten unseres Egos. Meine Frau hat mehrere Male mein Leben gerettet. Als ich einmal in Cambridge (England) war, wo Autos auf der linken Straßenseite fahren, war ich dabei, die Straße vor unserem Hotel zu überqueren. Ich schaffte es bis zur Mitte der Straße, aber dann versagte meine Aufmerksamkeit, und ich sah nach rechts, um zu sehen, ob Autos kamen. Alles frei. Noël muss meine Muskeln gelesen haben, denn als ich kurz davor war, weiterzulaufen, schrie sie in einer Stimme, die klar Halt bedeutete: »Johnny!« Mein Körper reagierte instinktiv auf die Warnung, als ein Auto mit vielleicht 50 km/h weniger als einen Meter entfernt von links an mir vorbeifuhr. Wenn sie mich nicht gewarnt hätte (energisch, ohne Ausschmückungen), dann wäre ich heute vermutlich entweder tot oder verkrüppelt.

Ich habe mein Leben durch eine Warnung erhalten. Die Bibel ist voll von Warnungen, die Leben geben und Freude erhalten. Wie viele Menschen mit Geschlechtskrankheiten wären verschont worden, wenn sie auf diese Warnung geachtet hätten: »Flieht die Unzucht« (1. Korinther 6,18)! Wie viele Menschen mit Lungenkrebs wären verschont worden, wenn sie auf die Warnung geachtet hätten, sich von nichts beherrschen zu lassen, inklusive Nikotin (1. Korinther 6,12)! Wie viele Menschen säßen nicht im Gefängnis, wenn sie auf die folgenden Gebote geachtet hätten: »Du sollst nicht töten« oder »Du sollst nicht stehlen« oder »Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen « (2. Mose 20,13.15.16)! Wie viele haben ihr Leben ruiniert, indem sie diese kristallklare Warnung missachtet haben: »Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben« (1. Timotheus 6,9-10)!

Wie gnädig sind die Warnungen des Wortes Gottes! Sie sind die Quelle unermesslicher Freude für all diejenigen, die sie im guten Herzen des großen Arztes sehen. Er kennt die Vorbeugung und das Heilmittel gegen jedes Leid. Möchten Sie ein tieferes und längeres Verlangen haben, als es die Welt bieten kann? Dann gehen Sie zu Gottes Wort und holen Sie sich gute Warnungen.

9. Das Wort Gottes befähigt uns, den Teufel zu besiegen.

Der Teufel ist echt und schrecklich. Er ist viel stärker, als wir es sind, und er hat die Absicht, zu betrügen und zu zerstören. Jesus sagte: »Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben« (Johannes 8,44). Dennoch ist er entscheidend besiegt worden durch den Tod und die Auferstehung Jesu. Die Bibel lehrt uns, dass Christus die menschliche Natur annahm, »um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel« (Hebräer 2,14). Dieses Zunichtemachen war entscheidend, aber nicht endgültig. Weil Christus sein Blut für unsere Sünden vergossen hat, kann der Teufel nicht diejenigen zerstören, die in Christus sind. Der Grund dafür ist, dass seine Beschuldigungen nicht mehr gültig sind. Das Einzige, was uns zur ewigen Vernichtung verurteilen könnte, ist unvergebene Sünde. Aber das Kreuz erlangte vollkommene Vergebung. Deshalb kann uns der Teufel nur töten, aber nicht verdammen.

Ja, er hat so viel Macht. Jesus sagte zu der Gemeinde in Smyrna: »Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage. Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben« (Offenbarung 2,10). Wo ist hier der Sieg? Johannes sagt uns in Offenbarung 12,11: »Und sie haben [den Teufel] überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod!« Sie besiegten den Teufel, indem sie in Jesu Blut vertraut haben, um ihre Sünden zu bedecken, und indem sie bis zum Tod an ihrem Glauben festgehalten haben.

Der Teufel wird überall dort überwunden, wo seine Absicht, den Glauben zu verschlingen, besiegt wird. Der Sieg geschieht durch das Kreuz Christi und das Wort Gottes. Johannes, der die Arbeitsweise des Teufels gut kannte, sagte in seinem ersten Brief: »Ich habe euch, ihr jungen Männer, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt« (1. Johannes 2,14). Das Wort Gottes ist die Kraft, die den Teufel besiegt. Genauso war es auch mit Jesus in der Wüste. Gegen jede Versuchung, die der Teufel auf ihn warf, zitierte er die Schrift (Matthäus 4,4.7.10). Wenn Jesus selbst das Wort Gottes war und Dämonen gebieten konnte, ihm zu gehorchen (Markus 1,27), er sich aber dennoch auf die Schrift verlassen hat, um die Versuchungen des Teufels abzuwehren, dann sollten wir uns erst recht auf die Schrift verlassen.

Paulus bestätigt diese Wahrheit: »Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt!« (Epheser 6,16). Also ist der Glaube der große Sieger über den Teufel. »Dem widersteht standhaft durch den Glauben« (1. Petrus 5,9). Aber Glaube an was? An das Wort Gottes. An die Verheißungen Gottes. Deshalb belehrt Paulus Timotheus: »Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern … lehrfähig [sein] … und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen und hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels heraus nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen worden sind für seinen Willen« (2. Timotheus 2,24-26). Das Lehren ist das häufigste Mittel, das Gott gebraucht, um Menschen »aus dem Fallstrick des Teufels« zu retten. Was wird gelehrt? »Erkenntnis der Wahrheit« – das Wort Gottes.

Darum, wenn Sie Macht über den Teufel haben wollen, und wenn Sie seinem Fallstrick seines Betrugs und der Zerstörung Ihres Glaubens entgehen wollen, dann handeln Sie so wie Jesus und wie alle siegreichen Heiligen: Häufen Sie das Wort Gottes an, und benutzen Sie es als Schwert gegen Ihren Feind.

Und wenn die Welt voll Teufel wär
Und wollt uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
Wie sau’r er sich stellt,
Tut er uns doch nichts,
Das macht, er ist gericht’,
Ein Wörtlein kann ihn fällen.

Wenn die Mächte der Finsternis gegen Sie aufgestellt sind und Ihre Freude für immer zerstören wollen, gibt es nichts Wertvolleres, als das Wort Gottes bereit zum Kampf zu haben. Der Kampf um Freude ist nicht für die Unbewaffneten.

10. Das Wort Gottes ist daher die Quelle großer und dauerhafter Freude.

Wir haben mindestens neun Gründe gesehen, warum das so ist. Nun sehen wir, dass Gott in der Bibel einfach sagt, dass es so ist. Der weise und gottesfürchtige Mensch wendet sich vom Rat der Gottlosen mit all ihren Versprechen des Vergnügens ab und sieht, dass er »seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm« (Psalm 1,2-3). Diejenigen, die Gottes Wort lieben, preisen die Kostbarkeit der Bibel und die Freuden, die sie gibt. Sie sagen, dass die Bibel die wertvollsten irdischen Dinge, wie Gold und Silber, überbietet; und sie sagen, dass der Geschmack auf der Zunge des Sinnes und des Herzens süßer als Honig ist und dass ihre Reichhaltigkeit wie die feinste aller Speisen ist.

Lieber ist mir das Gesetz deines Mundes als Tausende von Gold- und Silberstücken(Psalm 119,72).
Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht (Psalm 119,162).
Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und Feingold (Psalm 119,127).
Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund! (Psalm 119,103).
Vom Gebot seiner Lippen ließ ich nicht ab; mehr als es meine Pflicht gewesen wäre, wahrte ich die Worte seines Mundes (Hiob 23,12).
Fanden sich Worte von dir, dann habe ich sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn dein Name ist über mir ausgerufen, HERR, Gott der Heerscharen (Jeremia 15,16).

Die große Schlussfolgerung ist: »Wie liebe ich dein Gesetz! Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag« (Psalm 119,97). Was uns zu der Frage bringt: Wenn das Wort Gottes an sich so erfreulich ist, und wenn es im Kampf um Freude eine entscheidende Rolle spielt – wenn es wertvoller als alles andere auf Erden ist –, wie sollen wir es dann gebrauchen? Das ist das Thema des nächsten Kapitels.


  1. John Owen, On Indwelling Sin in Believers, in: The Works of John Owen, Hrsg. W.H. Goold, 24 Bände (1850-1853; Nachdruck: Edinburgh: Banner of Truth, 1967), Band 6, S. 250-251.
  2. Kapitel 5 enthält eine ausführlichere Diskussion über die Beziehung zwischen dem Sehen der Herrlichkeit Gottes und dem Hören des Wortes Gottes.
  3. Edward Welch, »Self-Control: The Battle Against ›One More‹«, The Journal of Biblical Counseling 19 (Winter 2001), S. 30.
  4. Jonathan Edwards, »The Pleasantness of Religion«, in: The Sermons of Jonathan Edwards: A Reader, Hrsg. Wilson H. Kimnach, Kenneth Minkema und Douglas A. Sweeney (New Haven: Yale University Press, 1999), S. 23-24.
  5. Das griechische Wort makarios, das in den Seligpreisungen in Matthäus 5 verwendet wird, bedeutet »glücklich« oder »froh«. Paulus gebraucht dieses Wort an anderen Stellen, um die Freude des Menschen zu beschreiben, dessen Sünden vergeben sind (Römer 4,7), oder die Freude des Menschen, der ein reines Gewissen hat (Römer 14,22).
  6. Ich habe in dem folgenden Buch versucht zu zeigen, wie man diesen Kampf kämpft: The Purifying Power of Living by Faith in FUTURE GRACE (Sisters: Multnomah, 1995).
  7. John Owen, Mortification of Sin in Believers, in: The Works of John Owen, Bd. 6, S. 9.
  8. John Owen, On Indwelling Sin in Believers, in: The Works of John Owen, Bd. 6, S. 250-251, Hervorhebung hinzugefügt.
  9. Siehe auch zuvor in diesem Kapitel, wo ich Kolosser 3,16 (wo davon die Rede ist, dass das Wort Christi reichlich unter uns wohnt) und Epheser 5,18-19 (wo davon die Rede ist, dass der Heilige Geist in uns wohnt) miteinander verglichen habe. Diese Parallele ist ähnlich derjenigen, die wir hier in Johannes 15,5.7 sehen.